Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Pressestimmen [Beginn Spaltensatz] sozialistisch-imperialistischen deutschen Agenten 26. September 1919. Ein Viznniilister für Groß-Polen. Zum Vizeminister für die Angelegenheiten 26. September 1919. Lüi bono? Mit wirklicher Freude las ich seinerzeit beginnen sollen, zu bewachen", verwunderte Was bedeutet denn die Frage der Ab¬ Man muß die Deutschen kennen und Zu solchen Beratungen darf niemand Weiter, die Deutschen stellen Forderungen, Wird es jetzt in Thor" anders sein? Pressestimmen [Beginn Spaltensatz] sozialistisch-imperialistischen deutschen Agenten 26. September 1919. Ein Viznniilister für Groß-Polen. Zum Vizeminister für die Angelegenheiten 26. September 1919. Lüi bono? Mit wirklicher Freude las ich seinerzeit beginnen sollen, zu bewachen", verwunderte Was bedeutet denn die Frage der Ab¬ Man muß die Deutschen kennen und Zu solchen Beratungen darf niemand Weiter, die Deutschen stellen Forderungen, Wird es jetzt in Thor» anders sein? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0502" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336792"/> <fw type="header" place="top"> Pressestimmen</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2494" prev="#ID_2493"> sozialistisch-imperialistischen deutschen Agenten<lb/> verdanken, welche schon in ihrer herzlichen<lb/> Freude und in der Hoffnung zitiern, daß<lb/> ihre Arbeit ergiebige Früchte bringen wird,<lb/> indem es das so sehr von ihnen gehaßte<lb/> Polen vernichtet. Wir raten jedoch den<lb/> Deutschen, sorgsamer ihre eigenen Sparta¬<lb/> kisten zu bewachen, die ihnen fast tagtäglich<lb/> blutige Zeichen ihrer Anwesenheit geben<lb/> und nicht so genau berechnen, wann die<lb/> deutsch-russischen Agenten wahrscheinlich ihre<lb/> „fromme" Tat in Polen verrichtet haben<lb/> werden. Wenn die Hoffnungen und Pro¬<lb/> phezeiungen der Deutschen jedesmal in Er¬<lb/> füllung gehen sollten, würde die Welt schon<lb/> zehnmal vergessen haben, das; wieder ein¬<lb/> mal eine wiederauferstandene polnische Re¬<lb/> publik existiert hat. Wir hegen die sichere<lb/> Hoffnung, daß, sei es im November oder sonst<lb/> irgend wann später, in der Polnischen Armee<lb/> noch immer so viel gesunder Geist trotz der<lb/> deutsch-russischen Agitation übrig bleiben wird,<lb/> daß es reichen wird, um nicht nur den<lb/> uns auf den Hals geschickten Agenten,<lb/> sondern auch dem von ihnen verführte» Mob<lb/> und den frechen Deutschen selbst das Leder<lb/> durchzugerben.</p> <note type="bibl"> „Gornoslaznl" (Kattowitz) Ur. 213 vom<lb/> 26. September 1919.</note> <p xml:id="ID_2495"> Ein Viznniilister für Groß-Polen.</p> <p xml:id="ID_2496"> Zum Vizeminister für die Angelegenheiten<lb/> des früheren Preußischen Teilgebiets ist Herr<lb/> Pvszwinski, gewesenes Mitglied des Posen-<lb/> schen Nnterkommissnriats, ernannt worden.</p> <note type="bibl"> „Gazetn Tormiska" (Thorn) Ur. 218 vom<lb/> 26. September 1919.</note> <p xml:id="ID_2497"> Lüi bono?</p> <p xml:id="ID_2498" next="#ID_2499"> Mit wirklicher Freude las ich seinerzeit<lb/> in den Zeitungen, daß die Berliner Ver¬<lb/> handlungen abgebrochen worden sind, daß<lb/> zuerst dieser und jener Berlin verlassen hat,<lb/> und daß schließlich die oberschlesischen Vor¬<lb/> kommnisse die Weitsren Beratungen unmöglich<lb/> gemacht haben. Als ich ^heute im „Kurjer<lb/> Poznanski" von: 20. September la?, daß<lb/> eine englische Mission nach Thorn gekommen<lb/> sei, um „den Verlauf der Beratungen, die<lb/> zwischen Polen und Deutschen in Sachen der<lb/> Abtretung der Gebiete Westpreußens an Polen</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2499" prev="#ID_2498"> beginnen sollen, zu bewachen", verwunderte<lb/> ich mich und beunruhigte mich sehr.</p> <p xml:id="ID_2500"> Was bedeutet denn die Frage der Ab¬<lb/> tretung der Gebiete Westpreußens an Polen?<lb/> Hat man uns denn diese Gebiete nicht zu¬<lb/> erkannt, hat man in Paris unsere Pflichten<lb/> sowie die Rechte und Privilegien, welche<lb/> wir den Deutschen geben sollen, nicht klar<lb/> genug beschriebe»? Handelt es sich in diesen<lb/> Beratungen darum, daß von unserer oder<lb/> deutscherSeite irgend etwas mehr abgehandelt<lb/> werden soll, als im Friedensvertrnge vor¬<lb/> geschrieben war?</p> <p xml:id="ID_2501"> Man muß die Deutschen kennen und<lb/> wissen, daß sie von ihren Privilegien nichts<lb/> abgeben werden. Wozu sind also die unsngen<lb/> nach Berlin gereist, wozu sollen sie jetzt in<lb/> Thorn die Beratungen weiter sühren?</p> <p xml:id="ID_2502"> Zu solchen Beratungen darf niemand<lb/> von den Polen Hinreisen, wenn aber jemand<lb/> von den Deutschen irgend etwas für sich<lb/> erhandeln will, was tatsächlich ihr einziges<lb/> Ziel ist, so mögen sie doch nach Posen oder<lb/> Warschau komme», denn sie haben ein<lb/> Interesse an den Verhandlungen, nicht<lb/> aber wir.</p> <p xml:id="ID_2503"> Weiter, die Deutschen stellen Forderungen,<lb/> die allerseits bearbeitet und bedacht worden<lb/> sind, die durch verschiedene Sophismen ge¬<lb/> stützt werden, woran ganze Reihen Spezia-<lb/> listen gearbeitet haben. Sie trafen die<lb/> unsrige» in Berlin vollständig unvorbereitet<lb/> gegenüber verschiedene» Angriffe» und Be¬<lb/> hauptungen, hörten als Antwort nur leere<lb/> Phrasen — siehe die Berliner Berichte<lb/> dies regt sie nnr zu neuen Veratungen und<lb/> leichten Erfolgen an. Deshalb nimmt es<lb/> auch nicht Wunder, daß unsere unedler» auf<lb/> die Sache sehenden Abgeordneten schon nach<lb/> den ersten Sitzungen vorgezogen haben, nach<lb/> Hause zurückzukehren, als mit ungleichen<lb/> Kräften den glatte» Weg der Zugestündnisse<lb/> zu betreten.</p> <p xml:id="ID_2504" next="#ID_2505"> Wird es jetzt in Thor» anders sein?<lb/> Ich erdreiste mich zu behaupte», daß ma»<lb/> alle Verhandlungen aus dem Spiel lassen<lb/> muß, die die Okknpierung Preußens treffen,<lb/> wenn man nichts wichtigeres erreichen kann.<lb/> We»» aber die Deutschen noch irgendwelche<lb/> Wünsche haben, so müssen sie dieselben<lb/> formulieren und ihre Postulate nach Warschau</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0502]
Pressestimmen
sozialistisch-imperialistischen deutschen Agenten
verdanken, welche schon in ihrer herzlichen
Freude und in der Hoffnung zitiern, daß
ihre Arbeit ergiebige Früchte bringen wird,
indem es das so sehr von ihnen gehaßte
Polen vernichtet. Wir raten jedoch den
Deutschen, sorgsamer ihre eigenen Sparta¬
kisten zu bewachen, die ihnen fast tagtäglich
blutige Zeichen ihrer Anwesenheit geben
und nicht so genau berechnen, wann die
deutsch-russischen Agenten wahrscheinlich ihre
„fromme" Tat in Polen verrichtet haben
werden. Wenn die Hoffnungen und Pro¬
phezeiungen der Deutschen jedesmal in Er¬
füllung gehen sollten, würde die Welt schon
zehnmal vergessen haben, das; wieder ein¬
mal eine wiederauferstandene polnische Re¬
publik existiert hat. Wir hegen die sichere
Hoffnung, daß, sei es im November oder sonst
irgend wann später, in der Polnischen Armee
noch immer so viel gesunder Geist trotz der
deutsch-russischen Agitation übrig bleiben wird,
daß es reichen wird, um nicht nur den
uns auf den Hals geschickten Agenten,
sondern auch dem von ihnen verführte» Mob
und den frechen Deutschen selbst das Leder
durchzugerben.
„Gornoslaznl" (Kattowitz) Ur. 213 vom
26. September 1919. Ein Viznniilister für Groß-Polen.
Zum Vizeminister für die Angelegenheiten
des früheren Preußischen Teilgebiets ist Herr
Pvszwinski, gewesenes Mitglied des Posen-
schen Nnterkommissnriats, ernannt worden.
„Gazetn Tormiska" (Thorn) Ur. 218 vom
26. September 1919. Lüi bono?
Mit wirklicher Freude las ich seinerzeit
in den Zeitungen, daß die Berliner Ver¬
handlungen abgebrochen worden sind, daß
zuerst dieser und jener Berlin verlassen hat,
und daß schließlich die oberschlesischen Vor¬
kommnisse die Weitsren Beratungen unmöglich
gemacht haben. Als ich ^heute im „Kurjer
Poznanski" von: 20. September la?, daß
eine englische Mission nach Thorn gekommen
sei, um „den Verlauf der Beratungen, die
zwischen Polen und Deutschen in Sachen der
Abtretung der Gebiete Westpreußens an Polen
beginnen sollen, zu bewachen", verwunderte
ich mich und beunruhigte mich sehr.
Was bedeutet denn die Frage der Ab¬
tretung der Gebiete Westpreußens an Polen?
Hat man uns denn diese Gebiete nicht zu¬
erkannt, hat man in Paris unsere Pflichten
sowie die Rechte und Privilegien, welche
wir den Deutschen geben sollen, nicht klar
genug beschriebe»? Handelt es sich in diesen
Beratungen darum, daß von unserer oder
deutscherSeite irgend etwas mehr abgehandelt
werden soll, als im Friedensvertrnge vor¬
geschrieben war?
Man muß die Deutschen kennen und
wissen, daß sie von ihren Privilegien nichts
abgeben werden. Wozu sind also die unsngen
nach Berlin gereist, wozu sollen sie jetzt in
Thorn die Beratungen weiter sühren?
Zu solchen Beratungen darf niemand
von den Polen Hinreisen, wenn aber jemand
von den Deutschen irgend etwas für sich
erhandeln will, was tatsächlich ihr einziges
Ziel ist, so mögen sie doch nach Posen oder
Warschau komme», denn sie haben ein
Interesse an den Verhandlungen, nicht
aber wir.
Weiter, die Deutschen stellen Forderungen,
die allerseits bearbeitet und bedacht worden
sind, die durch verschiedene Sophismen ge¬
stützt werden, woran ganze Reihen Spezia-
listen gearbeitet haben. Sie trafen die
unsrige» in Berlin vollständig unvorbereitet
gegenüber verschiedene» Angriffe» und Be¬
hauptungen, hörten als Antwort nur leere
Phrasen — siehe die Berliner Berichte
dies regt sie nnr zu neuen Veratungen und
leichten Erfolgen an. Deshalb nimmt es
auch nicht Wunder, daß unsere unedler» auf
die Sache sehenden Abgeordneten schon nach
den ersten Sitzungen vorgezogen haben, nach
Hause zurückzukehren, als mit ungleichen
Kräften den glatte» Weg der Zugestündnisse
zu betreten.
Wird es jetzt in Thor» anders sein?
Ich erdreiste mich zu behaupte», daß ma»
alle Verhandlungen aus dem Spiel lassen
muß, die die Okknpierung Preußens treffen,
wenn man nichts wichtigeres erreichen kann.
We»» aber die Deutschen noch irgendwelche
Wünsche haben, so müssen sie dieselben
formulieren und ihre Postulate nach Warschau
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