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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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ihr Mciximum. Das Unternehmen, das vor dein Kriege 250 Arbeiter hatte, be¬
schäftigt heute deren 1>ML>.

Hand in Hand mit der Einführung derartiger neuer Lohnformen muß
jedoch eine scharfe Arbeitsteilung und genaue Zeitbestimmung der einzelnen
Arbeitsvorgänge gehen, mit anderen Worten die Taylorisicrung unseres Wirt¬
schaftslebens müssen wir anstreben. Kurz zusammengefaßt besteht das Taylorsche
Verfahren in Folgendem:

1. in einem wissenschaftlichen Studium jeder einzelnen Arbeit, jedes Hand
griffes, jeder Bewegung, so unbedeutend sie auch sein mag;
2. in der Schaffung von Normalien für Arbeitsverfahren und Werkzeuge
"natürlich auch für Konstruktionsteile), bei deren Anwendung der Verlust
an Kraft und Zeit am geringsten, ist-
3. in der Erziehung der Arbeiter zur Anwendung neuer Verfahren, so daß
ihre Arbeitskraft voll ausgenutzt wird, ohne daß sie überanstrengt werden;
4. in der Erhaltung dieses Zustandes. Es soll ein Weg sein zu einer mög¬
lichst haushälterischer Verwertung der menschlichen Kraft und Zeit.

Alles dies ist möglich durch ein inniges Znscmmumwirken von Betriebs¬
leitung und Arbeiterschaft. An den durch Verbesserungen im Arbeitsverfahren
erzielten Gewinnen könnte alsdann die Arbeiterschaft durch einmalige oder
laufende Beträge beteiligt werden.

"Höchstes Gedeihen der Arbeitgeber bei gleichzeitigem höchsten Gedeihen
der Arbeitnehmer", dieser Taylorsche Grundsatz muß auch bei uns zu vollster
Wirksamkeit kommen. Nur unablässige Aufklärungsarbeit in den Massen kann
den Erfolg bringen. Die Arbeiterschaft hat eS am eigenen Leibe spüren müssen,
daß die Verbilligung der Lebensmittel durch die Negierung der Teuerung nicht
steuern kann, sondern nur Arbeitsdisziplin, Arbeitseifer, höchste Anspannung aller
Kräfte. Auf diese Weise wird es allein möglich sein, das Preisniveau in Über¬
einstimmung mit den Weltmarktpreisen zu bringen. Immer und immer wieder
wird darauf hingewiesen, daß bei unserer überaus passiven Zahlungsbilanz nur
eine immer mehr steigende Ausfuhr retten kann. Das muß der Arbeiterschaft
unaufhörlich klar gemacht werden und weiter, daß sie zu gleicher Zeit doch auch
Verbraucher ist, daß sich also die gegenseitigen Interessen vereinigen. Nur wenn
das Maximum an Produktivität in unserer Nationalökonomie gesichert ist, braucht
keine Träne mehr über die Preissteigerung vergossen zu werden.

Durch die Arbeit neue Arbeül Unsere industrielle Organisationsfähigkeit
und unsere tätige Ordnungsliebe können allein unser Schicksal wenden. Akkord¬
arbeit muß geleistet und dadurch die Höchstleistung erreicht und das Erträgnis
gesteigert werden. Auf die Herstellung hochwertiger Fertigfabrikate kommt es
heute an, das lehrte uns wieder die Frankfurter Einfuhrmesse. Nur wenn wir
solche Erzeugnisse in Masse herstellen, können wir einen Anteil am internationalen
Güteraustausch wiedererlangen. Deshalb zurück zum Akkord in Gemeinschaft mit
dem Taylorismus! An dem Wiederaufblühen unserer Volkswirtschaft werden wir
erkennen, ob wir Akkordarbeit geleistet haben.




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ihr Mciximum. Das Unternehmen, das vor dein Kriege 250 Arbeiter hatte, be¬
schäftigt heute deren 1>ML>.

Hand in Hand mit der Einführung derartiger neuer Lohnformen muß
jedoch eine scharfe Arbeitsteilung und genaue Zeitbestimmung der einzelnen
Arbeitsvorgänge gehen, mit anderen Worten die Taylorisicrung unseres Wirt¬
schaftslebens müssen wir anstreben. Kurz zusammengefaßt besteht das Taylorsche
Verfahren in Folgendem:

1. in einem wissenschaftlichen Studium jeder einzelnen Arbeit, jedes Hand
griffes, jeder Bewegung, so unbedeutend sie auch sein mag;
2. in der Schaffung von Normalien für Arbeitsverfahren und Werkzeuge
«natürlich auch für Konstruktionsteile), bei deren Anwendung der Verlust
an Kraft und Zeit am geringsten, ist-
3. in der Erziehung der Arbeiter zur Anwendung neuer Verfahren, so daß
ihre Arbeitskraft voll ausgenutzt wird, ohne daß sie überanstrengt werden;
4. in der Erhaltung dieses Zustandes. Es soll ein Weg sein zu einer mög¬
lichst haushälterischer Verwertung der menschlichen Kraft und Zeit.

Alles dies ist möglich durch ein inniges Znscmmumwirken von Betriebs¬
leitung und Arbeiterschaft. An den durch Verbesserungen im Arbeitsverfahren
erzielten Gewinnen könnte alsdann die Arbeiterschaft durch einmalige oder
laufende Beträge beteiligt werden.

„Höchstes Gedeihen der Arbeitgeber bei gleichzeitigem höchsten Gedeihen
der Arbeitnehmer", dieser Taylorsche Grundsatz muß auch bei uns zu vollster
Wirksamkeit kommen. Nur unablässige Aufklärungsarbeit in den Massen kann
den Erfolg bringen. Die Arbeiterschaft hat eS am eigenen Leibe spüren müssen,
daß die Verbilligung der Lebensmittel durch die Negierung der Teuerung nicht
steuern kann, sondern nur Arbeitsdisziplin, Arbeitseifer, höchste Anspannung aller
Kräfte. Auf diese Weise wird es allein möglich sein, das Preisniveau in Über¬
einstimmung mit den Weltmarktpreisen zu bringen. Immer und immer wieder
wird darauf hingewiesen, daß bei unserer überaus passiven Zahlungsbilanz nur
eine immer mehr steigende Ausfuhr retten kann. Das muß der Arbeiterschaft
unaufhörlich klar gemacht werden und weiter, daß sie zu gleicher Zeit doch auch
Verbraucher ist, daß sich also die gegenseitigen Interessen vereinigen. Nur wenn
das Maximum an Produktivität in unserer Nationalökonomie gesichert ist, braucht
keine Träne mehr über die Preissteigerung vergossen zu werden.

Durch die Arbeit neue Arbeül Unsere industrielle Organisationsfähigkeit
und unsere tätige Ordnungsliebe können allein unser Schicksal wenden. Akkord¬
arbeit muß geleistet und dadurch die Höchstleistung erreicht und das Erträgnis
gesteigert werden. Auf die Herstellung hochwertiger Fertigfabrikate kommt es
heute an, das lehrte uns wieder die Frankfurter Einfuhrmesse. Nur wenn wir
solche Erzeugnisse in Masse herstellen, können wir einen Anteil am internationalen
Güteraustausch wiedererlangen. Deshalb zurück zum Akkord in Gemeinschaft mit
dem Taylorismus! An dem Wiederaufblühen unserer Volkswirtschaft werden wir
erkennen, ob wir Akkordarbeit geleistet haben.




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[0212] Zurück zum Akkord ihr Mciximum. Das Unternehmen, das vor dein Kriege 250 Arbeiter hatte, be¬ schäftigt heute deren 1>ML>. Hand in Hand mit der Einführung derartiger neuer Lohnformen muß jedoch eine scharfe Arbeitsteilung und genaue Zeitbestimmung der einzelnen Arbeitsvorgänge gehen, mit anderen Worten die Taylorisicrung unseres Wirt¬ schaftslebens müssen wir anstreben. Kurz zusammengefaßt besteht das Taylorsche Verfahren in Folgendem: 1. in einem wissenschaftlichen Studium jeder einzelnen Arbeit, jedes Hand griffes, jeder Bewegung, so unbedeutend sie auch sein mag; 2. in der Schaffung von Normalien für Arbeitsverfahren und Werkzeuge «natürlich auch für Konstruktionsteile), bei deren Anwendung der Verlust an Kraft und Zeit am geringsten, ist- 3. in der Erziehung der Arbeiter zur Anwendung neuer Verfahren, so daß ihre Arbeitskraft voll ausgenutzt wird, ohne daß sie überanstrengt werden; 4. in der Erhaltung dieses Zustandes. Es soll ein Weg sein zu einer mög¬ lichst haushälterischer Verwertung der menschlichen Kraft und Zeit. Alles dies ist möglich durch ein inniges Znscmmumwirken von Betriebs¬ leitung und Arbeiterschaft. An den durch Verbesserungen im Arbeitsverfahren erzielten Gewinnen könnte alsdann die Arbeiterschaft durch einmalige oder laufende Beträge beteiligt werden. „Höchstes Gedeihen der Arbeitgeber bei gleichzeitigem höchsten Gedeihen der Arbeitnehmer", dieser Taylorsche Grundsatz muß auch bei uns zu vollster Wirksamkeit kommen. Nur unablässige Aufklärungsarbeit in den Massen kann den Erfolg bringen. Die Arbeiterschaft hat eS am eigenen Leibe spüren müssen, daß die Verbilligung der Lebensmittel durch die Negierung der Teuerung nicht steuern kann, sondern nur Arbeitsdisziplin, Arbeitseifer, höchste Anspannung aller Kräfte. Auf diese Weise wird es allein möglich sein, das Preisniveau in Über¬ einstimmung mit den Weltmarktpreisen zu bringen. Immer und immer wieder wird darauf hingewiesen, daß bei unserer überaus passiven Zahlungsbilanz nur eine immer mehr steigende Ausfuhr retten kann. Das muß der Arbeiterschaft unaufhörlich klar gemacht werden und weiter, daß sie zu gleicher Zeit doch auch Verbraucher ist, daß sich also die gegenseitigen Interessen vereinigen. Nur wenn das Maximum an Produktivität in unserer Nationalökonomie gesichert ist, braucht keine Träne mehr über die Preissteigerung vergossen zu werden. Durch die Arbeit neue Arbeül Unsere industrielle Organisationsfähigkeit und unsere tätige Ordnungsliebe können allein unser Schicksal wenden. Akkord¬ arbeit muß geleistet und dadurch die Höchstleistung erreicht und das Erträgnis gesteigert werden. Auf die Herstellung hochwertiger Fertigfabrikate kommt es heute an, das lehrte uns wieder die Frankfurter Einfuhrmesse. Nur wenn wir solche Erzeugnisse in Masse herstellen, können wir einen Anteil am internationalen Güteraustausch wiedererlangen. Deshalb zurück zum Akkord in Gemeinschaft mit dem Taylorismus! An dem Wiederaufblühen unserer Volkswirtschaft werden wir erkennen, ob wir Akkordarbeit geleistet haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/212>, abgerufen am 15.01.2025.