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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Ein Brief aus Böhmen

deutsch böhmische Bezirk von Außig oder irgendwelche Hafenrechte dort genügen,
um ihm einen solchen zu geben. Dasz das ganze industrielose Westböhmen, daß
Nordnö'denen, Nordmähren, Südmähren, das deutsche Südböhmen, der deutsche
Teil Schlesiens und die ukrainischen Karpathen für den Bestand eines tschechischen
Staates nötig sind, kann man dem bekanntlich ahnungslosen reichsdeuischen
Publikum zwar getrost zu glauben manier, es ist aber doch nur eine rein
tschechische, mit Hilfe teilweise entstellter historischer Begründungen imperialistisch
zurechtgelegte Auffassung. Nur aus dieser Auffassung heraus und nur weil er
ste bis'aufs äußerste theoretisch festhält, sieht Menenius den Tschechenstaat in vier
lebensunfähige Nationalitätenstaaten zerfallen, wenn nach dem Selbstbestimmungs-
recht der Völker vorgegangen wird. Das deutsche Publikum wird sich sagen, daß
dann natürlich der ukiamische Teil an die Ukraine beziehungsweise Rußland fällt,
der deutsche an Deutschland beziehungsweise Deutsch Osterreich (österreichisches
Überbleibsel nennt es Menenius noch Ententeauffassungen und tschechischen
Wünschen, in Wirklichkeit ist die Tschechoslowakei das österreichische Überbleibsel),
und daß Tschechen und Slowaken, die, wie wir doch immer hören, ein Volk
sind, in einem Siaate vereint, etwa wie Serben und Kroaten, übrig bleiben.
Daß es also dann nicht einen einzigen Staat mehr gibt als heute. Etwas
miwierig aus Verkehrs gründen für die bet> offenen ukrainischen und deutschen
Teile wäre höchstens, wenn man schon bei dieser Phantasie bleibt, die Abtrennung
eines gewissen deutschen Landstriches am Böhmerwald und am Adlergebirge von
Böhmen und die Angliederung des ukrainischen Karpathenlandes an Rußland.
Aber die Russen und auch die panslawistischen Tschechen haben diese letztere
vor dem Kriege und im Kriege lange geplant und für sehr gut durchführbar
gehalten.

Die Ausgaben des tschechischen Staates für militärische Zwecks sind des¬
wegen so groß, weil das ganze große deutsche Gebiet der Sudelenländer von
unter Besatzungen im Zaume gehalten wird, weil sehr viele kleine Orte, die nie
Garnison halten, jetzt eine haben. Dies verschlingt wenigstens so viel Soldaten,
als die "bolschewistischen" -- mehr aber natwnalslowatischen Unruhen in der
Slowakei.

Der Verfasser dieser Zeilen hält im Gegensatz zu den meisten anderen
Sudetendeulschen einen Anschluß Deulschböhmens an Deutschland für ziemlich
Modisch und ist durchaus dagegen, daß die Deuischböhmen ihre Politik auf
buse Möglichkeit rechnend einrichten, awer er hofft, daß die Tschechisierung
^eutstNböbmens so verlangsamt werden kann, daß sie dem Nationalgefünl,
dem Gerechiigkeilsgefühl und der politischen Logik erträglich ist. Daß Deutsch¬
land die Bedürfnisse und die Politik der Deutschböhmen versteht und mit
^"en fühlt, ist für diese von großem Wert, gerade wenn die tschechische
Legierung einen prakusch gemäßigt deulschlandfeindlichm Kurs (ein deutschfreund-
ucher ist ausgeschlossen) einnimmt. Die Demschböhmen, Nvrdmährer usw. waren
kenne Ze>t ganz ni d sind h nec noch durch Zensur und Gefahr geschäftlicher und
Anderweitiger Schädigung sehr stark gehindert, Deutschland von ihrer Lage in
^el'nniis zu setzen. Was man in deutschen Zeiiungen liest oder was durch
Geschäftsreisen in Deutschland bekannt wird, ist meist der Standpunkt der Präger
<?enlschr,i. welche, gerade weil sie ihren Zusammenhang mit der deutschen Welt
^.'ehe verlieren wollen, gegen die Autonomie der Nationen und somit in dieser
nage Gegner aller anderen Sudelendeutschen sind. Hingegen ist das deutsche
-Publikum schon vor dem Kriege weit mehr als es dachte, von in Deutschland
Abenden Tschechen, welche fast alle eifrig und mit Vvllicbe unerkannt poliusieren,
^ lschechisttn>in Sinne von den böhmischen und mährischen Fragen unterrichtet
worden. Ähnliches hatte ich Gelegenheit auch im Kriege und nach dem Kriege
°u beobachten. Diese Tschechen identifizieren zum Beispiel geflissentlich die Beariffe
''Tschechen" ^Böhmen", setzen daher sowie Menenius "Deutschböhmen"
?^'es "deutsche Bewohner der tschechischen Länder Böhmen, Mähren und Schlesien"
^vzroar dies letztere vorwiegend deutsch ist). Den Landesnamen "Deutsch-


Ein Brief aus Böhmen

deutsch böhmische Bezirk von Außig oder irgendwelche Hafenrechte dort genügen,
um ihm einen solchen zu geben. Dasz das ganze industrielose Westböhmen, daß
Nordnö'denen, Nordmähren, Südmähren, das deutsche Südböhmen, der deutsche
Teil Schlesiens und die ukrainischen Karpathen für den Bestand eines tschechischen
Staates nötig sind, kann man dem bekanntlich ahnungslosen reichsdeuischen
Publikum zwar getrost zu glauben manier, es ist aber doch nur eine rein
tschechische, mit Hilfe teilweise entstellter historischer Begründungen imperialistisch
zurechtgelegte Auffassung. Nur aus dieser Auffassung heraus und nur weil er
ste bis'aufs äußerste theoretisch festhält, sieht Menenius den Tschechenstaat in vier
lebensunfähige Nationalitätenstaaten zerfallen, wenn nach dem Selbstbestimmungs-
recht der Völker vorgegangen wird. Das deutsche Publikum wird sich sagen, daß
dann natürlich der ukiamische Teil an die Ukraine beziehungsweise Rußland fällt,
der deutsche an Deutschland beziehungsweise Deutsch Osterreich (österreichisches
Überbleibsel nennt es Menenius noch Ententeauffassungen und tschechischen
Wünschen, in Wirklichkeit ist die Tschechoslowakei das österreichische Überbleibsel),
und daß Tschechen und Slowaken, die, wie wir doch immer hören, ein Volk
sind, in einem Siaate vereint, etwa wie Serben und Kroaten, übrig bleiben.
Daß es also dann nicht einen einzigen Staat mehr gibt als heute. Etwas
miwierig aus Verkehrs gründen für die bet> offenen ukrainischen und deutschen
Teile wäre höchstens, wenn man schon bei dieser Phantasie bleibt, die Abtrennung
eines gewissen deutschen Landstriches am Böhmerwald und am Adlergebirge von
Böhmen und die Angliederung des ukrainischen Karpathenlandes an Rußland.
Aber die Russen und auch die panslawistischen Tschechen haben diese letztere
vor dem Kriege und im Kriege lange geplant und für sehr gut durchführbar
gehalten.

Die Ausgaben des tschechischen Staates für militärische Zwecks sind des¬
wegen so groß, weil das ganze große deutsche Gebiet der Sudelenländer von
unter Besatzungen im Zaume gehalten wird, weil sehr viele kleine Orte, die nie
Garnison halten, jetzt eine haben. Dies verschlingt wenigstens so viel Soldaten,
als die „bolschewistischen" — mehr aber natwnalslowatischen Unruhen in der
Slowakei.

Der Verfasser dieser Zeilen hält im Gegensatz zu den meisten anderen
Sudetendeulschen einen Anschluß Deulschböhmens an Deutschland für ziemlich
Modisch und ist durchaus dagegen, daß die Deuischböhmen ihre Politik auf
buse Möglichkeit rechnend einrichten, awer er hofft, daß die Tschechisierung
^eutstNböbmens so verlangsamt werden kann, daß sie dem Nationalgefünl,
dem Gerechiigkeilsgefühl und der politischen Logik erträglich ist. Daß Deutsch¬
land die Bedürfnisse und die Politik der Deutschböhmen versteht und mit
^"en fühlt, ist für diese von großem Wert, gerade wenn die tschechische
Legierung einen prakusch gemäßigt deulschlandfeindlichm Kurs (ein deutschfreund-
ucher ist ausgeschlossen) einnimmt. Die Demschböhmen, Nvrdmährer usw. waren
kenne Ze>t ganz ni d sind h nec noch durch Zensur und Gefahr geschäftlicher und
Anderweitiger Schädigung sehr stark gehindert, Deutschland von ihrer Lage in
^el'nniis zu setzen. Was man in deutschen Zeiiungen liest oder was durch
Geschäftsreisen in Deutschland bekannt wird, ist meist der Standpunkt der Präger
<?enlschr,i. welche, gerade weil sie ihren Zusammenhang mit der deutschen Welt
^.'ehe verlieren wollen, gegen die Autonomie der Nationen und somit in dieser
nage Gegner aller anderen Sudelendeutschen sind. Hingegen ist das deutsche
-Publikum schon vor dem Kriege weit mehr als es dachte, von in Deutschland
Abenden Tschechen, welche fast alle eifrig und mit Vvllicbe unerkannt poliusieren,
^ lschechisttn>in Sinne von den böhmischen und mährischen Fragen unterrichtet
worden. Ähnliches hatte ich Gelegenheit auch im Kriege und nach dem Kriege
°u beobachten. Diese Tschechen identifizieren zum Beispiel geflissentlich die Beariffe
''Tschechen" ^Böhmen", setzen daher sowie Menenius „Deutschböhmen"
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[0305] Ein Brief aus Böhmen deutsch böhmische Bezirk von Außig oder irgendwelche Hafenrechte dort genügen, um ihm einen solchen zu geben. Dasz das ganze industrielose Westböhmen, daß Nordnö'denen, Nordmähren, Südmähren, das deutsche Südböhmen, der deutsche Teil Schlesiens und die ukrainischen Karpathen für den Bestand eines tschechischen Staates nötig sind, kann man dem bekanntlich ahnungslosen reichsdeuischen Publikum zwar getrost zu glauben manier, es ist aber doch nur eine rein tschechische, mit Hilfe teilweise entstellter historischer Begründungen imperialistisch zurechtgelegte Auffassung. Nur aus dieser Auffassung heraus und nur weil er ste bis'aufs äußerste theoretisch festhält, sieht Menenius den Tschechenstaat in vier lebensunfähige Nationalitätenstaaten zerfallen, wenn nach dem Selbstbestimmungs- recht der Völker vorgegangen wird. Das deutsche Publikum wird sich sagen, daß dann natürlich der ukiamische Teil an die Ukraine beziehungsweise Rußland fällt, der deutsche an Deutschland beziehungsweise Deutsch Osterreich (österreichisches Überbleibsel nennt es Menenius noch Ententeauffassungen und tschechischen Wünschen, in Wirklichkeit ist die Tschechoslowakei das österreichische Überbleibsel), und daß Tschechen und Slowaken, die, wie wir doch immer hören, ein Volk sind, in einem Siaate vereint, etwa wie Serben und Kroaten, übrig bleiben. Daß es also dann nicht einen einzigen Staat mehr gibt als heute. Etwas miwierig aus Verkehrs gründen für die bet> offenen ukrainischen und deutschen Teile wäre höchstens, wenn man schon bei dieser Phantasie bleibt, die Abtrennung eines gewissen deutschen Landstriches am Böhmerwald und am Adlergebirge von Böhmen und die Angliederung des ukrainischen Karpathenlandes an Rußland. Aber die Russen und auch die panslawistischen Tschechen haben diese letztere vor dem Kriege und im Kriege lange geplant und für sehr gut durchführbar gehalten. Die Ausgaben des tschechischen Staates für militärische Zwecks sind des¬ wegen so groß, weil das ganze große deutsche Gebiet der Sudelenländer von unter Besatzungen im Zaume gehalten wird, weil sehr viele kleine Orte, die nie Garnison halten, jetzt eine haben. Dies verschlingt wenigstens so viel Soldaten, als die „bolschewistischen" — mehr aber natwnalslowatischen Unruhen in der Slowakei. Der Verfasser dieser Zeilen hält im Gegensatz zu den meisten anderen Sudetendeulschen einen Anschluß Deulschböhmens an Deutschland für ziemlich Modisch und ist durchaus dagegen, daß die Deuischböhmen ihre Politik auf buse Möglichkeit rechnend einrichten, awer er hofft, daß die Tschechisierung ^eutstNböbmens so verlangsamt werden kann, daß sie dem Nationalgefünl, dem Gerechiigkeilsgefühl und der politischen Logik erträglich ist. Daß Deutsch¬ land die Bedürfnisse und die Politik der Deutschböhmen versteht und mit ^"en fühlt, ist für diese von großem Wert, gerade wenn die tschechische Legierung einen prakusch gemäßigt deulschlandfeindlichm Kurs (ein deutschfreund- ucher ist ausgeschlossen) einnimmt. Die Demschböhmen, Nvrdmährer usw. waren kenne Ze>t ganz ni d sind h nec noch durch Zensur und Gefahr geschäftlicher und Anderweitiger Schädigung sehr stark gehindert, Deutschland von ihrer Lage in ^el'nniis zu setzen. Was man in deutschen Zeiiungen liest oder was durch Geschäftsreisen in Deutschland bekannt wird, ist meist der Standpunkt der Präger <?enlschr,i. welche, gerade weil sie ihren Zusammenhang mit der deutschen Welt ^.'ehe verlieren wollen, gegen die Autonomie der Nationen und somit in dieser nage Gegner aller anderen Sudelendeutschen sind. Hingegen ist das deutsche -Publikum schon vor dem Kriege weit mehr als es dachte, von in Deutschland Abenden Tschechen, welche fast alle eifrig und mit Vvllicbe unerkannt poliusieren, ^ lschechisttn>in Sinne von den böhmischen und mährischen Fragen unterrichtet worden. Ähnliches hatte ich Gelegenheit auch im Kriege und nach dem Kriege °u beobachten. Diese Tschechen identifizieren zum Beispiel geflissentlich die Beariffe ''Tschechen" ^Böhmen", setzen daher sowie Menenius „Deutschböhmen" ?^'es „deutsche Bewohner der tschechischen Länder Böhmen, Mähren und Schlesien" ^vzroar dies letztere vorwiegend deutsch ist). Den Landesnamen „Deutsch-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/305>, abgerufen am 15.01.2025.