Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Pressestimmcn [Beginn Spaltensatz] oder Posen schicken, wo man in Ruhe und (In Thorn ist von der Ankunft irgend vom 23. September 1919. Unter Posens Adresse. In der Dvnnerstagnummer des "Kurjer Schwarzer Kaffee. Absinth. Kognak. In Bromberg kommen nur lauter Pyg¬ hat die großmütige "Posener Zentrale" be- Es ist nicht ausschließlich sein Verdienst, In dem verlassenen Vromberg, in welches Pressestimmcn [Beginn Spaltensatz] oder Posen schicken, wo man in Ruhe und (In Thorn ist von der Ankunft irgend vom 23. September 1919. Unter Posens Adresse. In der Dvnnerstagnummer des „Kurjer Schwarzer Kaffee. Absinth. Kognak. In Bromberg kommen nur lauter Pyg¬ hat die großmütige „Posener Zentrale" be- Es ist nicht ausschließlich sein Verdienst, In dem verlassenen Vromberg, in welches <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0503" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336793"/> <fw type="header" place="top"> Pressestimmcn</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2505" prev="#ID_2504"> oder Posen schicken, wo man in Ruhe und<lb/> Frieden entsprechende Beschlüsse wird fassen<lb/> können.</p> <p xml:id="ID_2506"> (In Thorn ist von der Ankunft irgend<lb/> einer englischen Kommission zu dem vor¬<lb/> bemerkten Zwecke nichts beknnnt. D, Redakt.)</p> <note type="bibl"> „Dziennik Byd,,oski" (Bromberg) Ur. 220,<lb/> vom 23. September 1919.</note> <p xml:id="ID_2507"> Unter Posens Adresse.</p> <p xml:id="ID_2508"> In der Dvnnerstagnummer des „Kurjer<lb/> Pvrnnny" befindet sich ein bemerkenswerter<lb/> Artikel, dessen Quintessenz darauf hinaus¬<lb/> läuft, daß ein flammender Protest gegen die<lb/> angeblich beabsichtigte Schaffang eines höheren<lb/> landwirtschaftlichen Institutes in Bromberg<lb/> eingelegt wird. Nach dem Autor müßte eine<lb/> agronomische Akademie nicht in dem ver¬<lb/> deutschten Vromberg, sondern in dein Pol»<lb/> nischen Posen eröffnet werden, denn für<lb/> Posen spricht alles, für Bromverg gar nichts.<lb/> Abgesehen davon, daß Posen, gleich jenem<lb/> Märchendrachen, alles und alle verschlucken<lb/> möchte, ohne Rücksicht aus die Magen-<lb/> beschwerden, die er dadurch bekommen<lb/> kann, ist und kann nur Posen für ewige<lb/> Zeiten der Mittelpunkt der Kultur bleiben,<lb/> wo der junge Pole entsprechende Be¬<lb/> dingungen für seine weitere wissenschaft¬<lb/> liche Ausbildung findet. Dort in Posen<lb/> gehen auf den Straszensteigen lauter Titanen,<lb/> die gestern vom hohen Olymp herunterge¬<lb/> kommen sind und einen Olymp in den Posener<lb/> Kaffeehäusern veranstalten.</p> <p xml:id="ID_2509"> Schwarzer Kaffee. Absinth. Kognak.<lb/> Egoismus. Stimmung. Die entblößte Seele.<lb/> Gott. Przybyszewski.</p> <p xml:id="ID_2510" next="#ID_2511"> In Bromberg kommen nur lauter Pyg¬<lb/> mäen auf die Welt. Die Posener Megalo¬<lb/> manie hat schon erschreckend umfangreiche<lb/> Kreise gezogen, daß ihr der Besitz einer<lb/> Universität, eines geistlichen Seminars,<lb/> mittlerer Knaben- und Mädchenschulen aller<lb/> Art, Schulen für Kunstgewerbe und aller<lb/> Zentralen, Militär-, Zivil- und geistlicher<lb/> Behörden, sowie verschiedener Museen und<lb/> Bibliotheken, nicht mehr genügt. Polen ist<lb/> immer hungrig und immer gefiäßig und<lb/> möchte auch noch die letzten Krumen des<lb/> »>'oßen Mahles vom Tische Polens auf¬<lb/> schlucken. Mit der Geste eines großen Herrn</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2511" prev="#ID_2510"> hat die großmütige „Posener Zentrale" be-<lb/> schlossen, Vromberg zu einem Aschenbrödel<lb/> zu machen. So war es gestern während<lb/> des „^ncisn reZims" der Bülows und<lb/> anderer Preußischen Größen, so soll es auch<lb/> morgen unter der Polnischen Regierung<lb/> bleiben. Indessen liegen die Sachen ganz<lb/> anders. Für Posen sprechen nur die lokal-<lb/> Patriotischen Sympathien des Autors, für<lb/> Bromberg sehr wichtige politische Rücksichten<lb/> auf die Polonisierung. Daß Posen polnisch<lb/> geblieben ist, das ist nicht ausschließlich sein<lb/> eigenes Verdienst, sondern die Folge der Be¬<lb/> dingungen, denn das Preußische Germani-<lb/> sationssystem hat so Planmäßig Entnationa-<lb/> lisierungsmittel angewendet.</p> <p xml:id="ID_2512"> Es ist nicht ausschließlich sein Verdienst,<lb/> daß in seinen Mauern eine größer^ Anzahl<lb/> Intelligenz Brot und Unterhalt finden könnte,<lb/> derjenigen Intelligenz, welche endgültig den<lb/> Nationalitätencharakter einzelnen Ortschaften<lb/> aufdrückt.</p> <p xml:id="ID_2513" next="#ID_2514"> In dem verlassenen Vromberg, in welches<lb/> der preußische Mauerbrecher seit 100 Jahren<lb/> am stärksten schlug, wurde die nationale<lb/> Standarte von dem Arbeiterstand in harter<lb/> Hand festgehalten, und das Verdienst dieses<lb/> Standes ist es lediglich, daß der bisherige<lb/> Prozentsatz von Polen in unserer Stadt<lb/> aufrecht erhalten wurde. Das Häuflein Be-<lb/> rufsintelligenz, welches schwer für den<lb/> Unterhalt seiner Familien arbeitet, kam und<lb/> kommt angesichts der starken Übermacht des<lb/> deutschen Elements nicht in Betracht. Des¬<lb/> halb ist und muß es die Pflicht der Pol¬<lb/> nischen Regierung sein, diese Intelligenz zu<lb/> importieren, eine Intelligenz auf festen,<lb/> bezahlbaren Negierungsposlen, welche im¬<lb/> stande wäre und es wollte, außer der Be¬<lb/> rufsarbeit auch noch unsere nationalen Ideale<lb/> weiter zu Pflegen und in kürzester Zeit aus<lb/> Bromberg einen Herd polnischer Kultur zu<lb/> machen, der bis zu den weitesten Grenz¬<lb/> marken ausstrahlt. Noch einmal: Nur ein<lb/> höheres Polnisches Lehrinstilut mit einem<lb/> zahlreichen Profcssorcnzirkel und mit Hunderten<lb/> von Teilnehmern der akademischen Jugend<lb/> kann der Stadt den Stempel des Polen-<lb/> tums aufdrücken. Meine Bemerkungen<lb/> empfehle ich dem Gedächtnis der Herren,<lb/> welche die Polnischen Angelegenheiten in</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0503]
Pressestimmcn
oder Posen schicken, wo man in Ruhe und
Frieden entsprechende Beschlüsse wird fassen
können.
(In Thorn ist von der Ankunft irgend
einer englischen Kommission zu dem vor¬
bemerkten Zwecke nichts beknnnt. D, Redakt.)
„Dziennik Byd,,oski" (Bromberg) Ur. 220,
vom 23. September 1919. Unter Posens Adresse.
In der Dvnnerstagnummer des „Kurjer
Pvrnnny" befindet sich ein bemerkenswerter
Artikel, dessen Quintessenz darauf hinaus¬
läuft, daß ein flammender Protest gegen die
angeblich beabsichtigte Schaffang eines höheren
landwirtschaftlichen Institutes in Bromberg
eingelegt wird. Nach dem Autor müßte eine
agronomische Akademie nicht in dem ver¬
deutschten Vromberg, sondern in dein Pol»
nischen Posen eröffnet werden, denn für
Posen spricht alles, für Bromverg gar nichts.
Abgesehen davon, daß Posen, gleich jenem
Märchendrachen, alles und alle verschlucken
möchte, ohne Rücksicht aus die Magen-
beschwerden, die er dadurch bekommen
kann, ist und kann nur Posen für ewige
Zeiten der Mittelpunkt der Kultur bleiben,
wo der junge Pole entsprechende Be¬
dingungen für seine weitere wissenschaft¬
liche Ausbildung findet. Dort in Posen
gehen auf den Straszensteigen lauter Titanen,
die gestern vom hohen Olymp herunterge¬
kommen sind und einen Olymp in den Posener
Kaffeehäusern veranstalten.
Schwarzer Kaffee. Absinth. Kognak.
Egoismus. Stimmung. Die entblößte Seele.
Gott. Przybyszewski.
In Bromberg kommen nur lauter Pyg¬
mäen auf die Welt. Die Posener Megalo¬
manie hat schon erschreckend umfangreiche
Kreise gezogen, daß ihr der Besitz einer
Universität, eines geistlichen Seminars,
mittlerer Knaben- und Mädchenschulen aller
Art, Schulen für Kunstgewerbe und aller
Zentralen, Militär-, Zivil- und geistlicher
Behörden, sowie verschiedener Museen und
Bibliotheken, nicht mehr genügt. Polen ist
immer hungrig und immer gefiäßig und
möchte auch noch die letzten Krumen des
»>'oßen Mahles vom Tische Polens auf¬
schlucken. Mit der Geste eines großen Herrn
hat die großmütige „Posener Zentrale" be-
schlossen, Vromberg zu einem Aschenbrödel
zu machen. So war es gestern während
des „^ncisn reZims" der Bülows und
anderer Preußischen Größen, so soll es auch
morgen unter der Polnischen Regierung
bleiben. Indessen liegen die Sachen ganz
anders. Für Posen sprechen nur die lokal-
Patriotischen Sympathien des Autors, für
Bromberg sehr wichtige politische Rücksichten
auf die Polonisierung. Daß Posen polnisch
geblieben ist, das ist nicht ausschließlich sein
eigenes Verdienst, sondern die Folge der Be¬
dingungen, denn das Preußische Germani-
sationssystem hat so Planmäßig Entnationa-
lisierungsmittel angewendet.
Es ist nicht ausschließlich sein Verdienst,
daß in seinen Mauern eine größer^ Anzahl
Intelligenz Brot und Unterhalt finden könnte,
derjenigen Intelligenz, welche endgültig den
Nationalitätencharakter einzelnen Ortschaften
aufdrückt.
In dem verlassenen Vromberg, in welches
der preußische Mauerbrecher seit 100 Jahren
am stärksten schlug, wurde die nationale
Standarte von dem Arbeiterstand in harter
Hand festgehalten, und das Verdienst dieses
Standes ist es lediglich, daß der bisherige
Prozentsatz von Polen in unserer Stadt
aufrecht erhalten wurde. Das Häuflein Be-
rufsintelligenz, welches schwer für den
Unterhalt seiner Familien arbeitet, kam und
kommt angesichts der starken Übermacht des
deutschen Elements nicht in Betracht. Des¬
halb ist und muß es die Pflicht der Pol¬
nischen Regierung sein, diese Intelligenz zu
importieren, eine Intelligenz auf festen,
bezahlbaren Negierungsposlen, welche im¬
stande wäre und es wollte, außer der Be¬
rufsarbeit auch noch unsere nationalen Ideale
weiter zu Pflegen und in kürzester Zeit aus
Bromberg einen Herd polnischer Kultur zu
machen, der bis zu den weitesten Grenz¬
marken ausstrahlt. Noch einmal: Nur ein
höheres Polnisches Lehrinstilut mit einem
zahlreichen Profcssorcnzirkel und mit Hunderten
von Teilnehmern der akademischen Jugend
kann der Stadt den Stempel des Polen-
tums aufdrücken. Meine Bemerkungen
empfehle ich dem Gedächtnis der Herren,
welche die Polnischen Angelegenheiten in
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