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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

Herzogtums Posen brauchen sie nicht mehr
herauszugeben; denn dieses Land haben sich
die Polen im vorigen Winter selbst ge¬
nommen, als dort die preußische Herrschaft
unmöglich geworden war. Aus den Gebieten,
in denen Abstimmung stattfinden soll, soll
die Herausziehung der Truppen und Preu¬
ßischen Behörden vierzehn Tage nach der
Natifizierung stattfinden. Da in dem Friedens¬
verträge über die Länder, die Polen ohne
Abstimmung zufallen, nichts gesagt ist, wann
und auf welche Weise ihre Abgabe an die
polnische Regierung vor sich gehen soll, muß
diese sofort erfolgen, und zwar auf die Art,
auf welche gewöhnlich Länder herausgegeben
werden, d. h., daß die Truppen und alle
politischen Behörden sogleich das Land ver¬
lassen. Wir haben gesehen, in welcher Eile
dieses erfolgte, als die Franzosen im Elsaß
und in Lothringen einmarschierten. DaS
dauerte nicht einmal eine Woche, da war
kein einziger deutscher Soldat, kein höherer
Beamter mehr dort. Sogar zwei deutsche
Bischöfe, Benzler und Fritzen, wurden in
einigen Tagen beseitigt und durch geborene
Franzosen ersetzt. Soweit bekannt, besteht
schon zwischen den polnischen und deutschen
Behörden bis zu einem gewissen Grade eine
Verständigung, wann und wie die Heraus¬
ziehung der Preußischen Truppen und der
Vormarsch der polnischen Truppen stattfinden
soll. Die Zurückziehung bzw. die Besetzung
soll vom Süden unserer Provinz West-
Preußen so erfolgen, daß mehr oder minder
in einer Woche unsere ganze Provinz durch
unsere Truppen besetzt sein müßte. In dieser
Zeit machen auch alle preußischen politischen
Behörden den polnischen Behörden Platz.
Wir sind überzeugt, daß die Polen weder
den preußischen Truppen noch den Behörden
bei dein Verlassen unserer Provinz zu helfen
brauchen. Es wird bei uns nicht Hals über
Kopf zugehen, aber trotzdem schnell und ent¬
schieden. Wir Polen sind auf diesen Moment
vorbereitet, soweit es unter den gegebenen Be¬
dingungen möglich ist, denn wir erwarten
diese Stunden nicht erst seit Wochen, sondern
schon seit Monaten. Sind die Deutschen
auf diesen Moment vorbereitet? Wir wagen
sehr daran zu zweifeln. Die Beibehaltung
des Belagerungszustandes und aller seiner

[Spaltenumbruch]

Folgen bis zum heutigen Tage ist keine sehr
glückliche Vorbereitung auf eine solche Stunde.
Es scheint tatsächlich, daß in den ersten Ok¬
tobertagen der große geschichtliche Umzug
vor sich gehen, wird.

"Ostdeutsche Rundschau" Ur. 226 vom
26. September 1919. "Wiarus Polsli" (Bochum) Ur. 216
vom 17. September 1919.

Schlesien und Polen.

(Artikel des "Dziennik Poznanski.)

Unter diesem Titel bringt das Blatt einen
längeren Artikel, in welchem die Entstehung
der Aufstandsbewegung in Posen besprochen
Wird. Es wird darin gesagt, daß weder der
Posensche Oberste Volksrat noch das Kom¬
missariat den Aufstand in Szene gesetzt habe,
sondern daß vielmehr eine Gruppe junger
Offiziere dieses unternommen hat. Die Namen
der Offiziere waren: Marynski, Zborowski,
Budzynski u. a.

Der Artikel bemerkt ferner u. a., daß die
damals an der Spitze der Polnischen All¬
gemeinheit stehenden Personen keinen Auf¬
stand machen wollten aus Furcht vor den
Folgen oder vielmehr aus Ungewißheit, wie
dieser Aufstand ausfallen werde. Es war
nämlich anzunehmen, daß er Erfolg haben
würde, wie auch daß er erfolglos bleiben
könnte, insbesondere aber, da man nicht sicher
war, ob die Polen die mittels eines Auf¬
standes in Besitz genommenen Gebiete auch
werden halten können.

Nachdem durch den Aufstand ein Teil
des Posenschen besetzt wurde, sah sich das
Kommissariat vor die Fragen gestellt: Soll
man nun Weiler gehen und Schlesien und
Westpreußen angreifen, oder soll man nur
das verteidigen, was man bis dahin erorbert
hatte. Bekannterweise entschloß man sich
sür das andere. Dabei waren wieder die¬
selben Gründe im Spiel, die auch bereits
anfangs das Kommissariat veranlaßt hatten,
sich einer bewaffneten Bewegung gegenüber
zu stellen. Außerdem glaubte man auch
stark an die Entente und deshalb besetzte
das Kommissariat seinerzeit, als es im
Januar dieses Jahres die Macht stark in
seine Hände bekam, weder Schneidemühl,
noch Bromberg oder Thorn und erloubte

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Pressestimmen

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Herzogtums Posen brauchen sie nicht mehr
herauszugeben; denn dieses Land haben sich
die Polen im vorigen Winter selbst ge¬
nommen, als dort die preußische Herrschaft
unmöglich geworden war. Aus den Gebieten,
in denen Abstimmung stattfinden soll, soll
die Herausziehung der Truppen und Preu¬
ßischen Behörden vierzehn Tage nach der
Natifizierung stattfinden. Da in dem Friedens¬
verträge über die Länder, die Polen ohne
Abstimmung zufallen, nichts gesagt ist, wann
und auf welche Weise ihre Abgabe an die
polnische Regierung vor sich gehen soll, muß
diese sofort erfolgen, und zwar auf die Art,
auf welche gewöhnlich Länder herausgegeben
werden, d. h., daß die Truppen und alle
politischen Behörden sogleich das Land ver¬
lassen. Wir haben gesehen, in welcher Eile
dieses erfolgte, als die Franzosen im Elsaß
und in Lothringen einmarschierten. DaS
dauerte nicht einmal eine Woche, da war
kein einziger deutscher Soldat, kein höherer
Beamter mehr dort. Sogar zwei deutsche
Bischöfe, Benzler und Fritzen, wurden in
einigen Tagen beseitigt und durch geborene
Franzosen ersetzt. Soweit bekannt, besteht
schon zwischen den polnischen und deutschen
Behörden bis zu einem gewissen Grade eine
Verständigung, wann und wie die Heraus¬
ziehung der Preußischen Truppen und der
Vormarsch der polnischen Truppen stattfinden
soll. Die Zurückziehung bzw. die Besetzung
soll vom Süden unserer Provinz West-
Preußen so erfolgen, daß mehr oder minder
in einer Woche unsere ganze Provinz durch
unsere Truppen besetzt sein müßte. In dieser
Zeit machen auch alle preußischen politischen
Behörden den polnischen Behörden Platz.
Wir sind überzeugt, daß die Polen weder
den preußischen Truppen noch den Behörden
bei dein Verlassen unserer Provinz zu helfen
brauchen. Es wird bei uns nicht Hals über
Kopf zugehen, aber trotzdem schnell und ent¬
schieden. Wir Polen sind auf diesen Moment
vorbereitet, soweit es unter den gegebenen Be¬
dingungen möglich ist, denn wir erwarten
diese Stunden nicht erst seit Wochen, sondern
schon seit Monaten. Sind die Deutschen
auf diesen Moment vorbereitet? Wir wagen
sehr daran zu zweifeln. Die Beibehaltung
des Belagerungszustandes und aller seiner

[Spaltenumbruch]

Folgen bis zum heutigen Tage ist keine sehr
glückliche Vorbereitung auf eine solche Stunde.
Es scheint tatsächlich, daß in den ersten Ok¬
tobertagen der große geschichtliche Umzug
vor sich gehen, wird.

„Ostdeutsche Rundschau" Ur. 226 vom
26. September 1919. „Wiarus Polsli" (Bochum) Ur. 216
vom 17. September 1919.

Schlesien und Polen.

(Artikel des „Dziennik Poznanski.)

Unter diesem Titel bringt das Blatt einen
längeren Artikel, in welchem die Entstehung
der Aufstandsbewegung in Posen besprochen
Wird. Es wird darin gesagt, daß weder der
Posensche Oberste Volksrat noch das Kom¬
missariat den Aufstand in Szene gesetzt habe,
sondern daß vielmehr eine Gruppe junger
Offiziere dieses unternommen hat. Die Namen
der Offiziere waren: Marynski, Zborowski,
Budzynski u. a.

Der Artikel bemerkt ferner u. a., daß die
damals an der Spitze der Polnischen All¬
gemeinheit stehenden Personen keinen Auf¬
stand machen wollten aus Furcht vor den
Folgen oder vielmehr aus Ungewißheit, wie
dieser Aufstand ausfallen werde. Es war
nämlich anzunehmen, daß er Erfolg haben
würde, wie auch daß er erfolglos bleiben
könnte, insbesondere aber, da man nicht sicher
war, ob die Polen die mittels eines Auf¬
standes in Besitz genommenen Gebiete auch
werden halten können.

Nachdem durch den Aufstand ein Teil
des Posenschen besetzt wurde, sah sich das
Kommissariat vor die Fragen gestellt: Soll
man nun Weiler gehen und Schlesien und
Westpreußen angreifen, oder soll man nur
das verteidigen, was man bis dahin erorbert
hatte. Bekannterweise entschloß man sich
sür das andere. Dabei waren wieder die¬
selben Gründe im Spiel, die auch bereits
anfangs das Kommissariat veranlaßt hatten,
sich einer bewaffneten Bewegung gegenüber
zu stellen. Außerdem glaubte man auch
stark an die Entente und deshalb besetzte
das Kommissariat seinerzeit, als es im
Januar dieses Jahres die Macht stark in
seine Hände bekam, weder Schneidemühl,
noch Bromberg oder Thorn und erloubte

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[0512] Pressestimmen 396 Herzogtums Posen brauchen sie nicht mehr herauszugeben; denn dieses Land haben sich die Polen im vorigen Winter selbst ge¬ nommen, als dort die preußische Herrschaft unmöglich geworden war. Aus den Gebieten, in denen Abstimmung stattfinden soll, soll die Herausziehung der Truppen und Preu¬ ßischen Behörden vierzehn Tage nach der Natifizierung stattfinden. Da in dem Friedens¬ verträge über die Länder, die Polen ohne Abstimmung zufallen, nichts gesagt ist, wann und auf welche Weise ihre Abgabe an die polnische Regierung vor sich gehen soll, muß diese sofort erfolgen, und zwar auf die Art, auf welche gewöhnlich Länder herausgegeben werden, d. h., daß die Truppen und alle politischen Behörden sogleich das Land ver¬ lassen. Wir haben gesehen, in welcher Eile dieses erfolgte, als die Franzosen im Elsaß und in Lothringen einmarschierten. DaS dauerte nicht einmal eine Woche, da war kein einziger deutscher Soldat, kein höherer Beamter mehr dort. Sogar zwei deutsche Bischöfe, Benzler und Fritzen, wurden in einigen Tagen beseitigt und durch geborene Franzosen ersetzt. Soweit bekannt, besteht schon zwischen den polnischen und deutschen Behörden bis zu einem gewissen Grade eine Verständigung, wann und wie die Heraus¬ ziehung der Preußischen Truppen und der Vormarsch der polnischen Truppen stattfinden soll. Die Zurückziehung bzw. die Besetzung soll vom Süden unserer Provinz West- Preußen so erfolgen, daß mehr oder minder in einer Woche unsere ganze Provinz durch unsere Truppen besetzt sein müßte. In dieser Zeit machen auch alle preußischen politischen Behörden den polnischen Behörden Platz. Wir sind überzeugt, daß die Polen weder den preußischen Truppen noch den Behörden bei dein Verlassen unserer Provinz zu helfen brauchen. Es wird bei uns nicht Hals über Kopf zugehen, aber trotzdem schnell und ent¬ schieden. Wir Polen sind auf diesen Moment vorbereitet, soweit es unter den gegebenen Be¬ dingungen möglich ist, denn wir erwarten diese Stunden nicht erst seit Wochen, sondern schon seit Monaten. Sind die Deutschen auf diesen Moment vorbereitet? Wir wagen sehr daran zu zweifeln. Die Beibehaltung des Belagerungszustandes und aller seiner Folgen bis zum heutigen Tage ist keine sehr glückliche Vorbereitung auf eine solche Stunde. Es scheint tatsächlich, daß in den ersten Ok¬ tobertagen der große geschichtliche Umzug vor sich gehen, wird. „Ostdeutsche Rundschau" Ur. 226 vom 26. September 1919. „Wiarus Polsli" (Bochum) Ur. 216 vom 17. September 1919. Schlesien und Polen. (Artikel des „Dziennik Poznanski.) Unter diesem Titel bringt das Blatt einen längeren Artikel, in welchem die Entstehung der Aufstandsbewegung in Posen besprochen Wird. Es wird darin gesagt, daß weder der Posensche Oberste Volksrat noch das Kom¬ missariat den Aufstand in Szene gesetzt habe, sondern daß vielmehr eine Gruppe junger Offiziere dieses unternommen hat. Die Namen der Offiziere waren: Marynski, Zborowski, Budzynski u. a. Der Artikel bemerkt ferner u. a., daß die damals an der Spitze der Polnischen All¬ gemeinheit stehenden Personen keinen Auf¬ stand machen wollten aus Furcht vor den Folgen oder vielmehr aus Ungewißheit, wie dieser Aufstand ausfallen werde. Es war nämlich anzunehmen, daß er Erfolg haben würde, wie auch daß er erfolglos bleiben könnte, insbesondere aber, da man nicht sicher war, ob die Polen die mittels eines Auf¬ standes in Besitz genommenen Gebiete auch werden halten können. Nachdem durch den Aufstand ein Teil des Posenschen besetzt wurde, sah sich das Kommissariat vor die Fragen gestellt: Soll man nun Weiler gehen und Schlesien und Westpreußen angreifen, oder soll man nur das verteidigen, was man bis dahin erorbert hatte. Bekannterweise entschloß man sich sür das andere. Dabei waren wieder die¬ selben Gründe im Spiel, die auch bereits anfangs das Kommissariat veranlaßt hatten, sich einer bewaffneten Bewegung gegenüber zu stellen. Außerdem glaubte man auch stark an die Entente und deshalb besetzte das Kommissariat seinerzeit, als es im Januar dieses Jahres die Macht stark in seine Hände bekam, weder Schneidemühl, noch Bromberg oder Thorn und erloubte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/512>, abgerufen am 15.01.2025.