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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Aus der deutschen Schule. Die fieberhafte Unruhe, in die unser Schul-
Wesen geraten ist, weil Reich und Einzelstaaten, die Wichtigkeit der Jugend¬
erziehung für die deutsche Zukunft erkennend, durch übereilte Maßregeln der
Zeit Rechnung z,',i tragen suchen. -- diese Unruhe hat naiinlich zu einer Flut
Von literarischen Äußerungen geführt. Über sie soll hier nicht geredet werden, weil
man im Hinblick auf das Werden des Ganzen nicht jeder Eintagsfliege eine
Würdigung.angedeihen lassen kann.

Um so mehr verdienen so manche Bücher Erwähnung, deren Inhalt dem
obei stachlichen Blick durch die brutalen Ereignisse des letzten Jahres überholt
erscheinen möchte, aber kraft der darin waltenden Gedanken überhaupt durch
äußeres Geschehen nicht überholt werden kann. Hierzu gehört des bekannten
Pädagogen Hugo Gaudig inhaltreiches Buch "Deutsches Volk -- Deutsche
Schule" (Leipzig 1917. Quells u. Meyer, geb. 4 20 M). Gaudig hat stets
ein offenes Auge für das Bestehende und Mögliche gehabt, unvoi eingenommenes
Urteil bewiesen und sich vor Ketzereien nicht gescheut. Es ist das Buch eines
durchaus unrevolutionärcn Reformers, von dem man sich gern anregen läßt,
auch wo man ihm nicht beistimmen kann. Das nationale Einheitsbewußtsein ist
es. das im Mittelpunkt seiner Gedankengänge steht, das er mit dem Blicke des
Kullurpolilikers zunächst in Staats-, Sozial-, Parteivoliiik sucht und dessen Aus¬
bildung seine Vorschläge gewidmet sind. Wenn er dann zur Schule übergeht, so
findet sich, daß fast olle die Punkte bereits erörtert werden, über die im Schul¬
wesen seit der Revolution so heftig gestritten wird: Einheitsschule, Berechtigungen,
Aufstieg der Tüchtigen, Ablehnung der Unfähigen, Reform der Lehrerbildung usw.
Auf all diesen Punkten hat ja die Revolution keine neuen Ideen gebracht, sondern
nur die vorhandenen Strebungen entfesselt -- zum Guler oder zum Bösen.

Ich sehe dieses Buch als ein bemerkenswertes Dokument der Zeit vor dem
schmählichen Kriegsende an: Gedanken eines klugen Mannes, der sich selbst klar
Werden will über die Bedingung des deutschen Lebens in der künstigen Zeit, das
deuische Einheitsbewußtsein, über seine Quellen und seine Millet, seine Beziehungen
und Auswirkungen, nicht nur theor. tisch, sondern freudig Ziele zeigend; ein
Beweis, daß wir gerade auf diesen Gebieten durch Reformen hätten weiter
kommen können. Die Überschätzung der politischen Volke Vertretung im Hinblick
auf Kulturaufgaben freilich ist einer der liebenswürdigen Optimismen dieses
Buches, ebenso der Glaube, die Beteiligung aller Volkskreise an der Verwaltung
werde die Parteigegensätze mildern; die Übertragung des auf Parteien aufgebauten
Verhältniswahlrechts auf die Gemeinden hat die Grundlage zu dieser gesunden
Entwicklungssorm weggezogen.

Heute hat die Wucht der Tatsachen die maßvoll abwägende Zielsetzung des
Buches vielfach überschritten. Ein Zurück scheint unmöglich, und noch unrd eine
Zeit kommen muss.n, da wieder kühle Köpfe und warme Herzen in der Politik
an die Stelle der Doktrinen treten; und nicht zum wenigsten in der Schulpolitik.

Der energisch nationale Zug, den man an Gaudig kennt, läßt ihn eine
Einheit der deutschen Schulen darin erstreben, daß sie ihren Stoff mehr als
bisher im Leben des deutschen Volkes suchen. Die Beschäftigung mit dem deutschen
Wesen werde, so meint er, eine Gesinnung erzeugen, die den Wert dieser Be¬
schäftigung für das ganze Leben sicherstellt. Die Vorschläge, die Gaudig in
diesem Sinne macht, sichren also auf die Denischkunde als Bildungsgrundlage.
Über "Deutschkunde als Vrldun gs grundlage und als Bildungsstoff"
hat nun soeben Wilhelm Peyer eine kleine Schuft erscheinen lassen (1Z. Erg.-
Heft zur Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. Leipzig 1919. Teubner. M. 2,80).
Auch ihr nimmt die Herkunft aus der vorrevolutionären Zeit nicht ihre prinzipielle
Bedeutung. Der Verfasser analysiert zuerst das "Voltsge,übt". d. h. die gefühlte
Beziehung des einzelnen zu seinem Volke, aufmuntert ni das völkische Pflicht-
Äefühl. Dann überblickt er das ganze weile Reich des deutschen Lebens, indem


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Aus der deutschen Schule. Die fieberhafte Unruhe, in die unser Schul-
Wesen geraten ist, weil Reich und Einzelstaaten, die Wichtigkeit der Jugend¬
erziehung für die deutsche Zukunft erkennend, durch übereilte Maßregeln der
Zeit Rechnung z,',i tragen suchen. — diese Unruhe hat naiinlich zu einer Flut
Von literarischen Äußerungen geführt. Über sie soll hier nicht geredet werden, weil
man im Hinblick auf das Werden des Ganzen nicht jeder Eintagsfliege eine
Würdigung.angedeihen lassen kann.

Um so mehr verdienen so manche Bücher Erwähnung, deren Inhalt dem
obei stachlichen Blick durch die brutalen Ereignisse des letzten Jahres überholt
erscheinen möchte, aber kraft der darin waltenden Gedanken überhaupt durch
äußeres Geschehen nicht überholt werden kann. Hierzu gehört des bekannten
Pädagogen Hugo Gaudig inhaltreiches Buch „Deutsches Volk — Deutsche
Schule" (Leipzig 1917. Quells u. Meyer, geb. 4 20 M). Gaudig hat stets
ein offenes Auge für das Bestehende und Mögliche gehabt, unvoi eingenommenes
Urteil bewiesen und sich vor Ketzereien nicht gescheut. Es ist das Buch eines
durchaus unrevolutionärcn Reformers, von dem man sich gern anregen läßt,
auch wo man ihm nicht beistimmen kann. Das nationale Einheitsbewußtsein ist
es. das im Mittelpunkt seiner Gedankengänge steht, das er mit dem Blicke des
Kullurpolilikers zunächst in Staats-, Sozial-, Parteivoliiik sucht und dessen Aus¬
bildung seine Vorschläge gewidmet sind. Wenn er dann zur Schule übergeht, so
findet sich, daß fast olle die Punkte bereits erörtert werden, über die im Schul¬
wesen seit der Revolution so heftig gestritten wird: Einheitsschule, Berechtigungen,
Aufstieg der Tüchtigen, Ablehnung der Unfähigen, Reform der Lehrerbildung usw.
Auf all diesen Punkten hat ja die Revolution keine neuen Ideen gebracht, sondern
nur die vorhandenen Strebungen entfesselt — zum Guler oder zum Bösen.

Ich sehe dieses Buch als ein bemerkenswertes Dokument der Zeit vor dem
schmählichen Kriegsende an: Gedanken eines klugen Mannes, der sich selbst klar
Werden will über die Bedingung des deutschen Lebens in der künstigen Zeit, das
deuische Einheitsbewußtsein, über seine Quellen und seine Millet, seine Beziehungen
und Auswirkungen, nicht nur theor. tisch, sondern freudig Ziele zeigend; ein
Beweis, daß wir gerade auf diesen Gebieten durch Reformen hätten weiter
kommen können. Die Überschätzung der politischen Volke Vertretung im Hinblick
auf Kulturaufgaben freilich ist einer der liebenswürdigen Optimismen dieses
Buches, ebenso der Glaube, die Beteiligung aller Volkskreise an der Verwaltung
werde die Parteigegensätze mildern; die Übertragung des auf Parteien aufgebauten
Verhältniswahlrechts auf die Gemeinden hat die Grundlage zu dieser gesunden
Entwicklungssorm weggezogen.

Heute hat die Wucht der Tatsachen die maßvoll abwägende Zielsetzung des
Buches vielfach überschritten. Ein Zurück scheint unmöglich, und noch unrd eine
Zeit kommen muss.n, da wieder kühle Köpfe und warme Herzen in der Politik
an die Stelle der Doktrinen treten; und nicht zum wenigsten in der Schulpolitik.

Der energisch nationale Zug, den man an Gaudig kennt, läßt ihn eine
Einheit der deutschen Schulen darin erstreben, daß sie ihren Stoff mehr als
bisher im Leben des deutschen Volkes suchen. Die Beschäftigung mit dem deutschen
Wesen werde, so meint er, eine Gesinnung erzeugen, die den Wert dieser Be¬
schäftigung für das ganze Leben sicherstellt. Die Vorschläge, die Gaudig in
diesem Sinne macht, sichren also auf die Denischkunde als Bildungsgrundlage.
Über „Deutschkunde als Vrldun gs grundlage und als Bildungsstoff"
hat nun soeben Wilhelm Peyer eine kleine Schuft erscheinen lassen (1Z. Erg.-
Heft zur Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. Leipzig 1919. Teubner. M. 2,80).
Auch ihr nimmt die Herkunft aus der vorrevolutionären Zeit nicht ihre prinzipielle
Bedeutung. Der Verfasser analysiert zuerst das „Voltsge,übt". d. h. die gefühlte
Beziehung des einzelnen zu seinem Volke, aufmuntert ni das völkische Pflicht-
Äefühl. Dann überblickt er das ganze weile Reich des deutschen Lebens, indem


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[0151] Neue Bücher Neue Bücher Aus der deutschen Schule. Die fieberhafte Unruhe, in die unser Schul- Wesen geraten ist, weil Reich und Einzelstaaten, die Wichtigkeit der Jugend¬ erziehung für die deutsche Zukunft erkennend, durch übereilte Maßregeln der Zeit Rechnung z,',i tragen suchen. — diese Unruhe hat naiinlich zu einer Flut Von literarischen Äußerungen geführt. Über sie soll hier nicht geredet werden, weil man im Hinblick auf das Werden des Ganzen nicht jeder Eintagsfliege eine Würdigung.angedeihen lassen kann. Um so mehr verdienen so manche Bücher Erwähnung, deren Inhalt dem obei stachlichen Blick durch die brutalen Ereignisse des letzten Jahres überholt erscheinen möchte, aber kraft der darin waltenden Gedanken überhaupt durch äußeres Geschehen nicht überholt werden kann. Hierzu gehört des bekannten Pädagogen Hugo Gaudig inhaltreiches Buch „Deutsches Volk — Deutsche Schule" (Leipzig 1917. Quells u. Meyer, geb. 4 20 M). Gaudig hat stets ein offenes Auge für das Bestehende und Mögliche gehabt, unvoi eingenommenes Urteil bewiesen und sich vor Ketzereien nicht gescheut. Es ist das Buch eines durchaus unrevolutionärcn Reformers, von dem man sich gern anregen läßt, auch wo man ihm nicht beistimmen kann. Das nationale Einheitsbewußtsein ist es. das im Mittelpunkt seiner Gedankengänge steht, das er mit dem Blicke des Kullurpolilikers zunächst in Staats-, Sozial-, Parteivoliiik sucht und dessen Aus¬ bildung seine Vorschläge gewidmet sind. Wenn er dann zur Schule übergeht, so findet sich, daß fast olle die Punkte bereits erörtert werden, über die im Schul¬ wesen seit der Revolution so heftig gestritten wird: Einheitsschule, Berechtigungen, Aufstieg der Tüchtigen, Ablehnung der Unfähigen, Reform der Lehrerbildung usw. Auf all diesen Punkten hat ja die Revolution keine neuen Ideen gebracht, sondern nur die vorhandenen Strebungen entfesselt — zum Guler oder zum Bösen. Ich sehe dieses Buch als ein bemerkenswertes Dokument der Zeit vor dem schmählichen Kriegsende an: Gedanken eines klugen Mannes, der sich selbst klar Werden will über die Bedingung des deutschen Lebens in der künstigen Zeit, das deuische Einheitsbewußtsein, über seine Quellen und seine Millet, seine Beziehungen und Auswirkungen, nicht nur theor. tisch, sondern freudig Ziele zeigend; ein Beweis, daß wir gerade auf diesen Gebieten durch Reformen hätten weiter kommen können. Die Überschätzung der politischen Volke Vertretung im Hinblick auf Kulturaufgaben freilich ist einer der liebenswürdigen Optimismen dieses Buches, ebenso der Glaube, die Beteiligung aller Volkskreise an der Verwaltung werde die Parteigegensätze mildern; die Übertragung des auf Parteien aufgebauten Verhältniswahlrechts auf die Gemeinden hat die Grundlage zu dieser gesunden Entwicklungssorm weggezogen. Heute hat die Wucht der Tatsachen die maßvoll abwägende Zielsetzung des Buches vielfach überschritten. Ein Zurück scheint unmöglich, und noch unrd eine Zeit kommen muss.n, da wieder kühle Köpfe und warme Herzen in der Politik an die Stelle der Doktrinen treten; und nicht zum wenigsten in der Schulpolitik. Der energisch nationale Zug, den man an Gaudig kennt, läßt ihn eine Einheit der deutschen Schulen darin erstreben, daß sie ihren Stoff mehr als bisher im Leben des deutschen Volkes suchen. Die Beschäftigung mit dem deutschen Wesen werde, so meint er, eine Gesinnung erzeugen, die den Wert dieser Be¬ schäftigung für das ganze Leben sicherstellt. Die Vorschläge, die Gaudig in diesem Sinne macht, sichren also auf die Denischkunde als Bildungsgrundlage. Über „Deutschkunde als Vrldun gs grundlage und als Bildungsstoff" hat nun soeben Wilhelm Peyer eine kleine Schuft erscheinen lassen (1Z. Erg.- Heft zur Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. Leipzig 1919. Teubner. M. 2,80). Auch ihr nimmt die Herkunft aus der vorrevolutionären Zeit nicht ihre prinzipielle Bedeutung. Der Verfasser analysiert zuerst das „Voltsge,übt". d. h. die gefühlte Beziehung des einzelnen zu seinem Volke, aufmuntert ni das völkische Pflicht- Äefühl. Dann überblickt er das ganze weile Reich des deutschen Lebens, indem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/151>, abgerufen am 15.01.2025.