Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Aus den Deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] Sallon ausgehend, und daß wir nur vor¬ Abg. Dr. Fleischer betonte darauf das In seinir Rede unterstrich Herr Dr. lichsten ist." Herr Dr. Fleischer meinte Aus der Rede des Herrn Dr. Iahn- Aus den Deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] Sallon ausgehend, und daß wir nur vor¬ Abg. Dr. Fleischer betonte darauf das In seinir Rede unterstrich Herr Dr. lichsten ist." Herr Dr. Fleischer meinte Aus der Rede des Herrn Dr. Iahn- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336772"/> <fw type="header" place="top"> Aus den Deutschen Volksräten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2322" prev="#ID_2321"> Sallon ausgehend, und daß wir nur vor¬<lb/> übergehend in einer Zentralarbeitsgemein¬<lb/> schaft mitarbeiten wollen/' Provinzial-<lb/> arbeitsgemeittschaften lehnte dieser Redner<lb/> ab mit folgenden Worten: „Wir können<lb/> uns überhaupt nicht recht denken, welche<lb/> Aufgaben in den nächsten Monaten die Pro-<lb/> vinzialarbeilsg> meinschaft neben der Zenrral-<lb/> arbeitsgemeinschaft haben soll. Diese sind<lb/> für später Wohl denkbar, wenn die Pro-<lb/> vinziallandtagswahlen kommen, aber zurzeit<lb/> handelt es sich darum, eine einheitliche<lb/> Front zu schaffen. Die lokalen Arbeits¬<lb/> gemeinschaften mögen bestehen, wo sie zweck¬<lb/> mäßig find, aber es fragt sich, welche Auf¬<lb/> gaben eine Provinzialarbeitsgemeinschaft<lb/> neben der Zentralarbeilsgemeinschaft zu<lb/> erfüllen hat. Wir kennen keine Interessen<lb/> Westpreußens im Gegensatz zu den Posener<lb/> Interessen, sondern wollen vor allen Dingen<lb/> eine gemeinsame, verhandlungsfähige Front<lb/> der Deutschen schaffen. Soll dies erst ge¬<lb/> schehen auf dem Wege über die Provinzial¬<lb/> arbeitsgemeinschaft, so befürchten wir, daß<lb/> gerade das nicht zustande kommt, was uns<lb/> zur Zurückstellung unserer ursprünglichen Idee<lb/> bewogen hat. Das ist für uns die Voraus¬<lb/> setzung für eine Einigung."</p> <p xml:id="ID_2323"> Abg. Dr. Fleischer betonte darauf das<lb/> Wesen der Arbeitsgemeinschaft: „Bei allen<lb/> Fragen, die rein deutsche Interessen berühren,<lb/> soll eine Verständigung herbeigeführt werden;<lb/> diese Arbeitsgemeinschaft ist nichts anderes<lb/> als ein Verständigungsbureau, in dem die<lb/> Eigenart und Selbständigkeit der Partei<lb/> unangetastet bleibt und keine Partei an<lb/> irgend einer Aktion teilzunehmen braucht,<lb/> die sich gegen ihre Eigenart richtet. Des¬<lb/> halb ist eine Mujorisierung nicht möglich;<lb/> wenn eine Partei erklärt, auf Grund ihres<lb/> Parteiprogramms nicht mitmachen zu wollen,<lb/> so kann man sie nicht zwingen."</p> <p xml:id="ID_2324" next="#ID_2325"> In seinir Rede unterstrich Herr Dr.<lb/> Fleischer später noch einmal den Gedanken<lb/> und sagte: „Es liegt der Arbeitsgemeinschaft<lb/> fern, sich als ein unfehlbares, dauerhaftes<lb/> Gebilde aufspielen zu wollen. Sie ist nichts<lb/> Weiter, als eine Verständigung zwischen den<lb/> verschiedenen Parteien, um aus den mannig¬<lb/> fachen Möglichkeiten den Standpunkt zu<lb/> wählen, der dem Deutschtum am zuträg¬</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2325" prev="#ID_2324"> lichsten ist." Herr Dr. Fleischer meinte<lb/> dann, „man müsse von unten auf diese<lb/> Arbeitsgemeinschaft aufbauen". Das ist<lb/> natürlich nach den vorhergegangenen Er¬<lb/> klärungen falsch, ja, eine Unmöglichkeit.<lb/> Wenn die Organisation keine Dauerhaftig¬<lb/> keit in sich trägt, wenn es sich nur um ein<lb/> „Verständigungsbureau" handelt, dann darf<lb/> „unten" nicht organisiert werden. Im Süden<lb/> Westpreußens und im Netzedistrikt ist, ab¬<lb/> gesehen von den erwähnten Ausnahmen,<lb/> ein solches Organisteren zudem nicht mehr<lb/> nötig, weil Volksräte und deutsche Ver¬<lb/> einigungen schon die Orte und Kreise fast<lb/> lückenlos umfassen.</p> <p xml:id="ID_2326" next="#ID_2327"> Aus der Rede des Herrn Dr. Iahn-<lb/> Bromberg ^Vereinigung des deutschen Volks-<lb/> tums in Polen) greifen wir folgende<lb/> bemerkenswerte Sätze heraus: „Wir wollen<lb/> keine politischen Parteien und halten diese<lb/> für ein Unglück, wenn wir sie mit hinüber<lb/> nach Polen nehmen. Wir sind eine kulturelle<lb/> Vereinigung und haben unsere Richtlinien<lb/> für die Deutsche Partei herausgegeben, um<lb/> eine Plattform zu schoffen, auf der sich die<lb/> Politischen Parteien zusammenfinden konnten.<lb/> Wir wollten zeigen, daß es möglich ist,<lb/> politische Widerstände zu überwinden." Wir<lb/> Werden niemals den Weg zueinander finden,<lb/> wenn wir unsere alten politischen aus dem<lb/> Reiche übernommenen Überzeugungen, die<lb/> aus ganz anderen Verhältnissen hervor¬<lb/> gegangen find, behalten. — Ich habe die<lb/> feste Überzeugung, daß die Zukunft uns alle<lb/> unrettbar zusammenschmieden wird. —<lb/> Meiner Meinung nach besteht der Haupt¬<lb/> fehler, daß wir nicht zusammenkommen,<lb/> darin, daß wir diese Dinge hier so be¬<lb/> trachten, wie wir es vom Reiche aus<lb/> gewohnt find. Am weitesten sind wir an<lb/> der Demarkationslinie im Netzedistrikt und<lb/> im Südgau von Westpreußen. Wenn wir<lb/> den Leuten da mit einer Politischen Partei<lb/> kommen, wird den Leuten schlecht. Je<lb/> Weiler wir von diesen Gebieten wegkommen,<lb/> desto größer wird der Einfluß des Reiches,<lb/> also der Einfluß der Parteien. Und ant<lb/> meisten tritt dies zutage in Danzig und in<lb/> Berlin an den Stellen, von denen aus<lb/> die Dinge nicht beurteilt werden sollen,<lb/> Weil sie nicht beurteilt werden können. Sie</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
Aus den Deutschen Volksräten
Sallon ausgehend, und daß wir nur vor¬
übergehend in einer Zentralarbeitsgemein¬
schaft mitarbeiten wollen/' Provinzial-
arbeitsgemeittschaften lehnte dieser Redner
ab mit folgenden Worten: „Wir können
uns überhaupt nicht recht denken, welche
Aufgaben in den nächsten Monaten die Pro-
vinzialarbeilsg> meinschaft neben der Zenrral-
arbeitsgemeinschaft haben soll. Diese sind
für später Wohl denkbar, wenn die Pro-
vinziallandtagswahlen kommen, aber zurzeit
handelt es sich darum, eine einheitliche
Front zu schaffen. Die lokalen Arbeits¬
gemeinschaften mögen bestehen, wo sie zweck¬
mäßig find, aber es fragt sich, welche Auf¬
gaben eine Provinzialarbeitsgemeinschaft
neben der Zentralarbeilsgemeinschaft zu
erfüllen hat. Wir kennen keine Interessen
Westpreußens im Gegensatz zu den Posener
Interessen, sondern wollen vor allen Dingen
eine gemeinsame, verhandlungsfähige Front
der Deutschen schaffen. Soll dies erst ge¬
schehen auf dem Wege über die Provinzial¬
arbeitsgemeinschaft, so befürchten wir, daß
gerade das nicht zustande kommt, was uns
zur Zurückstellung unserer ursprünglichen Idee
bewogen hat. Das ist für uns die Voraus¬
setzung für eine Einigung."
Abg. Dr. Fleischer betonte darauf das
Wesen der Arbeitsgemeinschaft: „Bei allen
Fragen, die rein deutsche Interessen berühren,
soll eine Verständigung herbeigeführt werden;
diese Arbeitsgemeinschaft ist nichts anderes
als ein Verständigungsbureau, in dem die
Eigenart und Selbständigkeit der Partei
unangetastet bleibt und keine Partei an
irgend einer Aktion teilzunehmen braucht,
die sich gegen ihre Eigenart richtet. Des¬
halb ist eine Mujorisierung nicht möglich;
wenn eine Partei erklärt, auf Grund ihres
Parteiprogramms nicht mitmachen zu wollen,
so kann man sie nicht zwingen."
In seinir Rede unterstrich Herr Dr.
Fleischer später noch einmal den Gedanken
und sagte: „Es liegt der Arbeitsgemeinschaft
fern, sich als ein unfehlbares, dauerhaftes
Gebilde aufspielen zu wollen. Sie ist nichts
Weiter, als eine Verständigung zwischen den
verschiedenen Parteien, um aus den mannig¬
fachen Möglichkeiten den Standpunkt zu
wählen, der dem Deutschtum am zuträg¬
lichsten ist." Herr Dr. Fleischer meinte
dann, „man müsse von unten auf diese
Arbeitsgemeinschaft aufbauen". Das ist
natürlich nach den vorhergegangenen Er¬
klärungen falsch, ja, eine Unmöglichkeit.
Wenn die Organisation keine Dauerhaftig¬
keit in sich trägt, wenn es sich nur um ein
„Verständigungsbureau" handelt, dann darf
„unten" nicht organisiert werden. Im Süden
Westpreußens und im Netzedistrikt ist, ab¬
gesehen von den erwähnten Ausnahmen,
ein solches Organisteren zudem nicht mehr
nötig, weil Volksräte und deutsche Ver¬
einigungen schon die Orte und Kreise fast
lückenlos umfassen.
Aus der Rede des Herrn Dr. Iahn-
Bromberg ^Vereinigung des deutschen Volks-
tums in Polen) greifen wir folgende
bemerkenswerte Sätze heraus: „Wir wollen
keine politischen Parteien und halten diese
für ein Unglück, wenn wir sie mit hinüber
nach Polen nehmen. Wir sind eine kulturelle
Vereinigung und haben unsere Richtlinien
für die Deutsche Partei herausgegeben, um
eine Plattform zu schoffen, auf der sich die
Politischen Parteien zusammenfinden konnten.
Wir wollten zeigen, daß es möglich ist,
politische Widerstände zu überwinden." Wir
Werden niemals den Weg zueinander finden,
wenn wir unsere alten politischen aus dem
Reiche übernommenen Überzeugungen, die
aus ganz anderen Verhältnissen hervor¬
gegangen find, behalten. — Ich habe die
feste Überzeugung, daß die Zukunft uns alle
unrettbar zusammenschmieden wird. —
Meiner Meinung nach besteht der Haupt¬
fehler, daß wir nicht zusammenkommen,
darin, daß wir diese Dinge hier so be¬
trachten, wie wir es vom Reiche aus
gewohnt find. Am weitesten sind wir an
der Demarkationslinie im Netzedistrikt und
im Südgau von Westpreußen. Wenn wir
den Leuten da mit einer Politischen Partei
kommen, wird den Leuten schlecht. Je
Weiler wir von diesen Gebieten wegkommen,
desto größer wird der Einfluß des Reiches,
also der Einfluß der Parteien. Und ant
meisten tritt dies zutage in Danzig und in
Berlin an den Stellen, von denen aus
die Dinge nicht beurteilt werden sollen,
Weil sie nicht beurteilt werden können. Sie
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