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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen volksrciten

[Beginn Spaltensatz]

Untergehen im polnischen Sumpf, Nur
wenige Beispiele aus diesen Zuschriften. Aus
Erika: "In unserem Bezirk ist alles deutsch,
und alle wollen wir Deutsche bleiben, wir
wissen alle, was es heißt, unter polnische
Herrschaft kommen. Helft uns, daß dies ver¬
hindert wirbt" Aus Klein Wodet: "Einen
Gewaltfrieden, wie die Entente uns ihn geben
will, dürfen wir nicht unterschreiben. Geht
es nicht anders, so greifen auch wir zur
Waffe, um unser teures Heimatland zu ver¬
teidigen." Aus Sectors: ,>Nur zwei kleine
Polnische Büdner und eine Polnische Arbeiter¬
familie wohnen hier. Wir alle sind fest ent¬
schlossen, unser Leben für das Deutschtum zu
opfern. Lieber tot, als polnisch I Die Stim¬
mung ist wieder hoffnungsvoll."

Einer Reihe von Briefen entnehmen wir
ferner, daß die anfangs verzweifelte Stimmung
der Deutschen nach den Versammlungen der
Deutschen Volksräte und nach ihren auf¬
munternden Kundgebungen wieder hoffnungs-
freudig und zuversichtlich geworden ist.

Aus der großen Zahl der letzten Kund¬
gebungen seien noch folgende herausgegriffen:

Protest der Frauen und Mädchen.

Die deutschen Frauen und Mädchen von
Unkel n"d Umgegend, zusammengeschlossen
im Deutschen Frauenrat, dem Vaterländischen
Frauenverein und der Frauenhilfe, erheben
flammenden Einspruch gegen den Gewalt-
fmden, welcher unserem Volke aufgezwungen
werden soll.

Unsere Ostmark, deren Söhne das Polen¬
reich vom russischen Joch befreit haben, und
die nun zum Dank dafür vom Deutschen
Reich losgerissen und unter Polnische Herr¬
schaft kommen soll, ist von unseren Vor¬
fahren in fast isojähriger Arbeit zu der
hohen Blüte gebracht, in der sie sich jetzt be¬
findet, mit ihrem Schweiß haben sie den
Boden, gedüngt, auf dem wir leben, und der
muß deshalb deutsch bleiben. Wir Mütter,
Frauen und Schwestern der im jährigen
Kampf gefallener Helden wollen nach den
blutenden Herzens gebrachten Opfern keinen
Frieden, der uns außer Hab und Gut noch
die Ehre nimmt und uns zu Sklaven macht.

Nur für einen Wilsonfrieden!

[Spaltenumbruch]

An Ministerpräsidenten Scheidemann ging
folgendes Telegramm:

Der Deutsche Volksrat Falkenburg-Maxtnl
Protestiert energisch dagegen, daß deutsche
Arbeit und Kultur, deutsches Gut und Blut
dem fanatischen Polonismus ausgeliefert
werden soll. Wir waren deutsch und wollen
es immer bleiben.

An den Grafen Brockdorff-Rantzau:

Der Deutsche Aolksrat Falkenburg-Mnx-
tal erhebt scharfen Protest gegen die Annahme
des Gewaltfriedens, der nur aus Nachsucht
und Habgier diktiert uns für ewige Zeit zu
einem heimatlosen Bettelvolk machen will.
Wir wollen nicht zu Hörigen des Slawen¬
tums werden und stellen uns treu hinter die
Regierung. Nur einem Friedensvertrag, auf¬
gebaut auf Wilsons 14 Punkte, werden wir
zustimmen.

Der Volksrat Falkenburg-Maxtal.

Bekenntnis der Treue.

Uuter dem Vorsitz des Lehrers Müller
fand in Erlau (Kreis Wirsitz) eine dichtge¬
füllte Versammlung statt, in der Herr G. Ku߬
mann aus Bromberg gegen den Gewalt¬
frieden sprach. An die zuständigen Stellen
ging nachstehende, einstimmig gefaßte Ent¬
schließung:

Wir Bewohner des deutschen Ortes Erlau
und der Umgegend danken der Reichs- und
Staatsregierung sür ihre Zusicherung, daß
der Schmachfrieden der Entente unannehm¬
bar ist und stehen geschlossen hinter ihr, wenn
die Verhandlungen abgebrochen werden und
die schwersten Entschlüsse zur Erzwingung
eines Rechtsfriedens gefaßt werden müssen.
Die Negierung darf sich auf uns verlassen,
wie wir uns auf ihr Wort verlassen. Jeden-
soll uns nichts und niemand davon abhalten,
praktisch unser Selbstbestimmungsrecht aus¬
zuüben -- auch mit der Waffe in der Hand.
Die Bürgerwehr schließt sich diesem Be¬
kenntnis rückhaltlos an. Wir sind deutsch
und wollen unter allen Umständen als freie
Bürger im deutschen Mutterlande bleiben.
Knechten lassen wir uns nichtI"

Deutscher Bolksrat Erlau (Kreis Wirsitz). [Ende Spaltensatz]
Aus den deutschen volksrciten

[Beginn Spaltensatz]

Untergehen im polnischen Sumpf, Nur
wenige Beispiele aus diesen Zuschriften. Aus
Erika: „In unserem Bezirk ist alles deutsch,
und alle wollen wir Deutsche bleiben, wir
wissen alle, was es heißt, unter polnische
Herrschaft kommen. Helft uns, daß dies ver¬
hindert wirbt" Aus Klein Wodet: „Einen
Gewaltfrieden, wie die Entente uns ihn geben
will, dürfen wir nicht unterschreiben. Geht
es nicht anders, so greifen auch wir zur
Waffe, um unser teures Heimatland zu ver¬
teidigen." Aus Sectors: ,>Nur zwei kleine
Polnische Büdner und eine Polnische Arbeiter¬
familie wohnen hier. Wir alle sind fest ent¬
schlossen, unser Leben für das Deutschtum zu
opfern. Lieber tot, als polnisch I Die Stim¬
mung ist wieder hoffnungsvoll."

Einer Reihe von Briefen entnehmen wir
ferner, daß die anfangs verzweifelte Stimmung
der Deutschen nach den Versammlungen der
Deutschen Volksräte und nach ihren auf¬
munternden Kundgebungen wieder hoffnungs-
freudig und zuversichtlich geworden ist.

Aus der großen Zahl der letzten Kund¬
gebungen seien noch folgende herausgegriffen:

Protest der Frauen und Mädchen.

Die deutschen Frauen und Mädchen von
Unkel n»d Umgegend, zusammengeschlossen
im Deutschen Frauenrat, dem Vaterländischen
Frauenverein und der Frauenhilfe, erheben
flammenden Einspruch gegen den Gewalt-
fmden, welcher unserem Volke aufgezwungen
werden soll.

Unsere Ostmark, deren Söhne das Polen¬
reich vom russischen Joch befreit haben, und
die nun zum Dank dafür vom Deutschen
Reich losgerissen und unter Polnische Herr¬
schaft kommen soll, ist von unseren Vor¬
fahren in fast isojähriger Arbeit zu der
hohen Blüte gebracht, in der sie sich jetzt be¬
findet, mit ihrem Schweiß haben sie den
Boden, gedüngt, auf dem wir leben, und der
muß deshalb deutsch bleiben. Wir Mütter,
Frauen und Schwestern der im jährigen
Kampf gefallener Helden wollen nach den
blutenden Herzens gebrachten Opfern keinen
Frieden, der uns außer Hab und Gut noch
die Ehre nimmt und uns zu Sklaven macht.

Nur für einen Wilsonfrieden!

[Spaltenumbruch]

An Ministerpräsidenten Scheidemann ging
folgendes Telegramm:

Der Deutsche Volksrat Falkenburg-Maxtnl
Protestiert energisch dagegen, daß deutsche
Arbeit und Kultur, deutsches Gut und Blut
dem fanatischen Polonismus ausgeliefert
werden soll. Wir waren deutsch und wollen
es immer bleiben.

An den Grafen Brockdorff-Rantzau:

Der Deutsche Aolksrat Falkenburg-Mnx-
tal erhebt scharfen Protest gegen die Annahme
des Gewaltfriedens, der nur aus Nachsucht
und Habgier diktiert uns für ewige Zeit zu
einem heimatlosen Bettelvolk machen will.
Wir wollen nicht zu Hörigen des Slawen¬
tums werden und stellen uns treu hinter die
Regierung. Nur einem Friedensvertrag, auf¬
gebaut auf Wilsons 14 Punkte, werden wir
zustimmen.

Der Volksrat Falkenburg-Maxtal.

Bekenntnis der Treue.

Uuter dem Vorsitz des Lehrers Müller
fand in Erlau (Kreis Wirsitz) eine dichtge¬
füllte Versammlung statt, in der Herr G. Ku߬
mann aus Bromberg gegen den Gewalt¬
frieden sprach. An die zuständigen Stellen
ging nachstehende, einstimmig gefaßte Ent¬
schließung:

Wir Bewohner des deutschen Ortes Erlau
und der Umgegend danken der Reichs- und
Staatsregierung sür ihre Zusicherung, daß
der Schmachfrieden der Entente unannehm¬
bar ist und stehen geschlossen hinter ihr, wenn
die Verhandlungen abgebrochen werden und
die schwersten Entschlüsse zur Erzwingung
eines Rechtsfriedens gefaßt werden müssen.
Die Negierung darf sich auf uns verlassen,
wie wir uns auf ihr Wort verlassen. Jeden-
soll uns nichts und niemand davon abhalten,
praktisch unser Selbstbestimmungsrecht aus¬
zuüben — auch mit der Waffe in der Hand.
Die Bürgerwehr schließt sich diesem Be¬
kenntnis rückhaltlos an. Wir sind deutsch
und wollen unter allen Umständen als freie
Bürger im deutschen Mutterlande bleiben.
Knechten lassen wir uns nichtI"

Deutscher Bolksrat Erlau (Kreis Wirsitz). [Ende Spaltensatz]
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[0522] Aus den deutschen volksrciten Untergehen im polnischen Sumpf, Nur wenige Beispiele aus diesen Zuschriften. Aus Erika: „In unserem Bezirk ist alles deutsch, und alle wollen wir Deutsche bleiben, wir wissen alle, was es heißt, unter polnische Herrschaft kommen. Helft uns, daß dies ver¬ hindert wirbt" Aus Klein Wodet: „Einen Gewaltfrieden, wie die Entente uns ihn geben will, dürfen wir nicht unterschreiben. Geht es nicht anders, so greifen auch wir zur Waffe, um unser teures Heimatland zu ver¬ teidigen." Aus Sectors: ,>Nur zwei kleine Polnische Büdner und eine Polnische Arbeiter¬ familie wohnen hier. Wir alle sind fest ent¬ schlossen, unser Leben für das Deutschtum zu opfern. Lieber tot, als polnisch I Die Stim¬ mung ist wieder hoffnungsvoll." Einer Reihe von Briefen entnehmen wir ferner, daß die anfangs verzweifelte Stimmung der Deutschen nach den Versammlungen der Deutschen Volksräte und nach ihren auf¬ munternden Kundgebungen wieder hoffnungs- freudig und zuversichtlich geworden ist. Aus der großen Zahl der letzten Kund¬ gebungen seien noch folgende herausgegriffen: Protest der Frauen und Mädchen. Die deutschen Frauen und Mädchen von Unkel n»d Umgegend, zusammengeschlossen im Deutschen Frauenrat, dem Vaterländischen Frauenverein und der Frauenhilfe, erheben flammenden Einspruch gegen den Gewalt- fmden, welcher unserem Volke aufgezwungen werden soll. Unsere Ostmark, deren Söhne das Polen¬ reich vom russischen Joch befreit haben, und die nun zum Dank dafür vom Deutschen Reich losgerissen und unter Polnische Herr¬ schaft kommen soll, ist von unseren Vor¬ fahren in fast isojähriger Arbeit zu der hohen Blüte gebracht, in der sie sich jetzt be¬ findet, mit ihrem Schweiß haben sie den Boden, gedüngt, auf dem wir leben, und der muß deshalb deutsch bleiben. Wir Mütter, Frauen und Schwestern der im jährigen Kampf gefallener Helden wollen nach den blutenden Herzens gebrachten Opfern keinen Frieden, der uns außer Hab und Gut noch die Ehre nimmt und uns zu Sklaven macht. Nur für einen Wilsonfrieden! An Ministerpräsidenten Scheidemann ging folgendes Telegramm: Der Deutsche Volksrat Falkenburg-Maxtnl Protestiert energisch dagegen, daß deutsche Arbeit und Kultur, deutsches Gut und Blut dem fanatischen Polonismus ausgeliefert werden soll. Wir waren deutsch und wollen es immer bleiben. An den Grafen Brockdorff-Rantzau: Der Deutsche Aolksrat Falkenburg-Mnx- tal erhebt scharfen Protest gegen die Annahme des Gewaltfriedens, der nur aus Nachsucht und Habgier diktiert uns für ewige Zeit zu einem heimatlosen Bettelvolk machen will. Wir wollen nicht zu Hörigen des Slawen¬ tums werden und stellen uns treu hinter die Regierung. Nur einem Friedensvertrag, auf¬ gebaut auf Wilsons 14 Punkte, werden wir zustimmen. Der Volksrat Falkenburg-Maxtal. Bekenntnis der Treue. Uuter dem Vorsitz des Lehrers Müller fand in Erlau (Kreis Wirsitz) eine dichtge¬ füllte Versammlung statt, in der Herr G. Ku߬ mann aus Bromberg gegen den Gewalt¬ frieden sprach. An die zuständigen Stellen ging nachstehende, einstimmig gefaßte Ent¬ schließung: Wir Bewohner des deutschen Ortes Erlau und der Umgegend danken der Reichs- und Staatsregierung sür ihre Zusicherung, daß der Schmachfrieden der Entente unannehm¬ bar ist und stehen geschlossen hinter ihr, wenn die Verhandlungen abgebrochen werden und die schwersten Entschlüsse zur Erzwingung eines Rechtsfriedens gefaßt werden müssen. Die Negierung darf sich auf uns verlassen, wie wir uns auf ihr Wort verlassen. Jeden- soll uns nichts und niemand davon abhalten, praktisch unser Selbstbestimmungsrecht aus¬ zuüben — auch mit der Waffe in der Hand. Die Bürgerwehr schließt sich diesem Be¬ kenntnis rückhaltlos an. Wir sind deutsch und wollen unter allen Umständen als freie Bürger im deutschen Mutterlande bleiben. Knechten lassen wir uns nichtI" Deutscher Bolksrat Erlau (Kreis Wirsitz).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/522>, abgerufen am 01.09.2024.