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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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der "russische Bedrücker" von früher nie"
mals getroffen hat.

Die für die kulturellen Rechte ihrer
Volksgenossen eintretenden Persönlich¬
keiten werden verfolgt. Vorwande werden
gesucht, um unschuldige Menschen ins
Gefängnis zu bringen und damit "ab¬
schreckend" zu wirken. Der wüsteste Ter¬
ror gegen Andersstämmige und Anders¬
gläubige wird von der polnischen Geist¬
lichkeit und von den nationalistischen Agi¬
tatoren offen gepredigt. ,-Polen ist nur
für die Polen da." "Die Deutschen, die
in Holzpantoffeln ins Land gekommen
sind, die Juden, die als Lumpensammler
groß wurden, fort mit ihnen!"

Das Koalitionsrecht ist von der Regie¬
rung des.neuen Staates für die deutsche
Minderheit kurzerhand beseitigt worden.
Die einzige große Organisation der Deut¬
schen In Polen, der annähernd
Mitglieder zählende Deutsche Verein,
wurde im Februar dieses Jahres ohne
Gerichtsbeschluß, ohne eine Begründung,
durch rein administrative Anordnung ein¬
fach unterdrückt. Das ganze Vermögen
des Vereins und seiner 3W Ortsgruppen
wurde beschlagnahmt, die Führer wurden
verhaftet und wochenlang gefangen ge¬
halten. Wohlgemerkt. ohne das, eine An"
nage gegen sie erhoben wurde! Um die
Teilnahme der Deutschen an den städti¬
schen Wählen zu stören, wurde die Bür¬
gerschaft durch Verhaftungen erschreckt.
Deutsche Wählerversammlungen wurden
teilweise verboten. Die deutschen Aei-
tunaen stehen unter strengem Zensur-
drnck.

Die 500 deutschen Dorfschulen, durch
die weitgehendste Opferwilligkeit der deut¬
schen Bauern errichtet, und seit einigen
Jahren in einem 'Selbstverwaltungs¬
körper, dem deutsch-evangelischen Lcmdes-
schulverband, zusammengeschlossen, sind
im März dieses Jahres durch ein Dekret
d"S Ministeriums, ohne daß der Landtag
Beschluß faßte, dem Staate angegliedert
worden, was ungefähr soviel bedeutet
wie die Vernichtung des deutschen Schul¬

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wesens überhaupt- Denn wenn dieses
Dekret auch bestimmt, daß auf besonderen
Antrag der Eltern überall dort, wo min¬
destens vierzig deutsche Kinder sind, eine
Schule mit deutscher Unterrichtssprache
bestehen darf, so wird dieser besondere
Antrag, diese Willenserklärung der El¬
tern, wo es nur irgend geht, unterdrückt.
Bei der erstmaligen Einreichung dieser
Erklärungen, der die deutschen Bauern
fast ausnahmslos nachgekommen^ Sild,
haben die unteren behördlichen Organe
alle möglichen Schwierigkeiten gemacht.
Zahlreiche deutsche Schulen sind auf diese
Weise mit dem ersten Undich beseitigt
worden, zahlreiche andere werden folgen
und der Nest wird durch Verwaltung?-
technische Maßnahmen der Polonisicrung
verfallen. Denn der Wille zur völligen
Vernichtung der deutschen Schule ist vor¬
handen.

Doch auch damit ist es nicht genug-
Selbst die rein wirtschaftlichen Einrich¬
tungen der Deutschen in Polen sind nicht
sicher. Eine Reihe von Rcnffeisenkasscu
wurde tinter falschen Vorwänden durch
widerrechtliche Beschlagnahmungen oder
auch Schließung schwer geschädigt.

Zu alledem kommt ein verwerfliches
abenteuerliches Spitzelshstem hinzu. Nie¬
mand ist vor Denunziationen sicher. Die
"schwarze Liste" ist überall zu finden. Den
Juden ergeht es ähnlich oder noch schlim¬
mer. Es haben nicht nur die bekannte"
Pogrome stattgefunden, auch in vielen
kleinen Orten kam es zu pöbelhafter
Ausschreitungen wildester Natur. Der
jüdische .Kaufmann und Händler ist duch"
stäblich zu keiner Stunde des Tages und
der Nacht sicher, seine Warenvorräte an
echte oder falsche Polizisten und Soldaten
zu verlieren.

So sieht die Freiheit, die Gerechtigkeit
und vielgerühmte Toleranz in: neuerstan-
denen Polen ans. Und diesem Staate
sollen noch größere nationale Minder¬
heiten angegliedert werden! Die alliier
ten Regierungen täten besser, ihr Augen"
merk darauf zu richten, daß -- wenn a"Ä

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der „russische Bedrücker" von früher nie»
mals getroffen hat.

Die für die kulturellen Rechte ihrer
Volksgenossen eintretenden Persönlich¬
keiten werden verfolgt. Vorwande werden
gesucht, um unschuldige Menschen ins
Gefängnis zu bringen und damit „ab¬
schreckend" zu wirken. Der wüsteste Ter¬
ror gegen Andersstämmige und Anders¬
gläubige wird von der polnischen Geist¬
lichkeit und von den nationalistischen Agi¬
tatoren offen gepredigt. ,-Polen ist nur
für die Polen da." „Die Deutschen, die
in Holzpantoffeln ins Land gekommen
sind, die Juden, die als Lumpensammler
groß wurden, fort mit ihnen!"

Das Koalitionsrecht ist von der Regie¬
rung des.neuen Staates für die deutsche
Minderheit kurzerhand beseitigt worden.
Die einzige große Organisation der Deut¬
schen In Polen, der annähernd
Mitglieder zählende Deutsche Verein,
wurde im Februar dieses Jahres ohne
Gerichtsbeschluß, ohne eine Begründung,
durch rein administrative Anordnung ein¬
fach unterdrückt. Das ganze Vermögen
des Vereins und seiner 3W Ortsgruppen
wurde beschlagnahmt, die Führer wurden
verhaftet und wochenlang gefangen ge¬
halten. Wohlgemerkt. ohne das, eine An«
nage gegen sie erhoben wurde! Um die
Teilnahme der Deutschen an den städti¬
schen Wählen zu stören, wurde die Bür¬
gerschaft durch Verhaftungen erschreckt.
Deutsche Wählerversammlungen wurden
teilweise verboten. Die deutschen Aei-
tunaen stehen unter strengem Zensur-
drnck.

Die 500 deutschen Dorfschulen, durch
die weitgehendste Opferwilligkeit der deut¬
schen Bauern errichtet, und seit einigen
Jahren in einem 'Selbstverwaltungs¬
körper, dem deutsch-evangelischen Lcmdes-
schulverband, zusammengeschlossen, sind
im März dieses Jahres durch ein Dekret
d"S Ministeriums, ohne daß der Landtag
Beschluß faßte, dem Staate angegliedert
worden, was ungefähr soviel bedeutet
wie die Vernichtung des deutschen Schul¬

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wesens überhaupt- Denn wenn dieses
Dekret auch bestimmt, daß auf besonderen
Antrag der Eltern überall dort, wo min¬
destens vierzig deutsche Kinder sind, eine
Schule mit deutscher Unterrichtssprache
bestehen darf, so wird dieser besondere
Antrag, diese Willenserklärung der El¬
tern, wo es nur irgend geht, unterdrückt.
Bei der erstmaligen Einreichung dieser
Erklärungen, der die deutschen Bauern
fast ausnahmslos nachgekommen^ Sild,
haben die unteren behördlichen Organe
alle möglichen Schwierigkeiten gemacht.
Zahlreiche deutsche Schulen sind auf diese
Weise mit dem ersten Undich beseitigt
worden, zahlreiche andere werden folgen
und der Nest wird durch Verwaltung?-
technische Maßnahmen der Polonisicrung
verfallen. Denn der Wille zur völligen
Vernichtung der deutschen Schule ist vor¬
handen.

Doch auch damit ist es nicht genug-
Selbst die rein wirtschaftlichen Einrich¬
tungen der Deutschen in Polen sind nicht
sicher. Eine Reihe von Rcnffeisenkasscu
wurde tinter falschen Vorwänden durch
widerrechtliche Beschlagnahmungen oder
auch Schließung schwer geschädigt.

Zu alledem kommt ein verwerfliches
abenteuerliches Spitzelshstem hinzu. Nie¬
mand ist vor Denunziationen sicher. Die
„schwarze Liste" ist überall zu finden. Den
Juden ergeht es ähnlich oder noch schlim¬
mer. Es haben nicht nur die bekannte»
Pogrome stattgefunden, auch in vielen
kleinen Orten kam es zu pöbelhafter
Ausschreitungen wildester Natur. Der
jüdische .Kaufmann und Händler ist duch"
stäblich zu keiner Stunde des Tages und
der Nacht sicher, seine Warenvorräte an
echte oder falsche Polizisten und Soldaten
zu verlieren.

So sieht die Freiheit, die Gerechtigkeit
und vielgerühmte Toleranz in: neuerstan-
denen Polen ans. Und diesem Staate
sollen noch größere nationale Minder¬
heiten angegliedert werden! Die alliier
ten Regierungen täten besser, ihr Augen"
merk darauf zu richten, daß — wenn a»Ä

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[0362] Materialien zur ostdeutschen Frage der „russische Bedrücker" von früher nie» mals getroffen hat. Die für die kulturellen Rechte ihrer Volksgenossen eintretenden Persönlich¬ keiten werden verfolgt. Vorwande werden gesucht, um unschuldige Menschen ins Gefängnis zu bringen und damit „ab¬ schreckend" zu wirken. Der wüsteste Ter¬ ror gegen Andersstämmige und Anders¬ gläubige wird von der polnischen Geist¬ lichkeit und von den nationalistischen Agi¬ tatoren offen gepredigt. ,-Polen ist nur für die Polen da." „Die Deutschen, die in Holzpantoffeln ins Land gekommen sind, die Juden, die als Lumpensammler groß wurden, fort mit ihnen!" Das Koalitionsrecht ist von der Regie¬ rung des.neuen Staates für die deutsche Minderheit kurzerhand beseitigt worden. Die einzige große Organisation der Deut¬ schen In Polen, der annähernd Mitglieder zählende Deutsche Verein, wurde im Februar dieses Jahres ohne Gerichtsbeschluß, ohne eine Begründung, durch rein administrative Anordnung ein¬ fach unterdrückt. Das ganze Vermögen des Vereins und seiner 3W Ortsgruppen wurde beschlagnahmt, die Führer wurden verhaftet und wochenlang gefangen ge¬ halten. Wohlgemerkt. ohne das, eine An« nage gegen sie erhoben wurde! Um die Teilnahme der Deutschen an den städti¬ schen Wählen zu stören, wurde die Bür¬ gerschaft durch Verhaftungen erschreckt. Deutsche Wählerversammlungen wurden teilweise verboten. Die deutschen Aei- tunaen stehen unter strengem Zensur- drnck. Die 500 deutschen Dorfschulen, durch die weitgehendste Opferwilligkeit der deut¬ schen Bauern errichtet, und seit einigen Jahren in einem 'Selbstverwaltungs¬ körper, dem deutsch-evangelischen Lcmdes- schulverband, zusammengeschlossen, sind im März dieses Jahres durch ein Dekret d"S Ministeriums, ohne daß der Landtag Beschluß faßte, dem Staate angegliedert worden, was ungefähr soviel bedeutet wie die Vernichtung des deutschen Schul¬ wesens überhaupt- Denn wenn dieses Dekret auch bestimmt, daß auf besonderen Antrag der Eltern überall dort, wo min¬ destens vierzig deutsche Kinder sind, eine Schule mit deutscher Unterrichtssprache bestehen darf, so wird dieser besondere Antrag, diese Willenserklärung der El¬ tern, wo es nur irgend geht, unterdrückt. Bei der erstmaligen Einreichung dieser Erklärungen, der die deutschen Bauern fast ausnahmslos nachgekommen^ Sild, haben die unteren behördlichen Organe alle möglichen Schwierigkeiten gemacht. Zahlreiche deutsche Schulen sind auf diese Weise mit dem ersten Undich beseitigt worden, zahlreiche andere werden folgen und der Nest wird durch Verwaltung?- technische Maßnahmen der Polonisicrung verfallen. Denn der Wille zur völligen Vernichtung der deutschen Schule ist vor¬ handen. Doch auch damit ist es nicht genug- Selbst die rein wirtschaftlichen Einrich¬ tungen der Deutschen in Polen sind nicht sicher. Eine Reihe von Rcnffeisenkasscu wurde tinter falschen Vorwänden durch widerrechtliche Beschlagnahmungen oder auch Schließung schwer geschädigt. Zu alledem kommt ein verwerfliches abenteuerliches Spitzelshstem hinzu. Nie¬ mand ist vor Denunziationen sicher. Die „schwarze Liste" ist überall zu finden. Den Juden ergeht es ähnlich oder noch schlim¬ mer. Es haben nicht nur die bekannte» Pogrome stattgefunden, auch in vielen kleinen Orten kam es zu pöbelhafter Ausschreitungen wildester Natur. Der jüdische .Kaufmann und Händler ist duch" stäblich zu keiner Stunde des Tages und der Nacht sicher, seine Warenvorräte an echte oder falsche Polizisten und Soldaten zu verlieren. So sieht die Freiheit, die Gerechtigkeit und vielgerühmte Toleranz in: neuerstan- denen Polen ans. Und diesem Staate sollen noch größere nationale Minder¬ heiten angegliedert werden! Die alliier ten Regierungen täten besser, ihr Augen" merk darauf zu richten, daß — wenn a»Ä

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/362>, abgerufen am 15.01.2025.