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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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litauischen Militär besetzt wurde, hielt der
bekannte Geistliche Nowicki (ein Litauer) eine
niederschmetternde Predigt gegen die Polen
und forderte das Volk auf, daß es das Land
bor "diesem niederträchtigen Volke schützen
soll". In derselben Stadt Schirwint hat
der Ortsnikar dreizehn unserer Soldaten mit
Revolverschüssen getötet.

"Dzicnnik Bydgosky" (Bromberg) Ur. 139
vom 19. Juni.

Auf falschem Wege befinden sich die
Dentschen. Sie sind diesen Weg so lange
geschritten, bis sie an den Rand des Ab¬
grundes gekommen sind. Die Entente
hätte sie in denselben durch ihren letzten
Schlag hineinstoßen können, zu welchem sie
vorbereitet war. Da sie sich aber durch
Rücksichtnahme gegenüber dem aufs Haupt
geschlagenen Feinde leiten ließ, so hat sie
den Schwung ihrer mächtigen Armeen
aufgehalten.

Ein kleiner Teil Leute in Deutschland
hat diese großherzM Geste verstanden.
Die Mehrheit vergaß den furchtbaren Fall
bald und kehrt zu den Wegen zurück, auf
welche sie von dem preußischen System
geleitet wurde. Die Zeitungen gewisser
Art reden heute dem deutschen Volke ein,
^aß es eigentlich gar micht geschlagen wor-
sei und gutwillig die Waffen gestreckt
habe. Solch eine Hinterlist übersteigt alle
kreuzen, aber der Durchschnittsdeutsche
seit die fürchterliche Niederlage bald ver¬
lassen und glaubt, daß eine Möglichkeit
"er Wicdevvcrgeltnng existiert. "

Und wenn nicht einer Wiedcrvergel-
^u>g hinsichtlich der Entente, so doch
gegenüber den Polen. Dadurch erklärt
die nie dagewesene -Aufgeblasenheit
und Tollwntigkeit, welche die deutsche
^evölkerung in unseren Gebieten erfaßt
M. Die Stimmen der Vernunft und
Verstandes sind vollständig totge-
Mviegen, und die Kriegsfanfaren melden
und lauter denn je. Wo ist hier der Ver¬
band? Die Entente hört Klagen und
^auimler der Deutschen laige geduldig
Sie weiß, daß die Friedensbedin-
"ungen schwer find, leichtere konnte jedoch

[Spaltenumbruch]

Wohl niemand erwarten. Wir wissen
doch genau, was die Deutschen den En¬
tente für Bedingungen anfge!een hätten,
wenn sie Sieger geblieben wären. DaZ
beweisen die amtlichen und halbamtlichen
Ennnziationen. Die ganze Welt sollte
geradezu eine Fußbank für Deutschland
werden. Die Entente dagegen verlangt
wieder gar nicht w viel, w:rd aber hart
zu sem verstehen, wenn Teutschland ib,e
Forderungen nicht annimmt. Die Fol¬
gen können für das ganze Volk fatal
fein. Besonders aber die Deutschen in
unseren Gebieten, welche einen derartig
großen Spektakel machen und der Entente
geradezu drohen -- wie stellen sie sich
die Zukunft vor? Sie glauben Wohl selbst
nicht daran, daß sie sich den: Urteil der
Entente ständig widersetzen könnten. Und
dennoch kündigen sie einen Widerstand an
und zwar einen Widerstand bis zum letz¬
ten Atemzug. Daraus kann das schreck¬
lichste Unglück für die ganze Bevölkerung,
ebenso für die polnische wie für die
deutsche entstehen. Wenn die Drohungen
gewisser Kreise in Erfüllung gehen, wird
die polnische Bevölkerung noch viel le-den
müssen. Aber ihre Leiden werden früher
oder später ein Ende haben. Was wird
jedoch mit der deutschen Bevölkerung ge¬
schehen? Sie wird doch auf diesem Bo-
oen auch weiterhin mit den Polen zu¬
sammen leben wollen! Wie soll später
das Verhältnis zur polnischen Bevölke¬
rung sein? Aus dem vergossenen Blute
und der sittlichen Bedrückung wird ge¬
wiß keine gemeinsame Liebe und Wille
zur Einigkeit entstehen.

Deshalb wenden wir uns an jene
Dentschen, welche vom Hakatismus nicht
verblendet sind, daß sie sich von den Anf-
hetzern abwenden und die Verhältnisse
nicht noch mehr verschlimmern sollen. Die
polnische Bevölkerung ist ruhig und denkt
gar nicht daran, irgend jemand unrecht
zu tun. Eine Herde Schafe ist sie aber
auch nicht und wird das erlittene Unrecht
nicht vergessen.

Ganze Jahrhunderte lebten wir unter
preußischer Herrschaft al? gcbocene Ku-

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litauischen Militär besetzt wurde, hielt der
bekannte Geistliche Nowicki (ein Litauer) eine
niederschmetternde Predigt gegen die Polen
und forderte das Volk auf, daß es das Land
bor „diesem niederträchtigen Volke schützen
soll". In derselben Stadt Schirwint hat
der Ortsnikar dreizehn unserer Soldaten mit
Revolverschüssen getötet.

„Dzicnnik Bydgosky" (Bromberg) Ur. 139
vom 19. Juni.

Auf falschem Wege befinden sich die
Dentschen. Sie sind diesen Weg so lange
geschritten, bis sie an den Rand des Ab¬
grundes gekommen sind. Die Entente
hätte sie in denselben durch ihren letzten
Schlag hineinstoßen können, zu welchem sie
vorbereitet war. Da sie sich aber durch
Rücksichtnahme gegenüber dem aufs Haupt
geschlagenen Feinde leiten ließ, so hat sie
den Schwung ihrer mächtigen Armeen
aufgehalten.

Ein kleiner Teil Leute in Deutschland
hat diese großherzM Geste verstanden.
Die Mehrheit vergaß den furchtbaren Fall
bald und kehrt zu den Wegen zurück, auf
welche sie von dem preußischen System
geleitet wurde. Die Zeitungen gewisser
Art reden heute dem deutschen Volke ein,
^aß es eigentlich gar micht geschlagen wor-
sei und gutwillig die Waffen gestreckt
habe. Solch eine Hinterlist übersteigt alle
kreuzen, aber der Durchschnittsdeutsche
seit die fürchterliche Niederlage bald ver¬
lassen und glaubt, daß eine Möglichkeit
"er Wicdevvcrgeltnng existiert. »

Und wenn nicht einer Wiedcrvergel-
^u>g hinsichtlich der Entente, so doch
gegenüber den Polen. Dadurch erklärt
die nie dagewesene -Aufgeblasenheit
und Tollwntigkeit, welche die deutsche
^evölkerung in unseren Gebieten erfaßt
M. Die Stimmen der Vernunft und
Verstandes sind vollständig totge-
Mviegen, und die Kriegsfanfaren melden
und lauter denn je. Wo ist hier der Ver¬
band? Die Entente hört Klagen und
^auimler der Deutschen laige geduldig
Sie weiß, daß die Friedensbedin-
»ungen schwer find, leichtere konnte jedoch

[Spaltenumbruch]

Wohl niemand erwarten. Wir wissen
doch genau, was die Deutschen den En¬
tente für Bedingungen anfge!een hätten,
wenn sie Sieger geblieben wären. DaZ
beweisen die amtlichen und halbamtlichen
Ennnziationen. Die ganze Welt sollte
geradezu eine Fußbank für Deutschland
werden. Die Entente dagegen verlangt
wieder gar nicht w viel, w:rd aber hart
zu sem verstehen, wenn Teutschland ib,e
Forderungen nicht annimmt. Die Fol¬
gen können für das ganze Volk fatal
fein. Besonders aber die Deutschen in
unseren Gebieten, welche einen derartig
großen Spektakel machen und der Entente
geradezu drohen — wie stellen sie sich
die Zukunft vor? Sie glauben Wohl selbst
nicht daran, daß sie sich den: Urteil der
Entente ständig widersetzen könnten. Und
dennoch kündigen sie einen Widerstand an
und zwar einen Widerstand bis zum letz¬
ten Atemzug. Daraus kann das schreck¬
lichste Unglück für die ganze Bevölkerung,
ebenso für die polnische wie für die
deutsche entstehen. Wenn die Drohungen
gewisser Kreise in Erfüllung gehen, wird
die polnische Bevölkerung noch viel le-den
müssen. Aber ihre Leiden werden früher
oder später ein Ende haben. Was wird
jedoch mit der deutschen Bevölkerung ge¬
schehen? Sie wird doch auf diesem Bo-
oen auch weiterhin mit den Polen zu¬
sammen leben wollen! Wie soll später
das Verhältnis zur polnischen Bevölke¬
rung sein? Aus dem vergossenen Blute
und der sittlichen Bedrückung wird ge¬
wiß keine gemeinsame Liebe und Wille
zur Einigkeit entstehen.

Deshalb wenden wir uns an jene
Dentschen, welche vom Hakatismus nicht
verblendet sind, daß sie sich von den Anf-
hetzern abwenden und die Verhältnisse
nicht noch mehr verschlimmern sollen. Die
polnische Bevölkerung ist ruhig und denkt
gar nicht daran, irgend jemand unrecht
zu tun. Eine Herde Schafe ist sie aber
auch nicht und wird das erlittene Unrecht
nicht vergessen.

Ganze Jahrhunderte lebten wir unter
preußischer Herrschaft al? gcbocene Ku-

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[0365] Pressestimmcn litauischen Militär besetzt wurde, hielt der bekannte Geistliche Nowicki (ein Litauer) eine niederschmetternde Predigt gegen die Polen und forderte das Volk auf, daß es das Land bor „diesem niederträchtigen Volke schützen soll". In derselben Stadt Schirwint hat der Ortsnikar dreizehn unserer Soldaten mit Revolverschüssen getötet. „Dzicnnik Bydgosky" (Bromberg) Ur. 139 vom 19. Juni. Auf falschem Wege befinden sich die Dentschen. Sie sind diesen Weg so lange geschritten, bis sie an den Rand des Ab¬ grundes gekommen sind. Die Entente hätte sie in denselben durch ihren letzten Schlag hineinstoßen können, zu welchem sie vorbereitet war. Da sie sich aber durch Rücksichtnahme gegenüber dem aufs Haupt geschlagenen Feinde leiten ließ, so hat sie den Schwung ihrer mächtigen Armeen aufgehalten. Ein kleiner Teil Leute in Deutschland hat diese großherzM Geste verstanden. Die Mehrheit vergaß den furchtbaren Fall bald und kehrt zu den Wegen zurück, auf welche sie von dem preußischen System geleitet wurde. Die Zeitungen gewisser Art reden heute dem deutschen Volke ein, ^aß es eigentlich gar micht geschlagen wor- sei und gutwillig die Waffen gestreckt habe. Solch eine Hinterlist übersteigt alle kreuzen, aber der Durchschnittsdeutsche seit die fürchterliche Niederlage bald ver¬ lassen und glaubt, daß eine Möglichkeit "er Wicdevvcrgeltnng existiert. » Und wenn nicht einer Wiedcrvergel- ^u>g hinsichtlich der Entente, so doch gegenüber den Polen. Dadurch erklärt die nie dagewesene -Aufgeblasenheit und Tollwntigkeit, welche die deutsche ^evölkerung in unseren Gebieten erfaßt M. Die Stimmen der Vernunft und Verstandes sind vollständig totge- Mviegen, und die Kriegsfanfaren melden und lauter denn je. Wo ist hier der Ver¬ band? Die Entente hört Klagen und ^auimler der Deutschen laige geduldig Sie weiß, daß die Friedensbedin- »ungen schwer find, leichtere konnte jedoch Wohl niemand erwarten. Wir wissen doch genau, was die Deutschen den En¬ tente für Bedingungen anfge!een hätten, wenn sie Sieger geblieben wären. DaZ beweisen die amtlichen und halbamtlichen Ennnziationen. Die ganze Welt sollte geradezu eine Fußbank für Deutschland werden. Die Entente dagegen verlangt wieder gar nicht w viel, w:rd aber hart zu sem verstehen, wenn Teutschland ib,e Forderungen nicht annimmt. Die Fol¬ gen können für das ganze Volk fatal fein. Besonders aber die Deutschen in unseren Gebieten, welche einen derartig großen Spektakel machen und der Entente geradezu drohen — wie stellen sie sich die Zukunft vor? Sie glauben Wohl selbst nicht daran, daß sie sich den: Urteil der Entente ständig widersetzen könnten. Und dennoch kündigen sie einen Widerstand an und zwar einen Widerstand bis zum letz¬ ten Atemzug. Daraus kann das schreck¬ lichste Unglück für die ganze Bevölkerung, ebenso für die polnische wie für die deutsche entstehen. Wenn die Drohungen gewisser Kreise in Erfüllung gehen, wird die polnische Bevölkerung noch viel le-den müssen. Aber ihre Leiden werden früher oder später ein Ende haben. Was wird jedoch mit der deutschen Bevölkerung ge¬ schehen? Sie wird doch auf diesem Bo- oen auch weiterhin mit den Polen zu¬ sammen leben wollen! Wie soll später das Verhältnis zur polnischen Bevölke¬ rung sein? Aus dem vergossenen Blute und der sittlichen Bedrückung wird ge¬ wiß keine gemeinsame Liebe und Wille zur Einigkeit entstehen. Deshalb wenden wir uns an jene Dentschen, welche vom Hakatismus nicht verblendet sind, daß sie sich von den Anf- hetzern abwenden und die Verhältnisse nicht noch mehr verschlimmern sollen. Die polnische Bevölkerung ist ruhig und denkt gar nicht daran, irgend jemand unrecht zu tun. Eine Herde Schafe ist sie aber auch nicht und wird das erlittene Unrecht nicht vergessen. Ganze Jahrhunderte lebten wir unter preußischer Herrschaft al? gcbocene Ku-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/365>, abgerufen am 15.01.2025.