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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Vorbereitung auk aUe Klassen der versenisäensn Leunis^Steine
(l_>MLcbuIung). Insbssonäers Vorbereitung auk ale Linjäbrigen-,
prima- un6 k?eikeprükung.or. Nicliaelis

Staat und Volkstum
Dr. Joh. w. Mannhardt von

an darf Wohl heute schon den 1. August 1914 ebenso als Wende¬
punkt unserer ailswärtigen, wie den 9. November 1918 als solchen
unserer inneren Politik ansehen. Wir wissen nicht, wie lange die
mit solchen Katastrophen verbundenen Erschütterungen anhalten
.werde". Ol> es auswärts oder abwärts gehen "wird, hängt von
^ der aus allen am Werke befindlichen .Kräften sich, zusammensetzen-
ven Resultante ab. Die Entscheidung vermag erst die Nachwelt zu fällen.

Die Umwälzung gibt den bisherigen Kräften ein anderes Vorzeichen. Es
werden vorerst keine ausgelöscht. Sie bleiben, auch wenn, die Klugheit ihnen rät,
und ein anderes Aussehen zu geben. Dagegen Pflegen an solchen Zeitpunkten
'^ne Kräfte, in der Tiefe vorbereitet, aufzusteigen. Unversehens sind sie da und
. suchen dies Dasein nicht erst verstandesmäßig durch eine Kritik der alten Kräfte
->n rechtfertigen. Sie haben das Vertrauen zu sich, daß das Gute daran ihnen
^"'wachsen wird. Das zu Unrecht zu kurz Gekommene, Vernachlässigte oder Ver-
Ichinahte, will jetzt mit diesen neuen Kräften zu Ehren kommen.

Man lasse einmal den Streit darüber, was man vor den Wendepunkten
liehadt und gewollt und was man nachher erreicht hat; eine Einigung scheint da
^tausig unmöglich. Wir fragen lieber, was man nicht gewollt hat, und über-
^en "us, ob nicht ohne diese Unterlassungen unser Geschick anders ausgefallen
^ "re; nicht um zu klagen, sondern >um zu lernen, welchen Kräften wir uns künstig
? ""..Wanden haben. Wenn wir bestätigt , finden, daß die Unterlassungen in der
"^".""b äußeren Politik in derselben Richtung liegen, dann dürfen wir dar-
* schließen, daß sie von ausschlaggebender Bedeutung gewesen sind.

Deutschland ist die letzten Jahrhunderte hindurch zumeist nur ein Begriff,
^onchergehend eine allgemeine Idee und nur selten eine Wesenheit gewesen.
s^M hat es an den physischen, Wohl aber an den psychischen Voraussetzungen ge-
leylt. ^ Großstaat war nur Preußen in seinem alten Umfange, war es restloser
?/" irgend eine der andern Mächte. Aber Preußen war nicht Deutschland,
unsere Großen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten Deutschland wieder zu
einer Idee. Sie ergriff aber nur die Gebildeten, konnte ihrer ganzen Art
"ach um- sie ergreifen. Allerdings, Scharnhorst und Stein haben gezeigt, wie sie
yatte Wirklichkeit werden können. Es war aber unser Verhängnis, daß die Idee
und die Realität des preußischen Staates nicht zu einer Legierung kommen komm-
"". Letzterer sog die Idee ans, und im übrigen Deutschland vermochte sie einen


Grenzboten IV 1S19 17


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(l_>MLcbuIung). Insbssonäers Vorbereitung auk ale Linjäbrigen-,
prima- un6 k?eikeprükung.or. Nicliaelis

Staat und Volkstum
Dr. Joh. w. Mannhardt von

an darf Wohl heute schon den 1. August 1914 ebenso als Wende¬
punkt unserer ailswärtigen, wie den 9. November 1918 als solchen
unserer inneren Politik ansehen. Wir wissen nicht, wie lange die
mit solchen Katastrophen verbundenen Erschütterungen anhalten
.werde». Ol> es auswärts oder abwärts gehen «wird, hängt von
^ der aus allen am Werke befindlichen .Kräften sich, zusammensetzen-
ven Resultante ab. Die Entscheidung vermag erst die Nachwelt zu fällen.

Die Umwälzung gibt den bisherigen Kräften ein anderes Vorzeichen. Es
werden vorerst keine ausgelöscht. Sie bleiben, auch wenn, die Klugheit ihnen rät,
und ein anderes Aussehen zu geben. Dagegen Pflegen an solchen Zeitpunkten
'^ne Kräfte, in der Tiefe vorbereitet, aufzusteigen. Unversehens sind sie da und
. suchen dies Dasein nicht erst verstandesmäßig durch eine Kritik der alten Kräfte
->n rechtfertigen. Sie haben das Vertrauen zu sich, daß das Gute daran ihnen
^»'wachsen wird. Das zu Unrecht zu kurz Gekommene, Vernachlässigte oder Ver-
Ichinahte, will jetzt mit diesen neuen Kräften zu Ehren kommen.

Man lasse einmal den Streit darüber, was man vor den Wendepunkten
liehadt und gewollt und was man nachher erreicht hat; eine Einigung scheint da
^tausig unmöglich. Wir fragen lieber, was man nicht gewollt hat, und über-
^en »us, ob nicht ohne diese Unterlassungen unser Geschick anders ausgefallen
^ "re; nicht um zu klagen, sondern >um zu lernen, welchen Kräften wir uns künstig
? »»..Wanden haben. Wenn wir bestätigt , finden, daß die Unterlassungen in der
"^".""b äußeren Politik in derselben Richtung liegen, dann dürfen wir dar-
* schließen, daß sie von ausschlaggebender Bedeutung gewesen sind.

Deutschland ist die letzten Jahrhunderte hindurch zumeist nur ein Begriff,
^onchergehend eine allgemeine Idee und nur selten eine Wesenheit gewesen.
s^M hat es an den physischen, Wohl aber an den psychischen Voraussetzungen ge-
leylt. ^ Großstaat war nur Preußen in seinem alten Umfange, war es restloser
?/" irgend eine der andern Mächte. Aber Preußen war nicht Deutschland,
unsere Großen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten Deutschland wieder zu
einer Idee. Sie ergriff aber nur die Gebildeten, konnte ihrer ganzen Art
"ach um- sie ergreifen. Allerdings, Scharnhorst und Stein haben gezeigt, wie sie
yatte Wirklichkeit werden können. Es war aber unser Verhängnis, daß die Idee
und die Realität des preußischen Staates nicht zu einer Legierung kommen komm-
"». Letzterer sog die Idee ans, und im übrigen Deutschland vermochte sie einen


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[0201] [Abbildung] PMoWiil Wren in llecklenimlui UllrNMe Vorbereitung auk aUe Klassen der versenisäensn Leunis^Steine (l_>MLcbuIung). Insbssonäers Vorbereitung auk ale Linjäbrigen-, prima- un6 k?eikeprükung.or. Nicliaelis Staat und Volkstum Dr. Joh. w. Mannhardt von an darf Wohl heute schon den 1. August 1914 ebenso als Wende¬ punkt unserer ailswärtigen, wie den 9. November 1918 als solchen unserer inneren Politik ansehen. Wir wissen nicht, wie lange die mit solchen Katastrophen verbundenen Erschütterungen anhalten .werde». Ol> es auswärts oder abwärts gehen «wird, hängt von ^ der aus allen am Werke befindlichen .Kräften sich, zusammensetzen- ven Resultante ab. Die Entscheidung vermag erst die Nachwelt zu fällen. Die Umwälzung gibt den bisherigen Kräften ein anderes Vorzeichen. Es werden vorerst keine ausgelöscht. Sie bleiben, auch wenn, die Klugheit ihnen rät, und ein anderes Aussehen zu geben. Dagegen Pflegen an solchen Zeitpunkten '^ne Kräfte, in der Tiefe vorbereitet, aufzusteigen. Unversehens sind sie da und . suchen dies Dasein nicht erst verstandesmäßig durch eine Kritik der alten Kräfte ->n rechtfertigen. Sie haben das Vertrauen zu sich, daß das Gute daran ihnen ^»'wachsen wird. Das zu Unrecht zu kurz Gekommene, Vernachlässigte oder Ver- Ichinahte, will jetzt mit diesen neuen Kräften zu Ehren kommen. Man lasse einmal den Streit darüber, was man vor den Wendepunkten liehadt und gewollt und was man nachher erreicht hat; eine Einigung scheint da ^tausig unmöglich. Wir fragen lieber, was man nicht gewollt hat, und über- ^en »us, ob nicht ohne diese Unterlassungen unser Geschick anders ausgefallen ^ "re; nicht um zu klagen, sondern >um zu lernen, welchen Kräften wir uns künstig ? »»..Wanden haben. Wenn wir bestätigt , finden, daß die Unterlassungen in der "^".""b äußeren Politik in derselben Richtung liegen, dann dürfen wir dar- * schließen, daß sie von ausschlaggebender Bedeutung gewesen sind. Deutschland ist die letzten Jahrhunderte hindurch zumeist nur ein Begriff, ^onchergehend eine allgemeine Idee und nur selten eine Wesenheit gewesen. s^M hat es an den physischen, Wohl aber an den psychischen Voraussetzungen ge- leylt. ^ Großstaat war nur Preußen in seinem alten Umfange, war es restloser ?/" irgend eine der andern Mächte. Aber Preußen war nicht Deutschland, unsere Großen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten Deutschland wieder zu einer Idee. Sie ergriff aber nur die Gebildeten, konnte ihrer ganzen Art "ach um- sie ergreifen. Allerdings, Scharnhorst und Stein haben gezeigt, wie sie yatte Wirklichkeit werden können. Es war aber unser Verhängnis, daß die Idee und die Realität des preußischen Staates nicht zu einer Legierung kommen komm- "». Letzterer sog die Idee ans, und im übrigen Deutschland vermochte sie einen Grenzboten IV 1S19 17

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/201>, abgerufen am 15.01.2025.