Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Walther Rathenaus gesammelt" Schriften Konstrukteur. -- Wer sich beklagt, daß er zuviel zu tun hat, beweist, daß er nicht Am echtesten ist Rathenau da, wo er sich eine Larve vorbindet, in dem Diese kleine Blütenlese der Prägnanz des Geschäftsmannes und Ingenieurs Mit kostbaren Gütern und Mittelwaren, sperrenden und dichten durchein¬ Nichts ist Rathenaus ringenden, zum Lichte empordrängenden Geiste ver¬ Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze "ur mit "Sdrücklia" "rlaukmi" """ Verlags ""stattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterjelde West. -- Manuslrtptsendmigen und Brieie werden erbeten unter der Adresse: An de- Echriftleititn" her Gran,d>>ten w Berlin SW 11. Tempelst-fer Ufer SS". Fernfpzecher des Herausgeber": Amt Lichterfelde 4W, des Verlags "ud der SchrilUeitung: Amt Lichi"" (SU), Verlag: Verlag der Wrenzboten G. in. b. H. in Berlin SW 11, Tempelhofer Ufer Wo. Druck: .Der ReichLbote" W. in. b. H. in Berlin SW 11, Deiwuer Strafe W/S7. Walther Rathenaus gesammelt« Schriften Konstrukteur. — Wer sich beklagt, daß er zuviel zu tun hat, beweist, daß er nicht Am echtesten ist Rathenau da, wo er sich eine Larve vorbindet, in dem Diese kleine Blütenlese der Prägnanz des Geschäftsmannes und Ingenieurs Mit kostbaren Gütern und Mittelwaren, sperrenden und dichten durchein¬ Nichts ist Rathenaus ringenden, zum Lichte empordrängenden Geiste ver¬ Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze «ur mit «Sdrücklia« «rlaukmi» »»» Verlags ««stattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterjelde West. — Manuslrtptsendmigen und Brieie werden erbeten unter der Adresse: An de- Echriftleititn« her Gran,d>>ten w Berlin SW 11. Tempelst-fer Ufer SS». Fernfpzecher des Herausgeber«: Amt Lichterfelde 4W, des Verlags »ud der SchrilUeitung: Amt Lichi»» (SU), Verlag: Verlag der Wrenzboten G. in. b. H. in Berlin SW 11, Tempelhofer Ufer Wo. Druck: .Der ReichLbote» W. in. b. H. in Berlin SW 11, Deiwuer Strafe W/S7. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335468"/> <fw type="header" place="top"> Walther Rathenaus gesammelt« Schriften</fw><lb/> <p xml:id="ID_209" prev="#ID_208"> Konstrukteur. — Wer sich beklagt, daß er zuviel zu tun hat, beweist, daß er nicht<lb/> organisieren kann; wer dagegen zuwenig menn hat, beweist, daß er überflüssig ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_210"> Am echtesten ist Rathenau da, wo er sich eine Larve vorbindet, in dem<lb/> Aufsatz „Zur Physiologie der Geschäfte"., Wie Goethe als Tasso und Antonio,<lb/> als Clavigo und Carlos sich selbst manifestierte, so erscheint Rathenau als> Neffe<lb/> und Onkel. Der Negierungsassessor Dr. F. W. Schulze von der Müh! gibt Auf¬<lb/> zeichnungen seines verstorbenen Oheims, des russischen Etatsrates Nikolaus von<lb/> der Mühe heraus, nicht ohne zum Ausdruck zu bringen, daß er, aus den Vor¬<lb/> aussetzungen seines Berufes, sich mit einer Anzahl der Theoreme nicht zu identi¬<lb/> fizieren vermöge. Im Jahre 1901, als die kleine Schrift zum erstenmale ver¬<lb/> öffentlicht wurde, hat Rathenau die Zeit noch nicht für gekommen erachtet, seine<lb/> Gedanken mit dem eigenen Namen zu decken. Und um sich doppelt zu salvieren,<lb/> wandte er den in der Literatur nicht selten geübten Trick des doppelten Pseudonyms<lb/> an. Sicherlich mit erhöhender Wirkung auf den Leser. Noch eine andere Beziehung<lb/> kommt zum Vorschein: der Etatsrat ist nicht nur Walther, er ist auch der auf<lb/> den Sohn überstrahlende Emil Rathenau. Die Kralle des alten und die des<lb/> jungen Löwen: Die Tüchtigen, Fähigsten und Gewissenhaftesten sollen auch die<lb/> Begüterten sein. — Es gibt nichts Betrübenderes als die Erkenntnis, daß wir<lb/> der Plutokratie rettungslos verfallen sind. — Große Vermögen entstehen weder<lb/> durch Spiel uoch durch Arbeit, soudern durch tausend und tausend unfreiwillige<lb/> Hände, ti dem Fronherrn Goldhaufen türmen. — Bedürfnisse erkennen und,<lb/> Bedürfnisse schaffen, ist das Geheimnis alles wirtschaftlichen Handelns. — Alles,<lb/> was wir can dem Blick auf ein bestimmtes Ziel beginnen, Roman, Bild, Arie<lb/> Diner, ist ein Geschäft.</p><lb/> <p xml:id="ID_211"> Diese kleine Blütenlese der Prägnanz des Geschäftsmannes und Ingenieurs<lb/> im Gegensatze zu dem Wortgetöse, das der Rhetor und Philosoph glaubt erheben<lb/> zu müssen. Mit den Schriften Rathenaus im ganzen, namentlich mit seinen Wirt-<lb/> schaftslchren sich auseinanderzusetzen, die durch ihre erquickende Einseitigkeit den<lb/> Autor uns menschlich näher bringen, das überlasse ich anderen. Es ist hierin<lb/> schon genug geschehen. Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt--</p><lb/> <p xml:id="ID_212"> Mit kostbaren Gütern und Mittelwaren, sperrenden und dichten durchein¬<lb/> ander, von hohen und geringen spezifischen Gewichten,' ist Rathenaus Schiff be¬<lb/> frachtet und schwimmt auf der mangelhaft verstanden Ladung. Zum Unsegen<lb/> wird Universalität, die in die Arena hinabsteigt, Ewigkeits-, Menschheits- und<lb/> Tagesfragen zu lösen, zu allem ihren Senf zu geben. Wie sagt doch von der<lb/> Musk-Rathenau? „Gefährlich ist allgemeine Bildung; ich kenne nur wenige, die<lb/> über den Schatz ihrer Kenntnisse nicht gestrauchelt sind."</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Nichts ist Rathenaus ringenden, zum Lichte empordrängenden Geiste ver¬<lb/> sagt geblieben. Blut, Erziehung, Vorbild, Verkehr, Macht, Reichtum, Weltbürger¬<lb/> tum, jüdische und germanische Kultur wirken in diesem weisen Zweckmenschen<lb/> zusammen und formten aus dem Manne der exakten Wissenschaften einen Romantiker<lb/> und Eklektiker, aus dem wir nicht klug werden können, weil wir, ebensowenig wie<lb/> er selber, Gefäße genug haben, die Fülle seines Reichtums an Gedanken Wahr¬<lb/><note type="byline"> ,<lb/> Znnius.</note> heiten und Irrtümern sortierend zu bergen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_214"> Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung<lb/> nicht verbürgt werden kann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Nachdruck sämtlicher Aufsätze «ur mit «Sdrücklia« «rlaukmi» »»» Verlags ««stattet.<lb/> Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterjelde West. — Manuslrtptsendmigen und<lb/> Brieie werden erbeten unter der Adresse:<lb/> An de- Echriftleititn« her Gran,d>>ten w Berlin SW 11. Tempelst-fer Ufer SS».<lb/> Fernfpzecher des Herausgeber«: Amt Lichterfelde 4W, des Verlags »ud der SchrilUeitung: Amt Lichi»» (SU),<lb/> Verlag: Verlag der Wrenzboten G. in. b. H. in Berlin SW 11, Tempelhofer Ufer Wo.<lb/> Druck: .Der ReichLbote» W. in. b. H. in Berlin SW 11, Deiwuer Strafe W/S7.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Walther Rathenaus gesammelt« Schriften
Konstrukteur. — Wer sich beklagt, daß er zuviel zu tun hat, beweist, daß er nicht
organisieren kann; wer dagegen zuwenig menn hat, beweist, daß er überflüssig ist.
Am echtesten ist Rathenau da, wo er sich eine Larve vorbindet, in dem
Aufsatz „Zur Physiologie der Geschäfte"., Wie Goethe als Tasso und Antonio,
als Clavigo und Carlos sich selbst manifestierte, so erscheint Rathenau als> Neffe
und Onkel. Der Negierungsassessor Dr. F. W. Schulze von der Müh! gibt Auf¬
zeichnungen seines verstorbenen Oheims, des russischen Etatsrates Nikolaus von
der Mühe heraus, nicht ohne zum Ausdruck zu bringen, daß er, aus den Vor¬
aussetzungen seines Berufes, sich mit einer Anzahl der Theoreme nicht zu identi¬
fizieren vermöge. Im Jahre 1901, als die kleine Schrift zum erstenmale ver¬
öffentlicht wurde, hat Rathenau die Zeit noch nicht für gekommen erachtet, seine
Gedanken mit dem eigenen Namen zu decken. Und um sich doppelt zu salvieren,
wandte er den in der Literatur nicht selten geübten Trick des doppelten Pseudonyms
an. Sicherlich mit erhöhender Wirkung auf den Leser. Noch eine andere Beziehung
kommt zum Vorschein: der Etatsrat ist nicht nur Walther, er ist auch der auf
den Sohn überstrahlende Emil Rathenau. Die Kralle des alten und die des
jungen Löwen: Die Tüchtigen, Fähigsten und Gewissenhaftesten sollen auch die
Begüterten sein. — Es gibt nichts Betrübenderes als die Erkenntnis, daß wir
der Plutokratie rettungslos verfallen sind. — Große Vermögen entstehen weder
durch Spiel uoch durch Arbeit, soudern durch tausend und tausend unfreiwillige
Hände, ti dem Fronherrn Goldhaufen türmen. — Bedürfnisse erkennen und,
Bedürfnisse schaffen, ist das Geheimnis alles wirtschaftlichen Handelns. — Alles,
was wir can dem Blick auf ein bestimmtes Ziel beginnen, Roman, Bild, Arie
Diner, ist ein Geschäft.
Diese kleine Blütenlese der Prägnanz des Geschäftsmannes und Ingenieurs
im Gegensatze zu dem Wortgetöse, das der Rhetor und Philosoph glaubt erheben
zu müssen. Mit den Schriften Rathenaus im ganzen, namentlich mit seinen Wirt-
schaftslchren sich auseinanderzusetzen, die durch ihre erquickende Einseitigkeit den
Autor uns menschlich näher bringen, das überlasse ich anderen. Es ist hierin
schon genug geschehen. Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt--
Mit kostbaren Gütern und Mittelwaren, sperrenden und dichten durchein¬
ander, von hohen und geringen spezifischen Gewichten,' ist Rathenaus Schiff be¬
frachtet und schwimmt auf der mangelhaft verstanden Ladung. Zum Unsegen
wird Universalität, die in die Arena hinabsteigt, Ewigkeits-, Menschheits- und
Tagesfragen zu lösen, zu allem ihren Senf zu geben. Wie sagt doch von der
Musk-Rathenau? „Gefährlich ist allgemeine Bildung; ich kenne nur wenige, die
über den Schatz ihrer Kenntnisse nicht gestrauchelt sind."
Nichts ist Rathenaus ringenden, zum Lichte empordrängenden Geiste ver¬
sagt geblieben. Blut, Erziehung, Vorbild, Verkehr, Macht, Reichtum, Weltbürger¬
tum, jüdische und germanische Kultur wirken in diesem weisen Zweckmenschen
zusammen und formten aus dem Manne der exakten Wissenschaften einen Romantiker
und Eklektiker, aus dem wir nicht klug werden können, weil wir, ebensowenig wie
er selber, Gefäße genug haben, die Fülle seines Reichtums an Gedanken Wahr¬
,
Znnius. heiten und Irrtümern sortierend zu bergen.
Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze «ur mit «Sdrücklia« «rlaukmi» »»» Verlags ««stattet.
Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterjelde West. — Manuslrtptsendmigen und
Brieie werden erbeten unter der Adresse:
An de- Echriftleititn« her Gran,d>>ten w Berlin SW 11. Tempelst-fer Ufer SS».
Fernfpzecher des Herausgeber«: Amt Lichterfelde 4W, des Verlags »ud der SchrilUeitung: Amt Lichi»» (SU),
Verlag: Verlag der Wrenzboten G. in. b. H. in Berlin SW 11, Tempelhofer Ufer Wo.
Druck: .Der ReichLbote» W. in. b. H. in Berlin SW 11, Deiwuer Strafe W/S7.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |