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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Neue Buchausgaben

vermöge eines kapitalistischen Absolutismus den Weltfrieden wirklich und endgültig
zu sichern. Weil er den Zweck will, will er auch die Mittel und geht, unbekümmert
um Blut und Tränen, an denen die sentimentalen Naturen des Buches zerbrechen,
seinen Weg, Menschen und Konjunkturen mit kaltem Verstände aber fanatischer
Energie benutzend. Meisterhaft ist die Schilderung kapitalistischer Geschäftspraktiken
und amerikanischer Versammlungen, unübertrefflich die Wiedergabe der Presse¬
stimmen. Am bemerkenswertesten aber ist wohl die dritte der drei Skizzen des
Bündchens "Amerika", die in kurzen, mit kühnster Ironie hingesetzten und ungemein
lebendigen Strichen den Typus des amerikanischen Kapitalisten umreißt. Auch
die beiden ersten Stücke sind für amerikanisches Denken und für amerikanische
Zustände ungemein bezeichnend und sollten ebenso wie "das Weltreich und sein
Kanzler" in Deutschland die weiteste Verbreitung finden.




Neue Buchausgaben

Der Verlag des Bibliographischen Instituts A. G. in Leipzig und Wien
hat in dankenswerter Weise aufs neue dafür gesorgt, daß Werke der Meister
unseres Schrifttums in zuverlässigen und gut ausgestatteten Ausgaben im
deutschen Volk verbreitet werden können. Angesichts des nahenden Weihnachts¬
festes sei nachdrücklich darauf hingewiesen, dasz die zweite kiitisch durchgesehene
und erläuterte Ausgabe von Schillers Werken in 9 Bänden gebunden zum Preise
von 63 Mark vorliegt. (Meyers Klassikerausgaben.) Die Aufgabe ist zum Teil noch
vom bewährten, leider verstorbenen Herausgeber Ludwig Bellermann selbst be¬
sorgt, neben ihm haben Robert Petsch, Albert Lcitzmann und Wolfgattg
Stammler gewirkt -- anerkannte Forscher, die sich mit eindringendem Verständnis
ihrer Aufgabe gewidmet haben.¬

Nicht minder erfreulich ist die vierhändige, kritisch durchgesehene und er
läuterte Ausgabe des gleichen Verlages von Scheffels Werken (ebenfalls M yers
Klassikerausgaben), die in Halbleinen gebunden 28 Mark nebst Teuerungsaufschlag
kosten soll. Friedrich Panzer hat seines Amts als Herausgeber mit größter
Sorgfalt gewaltet. Scheffels erfreuliche Kunst in ansprechenden Gewände ist für
unsere Jugend eine schöne Weihnachtsgabel

Die vom Bibliographischen Institut in Angriff genommene, auf sechs Bände
berechnete Ausgabe von Storms Werken (geb. 42 Mark) beginnt zu erscheinen-
Bis jetzt liegen zwei Bände vor. Diese Neuausgabe wird von Theodor Hertel
besorgt. Wenn wir von dem bisher Gebotenen auf das gesamte Unternehmen
schließen dürfen, so ist Treffliches zu erwarten.¬

Als hübsche Gabe für den Weihnachtstisch ist das von Walter Freye her
ausgegebene, erläuterte und mit einer Einleitung versehene Nibelungenlied in
der Übersetzung von Simrock mit gegenübergestelltem Urtext zu bezeichnen. Das
Deutsche Verlagshaus Borg u. Co. in Berlin hat dieser Ausgabe eine würdige
Ausstattung gegeben.




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vermöge eines kapitalistischen Absolutismus den Weltfrieden wirklich und endgültig
zu sichern. Weil er den Zweck will, will er auch die Mittel und geht, unbekümmert
um Blut und Tränen, an denen die sentimentalen Naturen des Buches zerbrechen,
seinen Weg, Menschen und Konjunkturen mit kaltem Verstände aber fanatischer
Energie benutzend. Meisterhaft ist die Schilderung kapitalistischer Geschäftspraktiken
und amerikanischer Versammlungen, unübertrefflich die Wiedergabe der Presse¬
stimmen. Am bemerkenswertesten aber ist wohl die dritte der drei Skizzen des
Bündchens „Amerika", die in kurzen, mit kühnster Ironie hingesetzten und ungemein
lebendigen Strichen den Typus des amerikanischen Kapitalisten umreißt. Auch
die beiden ersten Stücke sind für amerikanisches Denken und für amerikanische
Zustände ungemein bezeichnend und sollten ebenso wie „das Weltreich und sein
Kanzler" in Deutschland die weiteste Verbreitung finden.




Neue Buchausgaben

Der Verlag des Bibliographischen Instituts A. G. in Leipzig und Wien
hat in dankenswerter Weise aufs neue dafür gesorgt, daß Werke der Meister
unseres Schrifttums in zuverlässigen und gut ausgestatteten Ausgaben im
deutschen Volk verbreitet werden können. Angesichts des nahenden Weihnachts¬
festes sei nachdrücklich darauf hingewiesen, dasz die zweite kiitisch durchgesehene
und erläuterte Ausgabe von Schillers Werken in 9 Bänden gebunden zum Preise
von 63 Mark vorliegt. (Meyers Klassikerausgaben.) Die Aufgabe ist zum Teil noch
vom bewährten, leider verstorbenen Herausgeber Ludwig Bellermann selbst be¬
sorgt, neben ihm haben Robert Petsch, Albert Lcitzmann und Wolfgattg
Stammler gewirkt — anerkannte Forscher, die sich mit eindringendem Verständnis
ihrer Aufgabe gewidmet haben.¬

Nicht minder erfreulich ist die vierhändige, kritisch durchgesehene und er
läuterte Ausgabe des gleichen Verlages von Scheffels Werken (ebenfalls M yers
Klassikerausgaben), die in Halbleinen gebunden 28 Mark nebst Teuerungsaufschlag
kosten soll. Friedrich Panzer hat seines Amts als Herausgeber mit größter
Sorgfalt gewaltet. Scheffels erfreuliche Kunst in ansprechenden Gewände ist für
unsere Jugend eine schöne Weihnachtsgabel

Die vom Bibliographischen Institut in Angriff genommene, auf sechs Bände
berechnete Ausgabe von Storms Werken (geb. 42 Mark) beginnt zu erscheinen-
Bis jetzt liegen zwei Bände vor. Diese Neuausgabe wird von Theodor Hertel
besorgt. Wenn wir von dem bisher Gebotenen auf das gesamte Unternehmen
schließen dürfen, so ist Treffliches zu erwarten.¬

Als hübsche Gabe für den Weihnachtstisch ist das von Walter Freye her
ausgegebene, erläuterte und mit einer Einleitung versehene Nibelungenlied in
der Übersetzung von Simrock mit gegenübergestelltem Urtext zu bezeichnen. Das
Deutsche Verlagshaus Borg u. Co. in Berlin hat dieser Ausgabe eine würdige
Ausstattung gegeben.




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[0322] Neue Buchausgaben vermöge eines kapitalistischen Absolutismus den Weltfrieden wirklich und endgültig zu sichern. Weil er den Zweck will, will er auch die Mittel und geht, unbekümmert um Blut und Tränen, an denen die sentimentalen Naturen des Buches zerbrechen, seinen Weg, Menschen und Konjunkturen mit kaltem Verstände aber fanatischer Energie benutzend. Meisterhaft ist die Schilderung kapitalistischer Geschäftspraktiken und amerikanischer Versammlungen, unübertrefflich die Wiedergabe der Presse¬ stimmen. Am bemerkenswertesten aber ist wohl die dritte der drei Skizzen des Bündchens „Amerika", die in kurzen, mit kühnster Ironie hingesetzten und ungemein lebendigen Strichen den Typus des amerikanischen Kapitalisten umreißt. Auch die beiden ersten Stücke sind für amerikanisches Denken und für amerikanische Zustände ungemein bezeichnend und sollten ebenso wie „das Weltreich und sein Kanzler" in Deutschland die weiteste Verbreitung finden. Neue Buchausgaben Der Verlag des Bibliographischen Instituts A. G. in Leipzig und Wien hat in dankenswerter Weise aufs neue dafür gesorgt, daß Werke der Meister unseres Schrifttums in zuverlässigen und gut ausgestatteten Ausgaben im deutschen Volk verbreitet werden können. Angesichts des nahenden Weihnachts¬ festes sei nachdrücklich darauf hingewiesen, dasz die zweite kiitisch durchgesehene und erläuterte Ausgabe von Schillers Werken in 9 Bänden gebunden zum Preise von 63 Mark vorliegt. (Meyers Klassikerausgaben.) Die Aufgabe ist zum Teil noch vom bewährten, leider verstorbenen Herausgeber Ludwig Bellermann selbst be¬ sorgt, neben ihm haben Robert Petsch, Albert Lcitzmann und Wolfgattg Stammler gewirkt — anerkannte Forscher, die sich mit eindringendem Verständnis ihrer Aufgabe gewidmet haben.¬ Nicht minder erfreulich ist die vierhändige, kritisch durchgesehene und er läuterte Ausgabe des gleichen Verlages von Scheffels Werken (ebenfalls M yers Klassikerausgaben), die in Halbleinen gebunden 28 Mark nebst Teuerungsaufschlag kosten soll. Friedrich Panzer hat seines Amts als Herausgeber mit größter Sorgfalt gewaltet. Scheffels erfreuliche Kunst in ansprechenden Gewände ist für unsere Jugend eine schöne Weihnachtsgabel Die vom Bibliographischen Institut in Angriff genommene, auf sechs Bände berechnete Ausgabe von Storms Werken (geb. 42 Mark) beginnt zu erscheinen- Bis jetzt liegen zwei Bände vor. Diese Neuausgabe wird von Theodor Hertel besorgt. Wenn wir von dem bisher Gebotenen auf das gesamte Unternehmen schließen dürfen, so ist Treffliches zu erwarten.¬ Als hübsche Gabe für den Weihnachtstisch ist das von Walter Freye her ausgegebene, erläuterte und mit einer Einleitung versehene Nibelungenlied in der Übersetzung von Simrock mit gegenübergestelltem Urtext zu bezeichnen. Das Deutsche Verlagshaus Borg u. Co. in Berlin hat dieser Ausgabe eine würdige Ausstattung gegeben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/322>, abgerufen am 15.01.2025.