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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Neupolens wirtschaftliche Kräfte

der oben erwähnten Posener Industrieausstellung waren von den hier in Betracht
kommenden Bezirken nur Thorn und Graudenz und außerdem Deutsch-Krone,
Dirschau und Elbing mit Maschinen und Baumaterialien vertreten; es dürfte
hiermit die geringe industrielle Entwicklung dieser Gegenden in genügendem Maße
gekennzeichnet sein.

Danzig ist mit dem Versailler Frieden in eine neue Wandlung seiner
wechselvollen Geschichte eingetreten. Kann auch die polnische Regierung sich das
Wirtschaftsleben Danzigs nicht unmittelbar für ihre Steuerzwecke dienstbar machen,
so wird sie doch sicher alles daran setzen, den polnischen Interessen dort die weit¬
gehendste Vertretung zu schaffen, und die Hilfsquellen der Stadt der Entwicklung
des polnischen Handels und Gewerbfleißes so sehr wie nur immer möglich
dienstbar zu machen. Die Bevölkerung der Stadt wurde, wie bereits erwähnt,
bei der letzten Volkszählung auf rund 170 000 Seelen festgestellt, diese Zahl dürfte
jetzt noch zutreffen, indem die anzunehmende Steigerung durch den Fortfall der
Marincbetriebe und der deutschen Garnison ihren Ausgleich findet. Im Hinblick
auf die geplanten Friedensbedingungen hatten bereits polnische Unternehmer
unter Hinterlegung entsprechender Kapitalien sich Vorkaufsrechte aus geeignete
Grundstücke erworben, doch sollen sie nach Privatnachrichten in den geforderten
Preisen ein Haar gefunden haben, so daß auf ein "Vorwärts mit Volldampf"
bei den polnischen Plänen einstweilen wohl nicht zu rechnen ist. Danzig war
der Sitz der hauptsächlichsten Provinzialbehörden und besaß eine Garnison, die
sich, abgesehen von dem Generalkommando und den Nachgeordneten Stäben aus
einem Infanterieregiment, zwei Kavallerie-, mehreren Artillerie-Regimentern, einem
Trainbataillon und verschiedenen Militärverwaltungsbehörden zusammensetzte; die
Marine hatte dort in der Kaiserlichen Werst sowohl ihre Wiege wie durch den
Ubootsbau einen wichtigen Stützpunkt gefunden. Eine technische Hochschule war
wi Wettbewerb mit Berlin vor allem dazu bestimmt, der Ausbildung eines
Nachwuchses von Baumeistern für Schiffs- und Maschinenbau, Elektrotechnik
und Jngenieurwesen zuhielten. Mustergültig waren in der durch köstliche Architektur¬
denkmäler geschmückten altertümlichen Stadt die modernen Sarnath- und Wohl¬
tätigkeitsanstalten. Die Industrie besaß ihre wichtigste und wertvollste Vertretung
in der Schiffswerft von Schichau, die 2500 Arbeiter beschäftigend, trotz der nicht
besonders günstigen Wasserverhältnisse vor ihren Hellingen Kriegs- und Handels¬
schiffe bis zu den größten Abmessungen zu liefern vermochte. Daneben waren
noch verschiedene kleinere Werften tätig, deren eine, die Werft von Klawitter, in
der Anfangszeit der Marine dieser wertvolle Dienste geleistet hatte. Neben diesen
^ersügten die Danziger Waggonfabrik, eine Glashütte, eine chemische Fabrik und
Anstalten für Öl und Mahlmüllerei, Holzbearbeitung und andere mehr über be¬
trächtliche Arbeiterzahlen. Der unzulänglichen Hafenentwicklung in der Mottlau
und toten Weichsel war in den letzten Jahren durch den Ausbau des Kaiser-
Mfens auf der Holminsel abgeholfen worden; hier hatte ein großes Stahl- und
Walzwerk seinen Betrieb eröffnet, dessen geschäftliche Erfolge allerdings den ge¬
hegten Erwartungen noch nicht ganz entsprachen. Bessere Ergebnisse zeigten die
"ut einem erheblichen Handelsumsatz verknüpften Zuckerraffinerien sowie der
"onstige Handel in Kohlen, Eisen und Petroleum, der den Rückgang des früher
besonders lebhaften Holz- und Getreidehandels in vollstem Maße ausgeglichen
Mlle. Daß die Schaffung des Freistaates Danzig und die dem Polentum ein¬
geräumten Zugeständnisse in bezug auf die Errichtung eines Freihafens und der
Ausnutzung der Wasserstraßen, Docks, Binnenhäfen und Kais der wirtschaftlichen
Entwicklung der alten Handelsstadt von Vorteil sein sollte, ist zunächst nicht an-
Mehmen. Die früheren Zeiträume polnischer Herrschaft bilden in Danzigs Ge¬
buchte jedenfalls keine Glanzpunkte und den natürlichen Rückhalt für die fastrem deutsche Stadt bildet Deutschland, unter dessen starkem Schutz Handel, In-
,Wrre und Verkehr in den letzten Jahrzehnten glänzende Fortschritte zu ver-
Wuhnen hatten. Der Zukunft wird man hier wie da mit Sorgen entgegenblicken
^unen. Am schwersten würde Deutschland betroffen werden, wenn ihm auf'"rund der Volksabstimmung auch Oberschlesien verloren ginge, weil hier neben


Neupolens wirtschaftliche Kräfte

der oben erwähnten Posener Industrieausstellung waren von den hier in Betracht
kommenden Bezirken nur Thorn und Graudenz und außerdem Deutsch-Krone,
Dirschau und Elbing mit Maschinen und Baumaterialien vertreten; es dürfte
hiermit die geringe industrielle Entwicklung dieser Gegenden in genügendem Maße
gekennzeichnet sein.

Danzig ist mit dem Versailler Frieden in eine neue Wandlung seiner
wechselvollen Geschichte eingetreten. Kann auch die polnische Regierung sich das
Wirtschaftsleben Danzigs nicht unmittelbar für ihre Steuerzwecke dienstbar machen,
so wird sie doch sicher alles daran setzen, den polnischen Interessen dort die weit¬
gehendste Vertretung zu schaffen, und die Hilfsquellen der Stadt der Entwicklung
des polnischen Handels und Gewerbfleißes so sehr wie nur immer möglich
dienstbar zu machen. Die Bevölkerung der Stadt wurde, wie bereits erwähnt,
bei der letzten Volkszählung auf rund 170 000 Seelen festgestellt, diese Zahl dürfte
jetzt noch zutreffen, indem die anzunehmende Steigerung durch den Fortfall der
Marincbetriebe und der deutschen Garnison ihren Ausgleich findet. Im Hinblick
auf die geplanten Friedensbedingungen hatten bereits polnische Unternehmer
unter Hinterlegung entsprechender Kapitalien sich Vorkaufsrechte aus geeignete
Grundstücke erworben, doch sollen sie nach Privatnachrichten in den geforderten
Preisen ein Haar gefunden haben, so daß auf ein „Vorwärts mit Volldampf"
bei den polnischen Plänen einstweilen wohl nicht zu rechnen ist. Danzig war
der Sitz der hauptsächlichsten Provinzialbehörden und besaß eine Garnison, die
sich, abgesehen von dem Generalkommando und den Nachgeordneten Stäben aus
einem Infanterieregiment, zwei Kavallerie-, mehreren Artillerie-Regimentern, einem
Trainbataillon und verschiedenen Militärverwaltungsbehörden zusammensetzte; die
Marine hatte dort in der Kaiserlichen Werst sowohl ihre Wiege wie durch den
Ubootsbau einen wichtigen Stützpunkt gefunden. Eine technische Hochschule war
wi Wettbewerb mit Berlin vor allem dazu bestimmt, der Ausbildung eines
Nachwuchses von Baumeistern für Schiffs- und Maschinenbau, Elektrotechnik
und Jngenieurwesen zuhielten. Mustergültig waren in der durch köstliche Architektur¬
denkmäler geschmückten altertümlichen Stadt die modernen Sarnath- und Wohl¬
tätigkeitsanstalten. Die Industrie besaß ihre wichtigste und wertvollste Vertretung
in der Schiffswerft von Schichau, die 2500 Arbeiter beschäftigend, trotz der nicht
besonders günstigen Wasserverhältnisse vor ihren Hellingen Kriegs- und Handels¬
schiffe bis zu den größten Abmessungen zu liefern vermochte. Daneben waren
noch verschiedene kleinere Werften tätig, deren eine, die Werft von Klawitter, in
der Anfangszeit der Marine dieser wertvolle Dienste geleistet hatte. Neben diesen
^ersügten die Danziger Waggonfabrik, eine Glashütte, eine chemische Fabrik und
Anstalten für Öl und Mahlmüllerei, Holzbearbeitung und andere mehr über be¬
trächtliche Arbeiterzahlen. Der unzulänglichen Hafenentwicklung in der Mottlau
und toten Weichsel war in den letzten Jahren durch den Ausbau des Kaiser-
Mfens auf der Holminsel abgeholfen worden; hier hatte ein großes Stahl- und
Walzwerk seinen Betrieb eröffnet, dessen geschäftliche Erfolge allerdings den ge¬
hegten Erwartungen noch nicht ganz entsprachen. Bessere Ergebnisse zeigten die
"ut einem erheblichen Handelsumsatz verknüpften Zuckerraffinerien sowie der
«onstige Handel in Kohlen, Eisen und Petroleum, der den Rückgang des früher
besonders lebhaften Holz- und Getreidehandels in vollstem Maße ausgeglichen
Mlle. Daß die Schaffung des Freistaates Danzig und die dem Polentum ein¬
geräumten Zugeständnisse in bezug auf die Errichtung eines Freihafens und der
Ausnutzung der Wasserstraßen, Docks, Binnenhäfen und Kais der wirtschaftlichen
Entwicklung der alten Handelsstadt von Vorteil sein sollte, ist zunächst nicht an-
Mehmen. Die früheren Zeiträume polnischer Herrschaft bilden in Danzigs Ge¬
buchte jedenfalls keine Glanzpunkte und den natürlichen Rückhalt für die fastrem deutsche Stadt bildet Deutschland, unter dessen starkem Schutz Handel, In-
,Wrre und Verkehr in den letzten Jahrzehnten glänzende Fortschritte zu ver-
Wuhnen hatten. Der Zukunft wird man hier wie da mit Sorgen entgegenblicken
^unen. Am schwersten würde Deutschland betroffen werden, wenn ihm auf'»rund der Volksabstimmung auch Oberschlesien verloren ginge, weil hier neben


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[0269] Neupolens wirtschaftliche Kräfte der oben erwähnten Posener Industrieausstellung waren von den hier in Betracht kommenden Bezirken nur Thorn und Graudenz und außerdem Deutsch-Krone, Dirschau und Elbing mit Maschinen und Baumaterialien vertreten; es dürfte hiermit die geringe industrielle Entwicklung dieser Gegenden in genügendem Maße gekennzeichnet sein. Danzig ist mit dem Versailler Frieden in eine neue Wandlung seiner wechselvollen Geschichte eingetreten. Kann auch die polnische Regierung sich das Wirtschaftsleben Danzigs nicht unmittelbar für ihre Steuerzwecke dienstbar machen, so wird sie doch sicher alles daran setzen, den polnischen Interessen dort die weit¬ gehendste Vertretung zu schaffen, und die Hilfsquellen der Stadt der Entwicklung des polnischen Handels und Gewerbfleißes so sehr wie nur immer möglich dienstbar zu machen. Die Bevölkerung der Stadt wurde, wie bereits erwähnt, bei der letzten Volkszählung auf rund 170 000 Seelen festgestellt, diese Zahl dürfte jetzt noch zutreffen, indem die anzunehmende Steigerung durch den Fortfall der Marincbetriebe und der deutschen Garnison ihren Ausgleich findet. Im Hinblick auf die geplanten Friedensbedingungen hatten bereits polnische Unternehmer unter Hinterlegung entsprechender Kapitalien sich Vorkaufsrechte aus geeignete Grundstücke erworben, doch sollen sie nach Privatnachrichten in den geforderten Preisen ein Haar gefunden haben, so daß auf ein „Vorwärts mit Volldampf" bei den polnischen Plänen einstweilen wohl nicht zu rechnen ist. Danzig war der Sitz der hauptsächlichsten Provinzialbehörden und besaß eine Garnison, die sich, abgesehen von dem Generalkommando und den Nachgeordneten Stäben aus einem Infanterieregiment, zwei Kavallerie-, mehreren Artillerie-Regimentern, einem Trainbataillon und verschiedenen Militärverwaltungsbehörden zusammensetzte; die Marine hatte dort in der Kaiserlichen Werst sowohl ihre Wiege wie durch den Ubootsbau einen wichtigen Stützpunkt gefunden. Eine technische Hochschule war wi Wettbewerb mit Berlin vor allem dazu bestimmt, der Ausbildung eines Nachwuchses von Baumeistern für Schiffs- und Maschinenbau, Elektrotechnik und Jngenieurwesen zuhielten. Mustergültig waren in der durch köstliche Architektur¬ denkmäler geschmückten altertümlichen Stadt die modernen Sarnath- und Wohl¬ tätigkeitsanstalten. Die Industrie besaß ihre wichtigste und wertvollste Vertretung in der Schiffswerft von Schichau, die 2500 Arbeiter beschäftigend, trotz der nicht besonders günstigen Wasserverhältnisse vor ihren Hellingen Kriegs- und Handels¬ schiffe bis zu den größten Abmessungen zu liefern vermochte. Daneben waren noch verschiedene kleinere Werften tätig, deren eine, die Werft von Klawitter, in der Anfangszeit der Marine dieser wertvolle Dienste geleistet hatte. Neben diesen ^ersügten die Danziger Waggonfabrik, eine Glashütte, eine chemische Fabrik und Anstalten für Öl und Mahlmüllerei, Holzbearbeitung und andere mehr über be¬ trächtliche Arbeiterzahlen. Der unzulänglichen Hafenentwicklung in der Mottlau und toten Weichsel war in den letzten Jahren durch den Ausbau des Kaiser- Mfens auf der Holminsel abgeholfen worden; hier hatte ein großes Stahl- und Walzwerk seinen Betrieb eröffnet, dessen geschäftliche Erfolge allerdings den ge¬ hegten Erwartungen noch nicht ganz entsprachen. Bessere Ergebnisse zeigten die "ut einem erheblichen Handelsumsatz verknüpften Zuckerraffinerien sowie der «onstige Handel in Kohlen, Eisen und Petroleum, der den Rückgang des früher besonders lebhaften Holz- und Getreidehandels in vollstem Maße ausgeglichen Mlle. Daß die Schaffung des Freistaates Danzig und die dem Polentum ein¬ geräumten Zugeständnisse in bezug auf die Errichtung eines Freihafens und der Ausnutzung der Wasserstraßen, Docks, Binnenhäfen und Kais der wirtschaftlichen Entwicklung der alten Handelsstadt von Vorteil sein sollte, ist zunächst nicht an- Mehmen. Die früheren Zeiträume polnischer Herrschaft bilden in Danzigs Ge¬ buchte jedenfalls keine Glanzpunkte und den natürlichen Rückhalt für die fastrem deutsche Stadt bildet Deutschland, unter dessen starkem Schutz Handel, In- ,Wrre und Verkehr in den letzten Jahrzehnten glänzende Fortschritte zu ver- Wuhnen hatten. Der Zukunft wird man hier wie da mit Sorgen entgegenblicken ^unen. Am schwersten würde Deutschland betroffen werden, wenn ihm auf'»rund der Volksabstimmung auch Oberschlesien verloren ginge, weil hier neben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/269>, abgerufen am 15.01.2025.