Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Aktive Außenpolitik! Deutschlands und der Deutschen. So günstig die territoriale Ausstattung des .. Es fragt sich nun, ob Aussicht vorhanden ist, daß die polnische Regierung dem > ^ und Deutschen hier verlangt wird, ist die Abkehr von Aktive Außenpolitik! Deutschlands und der Deutschen. So günstig die territoriale Ausstattung des .. Es fragt sich nun, ob Aussicht vorhanden ist, daß die polnische Regierung dem > ^ und Deutschen hier verlangt wird, ist die Abkehr von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0261" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336551"/> <fw type="header" place="top"> Aktive Außenpolitik!</fw><lb/> <p xml:id="ID_960" prev="#ID_959"> Deutschlands und der Deutschen. So günstig die territoriale Ausstattung des<lb/> Polenstaates durch die Entente gedacht ist, so genügt das Vorhandensein von<lb/> ^caturreichtümern und Fabriken nicht, solange entsprechend vorgebildete Menschen<lb/> Wien, die diese Schätze für den Polenstaat ausbeuten. Sicher werden die Polen<lb/> bald einsehen, daß die Ententestaatsmänner in erster Linie die Ziele ihrer eigenen<lb/> Staaten in Polen verfolgen und sich durchaus nicht als gefühlsvolle Vollstrecker eines<lb/> höheren Gerechtigkeitswillens gebärden. Sobald der polnische Mohr seine<lb/> Schuldigkeit für Frankreich und England getan haben wird, wird er feine<lb/> ^5ege gehen können. Englands militärpolitisches Interesse am Osten Europas<lb/> beschränkt sich auf die Küstenplätze: Danzig. Königsberg. Memel. Libau, Riga.<lb/> Aeval. Frankreich fucht in Oberschlesien einen Ausgleich für seine Verluste in<lb/> ^ußland. Es darf bei der Beurteilung der polnisch-französischen Beziehungen<lb/> ^ehe unbeachtet bleiben, daß französische Kapitalisten im letzten Jahrzehnt vor<lb/> °em Kriege fast alle belgischen Beteiligungen an der Moskaner und südrussischen<lb/> Industrie an sich gebracht haben. Das sind MilliardenwerteI Allein ihretwegen<lb/> lst Frankreich am wirtschaftlichen Wiederaufbau Rußlands stark interessiert und kann<lb/> ^nen polnischen (oberschlesischen) Konkurrenten auf dem russischen Markt nicht<lb/> dulden. Ein aufstrebendes Rußland kann aber ein selbständiges Polen, das<lb/> Wei wichtige Straßen zur Ostsee, die Weichsel und den Njemen, beherrscht,<lb/> »!r .dulden, mag es zaristisch oder bolschewistisch regiert werden. Polen wird<lb/> Uo infolge der Nussenpolitik seiner heutigen Freunde einen schweren Stand im<lb/> ^sten haben, wird im besten Falle mit den russischen Gebieten zusammen Aus-<lb/> ^utungskolonie der Ententemächte bleiben und somit das Los des deutschen<lb/> Elches teilen.</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> .. Es fragt sich nun, ob Aussicht vorhanden ist, daß die polnische Regierung<lb/> ^se Lage zutreffend würdigt. Im „Dziennik Poznanski" fanden sich kürzlich<lb/> ^nnerkungen, die in einem Eintreten für Verständigung mit den Deutschen<lb/> Wickler. Dem gegenüber ist aber die Sprache der westpreußischen Polen-<lb/> satter, wie „Nadwislanin" (Culm). „Gazeta Grudziacka" (Graudenz). „Piei-<lb/> »rzlw." (Pelplin) um so gereizter: Die bescheidene Forderung der Deutschen<lb/> U eigene Schulverwaltung wird als Anmaßung bezeichnet. Die führenden<lb/> ^°pfe sollten sich durch solche Ausfälle nicht abschrecken lassen, das zu tun,<lb/> as die Stunde gebietet. Sie gebietet: schafft den deutsch^polnischen<lb/> treit aus dem Wege zum Glück und Gedeihen beider Völker!<lb/> ^w um des erhabenen Zieles Willen bereit die erforderlichen Opfer zu bringen.<lb/> eutschland hat sie zum großen Teil schon durch die erzwungene Hergabe<lb/> low ^l>iete gebracht. Es sind nunmehr die Polen an der Reihe Entgegen-<lb/> ^Mer zu zeigen, um die Deutschen von ihrem Protest gegen die bisherige<lb/> ^ Bewältigung abzubringen, um sie zu den stärksten Bürgen des polnischen<lb/> . aates zu machen. Andernfalls liefe die polnische nationale Politik darauf<lb/> abu ^' ^ Provinzen Schlesien, Posen und Preußen dem Deutschen Reich<lb/> H ^'omnem zu haben, um sie über kurz oder lang den Russen auszuliefern.<lb/> allen diesen Erwägungen komme ich zu dem Schluß, daß es' auch nicht<lb/> "Wendig ist, daß Polen der Feind der Deutschen im Osten bleibt,</p><lb/> <p xml:id="ID_962" next="#ID_963"> dem > ^ und Deutschen hier verlangt wird, ist die Abkehr von<lb/> Li^k militärischen System in ihren Beziehungen zu einander. Der Abschluß von<lb/> et^ungsverträgen und Handelsabkommen genügt dazu nicht. Es müssen<lb/> Rail Elemente mit hinzugenommen werden. Die aber liegen in unserm<lb/> ' - aus Gebiet der bbeeiiddeerrsseeiittiiggeenn Kulturpolitik. Die liegen in der gegen-<lb/> umg als gleichberechtigte europäische Völker. Sie muß den beidensciti ^ Gebiet der Kulturpolitik. Die liegen in der gegen-<lb/> h^A^ Anerkennung als gleichberechtigte europäische Völker. Sie muß den beiden<lb/> »Hbarten Staaten neue Kräfte zuführen, damit sie sich gegen die großen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0261]
Aktive Außenpolitik!
Deutschlands und der Deutschen. So günstig die territoriale Ausstattung des
Polenstaates durch die Entente gedacht ist, so genügt das Vorhandensein von
^caturreichtümern und Fabriken nicht, solange entsprechend vorgebildete Menschen
Wien, die diese Schätze für den Polenstaat ausbeuten. Sicher werden die Polen
bald einsehen, daß die Ententestaatsmänner in erster Linie die Ziele ihrer eigenen
Staaten in Polen verfolgen und sich durchaus nicht als gefühlsvolle Vollstrecker eines
höheren Gerechtigkeitswillens gebärden. Sobald der polnische Mohr seine
Schuldigkeit für Frankreich und England getan haben wird, wird er feine
^5ege gehen können. Englands militärpolitisches Interesse am Osten Europas
beschränkt sich auf die Küstenplätze: Danzig. Königsberg. Memel. Libau, Riga.
Aeval. Frankreich fucht in Oberschlesien einen Ausgleich für seine Verluste in
^ußland. Es darf bei der Beurteilung der polnisch-französischen Beziehungen
^ehe unbeachtet bleiben, daß französische Kapitalisten im letzten Jahrzehnt vor
°em Kriege fast alle belgischen Beteiligungen an der Moskaner und südrussischen
Industrie an sich gebracht haben. Das sind MilliardenwerteI Allein ihretwegen
lst Frankreich am wirtschaftlichen Wiederaufbau Rußlands stark interessiert und kann
^nen polnischen (oberschlesischen) Konkurrenten auf dem russischen Markt nicht
dulden. Ein aufstrebendes Rußland kann aber ein selbständiges Polen, das
Wei wichtige Straßen zur Ostsee, die Weichsel und den Njemen, beherrscht,
»!r .dulden, mag es zaristisch oder bolschewistisch regiert werden. Polen wird
Uo infolge der Nussenpolitik seiner heutigen Freunde einen schweren Stand im
^sten haben, wird im besten Falle mit den russischen Gebieten zusammen Aus-
^utungskolonie der Ententemächte bleiben und somit das Los des deutschen
Elches teilen.
.. Es fragt sich nun, ob Aussicht vorhanden ist, daß die polnische Regierung
^se Lage zutreffend würdigt. Im „Dziennik Poznanski" fanden sich kürzlich
^nnerkungen, die in einem Eintreten für Verständigung mit den Deutschen
Wickler. Dem gegenüber ist aber die Sprache der westpreußischen Polen-
satter, wie „Nadwislanin" (Culm). „Gazeta Grudziacka" (Graudenz). „Piei-
»rzlw." (Pelplin) um so gereizter: Die bescheidene Forderung der Deutschen
U eigene Schulverwaltung wird als Anmaßung bezeichnet. Die führenden
^°pfe sollten sich durch solche Ausfälle nicht abschrecken lassen, das zu tun,
as die Stunde gebietet. Sie gebietet: schafft den deutsch^polnischen
treit aus dem Wege zum Glück und Gedeihen beider Völker!
^w um des erhabenen Zieles Willen bereit die erforderlichen Opfer zu bringen.
eutschland hat sie zum großen Teil schon durch die erzwungene Hergabe
low ^l>iete gebracht. Es sind nunmehr die Polen an der Reihe Entgegen-
^Mer zu zeigen, um die Deutschen von ihrem Protest gegen die bisherige
^ Bewältigung abzubringen, um sie zu den stärksten Bürgen des polnischen
. aates zu machen. Andernfalls liefe die polnische nationale Politik darauf
abu ^' ^ Provinzen Schlesien, Posen und Preußen dem Deutschen Reich
H ^'omnem zu haben, um sie über kurz oder lang den Russen auszuliefern.
allen diesen Erwägungen komme ich zu dem Schluß, daß es' auch nicht
"Wendig ist, daß Polen der Feind der Deutschen im Osten bleibt,
dem > ^ und Deutschen hier verlangt wird, ist die Abkehr von
Li^k militärischen System in ihren Beziehungen zu einander. Der Abschluß von
et^ungsverträgen und Handelsabkommen genügt dazu nicht. Es müssen
Rail Elemente mit hinzugenommen werden. Die aber liegen in unserm
' - aus Gebiet der bbeeiiddeerrsseeiittiiggeenn Kulturpolitik. Die liegen in der gegen-
umg als gleichberechtigte europäische Völker. Sie muß den beidensciti ^ Gebiet der Kulturpolitik. Die liegen in der gegen-
h^A^ Anerkennung als gleichberechtigte europäische Völker. Sie muß den beiden
»Hbarten Staaten neue Kräfte zuführen, damit sie sich gegen die großen
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