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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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zu bringen. Als der Engländer Daniel Defoe 1719 die abenteuerlichen Erlebnisse
des Matrosen Selkirk auf der Südseeinsel Juan Fernandes seinem Roman
Robinson Crusoe zugrunde gelegt hatte, schössen die Nachahmungen in Deutschland
wie Pilze aus der Erde. Manche dieser Robinsonaden verwirklichen wenigstens teil¬
weise die pädagogische Forderung, wie sie in Campes Robinson zum deutlichen Aus¬
druck kam: die natürlichen Bedürfnisse des Menschen durch die besonderen Umstände
seiner Lebenslage hervortreten zu lassen, damit die Mittel zu ihrer Befriedigung durch
mühselige Erfindung vor den Augen des Lesers entstehen können. Den meisten
aber liegt eine tiefere Absicht fern. Zu diesen gehören auch die vorliegenden
Bände. Der Herausgeber hat sie aus dem großen Bestände der wirklichen und
Pseudo-Robinsonaden nur unter dem Gesichtspunkt der Gefälligkeit ausgesucht.
Derbe Fröhlichkeit kennzeichnet sie. Eine Fülle von Gestalten von primitiver
Menschlichkeit, die alle nicht schwer am Leben tragen, taucht vor uns auf. DaS
Jnselmotiv gewinnt nur nebensächliche Bedeutung, auch die Naturschilderung tritt
ganz zurück. Die Freude des Erzählers am Fabulieren gibt diesen Darstellungen
wunderbarer Lebensläufe die Farbe. Heute haben die Robinsonaden im wesent¬
lichen kulturhistorisches Interesse. Schon die Tatsache, daß fast jeder Landesteil
seinen Robinson oder seine Robwsonin haben wollte, ist auffallend und kenn¬
zeichnet den Geist der Zeit. M. Lehnert hat der Neuausgabe alle erwünschte
Sorgfalt gewidmet. Es werden noch weitere Bände folgen.




Alle" Manuskripte" ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit auSdrücklichsr WrlaulmiS des "erlagS gestattet.
Verantwortlich! Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee. -- Manuslrtptfendungen und Briefe werden erbeten
unter der Adresse:
"u die "chriftleit""" der Greuzbote" in "cru" EW11, Tempelhofer Ufer SS".
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfeld- 498, des Verlags und der Schriftlettung: Amt M""w SK10,
"erlag: Verlag der Br-nzboten W> in> S> H. in Berlin SW 11, X-mpelhoser Ufer SK".
Druck: Der Rei-SKbnt"" " in " H in Berlin SW 11 D-ffauer Ktr"K- W/N7


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zu bringen. Als der Engländer Daniel Defoe 1719 die abenteuerlichen Erlebnisse
des Matrosen Selkirk auf der Südseeinsel Juan Fernandes seinem Roman
Robinson Crusoe zugrunde gelegt hatte, schössen die Nachahmungen in Deutschland
wie Pilze aus der Erde. Manche dieser Robinsonaden verwirklichen wenigstens teil¬
weise die pädagogische Forderung, wie sie in Campes Robinson zum deutlichen Aus¬
druck kam: die natürlichen Bedürfnisse des Menschen durch die besonderen Umstände
seiner Lebenslage hervortreten zu lassen, damit die Mittel zu ihrer Befriedigung durch
mühselige Erfindung vor den Augen des Lesers entstehen können. Den meisten
aber liegt eine tiefere Absicht fern. Zu diesen gehören auch die vorliegenden
Bände. Der Herausgeber hat sie aus dem großen Bestände der wirklichen und
Pseudo-Robinsonaden nur unter dem Gesichtspunkt der Gefälligkeit ausgesucht.
Derbe Fröhlichkeit kennzeichnet sie. Eine Fülle von Gestalten von primitiver
Menschlichkeit, die alle nicht schwer am Leben tragen, taucht vor uns auf. DaS
Jnselmotiv gewinnt nur nebensächliche Bedeutung, auch die Naturschilderung tritt
ganz zurück. Die Freude des Erzählers am Fabulieren gibt diesen Darstellungen
wunderbarer Lebensläufe die Farbe. Heute haben die Robinsonaden im wesent¬
lichen kulturhistorisches Interesse. Schon die Tatsache, daß fast jeder Landesteil
seinen Robinson oder seine Robwsonin haben wollte, ist auffallend und kenn¬
zeichnet den Geist der Zeit. M. Lehnert hat der Neuausgabe alle erwünschte
Sorgfalt gewidmet. Es werden noch weitere Bände folgen.




Alle» Manuskripte« ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit auSdrücklichsr WrlaulmiS des «erlagS gestattet.
Verantwortlich! Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee. — Manuslrtptfendungen und Briefe werden erbeten
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«u die «chriftleit«»« der Greuzbote» in «cru» EW11, Tempelhofer Ufer SS».
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[0176] Neue Bücher zu bringen. Als der Engländer Daniel Defoe 1719 die abenteuerlichen Erlebnisse des Matrosen Selkirk auf der Südseeinsel Juan Fernandes seinem Roman Robinson Crusoe zugrunde gelegt hatte, schössen die Nachahmungen in Deutschland wie Pilze aus der Erde. Manche dieser Robinsonaden verwirklichen wenigstens teil¬ weise die pädagogische Forderung, wie sie in Campes Robinson zum deutlichen Aus¬ druck kam: die natürlichen Bedürfnisse des Menschen durch die besonderen Umstände seiner Lebenslage hervortreten zu lassen, damit die Mittel zu ihrer Befriedigung durch mühselige Erfindung vor den Augen des Lesers entstehen können. Den meisten aber liegt eine tiefere Absicht fern. Zu diesen gehören auch die vorliegenden Bände. Der Herausgeber hat sie aus dem großen Bestände der wirklichen und Pseudo-Robinsonaden nur unter dem Gesichtspunkt der Gefälligkeit ausgesucht. Derbe Fröhlichkeit kennzeichnet sie. Eine Fülle von Gestalten von primitiver Menschlichkeit, die alle nicht schwer am Leben tragen, taucht vor uns auf. DaS Jnselmotiv gewinnt nur nebensächliche Bedeutung, auch die Naturschilderung tritt ganz zurück. Die Freude des Erzählers am Fabulieren gibt diesen Darstellungen wunderbarer Lebensläufe die Farbe. Heute haben die Robinsonaden im wesent¬ lichen kulturhistorisches Interesse. Schon die Tatsache, daß fast jeder Landesteil seinen Robinson oder seine Robwsonin haben wollte, ist auffallend und kenn¬ zeichnet den Geist der Zeit. M. Lehnert hat der Neuausgabe alle erwünschte Sorgfalt gewidmet. Es werden noch weitere Bände folgen. Alle» Manuskripte« ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit auSdrücklichsr WrlaulmiS des «erlagS gestattet. Verantwortlich! Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee. — Manuslrtptfendungen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: «u die «chriftleit«»« der Greuzbote» in «cru» EW11, Tempelhofer Ufer SS». Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfeld- 498, des Verlags und der Schriftlettung: Amt M«»w SK10, »erlag: Verlag der Br-nzboten W> in> S> H. in Berlin SW 11, X-mpelhoser Ufer SK». Druck: Der Rei-SKbnt«» « in « H in Berlin SW 11 D-ffauer Ktr«K- W/N7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/176>, abgerufen am 15.01.2025.