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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Ivirtschcifisspiegel

1. Juni 1919 560077 Personen untergebracht. Von ihnen waren 131 WO oder
27,12 Prozent auf den Zechen beschäftigte Arbeiter, und zwar oder
24 65 Prozent FamÜienvorstände und Söhne und 18808 oder 2,47 Prozent
Kostgänger. Die übrigen Bewohner waren, bis auf 1687 sonstige Äfbrmnter,
Familienangehörige, Unter den Wohnungen ist bei weitem am stärksten die
Vicrziiniuer-Wohnunq vertreten. Mehr als die Hälfie der Gesamtzahl der
Wohnungen mit 54,70 Prozent der insgesamt in Z cheinvohnnngen unteigeblachten
Personen entfällt auf diese Gruppe. Die Dreizmuner-Wohnungen machten an¬
nähernd 36 Prozent aus mit 31,53 Prozent der Personen, wogegen auf die
Fünf- und Ztvcizimmer-Wohnungen nur rund 6 bzw. 5 Prozent mit 7,W und
3 32 Prozent der Personen enifielen. In den Sechszuniner-Wohnungen
si 81 Prozent der Gesamtzahl) wa>en 2,58 Prozinl der in Frage kommenden
Personen untergebracht. Die Belegung je Zunmer ist mit 1,64 Personen am
stärksten bei deu Zweizimiuer-Wohnungen, sie gebt mit der Zunahme der Zuiuner-
zahl stetig herunter und beträgt bei den Sechszimmer-Wohnungen nur noch
1,18 Personen. Der Preis einer Zcchenwohimng bleibt um rund 40 bis
56 Prozent unter dein ortsüblichen Sag. Für eine Nierziinmer-Wolmung, die
meist vertretene Art, bezahlt der Bergmann beispielsweise im Durchschnitt
211 Mark jährlich (ortsüblicher Sah ist sür eine Privatwohnung 425 Mark).
Anszeidem verfügten dieZechen am I.Juni dieses Jahres auch noch über 134 sogenannte
Menagen, in denen 7101 Arbeiter untergebracht waren und die Möglichkeit
für die Unterbringung weiterer rund 12 000 bestand. Von der Belegschaft des
niederrheinisch, westfälischen StcinlohlenbergbanS von 413 000 Mann an dem
genannten Tage wohnten, wenn man für die in der Slatiüik nicht berücksichtigten
Werke die gleiche" Verhältnisse annimmt wie für die von ihr erfaßten Zechen,
insgesamt rund 167 000 oder 40,44 Prozent in Zechenhiiniern oder Menagen.
Ans diesen Zahlen sehen wir eine quantitative Zunahme der Wohnungen, die
aber bei weitem nicht ausreicht, um die dringend benötigte Zahl der Beiegichaft
unterzubringen. Mit Rücksicht auf diese schwierigen Uulerkimfismöglichkeiten
mussten die Arbeitsnachweise vielfach die Vermittlung von geeigneten Arbeitskräften
für die Zechen einstellen.

Könnte nnn unsere Kohlennot dnrch Einfuhr aus dem Auslande behoben
Werden? Die Frage ist zu verneinen. Denn als einziges überschiißgebiet kommt
für uns augenblicklich Amerika in Betracht, von wo der Bezug infolge der
unerschwinglichen Preishöhe und des Tiefstandes unserer Valuta gänzlich auszer
Frage steht. Als einzige Rettung bleibt uns also nur die Steigerung der eigenen
Produktion durch Qberschichten oder Überstunden in den Bergwerken. Unter
keinen Umständen darf man den wahnwitzigen Elementen, die hinter den Kulissen
ihr Unheil treiben, die Freiheit lassen. Gegen ihren Wahnsinn hilft nur härtester
Gegenzwang, soll die Freiheit und das Leben des übrigen denischcn Volkes geschützt
werden. Ein Weg zum Besseren liegt vor uus. Er geht über den Arbeitszwang
und die Militarisierung der Aren it. Bei einer and ren Gelegenheit wurde dieser
Weg schon einmal im oberschlesischen Vergrcvier nut Erfolg beschritten. Es darf
also auch diesmal vor einem Zamng nicht zurückgeschreckt werden. Nur dieser
Weg gereicht der Gesamtheit zum Segen.

Auf der augenblicklichen Tagung der einzelnen Vergarbeiterorganisationen
habVm die einzelnen Vertreter betont, daß man bis zur internationalen Regelung
dieser Frage von der Einführung der Sechsstundenschicht absehen müsse und
Vertreter der Negierung wiesen darauf hin, daß sie es sich werden angelegen sein
lassen, für eine derartige Regelung einzutreten. Anstatt des kategorischen Nein
lieferte sich damit die Regierung wieder einem faulen Kompromisse aus. Ruhe
wird durch diese Erklärung in die so schwer daniederliegende Schlüsselindustrie
Nie kommen. Welches Land es heute versteht, seinen Kohlenreichtum wirklich aus¬
zunutzen, hat gewonnenes Spiel. Die deutsche Bergarbeilersehoft braucht keines¬
wegs dem Phantom der internationalen Regelung nachzujagen, denn ihre Kollegen¬
schaft im Westen und jenseits des Kanals rechnet und zwar ziemlich genau. Der


Ivirtschcifisspiegel

1. Juni 1919 560077 Personen untergebracht. Von ihnen waren 131 WO oder
27,12 Prozent auf den Zechen beschäftigte Arbeiter, und zwar oder
24 65 Prozent FamÜienvorstände und Söhne und 18808 oder 2,47 Prozent
Kostgänger. Die übrigen Bewohner waren, bis auf 1687 sonstige Äfbrmnter,
Familienangehörige, Unter den Wohnungen ist bei weitem am stärksten die
Vicrziiniuer-Wohnunq vertreten. Mehr als die Hälfie der Gesamtzahl der
Wohnungen mit 54,70 Prozent der insgesamt in Z cheinvohnnngen unteigeblachten
Personen entfällt auf diese Gruppe. Die Dreizmuner-Wohnungen machten an¬
nähernd 36 Prozent aus mit 31,53 Prozent der Personen, wogegen auf die
Fünf- und Ztvcizimmer-Wohnungen nur rund 6 bzw. 5 Prozent mit 7,W und
3 32 Prozent der Personen enifielen. In den Sechszuniner-Wohnungen
si 81 Prozent der Gesamtzahl) wa>en 2,58 Prozinl der in Frage kommenden
Personen untergebracht. Die Belegung je Zunmer ist mit 1,64 Personen am
stärksten bei deu Zweizimiuer-Wohnungen, sie gebt mit der Zunahme der Zuiuner-
zahl stetig herunter und beträgt bei den Sechszimmer-Wohnungen nur noch
1,18 Personen. Der Preis einer Zcchenwohimng bleibt um rund 40 bis
56 Prozent unter dein ortsüblichen Sag. Für eine Nierziinmer-Wolmung, die
meist vertretene Art, bezahlt der Bergmann beispielsweise im Durchschnitt
211 Mark jährlich (ortsüblicher Sah ist sür eine Privatwohnung 425 Mark).
Anszeidem verfügten dieZechen am I.Juni dieses Jahres auch noch über 134 sogenannte
Menagen, in denen 7101 Arbeiter untergebracht waren und die Möglichkeit
für die Unterbringung weiterer rund 12 000 bestand. Von der Belegschaft des
niederrheinisch, westfälischen StcinlohlenbergbanS von 413 000 Mann an dem
genannten Tage wohnten, wenn man für die in der Slatiüik nicht berücksichtigten
Werke die gleiche» Verhältnisse annimmt wie für die von ihr erfaßten Zechen,
insgesamt rund 167 000 oder 40,44 Prozent in Zechenhiiniern oder Menagen.
Ans diesen Zahlen sehen wir eine quantitative Zunahme der Wohnungen, die
aber bei weitem nicht ausreicht, um die dringend benötigte Zahl der Beiegichaft
unterzubringen. Mit Rücksicht auf diese schwierigen Uulerkimfismöglichkeiten
mussten die Arbeitsnachweise vielfach die Vermittlung von geeigneten Arbeitskräften
für die Zechen einstellen.

Könnte nnn unsere Kohlennot dnrch Einfuhr aus dem Auslande behoben
Werden? Die Frage ist zu verneinen. Denn als einziges überschiißgebiet kommt
für uns augenblicklich Amerika in Betracht, von wo der Bezug infolge der
unerschwinglichen Preishöhe und des Tiefstandes unserer Valuta gänzlich auszer
Frage steht. Als einzige Rettung bleibt uns also nur die Steigerung der eigenen
Produktion durch Qberschichten oder Überstunden in den Bergwerken. Unter
keinen Umständen darf man den wahnwitzigen Elementen, die hinter den Kulissen
ihr Unheil treiben, die Freiheit lassen. Gegen ihren Wahnsinn hilft nur härtester
Gegenzwang, soll die Freiheit und das Leben des übrigen denischcn Volkes geschützt
werden. Ein Weg zum Besseren liegt vor uus. Er geht über den Arbeitszwang
und die Militarisierung der Aren it. Bei einer and ren Gelegenheit wurde dieser
Weg schon einmal im oberschlesischen Vergrcvier nut Erfolg beschritten. Es darf
also auch diesmal vor einem Zamng nicht zurückgeschreckt werden. Nur dieser
Weg gereicht der Gesamtheit zum Segen.

Auf der augenblicklichen Tagung der einzelnen Vergarbeiterorganisationen
habVm die einzelnen Vertreter betont, daß man bis zur internationalen Regelung
dieser Frage von der Einführung der Sechsstundenschicht absehen müsse und
Vertreter der Negierung wiesen darauf hin, daß sie es sich werden angelegen sein
lassen, für eine derartige Regelung einzutreten. Anstatt des kategorischen Nein
lieferte sich damit die Regierung wieder einem faulen Kompromisse aus. Ruhe
wird durch diese Erklärung in die so schwer daniederliegende Schlüsselindustrie
Nie kommen. Welches Land es heute versteht, seinen Kohlenreichtum wirklich aus¬
zunutzen, hat gewonnenes Spiel. Die deutsche Bergarbeilersehoft braucht keines¬
wegs dem Phantom der internationalen Regelung nachzujagen, denn ihre Kollegen¬
schaft im Westen und jenseits des Kanals rechnet und zwar ziemlich genau. Der


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[0192] Ivirtschcifisspiegel 1. Juni 1919 560077 Personen untergebracht. Von ihnen waren 131 WO oder 27,12 Prozent auf den Zechen beschäftigte Arbeiter, und zwar oder 24 65 Prozent FamÜienvorstände und Söhne und 18808 oder 2,47 Prozent Kostgänger. Die übrigen Bewohner waren, bis auf 1687 sonstige Äfbrmnter, Familienangehörige, Unter den Wohnungen ist bei weitem am stärksten die Vicrziiniuer-Wohnunq vertreten. Mehr als die Hälfie der Gesamtzahl der Wohnungen mit 54,70 Prozent der insgesamt in Z cheinvohnnngen unteigeblachten Personen entfällt auf diese Gruppe. Die Dreizmuner-Wohnungen machten an¬ nähernd 36 Prozent aus mit 31,53 Prozent der Personen, wogegen auf die Fünf- und Ztvcizimmer-Wohnungen nur rund 6 bzw. 5 Prozent mit 7,W und 3 32 Prozent der Personen enifielen. In den Sechszuniner-Wohnungen si 81 Prozent der Gesamtzahl) wa>en 2,58 Prozinl der in Frage kommenden Personen untergebracht. Die Belegung je Zunmer ist mit 1,64 Personen am stärksten bei deu Zweizimiuer-Wohnungen, sie gebt mit der Zunahme der Zuiuner- zahl stetig herunter und beträgt bei den Sechszimmer-Wohnungen nur noch 1,18 Personen. Der Preis einer Zcchenwohimng bleibt um rund 40 bis 56 Prozent unter dein ortsüblichen Sag. Für eine Nierziinmer-Wolmung, die meist vertretene Art, bezahlt der Bergmann beispielsweise im Durchschnitt 211 Mark jährlich (ortsüblicher Sah ist sür eine Privatwohnung 425 Mark). Anszeidem verfügten dieZechen am I.Juni dieses Jahres auch noch über 134 sogenannte Menagen, in denen 7101 Arbeiter untergebracht waren und die Möglichkeit für die Unterbringung weiterer rund 12 000 bestand. Von der Belegschaft des niederrheinisch, westfälischen StcinlohlenbergbanS von 413 000 Mann an dem genannten Tage wohnten, wenn man für die in der Slatiüik nicht berücksichtigten Werke die gleiche» Verhältnisse annimmt wie für die von ihr erfaßten Zechen, insgesamt rund 167 000 oder 40,44 Prozent in Zechenhiiniern oder Menagen. Ans diesen Zahlen sehen wir eine quantitative Zunahme der Wohnungen, die aber bei weitem nicht ausreicht, um die dringend benötigte Zahl der Beiegichaft unterzubringen. Mit Rücksicht auf diese schwierigen Uulerkimfismöglichkeiten mussten die Arbeitsnachweise vielfach die Vermittlung von geeigneten Arbeitskräften für die Zechen einstellen. Könnte nnn unsere Kohlennot dnrch Einfuhr aus dem Auslande behoben Werden? Die Frage ist zu verneinen. Denn als einziges überschiißgebiet kommt für uns augenblicklich Amerika in Betracht, von wo der Bezug infolge der unerschwinglichen Preishöhe und des Tiefstandes unserer Valuta gänzlich auszer Frage steht. Als einzige Rettung bleibt uns also nur die Steigerung der eigenen Produktion durch Qberschichten oder Überstunden in den Bergwerken. Unter keinen Umständen darf man den wahnwitzigen Elementen, die hinter den Kulissen ihr Unheil treiben, die Freiheit lassen. Gegen ihren Wahnsinn hilft nur härtester Gegenzwang, soll die Freiheit und das Leben des übrigen denischcn Volkes geschützt werden. Ein Weg zum Besseren liegt vor uus. Er geht über den Arbeitszwang und die Militarisierung der Aren it. Bei einer and ren Gelegenheit wurde dieser Weg schon einmal im oberschlesischen Vergrcvier nut Erfolg beschritten. Es darf also auch diesmal vor einem Zamng nicht zurückgeschreckt werden. Nur dieser Weg gereicht der Gesamtheit zum Segen. Auf der augenblicklichen Tagung der einzelnen Vergarbeiterorganisationen habVm die einzelnen Vertreter betont, daß man bis zur internationalen Regelung dieser Frage von der Einführung der Sechsstundenschicht absehen müsse und Vertreter der Negierung wiesen darauf hin, daß sie es sich werden angelegen sein lassen, für eine derartige Regelung einzutreten. Anstatt des kategorischen Nein lieferte sich damit die Regierung wieder einem faulen Kompromisse aus. Ruhe wird durch diese Erklärung in die so schwer daniederliegende Schlüsselindustrie Nie kommen. Welches Land es heute versteht, seinen Kohlenreichtum wirklich aus¬ zunutzen, hat gewonnenes Spiel. Die deutsche Bergarbeilersehoft braucht keines¬ wegs dem Phantom der internationalen Regelung nachzujagen, denn ihre Kollegen¬ schaft im Westen und jenseits des Kanals rechnet und zwar ziemlich genau. Der

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/192>, abgerufen am 01.09.2024.