Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Neupolens wirtschaftliche Kräfte Weltmächte lebendig erhalten. Mir will scheinen, daß dies Programm einen Neupolens wirtschaftliche Aräfte x>. Roch, Geh. Aden.-Rat a. D. von nvergessen ist mir noch heut, wie wir am 3. Juli 1862 in Posen Wie anders das Bild, als ich Posen kurz vor dem Kriege zum letztenmal Nimmer hätten wir geglaubt, wenn die Polen ihr schwermütiges: "Noch n^ Neupolens wirtschaftliche Kräfte Weltmächte lebendig erhalten. Mir will scheinen, daß dies Programm einen Neupolens wirtschaftliche Aräfte x>. Roch, Geh. Aden.-Rat a. D. von nvergessen ist mir noch heut, wie wir am 3. Juli 1862 in Posen Wie anders das Bild, als ich Posen kurz vor dem Kriege zum letztenmal Nimmer hätten wir geglaubt, wenn die Polen ihr schwermütiges: „Noch n^ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336552"/> <fw type="header" place="top"> Neupolens wirtschaftliche Kräfte</fw><lb/> <p xml:id="ID_963" prev="#ID_962"> Weltmächte lebendig erhalten. Mir will scheinen, daß dies Programm einen<lb/> Weg weise zu den Zielen, die Herr von Rheinbaben in seiner „Aktiven Aus¬<lb/> landspolitik" dem deutschen Volke aufgerichtet hat und daß in diesem Pro¬<lb/> gramm die Gewähr liegt, für eine friedliche Entwicklung auf dem Kontinent<lb/> durch Jahrzehnte, da die Staaten durch die Kontrolle der verschiedenen Aus-<lb/> landsschulen sich gegenseitig am tiefsten vom Fühlen und Denken der Nachbar¬<lb/> völker unterrichten könnten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neupolens wirtschaftliche Aräfte<lb/><note type="byline"> x>. Roch, Geh. Aden.-Rat a. D.</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_964"> nvergessen ist mir noch heut, wie wir am 3. Juli 1862 in Posen<lb/> zum erstenmal unseren Einzug hielten. In den Monatsblättern<lb/> „Aus dem Posener Lande" habe ich es einst geschildert, wie dich«<lb/> vor dem Fachwerksbau des Bahnhofes die Droschke über die Gleise<lb/> ! holperte, wie Windmühlen und ländliche Häuser den Weg zu der<lb/> düstern Wölbung des Berliner Tors geleiteten, und wie jenseits<lb/> desselben die übelriechende Gosse in der Mitte der Se. Martinstratze sich breit<lb/> machte. Zur Rechten stand das niedere Zollhaus, wo das Gepäck der Reisenden<lb/> auf mahl- und schlachtsteucrpflichtiges Gut geprüft ward, weiterhin zur Linken d?e<lb/> an russische Verhältnisse erinnernde Ausspannung „Zum goldenen Lamm", und<lb/> doch bot sich in dem Baumschmuck der Wilhelmstraße, dem Paradeplatz, dem NeU'<lb/> städtischen Markt und in den Kugelakazien vor der stattlichen Hauptwache aM<lb/> Altmarkt ein merklicher Abstand gegen das Städtchen in Westpreußen, das bis<lb/> dahin meines Vaters Amtsbesitz gewesen; Anzeichen überall, daß der Vorort der<lb/> Provinz im Aufstreben begriffen und daß zielbewußte deutsche Arbeit ernstlich<lb/> willens war, mit polnischer Gleichgültigkeit und Armseligkeit aufzuräumen. .</p><lb/> <p xml:id="ID_965"> Wie anders das Bild, als ich Posen kurz vor dem Kriege zum letztenmal<lb/> besuchte. Verschwunden das Berliner Tor und die Wälle; an ihrem Platz das<lb/> mächtig aufstrebende Kaiserschloß. Drüben, hinter den in großzügigen Linien D<lb/> erstreckenden Anlagen, das stolze Theater, der Bau der Akademie, das Dienst"<lb/> gebaute der Ansiedlungskommission, hinter dem meines Vaters schönstes Wer»,<lb/> die Pcmlikirche, klein erschien, das Ganze ein glanzvolles Zeugnis für den Sie?'<lb/> den das Deutschtum in der Ostmark erfochten hatte, und der fest und sicher für<lb/> alle Zeiten begründet schien. .„</p><lb/> <p xml:id="ID_966"> Nimmer hätten wir geglaubt, wenn die Polen ihr schwermütiges: „Noch n^<lb/> Polen nicht verloren" sangen, daß wir selbst noch das Wiederauferstehen des seu<lb/> einem Jahrhundert von der Weltkarte verschwundenen Reiches erleben würden-<lb/> Und doch allzu sehr mit Recht hatte der Herausgeber der Grenzboten bei der<lb/> Einweihung des Schlosses, als der Kaiser die Stadt Posen zur Residenz erhov,<lb/> gerügt, daß zu einer Siegesfeier kein Anlaß vorlag. Während das Schloß erstano,<lb/> hatten die polnischen Bauleute erklärt: „Wir bauen die Burg dem künftigen König<lb/> von Polen." Dem Vaterlandsfreund war es von Anfang an klar, daß nichts >^<lb/> sehr geeignet war, den Groll der Unterdrückten neu anzufachen, als der Ba»<lb/> dieser Zwingburg, und daß sie immer einen Zankapfel bilden mußte Zwiste'<lb/> dem polnischen Adel und der deutschen „Gesellschaft", zumal wenn ein kaiserlicye<lb/> Prinz berufen wurde, dort Hof zu halten. Nun ist alles vorüber, und ^<lb/> Deutschen mögen im Hofe des Kaiserschlosses stehen im Büßergewand, wie eun<lb/> Kaiser Heinrich vor päpstlichen Übermut in Canossa.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
Neupolens wirtschaftliche Kräfte
Weltmächte lebendig erhalten. Mir will scheinen, daß dies Programm einen
Weg weise zu den Zielen, die Herr von Rheinbaben in seiner „Aktiven Aus¬
landspolitik" dem deutschen Volke aufgerichtet hat und daß in diesem Pro¬
gramm die Gewähr liegt, für eine friedliche Entwicklung auf dem Kontinent
durch Jahrzehnte, da die Staaten durch die Kontrolle der verschiedenen Aus-
landsschulen sich gegenseitig am tiefsten vom Fühlen und Denken der Nachbar¬
völker unterrichten könnten.
Neupolens wirtschaftliche Aräfte
x>. Roch, Geh. Aden.-Rat a. D. von
nvergessen ist mir noch heut, wie wir am 3. Juli 1862 in Posen
zum erstenmal unseren Einzug hielten. In den Monatsblättern
„Aus dem Posener Lande" habe ich es einst geschildert, wie dich«
vor dem Fachwerksbau des Bahnhofes die Droschke über die Gleise
! holperte, wie Windmühlen und ländliche Häuser den Weg zu der
düstern Wölbung des Berliner Tors geleiteten, und wie jenseits
desselben die übelriechende Gosse in der Mitte der Se. Martinstratze sich breit
machte. Zur Rechten stand das niedere Zollhaus, wo das Gepäck der Reisenden
auf mahl- und schlachtsteucrpflichtiges Gut geprüft ward, weiterhin zur Linken d?e
an russische Verhältnisse erinnernde Ausspannung „Zum goldenen Lamm", und
doch bot sich in dem Baumschmuck der Wilhelmstraße, dem Paradeplatz, dem NeU'
städtischen Markt und in den Kugelakazien vor der stattlichen Hauptwache aM
Altmarkt ein merklicher Abstand gegen das Städtchen in Westpreußen, das bis
dahin meines Vaters Amtsbesitz gewesen; Anzeichen überall, daß der Vorort der
Provinz im Aufstreben begriffen und daß zielbewußte deutsche Arbeit ernstlich
willens war, mit polnischer Gleichgültigkeit und Armseligkeit aufzuräumen. .
Wie anders das Bild, als ich Posen kurz vor dem Kriege zum letztenmal
besuchte. Verschwunden das Berliner Tor und die Wälle; an ihrem Platz das
mächtig aufstrebende Kaiserschloß. Drüben, hinter den in großzügigen Linien D
erstreckenden Anlagen, das stolze Theater, der Bau der Akademie, das Dienst"
gebaute der Ansiedlungskommission, hinter dem meines Vaters schönstes Wer»,
die Pcmlikirche, klein erschien, das Ganze ein glanzvolles Zeugnis für den Sie?'
den das Deutschtum in der Ostmark erfochten hatte, und der fest und sicher für
alle Zeiten begründet schien. .„
Nimmer hätten wir geglaubt, wenn die Polen ihr schwermütiges: „Noch n^
Polen nicht verloren" sangen, daß wir selbst noch das Wiederauferstehen des seu
einem Jahrhundert von der Weltkarte verschwundenen Reiches erleben würden-
Und doch allzu sehr mit Recht hatte der Herausgeber der Grenzboten bei der
Einweihung des Schlosses, als der Kaiser die Stadt Posen zur Residenz erhov,
gerügt, daß zu einer Siegesfeier kein Anlaß vorlag. Während das Schloß erstano,
hatten die polnischen Bauleute erklärt: „Wir bauen die Burg dem künftigen König
von Polen." Dem Vaterlandsfreund war es von Anfang an klar, daß nichts >^
sehr geeignet war, den Groll der Unterdrückten neu anzufachen, als der Ba»
dieser Zwingburg, und daß sie immer einen Zankapfel bilden mußte Zwiste'
dem polnischen Adel und der deutschen „Gesellschaft", zumal wenn ein kaiserlicye
Prinz berufen wurde, dort Hof zu halten. Nun ist alles vorüber, und ^
Deutschen mögen im Hofe des Kaiserschlosses stehen im Büßergewand, wie eun
Kaiser Heinrich vor päpstlichen Übermut in Canossa.
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