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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Export geistiger Arbeit

unmöglich, vielleicht auch zweckwidrig erscheinen, jetzt schon Vorschläge für die
deutsche >rarifaufstelluug zu machen;'wir werden uns auch dabei fast stets in
gefesselter Abhängigkeit befinden und für alle deutschen Exportbestrebungen wird
es notwendiger sein, sich mit der ausländischen Jmportpolitik zu befassen. Auch
da wird sich erst im Lause der Zeit volle Orientierung eröffnen und die Möglich¬
keit zu anpassenden Berechnungen ergeben. Im allgemeinen neigt die Tendenz
im Auslande dahin, nicht etwa die Einführung fremder geistiger Arbeit zu
belasten oder zu hemmen, sondern nur die binnenländisch erzeugenden Gewerbe
und Industrien vor schädlicher .Konkurrenz zu schützen. Daher wird zum Beispiel
im französischen Zollgesetzentwurf vorgesehen, im Auslande, aber in französischer
Sprache gedruckte Bucherzeugnisse mit vollem 'Bücherzoll zu belegen, Bücher in,
fremder Sprache aber ganz zollfrei zu lassen. Eine solche wirtfchafts-
Partikulariftifche Zollpolitik heischt natürlich unsererseits Wohl zu erwägende
Maßnahmen, um ihr die eigenen Exportpläne möglichst anzupassen. Es erhebt
sich die Frage, ob wir aus Kosten der 'Erfolgsmöglichkeiten unsere materiell-
Produktiven Interessen in den Vordergrund stellen sollen, indem wir trachten,
Druckwerke in den fremden Sprachen zu exportieren zu einem Preise, der auch
noch den Einfuhrzoll zu tragen vermag, um noch konkurrenzfähig zu sein mit
dem fremdländischen Buchgewerbe und -Handel. Schon indem wir die eigenen
Produktionskosten fremdsprachlicher Literatur obenhin kalkulieren, die sich in
absehbarer Zeit kaum wesentlich verbilligen werden, und sie denen der fremd¬
staatlichen Erzeugnisse gegenüberstellen, scheint sich uns eine andere Lösung als
einzig -denkbar aufzudrängen. Wir werden nämlich kaum produktiv wettbewerbs¬
fähig sein und 'haben uns daher auf die andere Notwendigkeit einzustellen, geistige
Arbeit in unserer Sprache zu exportieren. Daß wir dabei eine wirtschafts¬
ziffernmäßige Einbuße gegenüber der anderen fremdsprachlichen Erporttheorie
haben, ist klar, aber den praktisch gebotenen Weg brauchen wir uns nicht allzusehr
mit naheliegenden skeptischen Bedenken zu verdunkeln. Wir wissen, daß draußen
in der Welt das Interesse und das Bedürfnis vorhanden find und wieder wachsen
werden für geistige Anregung und Befruchtung durch deutschen Geist und seine
Anteilnahme an menschheitsgemeinsamen Kulturausgaben. Eigeninteresse und
wiedererwachendes Gemeinsamkeitsgefühl für einheitliche Aufgaben und Ziele
aller geistigen Kräfte werden mit zunehmender Raschheit den geistigen Jdeen-
und Erfahrungsaustausche wieder in Fluß bringen und dieser wird die Wege
gehen, die Mittel nützen, wie sie sich auf Grund wirtschaftlicher Möglichkeiten
bieten. Es ist nicht vorstellbar, daß die zwischennationale geistige Anziehung
von einer Seite auf halbem Wege stehen bleibt, bloß 'weil man von der anderen
Seite infolge noch unabänderlicher wirtschaftlicher Zwangsgründe nicht die
ganze Strecke zur gegenseitigen Jueinandevverschmelzuug zu gehen vermag. Die
magnetischen geistigen Bindungen werden stärker sein als die aus chauvinistisch-
nationalen Motiven genährten Hemmungen und Widerstände. Der großen
Öffentlichkeit ist wenig bekannt, in welch erheblichem Maße vor dem Kriege
deutsche, deutschsprachliche Literatur im Ausland Vertrieben wurde, in welch
großem Umfange deutsche Bücher und namentlich deutsche periodische Druckwerke
in fremde Sprachgebiete versandt wurden. Das wird nach dem Kriege kaum
viel anders werden, wenn deutscherseits mit Energie, Umsicht und Klugheit zur
"echten Zeit und mit sorgsam gewählten Mitteln Werbung betrieben und
Interesse geweckt wird. Außerdem 'wird noch auf andere Weise eine Erweiterung
und Steigerung deutsch-geistiger Expansion erreichbar sein. Übersetzungen aus
deutscher in fremde Sprachen, handle es sich um größere oder kleinere, um dauer-
wertige oder nur aktuelle Gebiete, werden für absehbare Zukunft einzuschränken
sein, weil dadurch wirtschaftliche Ertragsmöglichkeiten, materielle Produktions-
vorteile verlustig gehen. Es handelt sich dabei freilich um ein Problem, das
reichlich geprüft ' und in allen feinen Voraussetzungen und Folgen aufgeklärte


Export geistiger Arbeit

unmöglich, vielleicht auch zweckwidrig erscheinen, jetzt schon Vorschläge für die
deutsche >rarifaufstelluug zu machen;'wir werden uns auch dabei fast stets in
gefesselter Abhängigkeit befinden und für alle deutschen Exportbestrebungen wird
es notwendiger sein, sich mit der ausländischen Jmportpolitik zu befassen. Auch
da wird sich erst im Lause der Zeit volle Orientierung eröffnen und die Möglich¬
keit zu anpassenden Berechnungen ergeben. Im allgemeinen neigt die Tendenz
im Auslande dahin, nicht etwa die Einführung fremder geistiger Arbeit zu
belasten oder zu hemmen, sondern nur die binnenländisch erzeugenden Gewerbe
und Industrien vor schädlicher .Konkurrenz zu schützen. Daher wird zum Beispiel
im französischen Zollgesetzentwurf vorgesehen, im Auslande, aber in französischer
Sprache gedruckte Bucherzeugnisse mit vollem 'Bücherzoll zu belegen, Bücher in,
fremder Sprache aber ganz zollfrei zu lassen. Eine solche wirtfchafts-
Partikulariftifche Zollpolitik heischt natürlich unsererseits Wohl zu erwägende
Maßnahmen, um ihr die eigenen Exportpläne möglichst anzupassen. Es erhebt
sich die Frage, ob wir aus Kosten der 'Erfolgsmöglichkeiten unsere materiell-
Produktiven Interessen in den Vordergrund stellen sollen, indem wir trachten,
Druckwerke in den fremden Sprachen zu exportieren zu einem Preise, der auch
noch den Einfuhrzoll zu tragen vermag, um noch konkurrenzfähig zu sein mit
dem fremdländischen Buchgewerbe und -Handel. Schon indem wir die eigenen
Produktionskosten fremdsprachlicher Literatur obenhin kalkulieren, die sich in
absehbarer Zeit kaum wesentlich verbilligen werden, und sie denen der fremd¬
staatlichen Erzeugnisse gegenüberstellen, scheint sich uns eine andere Lösung als
einzig -denkbar aufzudrängen. Wir werden nämlich kaum produktiv wettbewerbs¬
fähig sein und 'haben uns daher auf die andere Notwendigkeit einzustellen, geistige
Arbeit in unserer Sprache zu exportieren. Daß wir dabei eine wirtschafts¬
ziffernmäßige Einbuße gegenüber der anderen fremdsprachlichen Erporttheorie
haben, ist klar, aber den praktisch gebotenen Weg brauchen wir uns nicht allzusehr
mit naheliegenden skeptischen Bedenken zu verdunkeln. Wir wissen, daß draußen
in der Welt das Interesse und das Bedürfnis vorhanden find und wieder wachsen
werden für geistige Anregung und Befruchtung durch deutschen Geist und seine
Anteilnahme an menschheitsgemeinsamen Kulturausgaben. Eigeninteresse und
wiedererwachendes Gemeinsamkeitsgefühl für einheitliche Aufgaben und Ziele
aller geistigen Kräfte werden mit zunehmender Raschheit den geistigen Jdeen-
und Erfahrungsaustausche wieder in Fluß bringen und dieser wird die Wege
gehen, die Mittel nützen, wie sie sich auf Grund wirtschaftlicher Möglichkeiten
bieten. Es ist nicht vorstellbar, daß die zwischennationale geistige Anziehung
von einer Seite auf halbem Wege stehen bleibt, bloß 'weil man von der anderen
Seite infolge noch unabänderlicher wirtschaftlicher Zwangsgründe nicht die
ganze Strecke zur gegenseitigen Jueinandevverschmelzuug zu gehen vermag. Die
magnetischen geistigen Bindungen werden stärker sein als die aus chauvinistisch-
nationalen Motiven genährten Hemmungen und Widerstände. Der großen
Öffentlichkeit ist wenig bekannt, in welch erheblichem Maße vor dem Kriege
deutsche, deutschsprachliche Literatur im Ausland Vertrieben wurde, in welch
großem Umfange deutsche Bücher und namentlich deutsche periodische Druckwerke
in fremde Sprachgebiete versandt wurden. Das wird nach dem Kriege kaum
viel anders werden, wenn deutscherseits mit Energie, Umsicht und Klugheit zur
«echten Zeit und mit sorgsam gewählten Mitteln Werbung betrieben und
Interesse geweckt wird. Außerdem 'wird noch auf andere Weise eine Erweiterung
und Steigerung deutsch-geistiger Expansion erreichbar sein. Übersetzungen aus
deutscher in fremde Sprachen, handle es sich um größere oder kleinere, um dauer-
wertige oder nur aktuelle Gebiete, werden für absehbare Zukunft einzuschränken
sein, weil dadurch wirtschaftliche Ertragsmöglichkeiten, materielle Produktions-
vorteile verlustig gehen. Es handelt sich dabei freilich um ein Problem, das
reichlich geprüft ' und in allen feinen Voraussetzungen und Folgen aufgeklärte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/21>, abgerufen am 15.01.2025.