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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Neupolens wirtschaftliche Kräfte

den Bauern des Schnapses entwöhnte; diese nahmen sich die Betriebsamkeit der
in das Land gekommenen Ansiedler zum Vorbild, und wer nach längerer Ab¬
wesenheit in das Land zurückkehrte, mußte mit vollem Staunen anerkennen, daß
zwischen dem polnischen und deutschen Bauernhöfen kein Unterschied mehr ob¬
waltete. Den Bodenverhältnissen entsprechend überwog der Anbau des Roggens,
der mehr als ein Drittel der verfügbaren Fläche für sich in Anspruch nahm, fast
ein Sechstel war mit Kartoffeln bestellt, während für den Anbau von Zuckerrüben
nur das sogenannte Sinjarim, die fruchtbaren Gegenden um Hohensalza und
Strelno, im südöstlichen Zpfel der Provinz, in Betracht kamen, Erwähnung er¬
fordert noch der Hopfenbau in der Gegend von Neutomischel, der in einer um¬
fangreichen Ausfuhr für das deutsche Wirtschaftsleben zur Geltung kam. und in
Belgien,' Englandund Frankreich, sowie in den Vereinigten Staaten mit Millionen¬
beträgen" Abnehmer fand. Von den im Posener Lande erzeugten Kartoffeln würden
sechs Millionen Menschen nach den Verbrauchsberechnungen des statistischen Jahr¬
buches ernährt werden können, davon beansprucht die Provinz selber nicht ganz
den dritten Teil. Nimmt man an, daß für ebensoviel Nahrung heischende Mäuler
Kartoffeln jenseits der neuen Grenze zurückbehalten werden, da ja Russisch-Polen
einer Einfuhr an Nahrungsmitteln bedürftig war, so würden doch noch immer
rund 16 Millionen Zentner zur Ausfuhr über die Westgrenze übrig bleiben, und
die Landesregierung wird kaum ein Interesse daran haben, diese zu hindern, da
sie immerhin für die Bilanz der Gesamtheit nicht ohne Bedeutung sein würde.
Die Noggenerzeugung würde für sieben Millionen Menschen ausreichen, es würde
also hier für Eigenbedarf und Ausfuhrmöglichkeit ungefähr das gleiche Verhältnis
obwalten. Die bisherige Lieferung von Schlachtvieh aus der Provinz Posen nach
"erim und bis Hamburg und Köln dürfte unter den nunmehrigen politischen
Verhältnissen kaum eine Änderung erfahren, zumal die Notwendigkeiten des Staats¬
bedarfes den internationalen Neigungen des Handels zu Hilfe kommen werden,
ebenso dürfte die polnische Regierung die Pferdeaufzucht in den königlichen Ge¬
stüten zu Zirle und Gnesen fortsetzen, indem sie auf diese lohnende Einnahme¬
quelle schwerlich wird verzichten wollen. Die in Betracht kommenden Ziffern
der Viehhaltung im Posener Lande wolle man im Preußischen Statistischen Jahr¬
buch nachlesen.

Hinter der Bedeutung der Landwirtschaft für das Erwerbsleben des uns
verlorenen Gebiets trat die industrielle Entwicklung verhältnismäßig zurück, wenn¬
gleich sie im Laufe der letzten fünfzig Jahre beträchtliche Fortschritts gemacht und
ewige Zweige der Gütererzeugung zu hoher Blüte gebracht hatte. Für den Welt-
uiarkt lieferten von jeher die Posener Likörfabriken, wenn auch der Kenner den
^anziger Erzeugnissen vor den auf dem Kartoffelbranntwein beruhenden schnapsen
Hom Hartwig Kantorowicz den Vorzug gab. Auch das Grätzer Bier hatte einen
Weltruf, und das in den dortigen Brauereien tätige Kapital wird keinen Anlaß
Über, in bezug auf seine Absatzmärkte einen Wandel anzustreben. Neben diesen
^elrielien spielt die in zwanzig größeren Fabriken tätige Zuckerindustris eine er¬
hebliche Rolle, die in einer Erzeugung von mehr als zwei Millionen zu einem'
Erheblichen Teil zur Ausfuhr bestimmten Doppelzentnern Rohzucker zum Ausdruck
wen. Zwanzig weitere Betriebe waren der Stärke- und Stärkezuckerfabrikation
gewidmet.

Die wichtigsten Unternehmungen des Posener Gewerbfleißes, die Herstellung
^on Mauersteinen, Dachziegeln und Drainröhren, denen sich später die Anfertigung
Ofenkacheln hinzugesellte, kamen für den auswärtigen Handel nicht in Be¬
dacht, da die Frachtkosten den Umsatz auf weitere Entfernungen Grenzen zogen,
Archen wurde der Abbau von Braunkohlen und die Gewinnung von Eisen aus
°en hjxx^ vorkommenden Nasenerzen betrieben, doch kam den hierher ge-
K^ngen Unternehmungen keine größere Bedeutung zu. Die Industrie der Maschinen,
^ustrumonte und Apparate diente vornehmlich dem örtlichen Bedarf der Land-
^wschafr, sowie der Brauereien und Brennereien; dementsprechend finden sich der-
""ige Unternehmungen auch in den kleineren Städten wie Obornik, Rogasen und


Neupolens wirtschaftliche Kräfte

den Bauern des Schnapses entwöhnte; diese nahmen sich die Betriebsamkeit der
in das Land gekommenen Ansiedler zum Vorbild, und wer nach längerer Ab¬
wesenheit in das Land zurückkehrte, mußte mit vollem Staunen anerkennen, daß
zwischen dem polnischen und deutschen Bauernhöfen kein Unterschied mehr ob¬
waltete. Den Bodenverhältnissen entsprechend überwog der Anbau des Roggens,
der mehr als ein Drittel der verfügbaren Fläche für sich in Anspruch nahm, fast
ein Sechstel war mit Kartoffeln bestellt, während für den Anbau von Zuckerrüben
nur das sogenannte Sinjarim, die fruchtbaren Gegenden um Hohensalza und
Strelno, im südöstlichen Zpfel der Provinz, in Betracht kamen, Erwähnung er¬
fordert noch der Hopfenbau in der Gegend von Neutomischel, der in einer um¬
fangreichen Ausfuhr für das deutsche Wirtschaftsleben zur Geltung kam. und in
Belgien,' Englandund Frankreich, sowie in den Vereinigten Staaten mit Millionen¬
beträgen" Abnehmer fand. Von den im Posener Lande erzeugten Kartoffeln würden
sechs Millionen Menschen nach den Verbrauchsberechnungen des statistischen Jahr¬
buches ernährt werden können, davon beansprucht die Provinz selber nicht ganz
den dritten Teil. Nimmt man an, daß für ebensoviel Nahrung heischende Mäuler
Kartoffeln jenseits der neuen Grenze zurückbehalten werden, da ja Russisch-Polen
einer Einfuhr an Nahrungsmitteln bedürftig war, so würden doch noch immer
rund 16 Millionen Zentner zur Ausfuhr über die Westgrenze übrig bleiben, und
die Landesregierung wird kaum ein Interesse daran haben, diese zu hindern, da
sie immerhin für die Bilanz der Gesamtheit nicht ohne Bedeutung sein würde.
Die Noggenerzeugung würde für sieben Millionen Menschen ausreichen, es würde
also hier für Eigenbedarf und Ausfuhrmöglichkeit ungefähr das gleiche Verhältnis
obwalten. Die bisherige Lieferung von Schlachtvieh aus der Provinz Posen nach
«erim und bis Hamburg und Köln dürfte unter den nunmehrigen politischen
Verhältnissen kaum eine Änderung erfahren, zumal die Notwendigkeiten des Staats¬
bedarfes den internationalen Neigungen des Handels zu Hilfe kommen werden,
ebenso dürfte die polnische Regierung die Pferdeaufzucht in den königlichen Ge¬
stüten zu Zirle und Gnesen fortsetzen, indem sie auf diese lohnende Einnahme¬
quelle schwerlich wird verzichten wollen. Die in Betracht kommenden Ziffern
der Viehhaltung im Posener Lande wolle man im Preußischen Statistischen Jahr¬
buch nachlesen.

Hinter der Bedeutung der Landwirtschaft für das Erwerbsleben des uns
verlorenen Gebiets trat die industrielle Entwicklung verhältnismäßig zurück, wenn¬
gleich sie im Laufe der letzten fünfzig Jahre beträchtliche Fortschritts gemacht und
ewige Zweige der Gütererzeugung zu hoher Blüte gebracht hatte. Für den Welt-
uiarkt lieferten von jeher die Posener Likörfabriken, wenn auch der Kenner den
^anziger Erzeugnissen vor den auf dem Kartoffelbranntwein beruhenden schnapsen
Hom Hartwig Kantorowicz den Vorzug gab. Auch das Grätzer Bier hatte einen
Weltruf, und das in den dortigen Brauereien tätige Kapital wird keinen Anlaß
Über, in bezug auf seine Absatzmärkte einen Wandel anzustreben. Neben diesen
^elrielien spielt die in zwanzig größeren Fabriken tätige Zuckerindustris eine er¬
hebliche Rolle, die in einer Erzeugung von mehr als zwei Millionen zu einem'
Erheblichen Teil zur Ausfuhr bestimmten Doppelzentnern Rohzucker zum Ausdruck
wen. Zwanzig weitere Betriebe waren der Stärke- und Stärkezuckerfabrikation
gewidmet.

Die wichtigsten Unternehmungen des Posener Gewerbfleißes, die Herstellung
^on Mauersteinen, Dachziegeln und Drainröhren, denen sich später die Anfertigung
Ofenkacheln hinzugesellte, kamen für den auswärtigen Handel nicht in Be¬
dacht, da die Frachtkosten den Umsatz auf weitere Entfernungen Grenzen zogen,
Archen wurde der Abbau von Braunkohlen und die Gewinnung von Eisen aus
°en hjxx^ vorkommenden Nasenerzen betrieben, doch kam den hierher ge-
K^ngen Unternehmungen keine größere Bedeutung zu. Die Industrie der Maschinen,
^ustrumonte und Apparate diente vornehmlich dem örtlichen Bedarf der Land-
^wschafr, sowie der Brauereien und Brennereien; dementsprechend finden sich der-
""ige Unternehmungen auch in den kleineren Städten wie Obornik, Rogasen und


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[0265] Neupolens wirtschaftliche Kräfte den Bauern des Schnapses entwöhnte; diese nahmen sich die Betriebsamkeit der in das Land gekommenen Ansiedler zum Vorbild, und wer nach längerer Ab¬ wesenheit in das Land zurückkehrte, mußte mit vollem Staunen anerkennen, daß zwischen dem polnischen und deutschen Bauernhöfen kein Unterschied mehr ob¬ waltete. Den Bodenverhältnissen entsprechend überwog der Anbau des Roggens, der mehr als ein Drittel der verfügbaren Fläche für sich in Anspruch nahm, fast ein Sechstel war mit Kartoffeln bestellt, während für den Anbau von Zuckerrüben nur das sogenannte Sinjarim, die fruchtbaren Gegenden um Hohensalza und Strelno, im südöstlichen Zpfel der Provinz, in Betracht kamen, Erwähnung er¬ fordert noch der Hopfenbau in der Gegend von Neutomischel, der in einer um¬ fangreichen Ausfuhr für das deutsche Wirtschaftsleben zur Geltung kam. und in Belgien,' Englandund Frankreich, sowie in den Vereinigten Staaten mit Millionen¬ beträgen" Abnehmer fand. Von den im Posener Lande erzeugten Kartoffeln würden sechs Millionen Menschen nach den Verbrauchsberechnungen des statistischen Jahr¬ buches ernährt werden können, davon beansprucht die Provinz selber nicht ganz den dritten Teil. Nimmt man an, daß für ebensoviel Nahrung heischende Mäuler Kartoffeln jenseits der neuen Grenze zurückbehalten werden, da ja Russisch-Polen einer Einfuhr an Nahrungsmitteln bedürftig war, so würden doch noch immer rund 16 Millionen Zentner zur Ausfuhr über die Westgrenze übrig bleiben, und die Landesregierung wird kaum ein Interesse daran haben, diese zu hindern, da sie immerhin für die Bilanz der Gesamtheit nicht ohne Bedeutung sein würde. Die Noggenerzeugung würde für sieben Millionen Menschen ausreichen, es würde also hier für Eigenbedarf und Ausfuhrmöglichkeit ungefähr das gleiche Verhältnis obwalten. Die bisherige Lieferung von Schlachtvieh aus der Provinz Posen nach «erim und bis Hamburg und Köln dürfte unter den nunmehrigen politischen Verhältnissen kaum eine Änderung erfahren, zumal die Notwendigkeiten des Staats¬ bedarfes den internationalen Neigungen des Handels zu Hilfe kommen werden, ebenso dürfte die polnische Regierung die Pferdeaufzucht in den königlichen Ge¬ stüten zu Zirle und Gnesen fortsetzen, indem sie auf diese lohnende Einnahme¬ quelle schwerlich wird verzichten wollen. Die in Betracht kommenden Ziffern der Viehhaltung im Posener Lande wolle man im Preußischen Statistischen Jahr¬ buch nachlesen. Hinter der Bedeutung der Landwirtschaft für das Erwerbsleben des uns verlorenen Gebiets trat die industrielle Entwicklung verhältnismäßig zurück, wenn¬ gleich sie im Laufe der letzten fünfzig Jahre beträchtliche Fortschritts gemacht und ewige Zweige der Gütererzeugung zu hoher Blüte gebracht hatte. Für den Welt- uiarkt lieferten von jeher die Posener Likörfabriken, wenn auch der Kenner den ^anziger Erzeugnissen vor den auf dem Kartoffelbranntwein beruhenden schnapsen Hom Hartwig Kantorowicz den Vorzug gab. Auch das Grätzer Bier hatte einen Weltruf, und das in den dortigen Brauereien tätige Kapital wird keinen Anlaß Über, in bezug auf seine Absatzmärkte einen Wandel anzustreben. Neben diesen ^elrielien spielt die in zwanzig größeren Fabriken tätige Zuckerindustris eine er¬ hebliche Rolle, die in einer Erzeugung von mehr als zwei Millionen zu einem' Erheblichen Teil zur Ausfuhr bestimmten Doppelzentnern Rohzucker zum Ausdruck wen. Zwanzig weitere Betriebe waren der Stärke- und Stärkezuckerfabrikation gewidmet. Die wichtigsten Unternehmungen des Posener Gewerbfleißes, die Herstellung ^on Mauersteinen, Dachziegeln und Drainröhren, denen sich später die Anfertigung Ofenkacheln hinzugesellte, kamen für den auswärtigen Handel nicht in Be¬ dacht, da die Frachtkosten den Umsatz auf weitere Entfernungen Grenzen zogen, Archen wurde der Abbau von Braunkohlen und die Gewinnung von Eisen aus °en hjxx^ vorkommenden Nasenerzen betrieben, doch kam den hierher ge- K^ngen Unternehmungen keine größere Bedeutung zu. Die Industrie der Maschinen, ^ustrumonte und Apparate diente vornehmlich dem örtlichen Bedarf der Land- ^wschafr, sowie der Brauereien und Brennereien; dementsprechend finden sich der- ""ige Unternehmungen auch in den kleineren Städten wie Obornik, Rogasen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/265>, abgerufen am 15.01.2025.