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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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deutsche Regierung versetzt noch in aller
Eile den Nest der Beamten auf offiziellem
Papier nach deutschen Gegenden, damit sie
im Augenblicke der Ratifiziern"", ihre
Stellungen sofort verlassen und auf diese
Weise dokumentieren, daß sie auch weiterhin
preußisch-deutsche, nicht aber Polnische Be¬
amte bleiben sollen. In der letzten Nummer
der deutschen Culmer Zeitung lesen wir,
daß man fast alle notwendigen Beamten des
Culmer Postamtes versetzt hat. Wir brauchen
nicht zu befürchten, daß unZ dieser Umstand
im Augenblicke -der Übernahme der Macht
irgendwelche Schwierigkeiten im Pustwesen
bereiten wird. Man hat an den maßgeben¬
den Stellen schon daran gedacht.

Das polnisch- Militär, welches hier herein¬
kommt, wird in seinen Stäben Tausende von
Post- und Eisenbahnbeamten haben, welche
die leergemordenen Posten nach den deutschen
Beamten sofort besetzen werden. Es gibt
viel solcher geschulten Beamten besonders im
Königreich, die nur auf diesen Augenblick
warten. Zwar kennen die Beamten aus dem
Königreich überwiegend die deutsche Sprache
nicht, das ist aber nicht die Schuld der
Polnischen Negierung, daß alle deutschen
Beamten an einem Tage herausgezogen
werden sollen. Auch ist dabei für uns nütz¬
lich und viel wert, sehr viel wert, daß an
diesem einen einzigen Tage das ganze Post¬
Wesen, die ganze Eisenbahn polonisiert werden
wird, mit einem Male wird in sämtlichen
Ämtern die polnische Sprache herrschen, ohne
daß man die deutschen Beamten heraus¬
geworfen hat. Diejenigen deutschen Beamten
aber, welche zurückbleiben, werden gleichfalls
nützlich sein, denn sie werden ihren polnischen
Kollegen helfen und in der deutschen Sprache
vermitteln zwischen der hiesigen deutschen
Bevölkerung und den neuen polnischen
Beamten.

Noch ein Nutzen ist für uns Polen da¬
durch geschaffen, nämlich, daß durch eine
derartige Masfimentfernung der Preußisch¬
deutschen Beamten zusammen mit ihren
Familien nach Deutschland die Anzahl der
Polnischen Untertanen deutscher Nationalität
sehr verringert wird -- was seine Folgen
bei den Wahlen zeigen wird. Denn der¬
jenige Beamte, der auch weiterhin preußisch¬

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deutscher Beamter bleibt, kann nie Bürger
des Polnischen Reiches sein, es müßte denn
sein, daß Polen sich speziell damit einver¬
standen erklärt. Natürlich kann auch keine
Rede davon sein, daß die Familie eines
derartigen deutschen Beamten, welcher seine
Versetzung nach Deutschland angenommen
hat, lange in unserem Gebiete bleiben
könnte.

In dieser Hinsicht werden wir uns ebenso
stellen, wie es mit uns die preußische Re¬
gierung gemacht hat, unbequeme fremde
Untertanen "hat man einfach gebeten" ins
Ausland zu fahren -- wir werden sie eben¬
so herausbilden. Denn in Polen ist vor
allen Dingen Platz für polnische Bürger,
während unsicherer Zeit aber, Zeiten neuer
Regierung, des Belagerungszustandes, der
hier bei uns wahrscheinlich eine gewisse Zeit
lang anhalten wird, wird für Bürger eines
fremden uns feindlich gesinnten Volkes kein
Platz sein, besonders, wenn die Familien¬
häupter durch die Annahme ihrer Versetzung
nach Deutschland beweisen, daß sie nicht
Bürger des polnischen Reiches sein wollen.

Diese Angelegenheit ist für uns also
ganz klar und einfach, und das Wichtigste
dabei ist, daß sie unserseits schon gelöst ist.
Nicht umsonst haben die Kreisvolksräte mit
dem Unterkommissariat in Danzig an der
Spitze in letzter Zeit nach dieser Richtung
hin gearbeitet.

Die Aussichten sind für uns also in
dieser Hinsicht nicht schlecht. Aber andere
Aussichten stellen sich anders, obgleich bis
jetzt noch nicht klar dar.

Die Entente hat sich endlich energisch
daran gemacht, den Grenzschutz aus Kur¬
land herauszuwerfen. . .

Der Artikel sagt weiter, daß der Grenz¬
schutz nun nach Westpreußen kommen werde,
und da Ostpreußen allerwahrscheinlichst für
den Grenzschutz nicht' ausreichen werde, so
Würde er auch den übrigen Teil West-
preußens besetzen. Wenn dies eintreten
sollte, meint der Artikel weiter und der
Grenzschutz sich wieder so benehmen würde,
wie er sich im Mai und Juni der polnischen
Bevölkerung gegenüber benommen hat, dann
würde jeder, der nur einigermaßen Polnisch
fühlt, wenn er auch noch so versöhnlich den

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deutsche Regierung versetzt noch in aller
Eile den Nest der Beamten auf offiziellem
Papier nach deutschen Gegenden, damit sie
im Augenblicke der Ratifiziern»», ihre
Stellungen sofort verlassen und auf diese
Weise dokumentieren, daß sie auch weiterhin
preußisch-deutsche, nicht aber Polnische Be¬
amte bleiben sollen. In der letzten Nummer
der deutschen Culmer Zeitung lesen wir,
daß man fast alle notwendigen Beamten des
Culmer Postamtes versetzt hat. Wir brauchen
nicht zu befürchten, daß unZ dieser Umstand
im Augenblicke -der Übernahme der Macht
irgendwelche Schwierigkeiten im Pustwesen
bereiten wird. Man hat an den maßgeben¬
den Stellen schon daran gedacht.

Das polnisch- Militär, welches hier herein¬
kommt, wird in seinen Stäben Tausende von
Post- und Eisenbahnbeamten haben, welche
die leergemordenen Posten nach den deutschen
Beamten sofort besetzen werden. Es gibt
viel solcher geschulten Beamten besonders im
Königreich, die nur auf diesen Augenblick
warten. Zwar kennen die Beamten aus dem
Königreich überwiegend die deutsche Sprache
nicht, das ist aber nicht die Schuld der
Polnischen Negierung, daß alle deutschen
Beamten an einem Tage herausgezogen
werden sollen. Auch ist dabei für uns nütz¬
lich und viel wert, sehr viel wert, daß an
diesem einen einzigen Tage das ganze Post¬
Wesen, die ganze Eisenbahn polonisiert werden
wird, mit einem Male wird in sämtlichen
Ämtern die polnische Sprache herrschen, ohne
daß man die deutschen Beamten heraus¬
geworfen hat. Diejenigen deutschen Beamten
aber, welche zurückbleiben, werden gleichfalls
nützlich sein, denn sie werden ihren polnischen
Kollegen helfen und in der deutschen Sprache
vermitteln zwischen der hiesigen deutschen
Bevölkerung und den neuen polnischen
Beamten.

Noch ein Nutzen ist für uns Polen da¬
durch geschaffen, nämlich, daß durch eine
derartige Masfimentfernung der Preußisch¬
deutschen Beamten zusammen mit ihren
Familien nach Deutschland die Anzahl der
Polnischen Untertanen deutscher Nationalität
sehr verringert wird — was seine Folgen
bei den Wahlen zeigen wird. Denn der¬
jenige Beamte, der auch weiterhin preußisch¬

[Spaltenumbruch]

deutscher Beamter bleibt, kann nie Bürger
des Polnischen Reiches sein, es müßte denn
sein, daß Polen sich speziell damit einver¬
standen erklärt. Natürlich kann auch keine
Rede davon sein, daß die Familie eines
derartigen deutschen Beamten, welcher seine
Versetzung nach Deutschland angenommen
hat, lange in unserem Gebiete bleiben
könnte.

In dieser Hinsicht werden wir uns ebenso
stellen, wie es mit uns die preußische Re¬
gierung gemacht hat, unbequeme fremde
Untertanen „hat man einfach gebeten" ins
Ausland zu fahren — wir werden sie eben¬
so herausbilden. Denn in Polen ist vor
allen Dingen Platz für polnische Bürger,
während unsicherer Zeit aber, Zeiten neuer
Regierung, des Belagerungszustandes, der
hier bei uns wahrscheinlich eine gewisse Zeit
lang anhalten wird, wird für Bürger eines
fremden uns feindlich gesinnten Volkes kein
Platz sein, besonders, wenn die Familien¬
häupter durch die Annahme ihrer Versetzung
nach Deutschland beweisen, daß sie nicht
Bürger des polnischen Reiches sein wollen.

Diese Angelegenheit ist für uns also
ganz klar und einfach, und das Wichtigste
dabei ist, daß sie unserseits schon gelöst ist.
Nicht umsonst haben die Kreisvolksräte mit
dem Unterkommissariat in Danzig an der
Spitze in letzter Zeit nach dieser Richtung
hin gearbeitet.

Die Aussichten sind für uns also in
dieser Hinsicht nicht schlecht. Aber andere
Aussichten stellen sich anders, obgleich bis
jetzt noch nicht klar dar.

Die Entente hat sich endlich energisch
daran gemacht, den Grenzschutz aus Kur¬
land herauszuwerfen. . .

Der Artikel sagt weiter, daß der Grenz¬
schutz nun nach Westpreußen kommen werde,
und da Ostpreußen allerwahrscheinlichst für
den Grenzschutz nicht' ausreichen werde, so
Würde er auch den übrigen Teil West-
preußens besetzen. Wenn dies eintreten
sollte, meint der Artikel weiter und der
Grenzschutz sich wieder so benehmen würde,
wie er sich im Mai und Juni der polnischen
Bevölkerung gegenüber benommen hat, dann
würde jeder, der nur einigermaßen Polnisch
fühlt, wenn er auch noch so versöhnlich den

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[0514] Pressestiminen deutsche Regierung versetzt noch in aller Eile den Nest der Beamten auf offiziellem Papier nach deutschen Gegenden, damit sie im Augenblicke der Ratifiziern»», ihre Stellungen sofort verlassen und auf diese Weise dokumentieren, daß sie auch weiterhin preußisch-deutsche, nicht aber Polnische Be¬ amte bleiben sollen. In der letzten Nummer der deutschen Culmer Zeitung lesen wir, daß man fast alle notwendigen Beamten des Culmer Postamtes versetzt hat. Wir brauchen nicht zu befürchten, daß unZ dieser Umstand im Augenblicke -der Übernahme der Macht irgendwelche Schwierigkeiten im Pustwesen bereiten wird. Man hat an den maßgeben¬ den Stellen schon daran gedacht. Das polnisch- Militär, welches hier herein¬ kommt, wird in seinen Stäben Tausende von Post- und Eisenbahnbeamten haben, welche die leergemordenen Posten nach den deutschen Beamten sofort besetzen werden. Es gibt viel solcher geschulten Beamten besonders im Königreich, die nur auf diesen Augenblick warten. Zwar kennen die Beamten aus dem Königreich überwiegend die deutsche Sprache nicht, das ist aber nicht die Schuld der Polnischen Negierung, daß alle deutschen Beamten an einem Tage herausgezogen werden sollen. Auch ist dabei für uns nütz¬ lich und viel wert, sehr viel wert, daß an diesem einen einzigen Tage das ganze Post¬ Wesen, die ganze Eisenbahn polonisiert werden wird, mit einem Male wird in sämtlichen Ämtern die polnische Sprache herrschen, ohne daß man die deutschen Beamten heraus¬ geworfen hat. Diejenigen deutschen Beamten aber, welche zurückbleiben, werden gleichfalls nützlich sein, denn sie werden ihren polnischen Kollegen helfen und in der deutschen Sprache vermitteln zwischen der hiesigen deutschen Bevölkerung und den neuen polnischen Beamten. Noch ein Nutzen ist für uns Polen da¬ durch geschaffen, nämlich, daß durch eine derartige Masfimentfernung der Preußisch¬ deutschen Beamten zusammen mit ihren Familien nach Deutschland die Anzahl der Polnischen Untertanen deutscher Nationalität sehr verringert wird — was seine Folgen bei den Wahlen zeigen wird. Denn der¬ jenige Beamte, der auch weiterhin preußisch¬ deutscher Beamter bleibt, kann nie Bürger des Polnischen Reiches sein, es müßte denn sein, daß Polen sich speziell damit einver¬ standen erklärt. Natürlich kann auch keine Rede davon sein, daß die Familie eines derartigen deutschen Beamten, welcher seine Versetzung nach Deutschland angenommen hat, lange in unserem Gebiete bleiben könnte. In dieser Hinsicht werden wir uns ebenso stellen, wie es mit uns die preußische Re¬ gierung gemacht hat, unbequeme fremde Untertanen „hat man einfach gebeten" ins Ausland zu fahren — wir werden sie eben¬ so herausbilden. Denn in Polen ist vor allen Dingen Platz für polnische Bürger, während unsicherer Zeit aber, Zeiten neuer Regierung, des Belagerungszustandes, der hier bei uns wahrscheinlich eine gewisse Zeit lang anhalten wird, wird für Bürger eines fremden uns feindlich gesinnten Volkes kein Platz sein, besonders, wenn die Familien¬ häupter durch die Annahme ihrer Versetzung nach Deutschland beweisen, daß sie nicht Bürger des polnischen Reiches sein wollen. Diese Angelegenheit ist für uns also ganz klar und einfach, und das Wichtigste dabei ist, daß sie unserseits schon gelöst ist. Nicht umsonst haben die Kreisvolksräte mit dem Unterkommissariat in Danzig an der Spitze in letzter Zeit nach dieser Richtung hin gearbeitet. Die Aussichten sind für uns also in dieser Hinsicht nicht schlecht. Aber andere Aussichten stellen sich anders, obgleich bis jetzt noch nicht klar dar. Die Entente hat sich endlich energisch daran gemacht, den Grenzschutz aus Kur¬ land herauszuwerfen. . . Der Artikel sagt weiter, daß der Grenz¬ schutz nun nach Westpreußen kommen werde, und da Ostpreußen allerwahrscheinlichst für den Grenzschutz nicht' ausreichen werde, so Würde er auch den übrigen Teil West- preußens besetzen. Wenn dies eintreten sollte, meint der Artikel weiter und der Grenzschutz sich wieder so benehmen würde, wie er sich im Mai und Juni der polnischen Bevölkerung gegenüber benommen hat, dann würde jeder, der nur einigermaßen Polnisch fühlt, wenn er auch noch so versöhnlich den

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/514>, abgerufen am 15.01.2025.