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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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machte über die Beziehungen, welche
Mischen den Juden und den anderen pol¬
nischen Mitbürgern bestehen, besitzen,
haben sie zu dem Entschluß geführt,
in Anbetracht der historischen Entwicke¬
lung der Judenfrage und der großen
Animosität, welcher sie unterliegen, daß
es notwendig sein wird, den Juden in
Polen einen besonderen Schutz ange-
deihen zu lassen. Diese Klauseln sind aus
ein Minimum beschränkt, welches unter
den obwaltenden Umständen notwendig
erscheint, und zwar: die Unterhaltung
jüdischer Schulen und der Schutz der
Juden bei der Beobachtung ihres Sabbath.
Es ist anzunehmen, daß diese Bestimmun¬
gen' keinen Hinderungsgrund zur poli¬
tischen Einigkeit Polens bilden werden.
Sie bedeuten nicht eine Anerkennung der
Juden als eine besondere getrennte poli¬
tische Gemeinde im polnischen Staat. Die
auf den Unterricht bezüglichen Bestim¬
mungen enthalten nichts, was nicht bei
den Unterrichtseinrichtungen in vielen
modernen autorganisierten Staaten für
-die Erziehu'Nlgseinrichtungen vorgesehen
wäre.

Es ist nicht unvereinbar mit der Sou¬
veränität des Staates, Schulen anzuer¬
kennen und zu unterstützen, in welchen die
Kinder unter demselben religiösen Ein¬
fluß stehen, welchen sie von Hause aus
gewöhnt sind. Indem ausdrücklich an¬
erkannt wird, daß die Bestimmungen
dieses Vertrages dem polnischen Staate
keineswegs untersagen, die polnische
Sprache in allen Schulen -und Erziehungs¬
anstalten obligatorisch zu machen, befin¬
den sich in demselben vollkommen aus¬
reichende Garantien -gegen den Gebrauch
der nichtpolnischen Sprache, zu dem
Zwecke, separatistische Tendenzen im In¬
nern des Staates zu verfolgen.

7. Die ökonomischen Klauseln, welche
in dem Kapitel 2 des Vertrages enthalten
sind, sind mit dem Ziele redigiert worden,
um die Aufrichtung lebensfähiger Han¬
delsbeziehungen zwischen dem unabhän¬
gigen Polen und den anderen alliierten

[Spaltenumbruch]

und assoziierten Machten zu erleichtern.
Sie umfassen Bestimmungen, welche sich
auf diplomatische und konsularische Ver¬
tretungen beziehen, auf die Freiheit des
Durchgangsverkehrs und die Zustimmung
der polnischen Regierung zu einer gewissen
Zahl internationaler Vereinbarungen.

Bei der Redaktion dieser Klauseln
haben die alliierten und assoziierten
Hauptmächte nicht den Wunsch in den
Vordergrund geschoben, sich besondere
wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Man
wird bemerken, daß die ihnen zugebillig¬
ten Rechte durch diese Bestimmungen
gleichmäßig auf alle Mitglieder der Liga
der Nationen ausgedehnt sind. Eine ge¬
wisse Anzahl dieser Bestimmungen haben
einen rein zeitlichen Charakter und sind
nur zu dem Zwecke eingefügt, um die
kurze Unterbrechung zu überwinden, welche
eintreten wird, bis Polen selbst ein be¬
stimmtes allgemeines Reglement geschaf¬
fen hat oder durch Handelsverträge over
allgemeine Abkommen, welche von d"r
Liga der Nationen anerkannt sind.

Am zusammenzufassen, bin ich beauf¬
tragt, ihnen im Namen der -alliierten und
assoziierten Mächte die tiefste Genug¬
tuung darüber auszudrücken, daß es ihnen
vergönnt ist, Polen als unabhängigen
Staat wieder aufgerichtet zu sehen. Von
ganzem Herzen bringen sie der polnischen
Nation, welche ihren Platz in der Fa¬
milie der Nationen wieder einnimmt, ein
Willkommen entgegen. Sie erinnern sich
der hervorragenden Dienste, welche Polen
Europa geleistet hat im öffentlichen
Leben und durch, den Anteil, welchen es
an dem Fortschritt der Menschlichkeit ge-
nommen hat, an der gemeinsamen Stunde
aller zivilisierten Nationen!. Sie sino
überzeugt, daß die Stimme Polens nutz¬
bringend ertönen wird in ihren gemein¬
samen Aussprachen über den Frieden
und die Harmonie, daß dann Einfluß du-
m gebraucht werden wird, den Geist der
Freiheit und Gerechtigkeit in den aus¬
wärtigen Angelegenheiten zu entwickeln,
und daß sie ebenso -mitarbeiten wird an

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machte über die Beziehungen, welche
Mischen den Juden und den anderen pol¬
nischen Mitbürgern bestehen, besitzen,
haben sie zu dem Entschluß geführt,
in Anbetracht der historischen Entwicke¬
lung der Judenfrage und der großen
Animosität, welcher sie unterliegen, daß
es notwendig sein wird, den Juden in
Polen einen besonderen Schutz ange-
deihen zu lassen. Diese Klauseln sind aus
ein Minimum beschränkt, welches unter
den obwaltenden Umständen notwendig
erscheint, und zwar: die Unterhaltung
jüdischer Schulen und der Schutz der
Juden bei der Beobachtung ihres Sabbath.
Es ist anzunehmen, daß diese Bestimmun¬
gen' keinen Hinderungsgrund zur poli¬
tischen Einigkeit Polens bilden werden.
Sie bedeuten nicht eine Anerkennung der
Juden als eine besondere getrennte poli¬
tische Gemeinde im polnischen Staat. Die
auf den Unterricht bezüglichen Bestim¬
mungen enthalten nichts, was nicht bei
den Unterrichtseinrichtungen in vielen
modernen autorganisierten Staaten für
-die Erziehu'Nlgseinrichtungen vorgesehen
wäre.

Es ist nicht unvereinbar mit der Sou¬
veränität des Staates, Schulen anzuer¬
kennen und zu unterstützen, in welchen die
Kinder unter demselben religiösen Ein¬
fluß stehen, welchen sie von Hause aus
gewöhnt sind. Indem ausdrücklich an¬
erkannt wird, daß die Bestimmungen
dieses Vertrages dem polnischen Staate
keineswegs untersagen, die polnische
Sprache in allen Schulen -und Erziehungs¬
anstalten obligatorisch zu machen, befin¬
den sich in demselben vollkommen aus¬
reichende Garantien -gegen den Gebrauch
der nichtpolnischen Sprache, zu dem
Zwecke, separatistische Tendenzen im In¬
nern des Staates zu verfolgen.

7. Die ökonomischen Klauseln, welche
in dem Kapitel 2 des Vertrages enthalten
sind, sind mit dem Ziele redigiert worden,
um die Aufrichtung lebensfähiger Han¬
delsbeziehungen zwischen dem unabhän¬
gigen Polen und den anderen alliierten

[Spaltenumbruch]

und assoziierten Machten zu erleichtern.
Sie umfassen Bestimmungen, welche sich
auf diplomatische und konsularische Ver¬
tretungen beziehen, auf die Freiheit des
Durchgangsverkehrs und die Zustimmung
der polnischen Regierung zu einer gewissen
Zahl internationaler Vereinbarungen.

Bei der Redaktion dieser Klauseln
haben die alliierten und assoziierten
Hauptmächte nicht den Wunsch in den
Vordergrund geschoben, sich besondere
wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Man
wird bemerken, daß die ihnen zugebillig¬
ten Rechte durch diese Bestimmungen
gleichmäßig auf alle Mitglieder der Liga
der Nationen ausgedehnt sind. Eine ge¬
wisse Anzahl dieser Bestimmungen haben
einen rein zeitlichen Charakter und sind
nur zu dem Zwecke eingefügt, um die
kurze Unterbrechung zu überwinden, welche
eintreten wird, bis Polen selbst ein be¬
stimmtes allgemeines Reglement geschaf¬
fen hat oder durch Handelsverträge over
allgemeine Abkommen, welche von d«r
Liga der Nationen anerkannt sind.

Am zusammenzufassen, bin ich beauf¬
tragt, ihnen im Namen der -alliierten und
assoziierten Mächte die tiefste Genug¬
tuung darüber auszudrücken, daß es ihnen
vergönnt ist, Polen als unabhängigen
Staat wieder aufgerichtet zu sehen. Von
ganzem Herzen bringen sie der polnischen
Nation, welche ihren Platz in der Fa¬
milie der Nationen wieder einnimmt, ein
Willkommen entgegen. Sie erinnern sich
der hervorragenden Dienste, welche Polen
Europa geleistet hat im öffentlichen
Leben und durch, den Anteil, welchen es
an dem Fortschritt der Menschlichkeit ge-
nommen hat, an der gemeinsamen Stunde
aller zivilisierten Nationen!. Sie sino
überzeugt, daß die Stimme Polens nutz¬
bringend ertönen wird in ihren gemein¬
samen Aussprachen über den Frieden
und die Harmonie, daß dann Einfluß du-
m gebraucht werden wird, den Geist der
Freiheit und Gerechtigkeit in den aus¬
wärtigen Angelegenheiten zu entwickeln,
und daß sie ebenso -mitarbeiten wird an

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[0409] Materialien zur ostdeutschen Frage machte über die Beziehungen, welche Mischen den Juden und den anderen pol¬ nischen Mitbürgern bestehen, besitzen, haben sie zu dem Entschluß geführt, in Anbetracht der historischen Entwicke¬ lung der Judenfrage und der großen Animosität, welcher sie unterliegen, daß es notwendig sein wird, den Juden in Polen einen besonderen Schutz ange- deihen zu lassen. Diese Klauseln sind aus ein Minimum beschränkt, welches unter den obwaltenden Umständen notwendig erscheint, und zwar: die Unterhaltung jüdischer Schulen und der Schutz der Juden bei der Beobachtung ihres Sabbath. Es ist anzunehmen, daß diese Bestimmun¬ gen' keinen Hinderungsgrund zur poli¬ tischen Einigkeit Polens bilden werden. Sie bedeuten nicht eine Anerkennung der Juden als eine besondere getrennte poli¬ tische Gemeinde im polnischen Staat. Die auf den Unterricht bezüglichen Bestim¬ mungen enthalten nichts, was nicht bei den Unterrichtseinrichtungen in vielen modernen autorganisierten Staaten für -die Erziehu'Nlgseinrichtungen vorgesehen wäre. Es ist nicht unvereinbar mit der Sou¬ veränität des Staates, Schulen anzuer¬ kennen und zu unterstützen, in welchen die Kinder unter demselben religiösen Ein¬ fluß stehen, welchen sie von Hause aus gewöhnt sind. Indem ausdrücklich an¬ erkannt wird, daß die Bestimmungen dieses Vertrages dem polnischen Staate keineswegs untersagen, die polnische Sprache in allen Schulen -und Erziehungs¬ anstalten obligatorisch zu machen, befin¬ den sich in demselben vollkommen aus¬ reichende Garantien -gegen den Gebrauch der nichtpolnischen Sprache, zu dem Zwecke, separatistische Tendenzen im In¬ nern des Staates zu verfolgen. 7. Die ökonomischen Klauseln, welche in dem Kapitel 2 des Vertrages enthalten sind, sind mit dem Ziele redigiert worden, um die Aufrichtung lebensfähiger Han¬ delsbeziehungen zwischen dem unabhän¬ gigen Polen und den anderen alliierten und assoziierten Machten zu erleichtern. Sie umfassen Bestimmungen, welche sich auf diplomatische und konsularische Ver¬ tretungen beziehen, auf die Freiheit des Durchgangsverkehrs und die Zustimmung der polnischen Regierung zu einer gewissen Zahl internationaler Vereinbarungen. Bei der Redaktion dieser Klauseln haben die alliierten und assoziierten Hauptmächte nicht den Wunsch in den Vordergrund geschoben, sich besondere wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Man wird bemerken, daß die ihnen zugebillig¬ ten Rechte durch diese Bestimmungen gleichmäßig auf alle Mitglieder der Liga der Nationen ausgedehnt sind. Eine ge¬ wisse Anzahl dieser Bestimmungen haben einen rein zeitlichen Charakter und sind nur zu dem Zwecke eingefügt, um die kurze Unterbrechung zu überwinden, welche eintreten wird, bis Polen selbst ein be¬ stimmtes allgemeines Reglement geschaf¬ fen hat oder durch Handelsverträge over allgemeine Abkommen, welche von d«r Liga der Nationen anerkannt sind. Am zusammenzufassen, bin ich beauf¬ tragt, ihnen im Namen der -alliierten und assoziierten Mächte die tiefste Genug¬ tuung darüber auszudrücken, daß es ihnen vergönnt ist, Polen als unabhängigen Staat wieder aufgerichtet zu sehen. Von ganzem Herzen bringen sie der polnischen Nation, welche ihren Platz in der Fa¬ milie der Nationen wieder einnimmt, ein Willkommen entgegen. Sie erinnern sich der hervorragenden Dienste, welche Polen Europa geleistet hat im öffentlichen Leben und durch, den Anteil, welchen es an dem Fortschritt der Menschlichkeit ge- nommen hat, an der gemeinsamen Stunde aller zivilisierten Nationen!. Sie sino überzeugt, daß die Stimme Polens nutz¬ bringend ertönen wird in ihren gemein¬ samen Aussprachen über den Frieden und die Harmonie, daß dann Einfluß du- m gebraucht werden wird, den Geist der Freiheit und Gerechtigkeit in den aus¬ wärtigen Angelegenheiten zu entwickeln, und daß sie ebenso -mitarbeiten wird an

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/409>, abgerufen am 15.01.2025.