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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Pressestimmen

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Bromberg), vom ^'Zentrum: Tiedtke und
Podzwardotvski, Vertreter Naepke, Seelte
(sämtlich Bromberg), von der Deutschen
demokratischen Partei: Friedland, Pietzker,
Vortreter: Krumme und Sawatzki (sämtlich
Bromberg), von der Sozialdemnkratischen
Partei: Hannemann, Holtzendorff, Vertreter:
Siegel und Stößel (sämtlich Bromberg).

Aus den beiden Provinzialarbeitsgemein-
schaften Westpreußen und Posen ist zum
Schluß als die höchste Spitze des Deutsch¬
tums im Abtretungsgebiet die Deutsche
Zentralarbeitsgemeinschnft mit dem Sitz in
Dirschau und dem deutschdemokratischen Ab¬
geordneten Bürgermeister Winkler-Graudenz
als Vorsitzenden gebildet worden. Zur Zen¬
tralarbeitsgemeinschaft stellt jede Partei
aus ihren Delegierten in den beiden Pro-
vinzialarbeitsgemeinschaften je einen Ver¬

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treter. Sie setzt sich danach zusammen aus
den Angehörigen der Deutschen Partei: Dr.
Jahr, Stellvertreter: Graebe für Posen,
Landrat von Conrad, Stellvertreter: Justiz¬
rat Menzel für Westpreußen, aus den Mit¬
gliedern des Zentrums: Tiedtke, Stellver¬
treter: Podzwardowstt für Posen, Professor
Dr. Klebba, Stellvertreter: Niewulinski für
Westpreußen, aus den Mitgliedern der
Deutschdemokratischen Partei: Pietzker und
Sawatzki für Posen, Winkler und Klewening
für Westpreußen und aus den Mitgliedern
der Sozialdemokratischen Partei: Hannemann
und Stößel für Posen und Hagk -- Stell¬
vertreter wird noch namhaft gemacht -- für
Westpreußen.

"Ostdeutsche Rundschau" Ur. 2S4 vom
25. September 1919. [Ende Spaltensatz]
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polnische Presse "Dziemnk Berlinski" (Berlin) Ur. 208 vom
12. September 1919.

Unsere Ansjelc"aus":neu in Polen.
Es ist Zeit umzukehren!

In der "Gazetta Ostrowska" lesen wir
folgendes:

Über hundert Jahre lang lebten wir ge¬
teilt in drei Teile, unter den drei uns feind¬
lich gesinnten Regierungen, getrennt durch
Grenzkordons, Zölle und schlechten Verkehr.

Wir lebten auf diese Weise jedes Teil¬
gebiet für sich selbst.

Im Laufe der Zeit verloren wir die
Fühlung und wurden gegenseitig immer
fremder. Es zeigte sich dies während des
Krieges, wo sich jedes Teilgebiet seine eigene
Orientierung ausgearbeitet hatte und bis zum
letzten kämpfte im Namen dieser Orientierung,
ohne sich darum zu kümmern, was die übrigen
sagen. Die Wahrheit bahnte sich langsam
ihren Weg, die Deutschen öffneten den An¬
geführten die Augen und mit der Zeit, als
auch Rußland niedergerungen worden war,
neigte sich die Gewichtsschale auf die Seite

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derer, die von Anfang an sich für die
Entente erklärt hatten. Und es schien, daß
mit diesem Augenblicke irgendeine herzliche
Annäherung aller Teilgebiete stattfinden
werde, doch es geschah anders.

Anstatt uns zu freuen, daß wir uns endlich
alle in einem Polen vereinigen, begannen
wir uns gegenseitig einer vor dem andern
zu fürchten, begannen Fehler und Mängel
herauszufinden und eine chinesische Mauer
aufzubauen, damit nur ja nicht das eine
Teilgebiete sich dem anderen nähert. Be¬
sonders aber verhöhnen unsere Zeitungen
Kongreszpolen maßlos, denn in Warschau
herrscht Bestechungswesen, ist die Negierung
unfähig usw., und sie weisen mit Stolz auf
die großpolnische Ordnung hin, auf die
mustergültige Ordnungsliebe usw., und die
flache und sorglose Allgemeinheit glaubte
daran wie gewöhnlich. Es schien, daß das
posensche Gebiet als Muster und zum Ruhm
Polens dienen soll, und daß der Nest Kehricht
ist. Auch heute noch werden überall, sei es
auf der Bahn, sei es auf der Straße oder
in Gesellschaft Stimmen laut, welche die
Kongreßpolen abfällig beurteilen und laut
von Bestechungen usw. sprechen, ohne darauf

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Bromberg), vom ^'Zentrum: Tiedtke und
Podzwardotvski, Vertreter Naepke, Seelte
(sämtlich Bromberg), von der Deutschen
demokratischen Partei: Friedland, Pietzker,
Vortreter: Krumme und Sawatzki (sämtlich
Bromberg), von der Sozialdemnkratischen
Partei: Hannemann, Holtzendorff, Vertreter:
Siegel und Stößel (sämtlich Bromberg).

Aus den beiden Provinzialarbeitsgemein-
schaften Westpreußen und Posen ist zum
Schluß als die höchste Spitze des Deutsch¬
tums im Abtretungsgebiet die Deutsche
Zentralarbeitsgemeinschnft mit dem Sitz in
Dirschau und dem deutschdemokratischen Ab¬
geordneten Bürgermeister Winkler-Graudenz
als Vorsitzenden gebildet worden. Zur Zen¬
tralarbeitsgemeinschaft stellt jede Partei
aus ihren Delegierten in den beiden Pro-
vinzialarbeitsgemeinschaften je einen Ver¬

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treter. Sie setzt sich danach zusammen aus
den Angehörigen der Deutschen Partei: Dr.
Jahr, Stellvertreter: Graebe für Posen,
Landrat von Conrad, Stellvertreter: Justiz¬
rat Menzel für Westpreußen, aus den Mit¬
gliedern des Zentrums: Tiedtke, Stellver¬
treter: Podzwardowstt für Posen, Professor
Dr. Klebba, Stellvertreter: Niewulinski für
Westpreußen, aus den Mitgliedern der
Deutschdemokratischen Partei: Pietzker und
Sawatzki für Posen, Winkler und Klewening
für Westpreußen und aus den Mitgliedern
der Sozialdemokratischen Partei: Hannemann
und Stößel für Posen und Hagk — Stell¬
vertreter wird noch namhaft gemacht — für
Westpreußen.

„Ostdeutsche Rundschau" Ur. 2S4 vom
25. September 1919. [Ende Spaltensatz]
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polnische Presse „Dziemnk Berlinski" (Berlin) Ur. 208 vom
12. September 1919.

Unsere Ansjelc»aus»:neu in Polen.
Es ist Zeit umzukehren!

In der „Gazetta Ostrowska" lesen wir
folgendes:

Über hundert Jahre lang lebten wir ge¬
teilt in drei Teile, unter den drei uns feind¬
lich gesinnten Regierungen, getrennt durch
Grenzkordons, Zölle und schlechten Verkehr.

Wir lebten auf diese Weise jedes Teil¬
gebiet für sich selbst.

Im Laufe der Zeit verloren wir die
Fühlung und wurden gegenseitig immer
fremder. Es zeigte sich dies während des
Krieges, wo sich jedes Teilgebiet seine eigene
Orientierung ausgearbeitet hatte und bis zum
letzten kämpfte im Namen dieser Orientierung,
ohne sich darum zu kümmern, was die übrigen
sagen. Die Wahrheit bahnte sich langsam
ihren Weg, die Deutschen öffneten den An¬
geführten die Augen und mit der Zeit, als
auch Rußland niedergerungen worden war,
neigte sich die Gewichtsschale auf die Seite

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derer, die von Anfang an sich für die
Entente erklärt hatten. Und es schien, daß
mit diesem Augenblicke irgendeine herzliche
Annäherung aller Teilgebiete stattfinden
werde, doch es geschah anders.

Anstatt uns zu freuen, daß wir uns endlich
alle in einem Polen vereinigen, begannen
wir uns gegenseitig einer vor dem andern
zu fürchten, begannen Fehler und Mängel
herauszufinden und eine chinesische Mauer
aufzubauen, damit nur ja nicht das eine
Teilgebiete sich dem anderen nähert. Be¬
sonders aber verhöhnen unsere Zeitungen
Kongreszpolen maßlos, denn in Warschau
herrscht Bestechungswesen, ist die Negierung
unfähig usw., und sie weisen mit Stolz auf
die großpolnische Ordnung hin, auf die
mustergültige Ordnungsliebe usw., und die
flache und sorglose Allgemeinheit glaubte
daran wie gewöhnlich. Es schien, daß das
posensche Gebiet als Muster und zum Ruhm
Polens dienen soll, und daß der Nest Kehricht
ist. Auch heute noch werden überall, sei es
auf der Bahn, sei es auf der Straße oder
in Gesellschaft Stimmen laut, welche die
Kongreßpolen abfällig beurteilen und laut
von Bestechungen usw. sprechen, ohne darauf

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[0488] Pressestimmen Bromberg), vom ^'Zentrum: Tiedtke und Podzwardotvski, Vertreter Naepke, Seelte (sämtlich Bromberg), von der Deutschen demokratischen Partei: Friedland, Pietzker, Vortreter: Krumme und Sawatzki (sämtlich Bromberg), von der Sozialdemnkratischen Partei: Hannemann, Holtzendorff, Vertreter: Siegel und Stößel (sämtlich Bromberg). Aus den beiden Provinzialarbeitsgemein- schaften Westpreußen und Posen ist zum Schluß als die höchste Spitze des Deutsch¬ tums im Abtretungsgebiet die Deutsche Zentralarbeitsgemeinschnft mit dem Sitz in Dirschau und dem deutschdemokratischen Ab¬ geordneten Bürgermeister Winkler-Graudenz als Vorsitzenden gebildet worden. Zur Zen¬ tralarbeitsgemeinschaft stellt jede Partei aus ihren Delegierten in den beiden Pro- vinzialarbeitsgemeinschaften je einen Ver¬ treter. Sie setzt sich danach zusammen aus den Angehörigen der Deutschen Partei: Dr. Jahr, Stellvertreter: Graebe für Posen, Landrat von Conrad, Stellvertreter: Justiz¬ rat Menzel für Westpreußen, aus den Mit¬ gliedern des Zentrums: Tiedtke, Stellver¬ treter: Podzwardowstt für Posen, Professor Dr. Klebba, Stellvertreter: Niewulinski für Westpreußen, aus den Mitgliedern der Deutschdemokratischen Partei: Pietzker und Sawatzki für Posen, Winkler und Klewening für Westpreußen und aus den Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei: Hannemann und Stößel für Posen und Hagk — Stell¬ vertreter wird noch namhaft gemacht — für Westpreußen. „Ostdeutsche Rundschau" Ur. 2S4 vom 25. September 1919. Vressestmmml polnische Presse „Dziemnk Berlinski" (Berlin) Ur. 208 vom 12. September 1919. Unsere Ansjelc»aus»:neu in Polen. Es ist Zeit umzukehren! In der „Gazetta Ostrowska" lesen wir folgendes: Über hundert Jahre lang lebten wir ge¬ teilt in drei Teile, unter den drei uns feind¬ lich gesinnten Regierungen, getrennt durch Grenzkordons, Zölle und schlechten Verkehr. Wir lebten auf diese Weise jedes Teil¬ gebiet für sich selbst. Im Laufe der Zeit verloren wir die Fühlung und wurden gegenseitig immer fremder. Es zeigte sich dies während des Krieges, wo sich jedes Teilgebiet seine eigene Orientierung ausgearbeitet hatte und bis zum letzten kämpfte im Namen dieser Orientierung, ohne sich darum zu kümmern, was die übrigen sagen. Die Wahrheit bahnte sich langsam ihren Weg, die Deutschen öffneten den An¬ geführten die Augen und mit der Zeit, als auch Rußland niedergerungen worden war, neigte sich die Gewichtsschale auf die Seite derer, die von Anfang an sich für die Entente erklärt hatten. Und es schien, daß mit diesem Augenblicke irgendeine herzliche Annäherung aller Teilgebiete stattfinden werde, doch es geschah anders. Anstatt uns zu freuen, daß wir uns endlich alle in einem Polen vereinigen, begannen wir uns gegenseitig einer vor dem andern zu fürchten, begannen Fehler und Mängel herauszufinden und eine chinesische Mauer aufzubauen, damit nur ja nicht das eine Teilgebiete sich dem anderen nähert. Be¬ sonders aber verhöhnen unsere Zeitungen Kongreszpolen maßlos, denn in Warschau herrscht Bestechungswesen, ist die Negierung unfähig usw., und sie weisen mit Stolz auf die großpolnische Ordnung hin, auf die mustergültige Ordnungsliebe usw., und die flache und sorglose Allgemeinheit glaubte daran wie gewöhnlich. Es schien, daß das posensche Gebiet als Muster und zum Ruhm Polens dienen soll, und daß der Nest Kehricht ist. Auch heute noch werden überall, sei es auf der Bahn, sei es auf der Straße oder in Gesellschaft Stimmen laut, welche die Kongreßpolen abfällig beurteilen und laut von Bestechungen usw. sprechen, ohne darauf

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/488>, abgerufen am 15.01.2025.