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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Die wutschafiliche Ledentung GKcrschlestcns für das Reich

das wirtschaftliche Rückgrat Europas bilde", während Englands volkswirtschaftliche
Kraft gebrochen sein wird.


Brikcttfabrikation.
Koth und Cinder.

Mit der Kohlenförderung eng verbunden ist die Brikcttfabrikation und die
Koksherstcllung mit ihren volkswirtschaftlich allgemein bedeutenden Nebenprodukten.
Die Erzeugung von Steinkohlenbriketts und Koth tritt in Oberschlesien, das über
verhältnismäßig wenig Staubkohle und zur Verkokung geeignete Kohle verfügt,
gegenüber- der sonstigen gleichartigen deutschen Produktion in den Hintergrund.
Trotzdem würde auch bei diesem Industriezweige die Abtrennung Oberschlesiens
einen empfindlichen Verlust für die deutsche Volkswirtschaft bedeuten. Die deutsche
Brikettproduktion würde dadurch um 6 2 Prozent entsprechend einem Geldwert von
0 083443 Mark, die deutsche Koksprodnttion um 6,4 Prozent gleich 31744 000 Mark
verringert werden. Nicht minder empfindlich würde die auf der Kokserzeugung auf¬
gebaute Industrie der Nebenprodukte beeinträchtigt werden. Von den 19l3 in ganz
Deutschland gewonnenen 1020000 Tonnen Teerprodukten entfielen auf Ober¬
schlesien 154 291 Tonnen 15 Prozent mit einem Wert von 4 305 000 Mark. Bei
schwefelsaurem Ammoniak betrug die deutsche Gesamtproduktion 407 000 Tonnen,
der Anteil Oberschlesiens 8.7 Prozent i'.K 447 Tonnen, entsprechend einem
Gesainiwert von 9 028 000 Mark. Von Benzol, diesen: heule noch für das
Automobil- und Flugwesen schlechthin unentbehrlichen Brennstoff, wurden in ganz
Deutschland 185 000 Tonnen gewonnen, von denen 24 506 Tonnen oder
18.2 Prozent auf Oberschlesien entfielen, entsprechend einem Werte von 2 088 000
Mark. Der Verlust des obttschlesischen Anteils an der Benzolgewinuung würde
sich in Wirklichkeit noch unangeiichmer als diese durch die vorstehenden Zahlen
angedeutet ist, bemerkbar machen. In Zukunft würde der niedrige Stand der
deutschen Valuta angesichts der für Flug- und Autoinvbilwesen notwendigen
Einfuhr von Benzin,' als dessen Ersatz'Benzol verwandt wird, dauernd größere
Geldmengen ins Ausland ableiten. Dadurch würden -- stets der gleiche
circulus vitiosus -- die valutarischen Verhältnisse noch ungünstiger beeinflusst.


Eisenindustrie.

Deutschlands wirtschaftliche Machtstellung beruhte vor dem.Kriege neben
seinem Kohlenreichtume vor allein auf seiner Eisenindustiie, die sich in unermüd¬
licher, Qualitätswaren schaffender Arbeit einen großen Teil des Weltmarktes
eroberte, und Deutschland zu dein zweitgrößten Eisenproduzenten der Welt machte.
Oberschlesien beteiligt sich hier, wenn auch nicht in dem Masse wie bei der
Kohlengewinnung in bedeutendem Umfange. 19l3 förderte Gesamtdeutschland
einschließlich Luxemburg 33 711000 Tonnen. Oberschlesien 156 221 Tonnen Eisen¬
erze. Die Abtrennung Elsaß-Lothringens und das wirtschaftliche Ausscheiden
Luxemburgs bewirten eine Verringerung der deutschen Eisenerzfördernnq auf etwa
" 890 000 Tonnen. Es ist selbstverständlich, deß damit Oberschlesiens Eisenerz-
Förderung viel mehr ins Gewicht fällt.

Der Anteil Oberschlesiens an der Noheisengewinmtna ist erheblich größer.
1913 wurden im deutschen Zollgebiet insgesamt 193 021172 Tonnen Eisen her¬
gestellt, wovon auf OSerschlesten 994 604 Tonnen --- 5.1 Prozent entfielen. Die
Abtrennung Elsaß-Lothringens läßt die deutsche Roheisenerzeugung auf 12 900 000
sonnen herabsinken und Oberschlesien rückt damit von der achten an die
Merle Stelle.

Die in Nord- und Mitteldeutschland gelegenen Eisenwerke haben im Frieden
mit nur mit ausländischen Erzen und englischer Kohle gearbeitet. Bei den
"Schwierigkeiten, welche die Entente auch nach Ratifizierung des Friedens
zweifellos der deutschen Volkswirtschaft bereiten wird, kann mit vollem Rechts
angenommen werden, daß für das Weiterarbeiten dieser Werke bei dem
Fehlen der englischen Zufuhr ein Verbleiben Oberschlesiens beim Reiche die
Lebensfrage ist.


Die wutschafiliche Ledentung GKcrschlestcns für das Reich

das wirtschaftliche Rückgrat Europas bilde», während Englands volkswirtschaftliche
Kraft gebrochen sein wird.


Brikcttfabrikation.
Koth und Cinder.

Mit der Kohlenförderung eng verbunden ist die Brikcttfabrikation und die
Koksherstcllung mit ihren volkswirtschaftlich allgemein bedeutenden Nebenprodukten.
Die Erzeugung von Steinkohlenbriketts und Koth tritt in Oberschlesien, das über
verhältnismäßig wenig Staubkohle und zur Verkokung geeignete Kohle verfügt,
gegenüber- der sonstigen gleichartigen deutschen Produktion in den Hintergrund.
Trotzdem würde auch bei diesem Industriezweige die Abtrennung Oberschlesiens
einen empfindlichen Verlust für die deutsche Volkswirtschaft bedeuten. Die deutsche
Brikettproduktion würde dadurch um 6 2 Prozent entsprechend einem Geldwert von
0 083443 Mark, die deutsche Koksprodnttion um 6,4 Prozent gleich 31744 000 Mark
verringert werden. Nicht minder empfindlich würde die auf der Kokserzeugung auf¬
gebaute Industrie der Nebenprodukte beeinträchtigt werden. Von den 19l3 in ganz
Deutschland gewonnenen 1020000 Tonnen Teerprodukten entfielen auf Ober¬
schlesien 154 291 Tonnen 15 Prozent mit einem Wert von 4 305 000 Mark. Bei
schwefelsaurem Ammoniak betrug die deutsche Gesamtproduktion 407 000 Tonnen,
der Anteil Oberschlesiens 8.7 Prozent i'.K 447 Tonnen, entsprechend einem
Gesainiwert von 9 028 000 Mark. Von Benzol, diesen: heule noch für das
Automobil- und Flugwesen schlechthin unentbehrlichen Brennstoff, wurden in ganz
Deutschland 185 000 Tonnen gewonnen, von denen 24 506 Tonnen oder
18.2 Prozent auf Oberschlesien entfielen, entsprechend einem Werte von 2 088 000
Mark. Der Verlust des obttschlesischen Anteils an der Benzolgewinuung würde
sich in Wirklichkeit noch unangeiichmer als diese durch die vorstehenden Zahlen
angedeutet ist, bemerkbar machen. In Zukunft würde der niedrige Stand der
deutschen Valuta angesichts der für Flug- und Autoinvbilwesen notwendigen
Einfuhr von Benzin,' als dessen Ersatz'Benzol verwandt wird, dauernd größere
Geldmengen ins Ausland ableiten. Dadurch würden — stets der gleiche
circulus vitiosus — die valutarischen Verhältnisse noch ungünstiger beeinflusst.


Eisenindustrie.

Deutschlands wirtschaftliche Machtstellung beruhte vor dem.Kriege neben
seinem Kohlenreichtume vor allein auf seiner Eisenindustiie, die sich in unermüd¬
licher, Qualitätswaren schaffender Arbeit einen großen Teil des Weltmarktes
eroberte, und Deutschland zu dein zweitgrößten Eisenproduzenten der Welt machte.
Oberschlesien beteiligt sich hier, wenn auch nicht in dem Masse wie bei der
Kohlengewinnung in bedeutendem Umfange. 19l3 förderte Gesamtdeutschland
einschließlich Luxemburg 33 711000 Tonnen. Oberschlesien 156 221 Tonnen Eisen¬
erze. Die Abtrennung Elsaß-Lothringens und das wirtschaftliche Ausscheiden
Luxemburgs bewirten eine Verringerung der deutschen Eisenerzfördernnq auf etwa
« 890 000 Tonnen. Es ist selbstverständlich, deß damit Oberschlesiens Eisenerz-
Förderung viel mehr ins Gewicht fällt.

Der Anteil Oberschlesiens an der Noheisengewinmtna ist erheblich größer.
1913 wurden im deutschen Zollgebiet insgesamt 193 021172 Tonnen Eisen her¬
gestellt, wovon auf OSerschlesten 994 604 Tonnen --- 5.1 Prozent entfielen. Die
Abtrennung Elsaß-Lothringens läßt die deutsche Roheisenerzeugung auf 12 900 000
sonnen herabsinken und Oberschlesien rückt damit von der achten an die
Merle Stelle.

Die in Nord- und Mitteldeutschland gelegenen Eisenwerke haben im Frieden
mit nur mit ausländischen Erzen und englischer Kohle gearbeitet. Bei den
«Schwierigkeiten, welche die Entente auch nach Ratifizierung des Friedens
zweifellos der deutschen Volkswirtschaft bereiten wird, kann mit vollem Rechts
angenommen werden, daß für das Weiterarbeiten dieser Werke bei dem
Fehlen der englischen Zufuhr ein Verbleiben Oberschlesiens beim Reiche die
Lebensfrage ist.


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[0169] Die wutschafiliche Ledentung GKcrschlestcns für das Reich das wirtschaftliche Rückgrat Europas bilde», während Englands volkswirtschaftliche Kraft gebrochen sein wird. Brikcttfabrikation. Koth und Cinder. Mit der Kohlenförderung eng verbunden ist die Brikcttfabrikation und die Koksherstcllung mit ihren volkswirtschaftlich allgemein bedeutenden Nebenprodukten. Die Erzeugung von Steinkohlenbriketts und Koth tritt in Oberschlesien, das über verhältnismäßig wenig Staubkohle und zur Verkokung geeignete Kohle verfügt, gegenüber- der sonstigen gleichartigen deutschen Produktion in den Hintergrund. Trotzdem würde auch bei diesem Industriezweige die Abtrennung Oberschlesiens einen empfindlichen Verlust für die deutsche Volkswirtschaft bedeuten. Die deutsche Brikettproduktion würde dadurch um 6 2 Prozent entsprechend einem Geldwert von 0 083443 Mark, die deutsche Koksprodnttion um 6,4 Prozent gleich 31744 000 Mark verringert werden. Nicht minder empfindlich würde die auf der Kokserzeugung auf¬ gebaute Industrie der Nebenprodukte beeinträchtigt werden. Von den 19l3 in ganz Deutschland gewonnenen 1020000 Tonnen Teerprodukten entfielen auf Ober¬ schlesien 154 291 Tonnen 15 Prozent mit einem Wert von 4 305 000 Mark. Bei schwefelsaurem Ammoniak betrug die deutsche Gesamtproduktion 407 000 Tonnen, der Anteil Oberschlesiens 8.7 Prozent i'.K 447 Tonnen, entsprechend einem Gesainiwert von 9 028 000 Mark. Von Benzol, diesen: heule noch für das Automobil- und Flugwesen schlechthin unentbehrlichen Brennstoff, wurden in ganz Deutschland 185 000 Tonnen gewonnen, von denen 24 506 Tonnen oder 18.2 Prozent auf Oberschlesien entfielen, entsprechend einem Werte von 2 088 000 Mark. Der Verlust des obttschlesischen Anteils an der Benzolgewinuung würde sich in Wirklichkeit noch unangeiichmer als diese durch die vorstehenden Zahlen angedeutet ist, bemerkbar machen. In Zukunft würde der niedrige Stand der deutschen Valuta angesichts der für Flug- und Autoinvbilwesen notwendigen Einfuhr von Benzin,' als dessen Ersatz'Benzol verwandt wird, dauernd größere Geldmengen ins Ausland ableiten. Dadurch würden — stets der gleiche circulus vitiosus — die valutarischen Verhältnisse noch ungünstiger beeinflusst. Eisenindustrie. Deutschlands wirtschaftliche Machtstellung beruhte vor dem.Kriege neben seinem Kohlenreichtume vor allein auf seiner Eisenindustiie, die sich in unermüd¬ licher, Qualitätswaren schaffender Arbeit einen großen Teil des Weltmarktes eroberte, und Deutschland zu dein zweitgrößten Eisenproduzenten der Welt machte. Oberschlesien beteiligt sich hier, wenn auch nicht in dem Masse wie bei der Kohlengewinnung in bedeutendem Umfange. 19l3 förderte Gesamtdeutschland einschließlich Luxemburg 33 711000 Tonnen. Oberschlesien 156 221 Tonnen Eisen¬ erze. Die Abtrennung Elsaß-Lothringens und das wirtschaftliche Ausscheiden Luxemburgs bewirten eine Verringerung der deutschen Eisenerzfördernnq auf etwa « 890 000 Tonnen. Es ist selbstverständlich, deß damit Oberschlesiens Eisenerz- Förderung viel mehr ins Gewicht fällt. Der Anteil Oberschlesiens an der Noheisengewinmtna ist erheblich größer. 1913 wurden im deutschen Zollgebiet insgesamt 193 021172 Tonnen Eisen her¬ gestellt, wovon auf OSerschlesten 994 604 Tonnen --- 5.1 Prozent entfielen. Die Abtrennung Elsaß-Lothringens läßt die deutsche Roheisenerzeugung auf 12 900 000 sonnen herabsinken und Oberschlesien rückt damit von der achten an die Merle Stelle. Die in Nord- und Mitteldeutschland gelegenen Eisenwerke haben im Frieden mit nur mit ausländischen Erzen und englischer Kohle gearbeitet. Bei den «Schwierigkeiten, welche die Entente auch nach Ratifizierung des Friedens zweifellos der deutschen Volkswirtschaft bereiten wird, kann mit vollem Rechts angenommen werden, daß für das Weiterarbeiten dieser Werke bei dem Fehlen der englischen Zufuhr ein Verbleiben Oberschlesiens beim Reiche die Lebensfrage ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/169>, abgerufen am 22.12.2024.