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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Pressestimmen

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uns dieses für uns unschätzbare Stückchen
Erde nicht abgeben, welches doch seit 10V0
Jahren uns gehört, welches der Preußische
Bandit uns gestohlen und dessen einheimische
Bevölkerung er ausgerottet und national
vergewaltigt oder nach seinen rheinischen
Bergwerken und Fabriken Hinansgetrieben
halt Um eine Handvoll Deutscher, von
denen die Hälfte slavische Namen trägt, --
die sichtbaren Spuren polnischer Herkunft --
nicht der Polnischen Macht zu übergebe", hat
in?.n das Interesse eines 25 Millionen zäh¬
lenden Volkes geopfert . . .

Warum hat man also das Interesse deS
Feindes höher gestellt als das unsrige? Wo
ist die Freundschaft sür Polen? Was könnte
die Entente, indem sie den Preußischen Im¬
perialismus liquidiert,', im Beihüllnis zu
uns noch weniger tun, ohne die Schlagworte
dem Spotte auszuliefern, welche vier Jahre
lang von den großen Männern der Entente
ausgesprochen wurden? Wir können doch
uicht darum beerdigt werden wie zuzeiten
Katharinas in diesem Europa, welches von
Wilson verwaltet wird. Wir beginnen ein
neues Stnatsleben unter folgenden Bedin¬
gungen: Die Weichsel wird im wichtigsten
Teil ihres Laufes nicht über Polnisches
Territorium fließen, denn auf ihr rechtes
Ufer wird sich Preußen stützen und ihre
Mündung wird überhaupt außerhalb des
Umfanges unserer Staatsgrenzen liegen. DaS
Recht des freien Gebrauches der Weichsel
seitens der Deutschen aus Ostpreußen bildet
auf dieser polnischen Arterie ein Konduminium
mit dem Feind. An der Mündung in die
Ostsee Pflanzt sich an der wichtigsten oder
besser einzig und allein für uns wichtigen
Stelle der Danziger Staat auf, der faktisch
sür Polen unabhängig ist und von den
Deutschen regiert wird. Durch einen schmalen
polnischen Korridor, welcher nach Putzig führt,
haben die Preußen linker- und die Preußen
rechterseits internationales freies "Transitum"
wie im eigenen Hause. Das genügt, um
sich als -- Bundesgenosse der siegreichen
Entente zu fühlen.

Wir erwarten, daß der Kongreß Polen
einen Nahmen für die Arbeit geben wird.
Wir haben eine Plattform zum kämpfen
erobert. Denn wir werden kämpfen um

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den tatsächlichen Austritt ins Meer, wie zu-
zeiteu der polnischen Könige, bis wir siegen.

"Gazeta Torunskn" (Thorn) Ur. 103 vom
15. Mai.

In Sachen der Fußwanderungen. Seine
Exzellenz der Erzbischof und Metropolit hat
aus dem Ministerium für öffentliche Gesund¬
heitspflege folgenden Aufruf erhalten: ,

"Seit dem Zurücktreten der Olkupations-
behörden im Süden und Osten unseres
Landes verbreiten sich die Epidemien in
diesen Gegenden infolge furchtbarer Lebens¬
mittel- und sanitären Verhältnisse in schreck¬
lichster Weise. Die Ländereien am Bug sind
vom Flecktyphus heimgesucht. In manchen
Orten verfallen bis 60 Prozent der Be¬
völkerung dieser Krankheit, eS sind auch schon
bereits die Pocken erschienen, im Sommer
ist die Ruhr, vielleicht auch die Cholera zu
erwarten.

Das Ministerium für öffentlsche Gesund¬
heitspflege, in Sorge für das Wohlergehen
des ganzen Landes, macht alle möglichen
Anstrengungen, um die Epidemie zu lokali¬
sieren und sie durch Reisende nicht über¬
tragen zu lassen uach Bezirken, welche noch
nicht so stark ergriffen worden sind.

Angesichts des bevorstehenden Frühlings,
wenn ein allgemeiner Verkehr der Fu߬
wanderer nach der Jasna Gora beginnt, der
seitens der Okkupanten 4 Jahre lang unter¬
drückt wurde, droht dem Lande eine furcht¬
bare Gefahr der Verbreitung dieser er¬
schreckenden Krankheit bis zum Umfange der
mittelalterlichen Epidemien.

Um möglichst gute sanitäre Zustände für
die Fußwnndsrer zu schaffen, wird in Czen-
stochau auf Veranlassung des Ministeriunis
für öffentliche Gesundheitspflege und unier
Mitwirkung des Priors von Jnsna Gora ein
Komitee zum Schutze der Wanderer errichtet.
Das Ministerium hofft, daß im nächsten Jahre
die Fußwanderungen ohne Befürchtung
mnssenweiser Übertragung der Epidemie
werden stattfinden können. '

Es wäre erwünscht, daß auch die Feier
des Jubiläumsjahres ans der Jasna Gora
bis zu diesem Zeitpunkte verlegt werde.

Am 21. März d. I. fand in Czenstochau
eine Sitzung der Vertreter der Geistlichkeit

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uns dieses für uns unschätzbare Stückchen
Erde nicht abgeben, welches doch seit 10V0
Jahren uns gehört, welches der Preußische
Bandit uns gestohlen und dessen einheimische
Bevölkerung er ausgerottet und national
vergewaltigt oder nach seinen rheinischen
Bergwerken und Fabriken Hinansgetrieben
halt Um eine Handvoll Deutscher, von
denen die Hälfte slavische Namen trägt, —
die sichtbaren Spuren polnischer Herkunft —
nicht der Polnischen Macht zu übergebe», hat
in?.n das Interesse eines 25 Millionen zäh¬
lenden Volkes geopfert . . .

Warum hat man also das Interesse deS
Feindes höher gestellt als das unsrige? Wo
ist die Freundschaft sür Polen? Was könnte
die Entente, indem sie den Preußischen Im¬
perialismus liquidiert,', im Beihüllnis zu
uns noch weniger tun, ohne die Schlagworte
dem Spotte auszuliefern, welche vier Jahre
lang von den großen Männern der Entente
ausgesprochen wurden? Wir können doch
uicht darum beerdigt werden wie zuzeiten
Katharinas in diesem Europa, welches von
Wilson verwaltet wird. Wir beginnen ein
neues Stnatsleben unter folgenden Bedin¬
gungen: Die Weichsel wird im wichtigsten
Teil ihres Laufes nicht über Polnisches
Territorium fließen, denn auf ihr rechtes
Ufer wird sich Preußen stützen und ihre
Mündung wird überhaupt außerhalb des
Umfanges unserer Staatsgrenzen liegen. DaS
Recht des freien Gebrauches der Weichsel
seitens der Deutschen aus Ostpreußen bildet
auf dieser polnischen Arterie ein Konduminium
mit dem Feind. An der Mündung in die
Ostsee Pflanzt sich an der wichtigsten oder
besser einzig und allein für uns wichtigen
Stelle der Danziger Staat auf, der faktisch
sür Polen unabhängig ist und von den
Deutschen regiert wird. Durch einen schmalen
polnischen Korridor, welcher nach Putzig führt,
haben die Preußen linker- und die Preußen
rechterseits internationales freies „Transitum"
wie im eigenen Hause. Das genügt, um
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Entente zu fühlen.

Wir erwarten, daß der Kongreß Polen
einen Nahmen für die Arbeit geben wird.
Wir haben eine Plattform zum kämpfen
erobert. Denn wir werden kämpfen um

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den tatsächlichen Austritt ins Meer, wie zu-
zeiteu der polnischen Könige, bis wir siegen.

„Gazeta Torunskn" (Thorn) Ur. 103 vom
15. Mai.

In Sachen der Fußwanderungen. Seine
Exzellenz der Erzbischof und Metropolit hat
aus dem Ministerium für öffentliche Gesund¬
heitspflege folgenden Aufruf erhalten: ,

„Seit dem Zurücktreten der Olkupations-
behörden im Süden und Osten unseres
Landes verbreiten sich die Epidemien in
diesen Gegenden infolge furchtbarer Lebens¬
mittel- und sanitären Verhältnisse in schreck¬
lichster Weise. Die Ländereien am Bug sind
vom Flecktyphus heimgesucht. In manchen
Orten verfallen bis 60 Prozent der Be¬
völkerung dieser Krankheit, eS sind auch schon
bereits die Pocken erschienen, im Sommer
ist die Ruhr, vielleicht auch die Cholera zu
erwarten.

Das Ministerium für öffentlsche Gesund¬
heitspflege, in Sorge für das Wohlergehen
des ganzen Landes, macht alle möglichen
Anstrengungen, um die Epidemie zu lokali¬
sieren und sie durch Reisende nicht über¬
tragen zu lassen uach Bezirken, welche noch
nicht so stark ergriffen worden sind.

Angesichts des bevorstehenden Frühlings,
wenn ein allgemeiner Verkehr der Fu߬
wanderer nach der Jasna Gora beginnt, der
seitens der Okkupanten 4 Jahre lang unter¬
drückt wurde, droht dem Lande eine furcht¬
bare Gefahr der Verbreitung dieser er¬
schreckenden Krankheit bis zum Umfange der
mittelalterlichen Epidemien.

Um möglichst gute sanitäre Zustände für
die Fußwnndsrer zu schaffen, wird in Czen-
stochau auf Veranlassung des Ministeriunis
für öffentliche Gesundheitspflege und unier
Mitwirkung des Priors von Jnsna Gora ein
Komitee zum Schutze der Wanderer errichtet.
Das Ministerium hofft, daß im nächsten Jahre
die Fußwanderungen ohne Befürchtung
mnssenweiser Übertragung der Epidemie
werden stattfinden können. '

Es wäre erwünscht, daß auch die Feier
des Jubiläumsjahres ans der Jasna Gora
bis zu diesem Zeitpunkte verlegt werde.

Am 21. März d. I. fand in Czenstochau
eine Sitzung der Vertreter der Geistlichkeit

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[0527] Pressestimmen uns dieses für uns unschätzbare Stückchen Erde nicht abgeben, welches doch seit 10V0 Jahren uns gehört, welches der Preußische Bandit uns gestohlen und dessen einheimische Bevölkerung er ausgerottet und national vergewaltigt oder nach seinen rheinischen Bergwerken und Fabriken Hinansgetrieben halt Um eine Handvoll Deutscher, von denen die Hälfte slavische Namen trägt, — die sichtbaren Spuren polnischer Herkunft — nicht der Polnischen Macht zu übergebe», hat in?.n das Interesse eines 25 Millionen zäh¬ lenden Volkes geopfert . . . Warum hat man also das Interesse deS Feindes höher gestellt als das unsrige? Wo ist die Freundschaft sür Polen? Was könnte die Entente, indem sie den Preußischen Im¬ perialismus liquidiert,', im Beihüllnis zu uns noch weniger tun, ohne die Schlagworte dem Spotte auszuliefern, welche vier Jahre lang von den großen Männern der Entente ausgesprochen wurden? Wir können doch uicht darum beerdigt werden wie zuzeiten Katharinas in diesem Europa, welches von Wilson verwaltet wird. Wir beginnen ein neues Stnatsleben unter folgenden Bedin¬ gungen: Die Weichsel wird im wichtigsten Teil ihres Laufes nicht über Polnisches Territorium fließen, denn auf ihr rechtes Ufer wird sich Preußen stützen und ihre Mündung wird überhaupt außerhalb des Umfanges unserer Staatsgrenzen liegen. DaS Recht des freien Gebrauches der Weichsel seitens der Deutschen aus Ostpreußen bildet auf dieser polnischen Arterie ein Konduminium mit dem Feind. An der Mündung in die Ostsee Pflanzt sich an der wichtigsten oder besser einzig und allein für uns wichtigen Stelle der Danziger Staat auf, der faktisch sür Polen unabhängig ist und von den Deutschen regiert wird. Durch einen schmalen polnischen Korridor, welcher nach Putzig führt, haben die Preußen linker- und die Preußen rechterseits internationales freies „Transitum" wie im eigenen Hause. Das genügt, um sich als — Bundesgenosse der siegreichen Entente zu fühlen. Wir erwarten, daß der Kongreß Polen einen Nahmen für die Arbeit geben wird. Wir haben eine Plattform zum kämpfen erobert. Denn wir werden kämpfen um den tatsächlichen Austritt ins Meer, wie zu- zeiteu der polnischen Könige, bis wir siegen. „Gazeta Torunskn" (Thorn) Ur. 103 vom 15. Mai. In Sachen der Fußwanderungen. Seine Exzellenz der Erzbischof und Metropolit hat aus dem Ministerium für öffentliche Gesund¬ heitspflege folgenden Aufruf erhalten: , „Seit dem Zurücktreten der Olkupations- behörden im Süden und Osten unseres Landes verbreiten sich die Epidemien in diesen Gegenden infolge furchtbarer Lebens¬ mittel- und sanitären Verhältnisse in schreck¬ lichster Weise. Die Ländereien am Bug sind vom Flecktyphus heimgesucht. In manchen Orten verfallen bis 60 Prozent der Be¬ völkerung dieser Krankheit, eS sind auch schon bereits die Pocken erschienen, im Sommer ist die Ruhr, vielleicht auch die Cholera zu erwarten. Das Ministerium für öffentlsche Gesund¬ heitspflege, in Sorge für das Wohlergehen des ganzen Landes, macht alle möglichen Anstrengungen, um die Epidemie zu lokali¬ sieren und sie durch Reisende nicht über¬ tragen zu lassen uach Bezirken, welche noch nicht so stark ergriffen worden sind. Angesichts des bevorstehenden Frühlings, wenn ein allgemeiner Verkehr der Fu߬ wanderer nach der Jasna Gora beginnt, der seitens der Okkupanten 4 Jahre lang unter¬ drückt wurde, droht dem Lande eine furcht¬ bare Gefahr der Verbreitung dieser er¬ schreckenden Krankheit bis zum Umfange der mittelalterlichen Epidemien. Um möglichst gute sanitäre Zustände für die Fußwnndsrer zu schaffen, wird in Czen- stochau auf Veranlassung des Ministeriunis für öffentliche Gesundheitspflege und unier Mitwirkung des Priors von Jnsna Gora ein Komitee zum Schutze der Wanderer errichtet. Das Ministerium hofft, daß im nächsten Jahre die Fußwanderungen ohne Befürchtung mnssenweiser Übertragung der Epidemie werden stattfinden können. ' Es wäre erwünscht, daß auch die Feier des Jubiläumsjahres ans der Jasna Gora bis zu diesem Zeitpunkte verlegt werde. Am 21. März d. I. fand in Czenstochau eine Sitzung der Vertreter der Geistlichkeit

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/527>, abgerufen am 18.12.2024.