Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Zurück zum Akkord veranlaßt werden. Wenn es ans diesem Woge weitergeht, dann wird sicherlich Weitere Mittel, die ArbeitsloistuUlg zu steigern, müssen gefunden werden. Mit anderen Worten es soll -- bei Erdfall jeder einzelnen Akkordleistuug -- In Amerika ist es der Vullard Co. in Bridgeport (Nordamerika) gelungen, Zurück zum Akkord veranlaßt werden. Wenn es ans diesem Woge weitergeht, dann wird sicherlich Weitere Mittel, die ArbeitsloistuUlg zu steigern, müssen gefunden werden. Mit anderen Worten es soll — bei Erdfall jeder einzelnen Akkordleistuug — In Amerika ist es der Vullard Co. in Bridgeport (Nordamerika) gelungen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0211" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336501"/> <fw type="header" place="top"> Zurück zum Akkord</fw><lb/> <p xml:id="ID_790" prev="#ID_789"> veranlaßt werden. Wenn es ans diesem Woge weitergeht, dann wird sicherlich<lb/> der tote Punkt, an -dem >das Schwungrad der deutschen Wirtschaftsmaschinerie<lb/> angelangt ist, überwunden werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_791"> Weitere Mittel, die ArbeitsloistuUlg zu steigern, müssen gefunden werden.<lb/> Von 'verschiedenen Seiten wird in der Gewinnbeteiligung der gesamten Arbeiter¬<lb/> schaft ein derartiges Mittel erblickt. Ein solches System läßt sich aber sehr schwer<lb/> durchführen und würde unserer Volkswirtschaft nicht förderlich sein, da sich die<lb/> Arbeiter alle nach den gut rentierenden Betrieben drängen würden; des fernern<lb/> wäre die Anteilsauote für die Arbeiter auch nicht groß. Nach den bisherigen Be¬<lb/> rechnungen würde sie in den gut laufenden Betrieben zwischen 20 bis 200 Mark<lb/> jährlich'schwanken. Wäre um nicht der Weg gangbar, daß neben dem Akkord-<lb/> shstem die Arbeiter an den Erträgnissen derart beteiligt werden, daß für besondere<lb/> Ausführung eines Stückes, für Vermeidung von Reparaturen und Störungen,<lb/> für Ersparnisse von Kohlen, Licht, Kraft und so weiter eine Prämie ausgeworfen<lb/> wird? Dieser Weg wird von einer stihrenden deutschen Firma bereits mit Er¬<lb/> folg begangen. In einer Abteilung ihres Werkes sank auf Grund dieses Ver¬<lb/> fahrens die Zahl der Störungsstunden von 108 auf 30. Ferner machte der<lb/> Ingenieur Albrecht Fritze unlängst in der sozialpolitischen Rundschau des Berliner<lb/> „Tag" folgenden Vorschlag: Die gesamte Arbeitsleistung einer größeren Gruppe<lb/> von Arbeitern, z. B. einer Werkstatt oder einer Werkstattsabteilung, wird ermittelt<lb/> und der Wert der zusammengefaßten Arbeiten gleichmäßig an die beteiligten<lb/> Arbeiter verteilt. Als Weg, der eine solche Bezahlung ermöglicht, kann das alte<lb/> Akkordsystem der rechnerischem Ermittlung zugrunde gelegt werden. Die Akkorde<lb/> werden, wie früher, für den einzelnen Arbeiter und die einzelne Arbeit festgesetzt.<lb/> Der Akkordüberschuß wird aber nicht an die beteiligten Akkordnehmer ausbezahlt,<lb/> sondern gemeinsam mit den anderen Akkordüberschüssen an sämtliche zusammen-<lb/> arbeitende Arbeiter verteilt. ES kommt also für sämtliche beteiligten Arbeiter em<lb/> Durchschnittsakkord zustande und das System selbst wird zweckmäßig als das<lb/> System der Durchschnitts- oder genossenschaftlichen Akkorde bezeichnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_792"> Mit anderen Worten es soll — bei Erdfall jeder einzelnen Akkordleistuug —<lb/> eine gewisse Arbeitsleistung festgestellt werden, welche der normalen Entlohnung zu<lb/> entsprechen hat. Was sich bei der Gesamtübersicht aller geleisteten Arbeit als über<lb/> die normale Leistung hinausgehend ergibt, ist der Akkordüberschuß, der besonders<lb/> SU entlohnen und an die gesamte Arbeiterschaft gleichmäßig auszuteilen Ware.<lb/> Wo die Akkordarbeit abgeschafft ist, ist ein solcher Versuch der Mühe gewiß wert.</p><lb/> <p xml:id="ID_793" next="#ID_794"> In Amerika ist es der Vullard Co. in Bridgeport (Nordamerika) gelungen,<lb/> die Arbeitslust trotz Tarifentlohnung dadurch zu fördern, daß sie Lohnpräimen<lb/> für regelmäßige und gegen Durchschnitt überragende Leistungen einführte. Die<lb/> gesamte Arbeiterschaft ist in verschiedene Klassen, je nach dem Grundlohn, einge¬<lb/> teilt. So sind beispielsweise die gelernten Schlosser in vier Kategorien geteilt,<lb/> nach dem Stundenlohn von 1,60—2,20 Mark. Die Lehrlinge und die ungelernten<lb/> Arbeiter erhalten 0.80—1.20 Mark. Es sind dies nur Grundlöhne, zu denen<lb/> dann noch die verschiedenen Prämien kommen. Die Produktionspränue wird seit<lb/> dem 1. November 1916 den Arbeitern ausbezahlt, die mehr als die aus Grund<lb/> von sorgfältigen Ermittlungen festgelegte Arbeit leisten. Der Arbeiter hat Anspruch<lb/> auf die Prämie, wenn er mehr als 75 Prozent der Leistung erreicht, bei 70 Pro-<lb/> Sent beträgt die Prämie ein Prozent des Lohnes, bei 77 Prozent zwei Prozent<lb/> usw. Um je ein weiteres Prozent, um das die Leistung steigt, steigt auch die<lb/> Prämie. Eine zweite Prämie wird den Arbeitern ausgezahlt, die ununterbrochen<lb/> ohne eine Schicht zu fehlen, arbeiten. Mit dieser Entlohnimgsweise wurden<lb/> glänzende Erfahrungen gemacht und die besten und fachtuchtigsten Arbeiter heran-<lb/> gezogen. Das Unternehmen hat auch eine besondere Versicherung eingeführt^ ^<lb/> S derart eingerichtet, daß der Arbeiter mit jedem Jahr ffteigende Zinsen erhalt.<lb/> Der Anspruch auf diese Versicherung tritt nach Ablauf des ersten wahres der<lb/> Tätigkeit im Betriebe ein und erreicht nach einer gewissen Zeit, wahrend welcher<lb/> der Angestellte ständig zur Verfügung des Unternehmens gestanden haben nutz,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0211]
Zurück zum Akkord
veranlaßt werden. Wenn es ans diesem Woge weitergeht, dann wird sicherlich
der tote Punkt, an -dem >das Schwungrad der deutschen Wirtschaftsmaschinerie
angelangt ist, überwunden werden.
Weitere Mittel, die ArbeitsloistuUlg zu steigern, müssen gefunden werden.
Von 'verschiedenen Seiten wird in der Gewinnbeteiligung der gesamten Arbeiter¬
schaft ein derartiges Mittel erblickt. Ein solches System läßt sich aber sehr schwer
durchführen und würde unserer Volkswirtschaft nicht förderlich sein, da sich die
Arbeiter alle nach den gut rentierenden Betrieben drängen würden; des fernern
wäre die Anteilsauote für die Arbeiter auch nicht groß. Nach den bisherigen Be¬
rechnungen würde sie in den gut laufenden Betrieben zwischen 20 bis 200 Mark
jährlich'schwanken. Wäre um nicht der Weg gangbar, daß neben dem Akkord-
shstem die Arbeiter an den Erträgnissen derart beteiligt werden, daß für besondere
Ausführung eines Stückes, für Vermeidung von Reparaturen und Störungen,
für Ersparnisse von Kohlen, Licht, Kraft und so weiter eine Prämie ausgeworfen
wird? Dieser Weg wird von einer stihrenden deutschen Firma bereits mit Er¬
folg begangen. In einer Abteilung ihres Werkes sank auf Grund dieses Ver¬
fahrens die Zahl der Störungsstunden von 108 auf 30. Ferner machte der
Ingenieur Albrecht Fritze unlängst in der sozialpolitischen Rundschau des Berliner
„Tag" folgenden Vorschlag: Die gesamte Arbeitsleistung einer größeren Gruppe
von Arbeitern, z. B. einer Werkstatt oder einer Werkstattsabteilung, wird ermittelt
und der Wert der zusammengefaßten Arbeiten gleichmäßig an die beteiligten
Arbeiter verteilt. Als Weg, der eine solche Bezahlung ermöglicht, kann das alte
Akkordsystem der rechnerischem Ermittlung zugrunde gelegt werden. Die Akkorde
werden, wie früher, für den einzelnen Arbeiter und die einzelne Arbeit festgesetzt.
Der Akkordüberschuß wird aber nicht an die beteiligten Akkordnehmer ausbezahlt,
sondern gemeinsam mit den anderen Akkordüberschüssen an sämtliche zusammen-
arbeitende Arbeiter verteilt. ES kommt also für sämtliche beteiligten Arbeiter em
Durchschnittsakkord zustande und das System selbst wird zweckmäßig als das
System der Durchschnitts- oder genossenschaftlichen Akkorde bezeichnet.
Mit anderen Worten es soll — bei Erdfall jeder einzelnen Akkordleistuug —
eine gewisse Arbeitsleistung festgestellt werden, welche der normalen Entlohnung zu
entsprechen hat. Was sich bei der Gesamtübersicht aller geleisteten Arbeit als über
die normale Leistung hinausgehend ergibt, ist der Akkordüberschuß, der besonders
SU entlohnen und an die gesamte Arbeiterschaft gleichmäßig auszuteilen Ware.
Wo die Akkordarbeit abgeschafft ist, ist ein solcher Versuch der Mühe gewiß wert.
In Amerika ist es der Vullard Co. in Bridgeport (Nordamerika) gelungen,
die Arbeitslust trotz Tarifentlohnung dadurch zu fördern, daß sie Lohnpräimen
für regelmäßige und gegen Durchschnitt überragende Leistungen einführte. Die
gesamte Arbeiterschaft ist in verschiedene Klassen, je nach dem Grundlohn, einge¬
teilt. So sind beispielsweise die gelernten Schlosser in vier Kategorien geteilt,
nach dem Stundenlohn von 1,60—2,20 Mark. Die Lehrlinge und die ungelernten
Arbeiter erhalten 0.80—1.20 Mark. Es sind dies nur Grundlöhne, zu denen
dann noch die verschiedenen Prämien kommen. Die Produktionspränue wird seit
dem 1. November 1916 den Arbeitern ausbezahlt, die mehr als die aus Grund
von sorgfältigen Ermittlungen festgelegte Arbeit leisten. Der Arbeiter hat Anspruch
auf die Prämie, wenn er mehr als 75 Prozent der Leistung erreicht, bei 70 Pro-
Sent beträgt die Prämie ein Prozent des Lohnes, bei 77 Prozent zwei Prozent
usw. Um je ein weiteres Prozent, um das die Leistung steigt, steigt auch die
Prämie. Eine zweite Prämie wird den Arbeitern ausgezahlt, die ununterbrochen
ohne eine Schicht zu fehlen, arbeiten. Mit dieser Entlohnimgsweise wurden
glänzende Erfahrungen gemacht und die besten und fachtuchtigsten Arbeiter heran-
gezogen. Das Unternehmen hat auch eine besondere Versicherung eingeführt^ ^
S derart eingerichtet, daß der Arbeiter mit jedem Jahr ffteigende Zinsen erhalt.
Der Anspruch auf diese Versicherung tritt nach Ablauf des ersten wahres der
Tätigkeit im Betriebe ein und erreicht nach einer gewissen Zeit, wahrend welcher
der Angestellte ständig zur Verfügung des Unternehmens gestanden haben nutz,
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