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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Export geistiger Arbeit

statistischen Erfassung zu berücksichtigen hat. Aber wieder sei betont, daß die
Bedeutung geistiger Expansion vor allem durch ihren unwägbaren ideellen Wert
und ihren tiefen Wirkungsbereich gekennzeichnet wird. Das ist besonders wichtig
in dieser Zeit nach einem Kriege, nachdem fünf Jahre Feindschaft und Fremdheit
zwischen den Völkern ein Vakuum in den gegenseitigen geistigen Zusammen¬
hängen und Gemeinschaftsinter essen erzeugt 'haben.

Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß dieser Riß zwischen Meinungen und
Gefühlen, diese Kluft zwischen Interessen und Ideen am allerehesten, sozusagen
automatisch durch die Wiederausnahnle der Geschäftsbeziehungen überbrückt
werden könnte. Es ist klar, daß eine solche Verständigung auf der Basis
materiellen Interesses nur auf Kosten des Unterlegenen erreichbar und denkbar
ist. Es müßte uns dabei zumute sein, wie einem Notleidenden gegenüber einem
Pfandleiher, der uns freundlich zuspricht und von dem wir wissen, daß er durch
unser Anliegen ein gutes Geschäft machen will, vor dem wir aber doch eine
ungewisse Scheu und eine schmerzhafte Scham empfinden, so blank auch der
Taler glänzt, den er lächelnd uns reicht.,

Eine solche Aussöhnung um des Geschäftes willen wäre unwürdig und
wirtschaftlich schädlich. Wir müssen wissen, daß unserem Heil und Fortschritte
nur jene internationale Stellung entspricht, zu der wir uns durch Arbeit und Er¬
folg den Weg gebahnt, erkämpft haben.

Dazu bedürfen wir der Avantgarde unserer geistigen Arbeit. Sie kann
und wird uns geistig und wirtschaftlich den Weg bereiten in die Welt, aus der
der Krieg deutschen Namen und deutsche Geltung ausgerodet hat, die uns darum
wieder Neuland ist, so lieb und ersehnbar wie ein Neuland. Doch nicht
so fremd und ungewohnt wie ein Neuland. Ist auch unsere welt¬
wirtschaftliche Geltung verwüstet worden, so starren uus aber uicht nur Haß und
Abscheu entgegen; wir wissen, daß hinter den durch- Haß- und Verachtungs¬
aufrufe aufgetürmten Mauern langjähriger Feindschaft eine durstige Neugier
und eine Wissensgier warten auf unsere gedankliche Mitarbeit an der Zukunft.
Nicht nur in wissenschaftlichen und künstlerischen, sondern auch, in den wirtschaft¬
lich tätigen Kreisen der Auslandsvölker besteht ein sich immer mehr enthüllendes
Bedürfnis nach deutschler Anregung zu den überall neuen, vergrößerten und
erschwerten Zukuuftsaufgaben und nach deutscher Anteilnahme an den gemein¬
samen Interessen der Kulturmenschheit. Wir dürfen uns nicht Wundern über
die Spärlichkeit der Anzeichen dieser Lösung aus starrer Abgewandtheit und
Verfeindung, auch nicht darüber, daß Kunde davon auch- jetzt noch nur selten uns
erreicht. Es wäre Kubisch, Lichtzeichen aus einem Lande zu erwarten, das selbst
bis jetzt noch, durch Zensurblenden und Offiziösenverdunkeluttg befangen
geblieben ist in Unkenntnis der ganzen nun auf einmal ins Helle rückender
Aufgabe, ein neues Europa zu schaffen für Millionen friedlichen Fortschrittes
lang entwöhnter und 'darum doppelt bedürftiger Menschen.

Die Universalität dieser Schicksalspflicht, die sogar in Übersee Millionen
Willen und Arme anspannen wird, kann keinem vernünftigen Menschen irgend
einer Volksschicht unklar bleiben und Täuschung darüber erlauben, daß nur tu
gemeinsamer Jneinanderarbeit die Wohlfahrt der Nationen zu begründen und
zu sichern ist. Daraus ergibt sich auch ein neuer .geistiger Gesichtspunkt für die
Notwendigkeit der Einfügung unserer .geistigen Arbeit in den Dienst einer Welt-
ciufgabe, aber es ist gleich hinzuzusetzen, daß wir nicht in verstiegenem Ehrgeize
uns vorzudrängen haben zu Aufgaben, zu deren, vielleicht allein möglicher, wirt¬
schaftlicher Lösung wir als die jetzt wirtschaftlich unterlegene Macht acht berufen
sind, vor deren politischer Lösung wir einstweilen uns sehr zu hüten haben, aus
deren geistige Lösung keine kurzfristige phantastische Hoffnung angebracht ist.

Die hier befürwortete Reserve entspricht jener, der wir im Auslande
begegnen, weil man dort zu der Befürchtung neigt, daß wiederum von Deutsch-


Export geistiger Arbeit

statistischen Erfassung zu berücksichtigen hat. Aber wieder sei betont, daß die
Bedeutung geistiger Expansion vor allem durch ihren unwägbaren ideellen Wert
und ihren tiefen Wirkungsbereich gekennzeichnet wird. Das ist besonders wichtig
in dieser Zeit nach einem Kriege, nachdem fünf Jahre Feindschaft und Fremdheit
zwischen den Völkern ein Vakuum in den gegenseitigen geistigen Zusammen¬
hängen und Gemeinschaftsinter essen erzeugt 'haben.

Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß dieser Riß zwischen Meinungen und
Gefühlen, diese Kluft zwischen Interessen und Ideen am allerehesten, sozusagen
automatisch durch die Wiederausnahnle der Geschäftsbeziehungen überbrückt
werden könnte. Es ist klar, daß eine solche Verständigung auf der Basis
materiellen Interesses nur auf Kosten des Unterlegenen erreichbar und denkbar
ist. Es müßte uns dabei zumute sein, wie einem Notleidenden gegenüber einem
Pfandleiher, der uns freundlich zuspricht und von dem wir wissen, daß er durch
unser Anliegen ein gutes Geschäft machen will, vor dem wir aber doch eine
ungewisse Scheu und eine schmerzhafte Scham empfinden, so blank auch der
Taler glänzt, den er lächelnd uns reicht.,

Eine solche Aussöhnung um des Geschäftes willen wäre unwürdig und
wirtschaftlich schädlich. Wir müssen wissen, daß unserem Heil und Fortschritte
nur jene internationale Stellung entspricht, zu der wir uns durch Arbeit und Er¬
folg den Weg gebahnt, erkämpft haben.

Dazu bedürfen wir der Avantgarde unserer geistigen Arbeit. Sie kann
und wird uns geistig und wirtschaftlich den Weg bereiten in die Welt, aus der
der Krieg deutschen Namen und deutsche Geltung ausgerodet hat, die uns darum
wieder Neuland ist, so lieb und ersehnbar wie ein Neuland. Doch nicht
so fremd und ungewohnt wie ein Neuland. Ist auch unsere welt¬
wirtschaftliche Geltung verwüstet worden, so starren uus aber uicht nur Haß und
Abscheu entgegen; wir wissen, daß hinter den durch- Haß- und Verachtungs¬
aufrufe aufgetürmten Mauern langjähriger Feindschaft eine durstige Neugier
und eine Wissensgier warten auf unsere gedankliche Mitarbeit an der Zukunft.
Nicht nur in wissenschaftlichen und künstlerischen, sondern auch, in den wirtschaft¬
lich tätigen Kreisen der Auslandsvölker besteht ein sich immer mehr enthüllendes
Bedürfnis nach deutschler Anregung zu den überall neuen, vergrößerten und
erschwerten Zukuuftsaufgaben und nach deutscher Anteilnahme an den gemein¬
samen Interessen der Kulturmenschheit. Wir dürfen uns nicht Wundern über
die Spärlichkeit der Anzeichen dieser Lösung aus starrer Abgewandtheit und
Verfeindung, auch nicht darüber, daß Kunde davon auch- jetzt noch nur selten uns
erreicht. Es wäre Kubisch, Lichtzeichen aus einem Lande zu erwarten, das selbst
bis jetzt noch, durch Zensurblenden und Offiziösenverdunkeluttg befangen
geblieben ist in Unkenntnis der ganzen nun auf einmal ins Helle rückender
Aufgabe, ein neues Europa zu schaffen für Millionen friedlichen Fortschrittes
lang entwöhnter und 'darum doppelt bedürftiger Menschen.

Die Universalität dieser Schicksalspflicht, die sogar in Übersee Millionen
Willen und Arme anspannen wird, kann keinem vernünftigen Menschen irgend
einer Volksschicht unklar bleiben und Täuschung darüber erlauben, daß nur tu
gemeinsamer Jneinanderarbeit die Wohlfahrt der Nationen zu begründen und
zu sichern ist. Daraus ergibt sich auch ein neuer .geistiger Gesichtspunkt für die
Notwendigkeit der Einfügung unserer .geistigen Arbeit in den Dienst einer Welt-
ciufgabe, aber es ist gleich hinzuzusetzen, daß wir nicht in verstiegenem Ehrgeize
uns vorzudrängen haben zu Aufgaben, zu deren, vielleicht allein möglicher, wirt¬
schaftlicher Lösung wir als die jetzt wirtschaftlich unterlegene Macht acht berufen
sind, vor deren politischer Lösung wir einstweilen uns sehr zu hüten haben, aus
deren geistige Lösung keine kurzfristige phantastische Hoffnung angebracht ist.

Die hier befürwortete Reserve entspricht jener, der wir im Auslande
begegnen, weil man dort zu der Befürchtung neigt, daß wiederum von Deutsch-


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[0019] Export geistiger Arbeit statistischen Erfassung zu berücksichtigen hat. Aber wieder sei betont, daß die Bedeutung geistiger Expansion vor allem durch ihren unwägbaren ideellen Wert und ihren tiefen Wirkungsbereich gekennzeichnet wird. Das ist besonders wichtig in dieser Zeit nach einem Kriege, nachdem fünf Jahre Feindschaft und Fremdheit zwischen den Völkern ein Vakuum in den gegenseitigen geistigen Zusammen¬ hängen und Gemeinschaftsinter essen erzeugt 'haben. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß dieser Riß zwischen Meinungen und Gefühlen, diese Kluft zwischen Interessen und Ideen am allerehesten, sozusagen automatisch durch die Wiederausnahnle der Geschäftsbeziehungen überbrückt werden könnte. Es ist klar, daß eine solche Verständigung auf der Basis materiellen Interesses nur auf Kosten des Unterlegenen erreichbar und denkbar ist. Es müßte uns dabei zumute sein, wie einem Notleidenden gegenüber einem Pfandleiher, der uns freundlich zuspricht und von dem wir wissen, daß er durch unser Anliegen ein gutes Geschäft machen will, vor dem wir aber doch eine ungewisse Scheu und eine schmerzhafte Scham empfinden, so blank auch der Taler glänzt, den er lächelnd uns reicht., Eine solche Aussöhnung um des Geschäftes willen wäre unwürdig und wirtschaftlich schädlich. Wir müssen wissen, daß unserem Heil und Fortschritte nur jene internationale Stellung entspricht, zu der wir uns durch Arbeit und Er¬ folg den Weg gebahnt, erkämpft haben. Dazu bedürfen wir der Avantgarde unserer geistigen Arbeit. Sie kann und wird uns geistig und wirtschaftlich den Weg bereiten in die Welt, aus der der Krieg deutschen Namen und deutsche Geltung ausgerodet hat, die uns darum wieder Neuland ist, so lieb und ersehnbar wie ein Neuland. Doch nicht so fremd und ungewohnt wie ein Neuland. Ist auch unsere welt¬ wirtschaftliche Geltung verwüstet worden, so starren uus aber uicht nur Haß und Abscheu entgegen; wir wissen, daß hinter den durch- Haß- und Verachtungs¬ aufrufe aufgetürmten Mauern langjähriger Feindschaft eine durstige Neugier und eine Wissensgier warten auf unsere gedankliche Mitarbeit an der Zukunft. Nicht nur in wissenschaftlichen und künstlerischen, sondern auch, in den wirtschaft¬ lich tätigen Kreisen der Auslandsvölker besteht ein sich immer mehr enthüllendes Bedürfnis nach deutschler Anregung zu den überall neuen, vergrößerten und erschwerten Zukuuftsaufgaben und nach deutscher Anteilnahme an den gemein¬ samen Interessen der Kulturmenschheit. Wir dürfen uns nicht Wundern über die Spärlichkeit der Anzeichen dieser Lösung aus starrer Abgewandtheit und Verfeindung, auch nicht darüber, daß Kunde davon auch- jetzt noch nur selten uns erreicht. Es wäre Kubisch, Lichtzeichen aus einem Lande zu erwarten, das selbst bis jetzt noch, durch Zensurblenden und Offiziösenverdunkeluttg befangen geblieben ist in Unkenntnis der ganzen nun auf einmal ins Helle rückender Aufgabe, ein neues Europa zu schaffen für Millionen friedlichen Fortschrittes lang entwöhnter und 'darum doppelt bedürftiger Menschen. Die Universalität dieser Schicksalspflicht, die sogar in Übersee Millionen Willen und Arme anspannen wird, kann keinem vernünftigen Menschen irgend einer Volksschicht unklar bleiben und Täuschung darüber erlauben, daß nur tu gemeinsamer Jneinanderarbeit die Wohlfahrt der Nationen zu begründen und zu sichern ist. Daraus ergibt sich auch ein neuer .geistiger Gesichtspunkt für die Notwendigkeit der Einfügung unserer .geistigen Arbeit in den Dienst einer Welt- ciufgabe, aber es ist gleich hinzuzusetzen, daß wir nicht in verstiegenem Ehrgeize uns vorzudrängen haben zu Aufgaben, zu deren, vielleicht allein möglicher, wirt¬ schaftlicher Lösung wir als die jetzt wirtschaftlich unterlegene Macht acht berufen sind, vor deren politischer Lösung wir einstweilen uns sehr zu hüten haben, aus deren geistige Lösung keine kurzfristige phantastische Hoffnung angebracht ist. Die hier befürwortete Reserve entspricht jener, der wir im Auslande begegnen, weil man dort zu der Befürchtung neigt, daß wiederum von Deutsch-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/19>, abgerufen am 15.01.2025.