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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Wirtschaftspolitik der Sowjetrcgicrung

beginnen hat (S. 22), muß aber darauf geachtet werden, daß sie "mit großer
Allmählichkeit und Bedachtsamkeit" durchgeführt wird lau Hand der praktischen
Erfahrungen. (S. 22.)

Zur Hebung der Arbeitsproduktivität sind folgende Mittel anzuwenden:

Zunächst ist erforderlich die "Sicherung der materiellen Grundlage der
Großindnstrie", also die Sicherstellung der benötigten Rohstoffe. Dies Problem
ist für Rußland zum größten Teil eine Frage der Transportorganisation, weil
Rußland alle notwendigen Rohstoffe im Überfluß in: eigenen Lande hat. Lenin
kann mit Recht hierübler mit wenigen Worten hinweggehen.' Es kann für ihn
geniigen, die Forderung' der materiellen Sicherstellung der Großindustrie auf¬
gestellt zu haben. -- Von unseren Nachbetern des Bolschewismus -- dies nebenbei
bemerkt -- wird allerdings dies Problem mit derselben Leichtigkeit behandelt, mit
welcher Berechtigung aber soll und kann hier nicht näher berührt werden. Einige,
denen bei ihrer Gottähnlichkeit doch etwas bange wird und die fürchten, von einem
auch nur einigermaßen geweckten Fabriklehrling auf die grenzenlose Ober¬
flächlichkeit hinsichtlich der Behandlung weltwirtschaftlicher Probleme aufmerksam
gemacht zu werden, helfen sich mit einem inhaltsreichen Begriff: "Welt¬
revolution,"

Ein zweites Mittel zur Hebung der Arbeitsproduktivität ist die Hebung der
Masse in bezug auf Kultur und Bildung. Dies geschieht -- so sagt Lenin -- jetzt
dank der Sowjet-Organisation.'

Es ist interessant, an diesem Punkte die Jdeenverwandtschaft des Bolsche¬
wismus mit dem französischen "Syndikalismus festzustellen, dieser sozialistischen
Lehre, die ihren Niederbruch bereits im Jahre 1871 erlebt hat. Der Syndikalis¬
mus sieht in den Gewerkschaften die Vorschule für die Arbeiter, in der diese alle
die Kenntnisse erwerben sollen, die sie befähigen, die Leitung der Produktion den
Händen der Unternehmer zu entreißen und selbst Leiter und Organisatoren zu
werden. Genau den entsprechenden Gedankengang finden wir nun im Bolsche¬
wismus wieder, der sich damit -- und bei weitem nicht damit allein -- als Sohn
des Syndikalismus ausweist.

Kritisch ist dazu zu bemerke", daß eine politische Organisation, wie der
Sowjet sie darstellt, leine Stelle ist, an der man den Produktionsprozeß studieren
kann, zumal seine Angehörigen Proletarier, also nach dem Eingeständnis Lenins
selbst, Nicht-Sachverständige sind.

Weitere Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivität find 1. die
Hebung der Disziplin der Werktätigen, 2. Steigerung der Intensität der Arbeit
und bessere Organisation der letzteren. Eine Intensitätssteigerung soll erreicht
werden durch Anwendung des -- Akkordlohns, also eines Lohnsystems, dessen
Beseitigung bisher sogar die strenggläubige Sozialdemokratie verlangt hat unter
dem Schlagwort "Akkordlohn--Mordlohn". Der Kommunismus, basierend auf
dein Gedanken der Gleichheit aller Menschen -- ein Gedanke, der richtig und
segensreich wird in dem Augenblick, in dem man sich die Frage vorlegt und
beantwortet: Worin sind alle Menschen gleich? -- der Kommunismus zieht dies
kapitalistische "Ausbeutungsmittel" heran. Er muß es, denn Fleiß, Begabung,
Zähigkeit, Kraft, Wissen sind nicht bei allen Menschen gleich, und man muß nach
Mitteln suchen, um im Interesse der Gesamtheit, des Sozialismus diese Fähig¬
keiten zu fördern und zu steigern. Dieser Satz, zu dessen Erkenntnis nur der
Wille gehört, das Leben so zu fehlen, ore es ist, ist für die .Kommunisten eine
Neuentdeckung.

Ein weiteres Mittel zur Steigerung der Intensität der Arbeit ist die An¬
passung des Arbeitsverdienstes entsprechend den Endsummen der Produktions-
ausbeute. (S. 29/30.) Die Forderung des Arbeiters auf gesichertes Einkommen'
wird kurzerhand über Bord geworfen -- im Interesse des Arbeiters (Diktatur
bes Proletariats).

Ein letztes Mittel besteht in der Anwendung des Wettbewerbs. Durch die
Presse sollen die Erfolge der Muster-Kommunen bekannt gemacht werden, die


Wirtschaftspolitik der Sowjetrcgicrung

beginnen hat (S. 22), muß aber darauf geachtet werden, daß sie „mit großer
Allmählichkeit und Bedachtsamkeit" durchgeführt wird lau Hand der praktischen
Erfahrungen. (S. 22.)

Zur Hebung der Arbeitsproduktivität sind folgende Mittel anzuwenden:

Zunächst ist erforderlich die „Sicherung der materiellen Grundlage der
Großindnstrie", also die Sicherstellung der benötigten Rohstoffe. Dies Problem
ist für Rußland zum größten Teil eine Frage der Transportorganisation, weil
Rußland alle notwendigen Rohstoffe im Überfluß in: eigenen Lande hat. Lenin
kann mit Recht hierübler mit wenigen Worten hinweggehen.' Es kann für ihn
geniigen, die Forderung' der materiellen Sicherstellung der Großindustrie auf¬
gestellt zu haben. — Von unseren Nachbetern des Bolschewismus — dies nebenbei
bemerkt — wird allerdings dies Problem mit derselben Leichtigkeit behandelt, mit
welcher Berechtigung aber soll und kann hier nicht näher berührt werden. Einige,
denen bei ihrer Gottähnlichkeit doch etwas bange wird und die fürchten, von einem
auch nur einigermaßen geweckten Fabriklehrling auf die grenzenlose Ober¬
flächlichkeit hinsichtlich der Behandlung weltwirtschaftlicher Probleme aufmerksam
gemacht zu werden, helfen sich mit einem inhaltsreichen Begriff: „Welt¬
revolution,"

Ein zweites Mittel zur Hebung der Arbeitsproduktivität ist die Hebung der
Masse in bezug auf Kultur und Bildung. Dies geschieht — so sagt Lenin — jetzt
dank der Sowjet-Organisation.'

Es ist interessant, an diesem Punkte die Jdeenverwandtschaft des Bolsche¬
wismus mit dem französischen «Syndikalismus festzustellen, dieser sozialistischen
Lehre, die ihren Niederbruch bereits im Jahre 1871 erlebt hat. Der Syndikalis¬
mus sieht in den Gewerkschaften die Vorschule für die Arbeiter, in der diese alle
die Kenntnisse erwerben sollen, die sie befähigen, die Leitung der Produktion den
Händen der Unternehmer zu entreißen und selbst Leiter und Organisatoren zu
werden. Genau den entsprechenden Gedankengang finden wir nun im Bolsche¬
wismus wieder, der sich damit — und bei weitem nicht damit allein — als Sohn
des Syndikalismus ausweist.

Kritisch ist dazu zu bemerke», daß eine politische Organisation, wie der
Sowjet sie darstellt, leine Stelle ist, an der man den Produktionsprozeß studieren
kann, zumal seine Angehörigen Proletarier, also nach dem Eingeständnis Lenins
selbst, Nicht-Sachverständige sind.

Weitere Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivität find 1. die
Hebung der Disziplin der Werktätigen, 2. Steigerung der Intensität der Arbeit
und bessere Organisation der letzteren. Eine Intensitätssteigerung soll erreicht
werden durch Anwendung des — Akkordlohns, also eines Lohnsystems, dessen
Beseitigung bisher sogar die strenggläubige Sozialdemokratie verlangt hat unter
dem Schlagwort „Akkordlohn—Mordlohn". Der Kommunismus, basierend auf
dein Gedanken der Gleichheit aller Menschen — ein Gedanke, der richtig und
segensreich wird in dem Augenblick, in dem man sich die Frage vorlegt und
beantwortet: Worin sind alle Menschen gleich? — der Kommunismus zieht dies
kapitalistische „Ausbeutungsmittel" heran. Er muß es, denn Fleiß, Begabung,
Zähigkeit, Kraft, Wissen sind nicht bei allen Menschen gleich, und man muß nach
Mitteln suchen, um im Interesse der Gesamtheit, des Sozialismus diese Fähig¬
keiten zu fördern und zu steigern. Dieser Satz, zu dessen Erkenntnis nur der
Wille gehört, das Leben so zu fehlen, ore es ist, ist für die .Kommunisten eine
Neuentdeckung.

Ein weiteres Mittel zur Steigerung der Intensität der Arbeit ist die An¬
passung des Arbeitsverdienstes entsprechend den Endsummen der Produktions-
ausbeute. (S. 29/30.) Die Forderung des Arbeiters auf gesichertes Einkommen'
wird kurzerhand über Bord geworfen — im Interesse des Arbeiters (Diktatur
bes Proletariats).

Ein letztes Mittel besteht in der Anwendung des Wettbewerbs. Durch die
Presse sollen die Erfolge der Muster-Kommunen bekannt gemacht werden, die


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[0073] Wirtschaftspolitik der Sowjetrcgicrung beginnen hat (S. 22), muß aber darauf geachtet werden, daß sie „mit großer Allmählichkeit und Bedachtsamkeit" durchgeführt wird lau Hand der praktischen Erfahrungen. (S. 22.) Zur Hebung der Arbeitsproduktivität sind folgende Mittel anzuwenden: Zunächst ist erforderlich die „Sicherung der materiellen Grundlage der Großindnstrie", also die Sicherstellung der benötigten Rohstoffe. Dies Problem ist für Rußland zum größten Teil eine Frage der Transportorganisation, weil Rußland alle notwendigen Rohstoffe im Überfluß in: eigenen Lande hat. Lenin kann mit Recht hierübler mit wenigen Worten hinweggehen.' Es kann für ihn geniigen, die Forderung' der materiellen Sicherstellung der Großindustrie auf¬ gestellt zu haben. — Von unseren Nachbetern des Bolschewismus — dies nebenbei bemerkt — wird allerdings dies Problem mit derselben Leichtigkeit behandelt, mit welcher Berechtigung aber soll und kann hier nicht näher berührt werden. Einige, denen bei ihrer Gottähnlichkeit doch etwas bange wird und die fürchten, von einem auch nur einigermaßen geweckten Fabriklehrling auf die grenzenlose Ober¬ flächlichkeit hinsichtlich der Behandlung weltwirtschaftlicher Probleme aufmerksam gemacht zu werden, helfen sich mit einem inhaltsreichen Begriff: „Welt¬ revolution," Ein zweites Mittel zur Hebung der Arbeitsproduktivität ist die Hebung der Masse in bezug auf Kultur und Bildung. Dies geschieht — so sagt Lenin — jetzt dank der Sowjet-Organisation.' Es ist interessant, an diesem Punkte die Jdeenverwandtschaft des Bolsche¬ wismus mit dem französischen «Syndikalismus festzustellen, dieser sozialistischen Lehre, die ihren Niederbruch bereits im Jahre 1871 erlebt hat. Der Syndikalis¬ mus sieht in den Gewerkschaften die Vorschule für die Arbeiter, in der diese alle die Kenntnisse erwerben sollen, die sie befähigen, die Leitung der Produktion den Händen der Unternehmer zu entreißen und selbst Leiter und Organisatoren zu werden. Genau den entsprechenden Gedankengang finden wir nun im Bolsche¬ wismus wieder, der sich damit — und bei weitem nicht damit allein — als Sohn des Syndikalismus ausweist. Kritisch ist dazu zu bemerke», daß eine politische Organisation, wie der Sowjet sie darstellt, leine Stelle ist, an der man den Produktionsprozeß studieren kann, zumal seine Angehörigen Proletarier, also nach dem Eingeständnis Lenins selbst, Nicht-Sachverständige sind. Weitere Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivität find 1. die Hebung der Disziplin der Werktätigen, 2. Steigerung der Intensität der Arbeit und bessere Organisation der letzteren. Eine Intensitätssteigerung soll erreicht werden durch Anwendung des — Akkordlohns, also eines Lohnsystems, dessen Beseitigung bisher sogar die strenggläubige Sozialdemokratie verlangt hat unter dem Schlagwort „Akkordlohn—Mordlohn". Der Kommunismus, basierend auf dein Gedanken der Gleichheit aller Menschen — ein Gedanke, der richtig und segensreich wird in dem Augenblick, in dem man sich die Frage vorlegt und beantwortet: Worin sind alle Menschen gleich? — der Kommunismus zieht dies kapitalistische „Ausbeutungsmittel" heran. Er muß es, denn Fleiß, Begabung, Zähigkeit, Kraft, Wissen sind nicht bei allen Menschen gleich, und man muß nach Mitteln suchen, um im Interesse der Gesamtheit, des Sozialismus diese Fähig¬ keiten zu fördern und zu steigern. Dieser Satz, zu dessen Erkenntnis nur der Wille gehört, das Leben so zu fehlen, ore es ist, ist für die .Kommunisten eine Neuentdeckung. Ein weiteres Mittel zur Steigerung der Intensität der Arbeit ist die An¬ passung des Arbeitsverdienstes entsprechend den Endsummen der Produktions- ausbeute. (S. 29/30.) Die Forderung des Arbeiters auf gesichertes Einkommen' wird kurzerhand über Bord geworfen — im Interesse des Arbeiters (Diktatur bes Proletariats). Ein letztes Mittel besteht in der Anwendung des Wettbewerbs. Durch die Presse sollen die Erfolge der Muster-Kommunen bekannt gemacht werden, die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/73>, abgerufen am 01.09.2024.