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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

und ermüdendere Weg als der richtige von
ihr je erkannt und auch beschritten
werden wird. Gehen wir auf dem jetzigen
Wege des Sozialismus und Kommunismus,
des Spartakismus und Bolschewismus und
des Internationalismus weiter, dann werden
wir unrettbar auf diesem Wege ins Ver¬
derben geraten. Weit zu Tal sind wir be¬
reits gefahren, fast bis zum Bergansatz. Es
wird daher Zeit zur Umkehr, wollen wir
nicht im Abgrund -- in dem Tale des Ver¬
derbens' -- unikommen.

Der Weg zurück -- bergauf -- ist ge¬
wunden, steinig und hart. Er ist einsam,
unendlich schwer und unendlich weit. Er
führt nur durch Entsagung und Entbehrung,
durch spartanische Einfachheit und Ehrlichkeit,
durch jahrzehntelange Unfreiheit zur Höhe.
Arbeit, -- immer wieder Arbeit, -- nie
ruhende Arbeit, das ist die einzige Losung.

Schon längst ist das erkannt, gewißI
Aber warum wird es nicht ausgeführt? Auf
was und auf wen warten wir noch? Etwa
auf den Führer? Jeder kann und soll
sühren. Wenn jeder als richtig erkannt und
anerkannt hat, daß Arbeit zum Ziele führt,
wen dann vorwärts, fangt an zu arbeiten!
Dder ist noch einer, der es nicht glaubt, der
sich noch innerlich scheut es zuzugeben?
Dann, lest nach, was ihr in eurer Kindheit
"elernt habt, als es hieß: "Im Schweiße
d°mes Angesichts sollst du dein Brot rssenl"
Glaubt heute noch eiuer, daß der liebe
Herrgott uns ernähren wird wie die Spatzen
°uf dem Dache?

Wie soll denn der Weg der Arbeit zum
Ziele sichren?

Alles Werden und Gedeihen ist bei uns
der Landwirtschaft abhängig. Während
des Krieges und bis zum houligeu Tag"
sie in rastloser Arbeit fast Übernatürliches
Leistet. Heute und besonders für die Zu¬
luft sind ihr aber die Hände gebunden,
^it Negierung und Sladtvolt in völliger
Trennung der Dinge Unmögliches von ihr
Klangen. Im Gegensatz zu der Be¬
völkerung der Großstädte und der Industrie-
Wenden ist der Arbeitswille bei ihr nach
Wie vorvorhanden, um ihrer vaterländischen
^"uihrrmgspflicht nachzukommen und um
selbst zu erhalten, wo alles um sie

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herum der Vernichtung Preisgegeben scheint.
Aber sie ist am Ende ihrer Kraft! Soll sie
wieder aufblühen und kräftig werden, dann
müssen ihr Nahrungsmittel, also Dünge¬
mittel, Stickstoff, Kalk, Kali und Phosphor
zugeführt werden. Bis auf geringe Teile
von Phosphor haben wir alles im eigenen
Lande. Wir können es aber nicht ge¬
winnen, weil wir keine Kohlen fördern,
daher ist die Schaffung von Kohlen
Grundbedingung. Zehnmal soviel Kohlen
als hente -- keine Steine --, müssen gefördert
werden, um uns wieder aufwärts zu helfen,
rückwärts auf unserem jetzigen falschen Weg.
Haben wir Kohlen, können wir künstliche
Düngemittel gewinnen, dadurch unsere Land¬
wirtschaft neu erstehen lassen und unsere
Volksernährung im eigenen Lande sichern.
Aber nicht nur das allein, wir kommen hier¬
durch auch in die Lage, unsere Industrie aus¬
giebig zu beschäftigen. Landwirtschaftliche
Maschinen und Geräte. Motorpflllge und
Lastkraftwagen, Güterwagen und Lokomo¬
tiven und wer weiß was, müssen erneuert
und - ergänzt werden. Haben wir Kohlen,
können wir Ziegel brennen und Zement her¬
stellen. Haben wir Ziegel und Zement,
können wir der Wohnungsnot steuern, können
dann auch siedeln und alle Wünsche und
Hoffnungen unserer Krieger und Siedelungs-
bediuf.'igen befriedigen. siedeln wir, so
beschäftigen wir Maurer, Tischler, Klempner,
Schlosser, Töpfer und alles, was mit dem
Bauhandweck zu tun hat. Durch die Sied¬
lung wieder sind wir gezwungen, neue Trans¬
portwege zu schaffen, Eisenbahnen, Kanüle,
Tunnels, Überführungen usw. zu bauen.
Haben wir also Bergbau und Landwirtschaft,
dadurch Industrie, Bautätigkeit und Trans¬
portwesen, so wird alles, was damit orga¬
nisch zusammenhängt, zu neuem Leben er¬
wachen. Handel und Wandel werden blühen.
Selbst die Schiffahrt wird wieder aufleben.
Wir werden unseren Verpflichtungen gegen die
Feinde nachkommen können, wir werden uns
von ihnen unabhängig machen und wir
werden sogar ausführen können, was ent¬
behrlich ist. Wir werden wieder freier
werden. Wir werden unser Joch abwälzen
und uns schließlich dem Bilde nähern, das
eingangs geschildert ist.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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und ermüdendere Weg als der richtige von
ihr je erkannt und auch beschritten
werden wird. Gehen wir auf dem jetzigen
Wege des Sozialismus und Kommunismus,
des Spartakismus und Bolschewismus und
des Internationalismus weiter, dann werden
wir unrettbar auf diesem Wege ins Ver¬
derben geraten. Weit zu Tal sind wir be¬
reits gefahren, fast bis zum Bergansatz. Es
wird daher Zeit zur Umkehr, wollen wir
nicht im Abgrund — in dem Tale des Ver¬
derbens' — unikommen.

Der Weg zurück — bergauf — ist ge¬
wunden, steinig und hart. Er ist einsam,
unendlich schwer und unendlich weit. Er
führt nur durch Entsagung und Entbehrung,
durch spartanische Einfachheit und Ehrlichkeit,
durch jahrzehntelange Unfreiheit zur Höhe.
Arbeit, — immer wieder Arbeit, — nie
ruhende Arbeit, das ist die einzige Losung.

Schon längst ist das erkannt, gewißI
Aber warum wird es nicht ausgeführt? Auf
was und auf wen warten wir noch? Etwa
auf den Führer? Jeder kann und soll
sühren. Wenn jeder als richtig erkannt und
anerkannt hat, daß Arbeit zum Ziele führt,
wen dann vorwärts, fangt an zu arbeiten!
Dder ist noch einer, der es nicht glaubt, der
sich noch innerlich scheut es zuzugeben?
Dann, lest nach, was ihr in eurer Kindheit
»elernt habt, als es hieß: „Im Schweiße
d°mes Angesichts sollst du dein Brot rssenl"
Glaubt heute noch eiuer, daß der liebe
Herrgott uns ernähren wird wie die Spatzen
°uf dem Dache?

Wie soll denn der Weg der Arbeit zum
Ziele sichren?

Alles Werden und Gedeihen ist bei uns
der Landwirtschaft abhängig. Während
des Krieges und bis zum houligeu Tag»
sie in rastloser Arbeit fast Übernatürliches
Leistet. Heute und besonders für die Zu¬
luft sind ihr aber die Hände gebunden,
^it Negierung und Sladtvolt in völliger
Trennung der Dinge Unmögliches von ihr
Klangen. Im Gegensatz zu der Be¬
völkerung der Großstädte und der Industrie-
Wenden ist der Arbeitswille bei ihr nach
Wie vorvorhanden, um ihrer vaterländischen
^"uihrrmgspflicht nachzukommen und um
selbst zu erhalten, wo alles um sie

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herum der Vernichtung Preisgegeben scheint.
Aber sie ist am Ende ihrer Kraft! Soll sie
wieder aufblühen und kräftig werden, dann
müssen ihr Nahrungsmittel, also Dünge¬
mittel, Stickstoff, Kalk, Kali und Phosphor
zugeführt werden. Bis auf geringe Teile
von Phosphor haben wir alles im eigenen
Lande. Wir können es aber nicht ge¬
winnen, weil wir keine Kohlen fördern,
daher ist die Schaffung von Kohlen
Grundbedingung. Zehnmal soviel Kohlen
als hente — keine Steine —, müssen gefördert
werden, um uns wieder aufwärts zu helfen,
rückwärts auf unserem jetzigen falschen Weg.
Haben wir Kohlen, können wir künstliche
Düngemittel gewinnen, dadurch unsere Land¬
wirtschaft neu erstehen lassen und unsere
Volksernährung im eigenen Lande sichern.
Aber nicht nur das allein, wir kommen hier¬
durch auch in die Lage, unsere Industrie aus¬
giebig zu beschäftigen. Landwirtschaftliche
Maschinen und Geräte. Motorpflllge und
Lastkraftwagen, Güterwagen und Lokomo¬
tiven und wer weiß was, müssen erneuert
und - ergänzt werden. Haben wir Kohlen,
können wir Ziegel brennen und Zement her¬
stellen. Haben wir Ziegel und Zement,
können wir der Wohnungsnot steuern, können
dann auch siedeln und alle Wünsche und
Hoffnungen unserer Krieger und Siedelungs-
bediuf.'igen befriedigen. siedeln wir, so
beschäftigen wir Maurer, Tischler, Klempner,
Schlosser, Töpfer und alles, was mit dem
Bauhandweck zu tun hat. Durch die Sied¬
lung wieder sind wir gezwungen, neue Trans¬
portwege zu schaffen, Eisenbahnen, Kanüle,
Tunnels, Überführungen usw. zu bauen.
Haben wir also Bergbau und Landwirtschaft,
dadurch Industrie, Bautätigkeit und Trans¬
portwesen, so wird alles, was damit orga¬
nisch zusammenhängt, zu neuem Leben er¬
wachen. Handel und Wandel werden blühen.
Selbst die Schiffahrt wird wieder aufleben.
Wir werden unseren Verpflichtungen gegen die
Feinde nachkommen können, wir werden uns
von ihnen unabhängig machen und wir
werden sogar ausführen können, was ent¬
behrlich ist. Wir werden wieder freier
werden. Wir werden unser Joch abwälzen
und uns schließlich dem Bilde nähern, das
eingangs geschildert ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/355>, abgerufen am 15.01.2025.