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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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^. ^ Zahl der Anbaufläche in Zuckerrübenmenge
^"yr Zuckerfabriken 1000 Hektar in Millionen
Doppelzentner
1900-- 1901 öl 56.40 8.61
1901-- 1902 51 61.62 13.49
1902-- 1W3 51 66.88 10.89
1903-- 1904 49 54,10 7.77
1904-- 1905 49 55,89 7.94
1905-- 1906 49 59.13 11.91

Im Jahre 1913 waren 73 900 Hektar mit Rüben bepflanzt, bei 6 UM.
921 Hektar Ackerland, also 1,07 Prozent der ganzen Fläche, wogegen in der
preußischen Provinz Posen -im gleichen Jahre 3,5 Prozent der bebauten Acker¬
fläche oder 65 009 Hektar mit Rüben bepflanzt waren. Die durchschnittliche
Zuckerrübe-nernte betrug im Jahre 1913 203 Zentner vom Hektar. Im Ver¬
gleich zu den Ernteergebnissen in Deutschland ist diese Durchschnittszahl gering:
in Posen wurden im selben Jahre 302 Zentner vom Hektar geerntet.

Die Zuckeraussuhr Polens, die sich nur aus Grund der Privatanglaben der
Industriellen annähernd feststellen läßt/ da "me besondere Statistik für Polen
nicht vorhanden war, spielte eine gewisse Rolle. Die polnische Ausfuhr an
Zucker und Melasse wurde vor dem Kriege auf 13 bis 14 Mill. Rubel geschätzt.
Die Hälfte der Ausfuhr ging auf dem Wasserwege (Weichsel) nach Danzig.

Für die Ausfuhr von Polen nach Deutschland lassen sich folgende Zahlen
ermitteln:

1890-1894 1900--1912
Raffinierter Zucker im Jahresdurchschnitt 4 800 Tonnen 29 000 Tonnen
Rübensirup und Melasse im Jahresdurchschnitt 900 .. 7 200

Zu Beginn des Krieges mußte die Zuckerindustvie ihren Betrieb zum
großen Teil einstellen. Der sofort leinsetzende Mangel an geeigneten Arbeits¬
kräften, vor allem aber das Aufhören jeglicher Kohle-nz-nsuhr, legte die Fabriken
lahm, von denen überdies ein nicht unbeträchtlicher Teil -- wie auch die Kohlen¬
gruben -- im Operationsgebiet lagen. Die Zuckerversorgung des Landes konnte
immerhin aufrechterhalten werden, da die Zuckerindustrie rechtzeitig zur Stape¬
lung und .Lagerware übergegangen -war.

Als die russischen Heere über die Weichsel und -- später -- über die
Grenzen des Königreiches zurückgedrängt wurden und von den Deutschen mit
der Lebensmittelrationierung die Z-uckerbarte eingeführt wurde, konnte nur ein
Teil der polnischen Zuckerind-nstrie beschäftigt werden. Gleichzeitig verringerte
sich die Anbaufläche Mr Zuckerrüben. In den ersten beiden Jahren verdarben
größlere Zuckerrübenmengen infolge Mangels an Transportmitteln zu den Ver¬
arbeitungsstätten. Am empfindlichsten aber wurde die Zuckerrübenindustrie durch
den Mangel an Pferden betroffen. Häufige Pferd-er-eglttsition-en von -feiten der
beiden auf polnischem Boden operierenden Heere verschärften die Lage aufs
äußerste, da die Eisenbahnen bei dem mangelhaften Ausbau des polnischen Bahn¬
netzes zur Beförderung der Rüben nicht zureichten.

Der neuentstandene polnische Staat erfaßte die Lage richtig, als er a-us
der Ergiebigkeit des Dombrowaer Kohlenbeckens eine gewisse Produktionssteige-
rnng an Zucker herbeizuführen sich bemühte und von Tschechien Teschener Kohle
herbeizog. Die polnische Zuckerproduktion stieg. Immerhin sah sich der pol¬
nisch Staat gezwungen, Zucker aus dem Posenschon einzuführen.

Waren die Ernteerträge an Zuckerrüben in Polen um etwa ein Drittel
geringer als die in Deutschland, -so verschlechterte sich das Verhältnis in den
letzten Jahren aus Mangel an Vevk-ehrsmitteln, an künstlichem Dünger und
aus Anlaß der niedrigen Kultur noch weiter. Ein Zuckerfabrikant hat vor
kurzem in Warschau erklärt, daß bei gesteigerter Ergiebigkeit -des Bodens in


Verarbeitete
^. ^ Zahl der Anbaufläche in Zuckerrübenmenge
^"yr Zuckerfabriken 1000 Hektar in Millionen
Doppelzentner
1900— 1901 öl 56.40 8.61
1901— 1902 51 61.62 13.49
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Im Jahre 1913 waren 73 900 Hektar mit Rüben bepflanzt, bei 6 UM.
921 Hektar Ackerland, also 1,07 Prozent der ganzen Fläche, wogegen in der
preußischen Provinz Posen -im gleichen Jahre 3,5 Prozent der bebauten Acker¬
fläche oder 65 009 Hektar mit Rüben bepflanzt waren. Die durchschnittliche
Zuckerrübe-nernte betrug im Jahre 1913 203 Zentner vom Hektar. Im Ver¬
gleich zu den Ernteergebnissen in Deutschland ist diese Durchschnittszahl gering:
in Posen wurden im selben Jahre 302 Zentner vom Hektar geerntet.

Die Zuckeraussuhr Polens, die sich nur aus Grund der Privatanglaben der
Industriellen annähernd feststellen läßt/ da «me besondere Statistik für Polen
nicht vorhanden war, spielte eine gewisse Rolle. Die polnische Ausfuhr an
Zucker und Melasse wurde vor dem Kriege auf 13 bis 14 Mill. Rubel geschätzt.
Die Hälfte der Ausfuhr ging auf dem Wasserwege (Weichsel) nach Danzig.

Für die Ausfuhr von Polen nach Deutschland lassen sich folgende Zahlen
ermitteln:

1890-1894 1900—1912
Raffinierter Zucker im Jahresdurchschnitt 4 800 Tonnen 29 000 Tonnen
Rübensirup und Melasse im Jahresdurchschnitt 900 .. 7 200

Zu Beginn des Krieges mußte die Zuckerindustvie ihren Betrieb zum
großen Teil einstellen. Der sofort leinsetzende Mangel an geeigneten Arbeits¬
kräften, vor allem aber das Aufhören jeglicher Kohle-nz-nsuhr, legte die Fabriken
lahm, von denen überdies ein nicht unbeträchtlicher Teil — wie auch die Kohlen¬
gruben — im Operationsgebiet lagen. Die Zuckerversorgung des Landes konnte
immerhin aufrechterhalten werden, da die Zuckerindustrie rechtzeitig zur Stape¬
lung und .Lagerware übergegangen -war.

Als die russischen Heere über die Weichsel und — später — über die
Grenzen des Königreiches zurückgedrängt wurden und von den Deutschen mit
der Lebensmittelrationierung die Z-uckerbarte eingeführt wurde, konnte nur ein
Teil der polnischen Zuckerind-nstrie beschäftigt werden. Gleichzeitig verringerte
sich die Anbaufläche Mr Zuckerrüben. In den ersten beiden Jahren verdarben
größlere Zuckerrübenmengen infolge Mangels an Transportmitteln zu den Ver¬
arbeitungsstätten. Am empfindlichsten aber wurde die Zuckerrübenindustrie durch
den Mangel an Pferden betroffen. Häufige Pferd-er-eglttsition-en von -feiten der
beiden auf polnischem Boden operierenden Heere verschärften die Lage aufs
äußerste, da die Eisenbahnen bei dem mangelhaften Ausbau des polnischen Bahn¬
netzes zur Beförderung der Rüben nicht zureichten.

Der neuentstandene polnische Staat erfaßte die Lage richtig, als er a-us
der Ergiebigkeit des Dombrowaer Kohlenbeckens eine gewisse Produktionssteige-
rnng an Zucker herbeizuführen sich bemühte und von Tschechien Teschener Kohle
herbeizog. Die polnische Zuckerproduktion stieg. Immerhin sah sich der pol¬
nisch Staat gezwungen, Zucker aus dem Posenschon einzuführen.

Waren die Ernteerträge an Zuckerrüben in Polen um etwa ein Drittel
geringer als die in Deutschland, -so verschlechterte sich das Verhältnis in den
letzten Jahren aus Mangel an Vevk-ehrsmitteln, an künstlichem Dünger und
aus Anlaß der niedrigen Kultur noch weiter. Ein Zuckerfabrikant hat vor
kurzem in Warschau erklärt, daß bei gesteigerter Ergiebigkeit -des Bodens in


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[0280] Verarbeitete ^. ^ Zahl der Anbaufläche in Zuckerrübenmenge ^"yr Zuckerfabriken 1000 Hektar in Millionen Doppelzentner 1900— 1901 öl 56.40 8.61 1901— 1902 51 61.62 13.49 1902— 1W3 51 66.88 10.89 1903— 1904 49 54,10 7.77 1904— 1905 49 55,89 7.94 1905— 1906 49 59.13 11.91 Im Jahre 1913 waren 73 900 Hektar mit Rüben bepflanzt, bei 6 UM. 921 Hektar Ackerland, also 1,07 Prozent der ganzen Fläche, wogegen in der preußischen Provinz Posen -im gleichen Jahre 3,5 Prozent der bebauten Acker¬ fläche oder 65 009 Hektar mit Rüben bepflanzt waren. Die durchschnittliche Zuckerrübe-nernte betrug im Jahre 1913 203 Zentner vom Hektar. Im Ver¬ gleich zu den Ernteergebnissen in Deutschland ist diese Durchschnittszahl gering: in Posen wurden im selben Jahre 302 Zentner vom Hektar geerntet. Die Zuckeraussuhr Polens, die sich nur aus Grund der Privatanglaben der Industriellen annähernd feststellen läßt/ da «me besondere Statistik für Polen nicht vorhanden war, spielte eine gewisse Rolle. Die polnische Ausfuhr an Zucker und Melasse wurde vor dem Kriege auf 13 bis 14 Mill. Rubel geschätzt. Die Hälfte der Ausfuhr ging auf dem Wasserwege (Weichsel) nach Danzig. Für die Ausfuhr von Polen nach Deutschland lassen sich folgende Zahlen ermitteln: 1890-1894 1900—1912 Raffinierter Zucker im Jahresdurchschnitt 4 800 Tonnen 29 000 Tonnen Rübensirup und Melasse im Jahresdurchschnitt 900 .. 7 200 Zu Beginn des Krieges mußte die Zuckerindustvie ihren Betrieb zum großen Teil einstellen. Der sofort leinsetzende Mangel an geeigneten Arbeits¬ kräften, vor allem aber das Aufhören jeglicher Kohle-nz-nsuhr, legte die Fabriken lahm, von denen überdies ein nicht unbeträchtlicher Teil — wie auch die Kohlen¬ gruben — im Operationsgebiet lagen. Die Zuckerversorgung des Landes konnte immerhin aufrechterhalten werden, da die Zuckerindustrie rechtzeitig zur Stape¬ lung und .Lagerware übergegangen -war. Als die russischen Heere über die Weichsel und — später — über die Grenzen des Königreiches zurückgedrängt wurden und von den Deutschen mit der Lebensmittelrationierung die Z-uckerbarte eingeführt wurde, konnte nur ein Teil der polnischen Zuckerind-nstrie beschäftigt werden. Gleichzeitig verringerte sich die Anbaufläche Mr Zuckerrüben. In den ersten beiden Jahren verdarben größlere Zuckerrübenmengen infolge Mangels an Transportmitteln zu den Ver¬ arbeitungsstätten. Am empfindlichsten aber wurde die Zuckerrübenindustrie durch den Mangel an Pferden betroffen. Häufige Pferd-er-eglttsition-en von -feiten der beiden auf polnischem Boden operierenden Heere verschärften die Lage aufs äußerste, da die Eisenbahnen bei dem mangelhaften Ausbau des polnischen Bahn¬ netzes zur Beförderung der Rüben nicht zureichten. Der neuentstandene polnische Staat erfaßte die Lage richtig, als er a-us der Ergiebigkeit des Dombrowaer Kohlenbeckens eine gewisse Produktionssteige- rnng an Zucker herbeizuführen sich bemühte und von Tschechien Teschener Kohle herbeizog. Die polnische Zuckerproduktion stieg. Immerhin sah sich der pol¬ nisch Staat gezwungen, Zucker aus dem Posenschon einzuführen. Waren die Ernteerträge an Zuckerrüben in Polen um etwa ein Drittel geringer als die in Deutschland, -so verschlechterte sich das Verhältnis in den letzten Jahren aus Mangel an Vevk-ehrsmitteln, an künstlichem Dünger und aus Anlaß der niedrigen Kultur noch weiter. Ein Zuckerfabrikant hat vor kurzem in Warschau erklärt, daß bei gesteigerter Ergiebigkeit -des Bodens in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/280>, abgerufen am 15.01.2025.