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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Die Weltwerbearbeit Frankreichs

künstlerischer Ausführung werden in ausländischen Hauptstädten >sera,usgegeben.
Lesesäle Verbveiten die neueste französische Literatur. Die Ankunft jedes neuen
großen französischen Films gestaltet sich zu einem Ereignis, von 'dem die ganze
Stadt sprechen muß. Wagen mit Plataeer fahren durch alle Straßen, an allen
Litfaßsäulen prangen riesenhafte Ankündigungen. Zu einer Vovbefichtigung im
geschlossenen Kreise werden die Spitzen der Gesellschaft, Behörden und Presse
des Landes eingeladen. Die erste öffentliche Vorführung am folgenden Tage zeigt
den Zuschauern als Einleitung schon im Filu die Ankunft der hohen Gäste vor
dem Theater. Schauspielertruppen bereisen die Hauptstädte ^der Welt. Aber den
Grundton der französischen Weltwerbearbcit geben doch die Borträge an, bei
denen sich Persönlichkeit und Sache in glücklichster Weise zu einem Gesamtein-
druck verbinden können, der nachhaltiger als jedes geschriebene Wort oder an¬
geschaute Bild auf den Empfangenden wirkt.

Auch Frauen stehlen vielfach im Dienst der französischen Rednerpropaganda.
Im letzten Monat eröffnete in Kopenhagen unter dem Protektorat des fran¬
zösischen Gesandten eine Französin, Madame Delmas, eine Vortragsreihe mit
Lichtbildern über den Wiederaufbau Frankreichs. In Stockholm sprach im
November dieses Jahressdie Kriegskorvespondentin Anna, Levertin über Paris
während des Weltkrieges. Nach ihrem Vortrag wurde ein Filu vorgeführt, 'der
Paris nach fünfjährigem Kriege zeigt.

Die französische Weltwerbearbcit trägt alles Französische, von den Bildern
seiner Staatsmänner und Dichter bis zu den Moden und Spielzeugwaren aus
Paris in die fremden Länder, sie läßt die Worte und Lieder, die Frankreichs
Hauptstadt auf seinen Boulevards prägt und erfindet, auf der glänzen Erde
populär werden, wie wenn es wirklich wäre, als ob "tout Komme a cieux ps^'
le hier, et puis la l^ranee". Auslandpropaganda ist in Frankreich eine öffentliche
Angelegenheit. Vor einigen Wochen brachte der "Figaro" einen Leitartikel über
"provÄAÄncle cle ?ax", der Vorschläge zu einer Neuorganisation des französischen
Weltwerbewesens entwickelt, die in der Berufung besonderer ProvagandaattackM
an die auswärtigen Gesandtschaften, sogenannter attaelies universitaires, gipfelten.
Der Artikel schließt mit den Worten: "I^'attacme universitaire o'est un agow
6e liaiLvn intellectuelle. Oemain I'^IIemanc! reprencira sein travail et'avam
Zuerre. ne lui permettons pas ete reimvlanter sa Kultur. I^epAnclons, äekencions
vordre toute atteinte 1'esprit krAnyais."^)





2) "Der Propagandaattachö ist der Vermittler zwischen den geistigen Beziehungen
der Länder. Morgen wird der Deutsche seine Arbeit der Vorkriegszeit wieder aufnehmen-
Wir aber dürfen nicht erlauben, daß seine Kultur wiederum Wurzeln faßt. Darum müsse"
wir den Geist Frankreichs gegen jeden Angriff verteidigen und überall verbreiten."
Die Weltwerbearbeit Frankreichs

künstlerischer Ausführung werden in ausländischen Hauptstädten >sera,usgegeben.
Lesesäle Verbveiten die neueste französische Literatur. Die Ankunft jedes neuen
großen französischen Films gestaltet sich zu einem Ereignis, von 'dem die ganze
Stadt sprechen muß. Wagen mit Plataeer fahren durch alle Straßen, an allen
Litfaßsäulen prangen riesenhafte Ankündigungen. Zu einer Vovbefichtigung im
geschlossenen Kreise werden die Spitzen der Gesellschaft, Behörden und Presse
des Landes eingeladen. Die erste öffentliche Vorführung am folgenden Tage zeigt
den Zuschauern als Einleitung schon im Filu die Ankunft der hohen Gäste vor
dem Theater. Schauspielertruppen bereisen die Hauptstädte ^der Welt. Aber den
Grundton der französischen Weltwerbearbcit geben doch die Borträge an, bei
denen sich Persönlichkeit und Sache in glücklichster Weise zu einem Gesamtein-
druck verbinden können, der nachhaltiger als jedes geschriebene Wort oder an¬
geschaute Bild auf den Empfangenden wirkt.

Auch Frauen stehlen vielfach im Dienst der französischen Rednerpropaganda.
Im letzten Monat eröffnete in Kopenhagen unter dem Protektorat des fran¬
zösischen Gesandten eine Französin, Madame Delmas, eine Vortragsreihe mit
Lichtbildern über den Wiederaufbau Frankreichs. In Stockholm sprach im
November dieses Jahressdie Kriegskorvespondentin Anna, Levertin über Paris
während des Weltkrieges. Nach ihrem Vortrag wurde ein Filu vorgeführt, 'der
Paris nach fünfjährigem Kriege zeigt.

Die französische Weltwerbearbcit trägt alles Französische, von den Bildern
seiner Staatsmänner und Dichter bis zu den Moden und Spielzeugwaren aus
Paris in die fremden Länder, sie läßt die Worte und Lieder, die Frankreichs
Hauptstadt auf seinen Boulevards prägt und erfindet, auf der glänzen Erde
populär werden, wie wenn es wirklich wäre, als ob „tout Komme a cieux ps^'
le hier, et puis la l^ranee". Auslandpropaganda ist in Frankreich eine öffentliche
Angelegenheit. Vor einigen Wochen brachte der „Figaro" einen Leitartikel über
„provÄAÄncle cle ?ax", der Vorschläge zu einer Neuorganisation des französischen
Weltwerbewesens entwickelt, die in der Berufung besonderer ProvagandaattackM
an die auswärtigen Gesandtschaften, sogenannter attaelies universitaires, gipfelten.
Der Artikel schließt mit den Worten: „I^'attacme universitaire o'est un agow
6e liaiLvn intellectuelle. Oemain I'^IIemanc! reprencira sein travail et'avam
Zuerre. ne lui permettons pas ete reimvlanter sa Kultur. I^epAnclons, äekencions
vordre toute atteinte 1'esprit krAnyais."^)





2) „Der Propagandaattachö ist der Vermittler zwischen den geistigen Beziehungen
der Länder. Morgen wird der Deutsche seine Arbeit der Vorkriegszeit wieder aufnehmen-
Wir aber dürfen nicht erlauben, daß seine Kultur wiederum Wurzeln faßt. Darum müsse"
wir den Geist Frankreichs gegen jeden Angriff verteidigen und überall verbreiten."
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[0310] Die Weltwerbearbeit Frankreichs künstlerischer Ausführung werden in ausländischen Hauptstädten >sera,usgegeben. Lesesäle Verbveiten die neueste französische Literatur. Die Ankunft jedes neuen großen französischen Films gestaltet sich zu einem Ereignis, von 'dem die ganze Stadt sprechen muß. Wagen mit Plataeer fahren durch alle Straßen, an allen Litfaßsäulen prangen riesenhafte Ankündigungen. Zu einer Vovbefichtigung im geschlossenen Kreise werden die Spitzen der Gesellschaft, Behörden und Presse des Landes eingeladen. Die erste öffentliche Vorführung am folgenden Tage zeigt den Zuschauern als Einleitung schon im Filu die Ankunft der hohen Gäste vor dem Theater. Schauspielertruppen bereisen die Hauptstädte ^der Welt. Aber den Grundton der französischen Weltwerbearbcit geben doch die Borträge an, bei denen sich Persönlichkeit und Sache in glücklichster Weise zu einem Gesamtein- druck verbinden können, der nachhaltiger als jedes geschriebene Wort oder an¬ geschaute Bild auf den Empfangenden wirkt. Auch Frauen stehlen vielfach im Dienst der französischen Rednerpropaganda. Im letzten Monat eröffnete in Kopenhagen unter dem Protektorat des fran¬ zösischen Gesandten eine Französin, Madame Delmas, eine Vortragsreihe mit Lichtbildern über den Wiederaufbau Frankreichs. In Stockholm sprach im November dieses Jahressdie Kriegskorvespondentin Anna, Levertin über Paris während des Weltkrieges. Nach ihrem Vortrag wurde ein Filu vorgeführt, 'der Paris nach fünfjährigem Kriege zeigt. Die französische Weltwerbearbcit trägt alles Französische, von den Bildern seiner Staatsmänner und Dichter bis zu den Moden und Spielzeugwaren aus Paris in die fremden Länder, sie läßt die Worte und Lieder, die Frankreichs Hauptstadt auf seinen Boulevards prägt und erfindet, auf der glänzen Erde populär werden, wie wenn es wirklich wäre, als ob „tout Komme a cieux ps^' le hier, et puis la l^ranee". Auslandpropaganda ist in Frankreich eine öffentliche Angelegenheit. Vor einigen Wochen brachte der „Figaro" einen Leitartikel über „provÄAÄncle cle ?ax", der Vorschläge zu einer Neuorganisation des französischen Weltwerbewesens entwickelt, die in der Berufung besonderer ProvagandaattackM an die auswärtigen Gesandtschaften, sogenannter attaelies universitaires, gipfelten. Der Artikel schließt mit den Worten: „I^'attacme universitaire o'est un agow 6e liaiLvn intellectuelle. Oemain I'^IIemanc! reprencira sein travail et'avam Zuerre. ne lui permettons pas ete reimvlanter sa Kultur. I^epAnclons, äekencions vordre toute atteinte 1'esprit krAnyais."^) 2) „Der Propagandaattachö ist der Vermittler zwischen den geistigen Beziehungen der Länder. Morgen wird der Deutsche seine Arbeit der Vorkriegszeit wieder aufnehmen- Wir aber dürfen nicht erlauben, daß seine Kultur wiederum Wurzeln faßt. Darum müsse" wir den Geist Frankreichs gegen jeden Angriff verteidigen und überall verbreiten."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/310>, abgerufen am 15.01.2025.