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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Ans den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

Nicht Regierungsvertreter, nicht Parteien,
nicht Arbeiter- und Soldatenräte, auch nicht
Parlamentarier haben bis jetzt die Ostmark
vor dem schlimmsten gerettet, sondern die
deutsche Bevölkerung hat sich davor durch
eigene Kraft bewahrt, durch eigene Führer,
die Volksrüte. In Posen, Westpreußen und
Oberschlesien umfaßt die Vulksratsbewegung
eine jede Provinz einende Organisation.
Ostpreußen, das sich bis jetzt abseits von der
großen Gefahr dünkte, fängt nunmehr an,
sich auf sich selbst zu besinnen.

Nun ist unlängst bei einer Besprechung
von Persönlichkeiten in Danzig der Plan zur
Ausführung gestellt worden, die einzelnen
bisher nur in sich geschlossenen Provinzen
durch Schaffung einer Gesamivertretung zu
einem Zusammenschluß als Ostmark zu einen.
Zunächst also als Borstufe sollte dies durch
einen Zusammenschluß der ostmärkischen Par¬
lamentarier erfolgen. An sich wurde dieser
Beschluß in der Ostmark freudig begrüßt,
jedoch nur als Anfang der Ausführung dessen,
was nottut. Die Konferenz der Parlamen¬
tarier ist nnr als Symptom des vorhandenen
Einigungswillens anzusehen, nicht als seine
endgüliigs Verwirklichung. Was zurzeit bitter
nottut, ist eine tatsächliche "Zusammenfassung
aller Kräfte, die heute in der Ostmark für
die bedrohten Bezirke und für das bedrohte
Deutschtum tätig sind". Eine derartige Zu¬
sammenfassung aller Kräfte bildet eine Kon¬
ferenz allein von Parlamentariern nicht, sie

[Spaltenumbruch]

mußte durch die Führer der Volksrats-
bewegung, durch selbstgewählte Vertreter der
Volksräte ergänzt und damit auf eine Grund¬
lage gestellt werden, die ihr das restlose Ver¬
trauen der gesamten Bevölkerung ohne Unter¬
schied der Parteien sichert. Denn Parteien
und Parteihader gibt eS leider auch hier
genug, und Gegensätze werden sich auch bei
einer Parlamentarischen Zusammenkunft von
Parteiführern bemerkbar machen. Auch die
Volksratsbewegnug hat selbstverständlich ihre
Gegner, namentlich von der ganz linken
Seite, aber sie ist stärker als jede Partei,
denn ihr fehlen in ihren einzelnen Organen
die Gegensätze, die schon heute z. B. die den
sozialoemokralischen Parteien ungehörigen
Arbeiterräte eines Ortes von denen anderer
trennen.

Unser gefährlichster Feind ist nicht der
Pole, das ist vielmehr unsere innere Zer¬
rissenheit. Niemals ist sie in ihren unmittel¬
baren Folgen bedrohlicher als hier in der
Ostmark, wo es handgreiflich um das Ganze,
um unsere Existenz als Volk geht. Diese
Gegensätze zu überbrücken, ist das vornehmste
Ziel der Volksratsbewegung und aus diesen-
Grunde muß ihr unmittelbarer Anteil an
der Leitung gegeben werden.

Der erste Schritt zur Einigung der Ost¬
mark ist durch den Zusammentritt der
Abgeordneten geschehen, hoffen wir, daß
der zweite und entscheidende bald folgen
wird.

[Ende Spaltensatz]
Ans den Deutschen UolKsrüten



[Beginn Spaltensatz]

Eine gewaltige Volkskundgelumg in
Grnndcnz lösten die unerhörten Friedens"
bedingungen aus, die ein haßerfüllter Feind
dem deutschen Volke diktiert. T-otz aller
Ungewißheit über das Schicksal der Provinz
Westpccußen lasten mit ungeheurer Wucht
die Zeitereignisse auf allen Gemütern, und
der Gedanke, daß rei" deutsche Gebiete durch
einen Federstrich zu Polen geschlagen werden
sollen, zeitigt eine Empörung und eine Ent¬
schlossenheit, die dem deutschen Volke immer
zu eigen war, wenn es galt, fremdes Joch
abzuschütteln. Mit Begeisterung war deshalb

[Spaltenumbruch]

die Einwohnerschaft der Stadt Graudenz am
gestrigen Dienstag der Aufforderung des
Deutschen Volksrates gefolgt, um durch eine
Massenkundgebung Protest gegen jede Ver¬
sklavung der Ostmark zu erheben und das
Bekenntnis abzulegen, daß sie treu zum
Deutschtum halten und daß sie fordere, daß
das, was bisher deutsch war, auch deutsch
bleiben muß! Heute freilich ist die bange
Ungewißheit schon zur Tatsache geworden:
die Feinde verlangen, daß die fast rein
deutsche Stadt Graudenz ohne Volksab¬
stimmung ohne weiteres an Polen abgetreten

[Ende Spaltensatz]
Ans den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

Nicht Regierungsvertreter, nicht Parteien,
nicht Arbeiter- und Soldatenräte, auch nicht
Parlamentarier haben bis jetzt die Ostmark
vor dem schlimmsten gerettet, sondern die
deutsche Bevölkerung hat sich davor durch
eigene Kraft bewahrt, durch eigene Führer,
die Volksrüte. In Posen, Westpreußen und
Oberschlesien umfaßt die Vulksratsbewegung
eine jede Provinz einende Organisation.
Ostpreußen, das sich bis jetzt abseits von der
großen Gefahr dünkte, fängt nunmehr an,
sich auf sich selbst zu besinnen.

Nun ist unlängst bei einer Besprechung
von Persönlichkeiten in Danzig der Plan zur
Ausführung gestellt worden, die einzelnen
bisher nur in sich geschlossenen Provinzen
durch Schaffung einer Gesamivertretung zu
einem Zusammenschluß als Ostmark zu einen.
Zunächst also als Borstufe sollte dies durch
einen Zusammenschluß der ostmärkischen Par¬
lamentarier erfolgen. An sich wurde dieser
Beschluß in der Ostmark freudig begrüßt,
jedoch nur als Anfang der Ausführung dessen,
was nottut. Die Konferenz der Parlamen¬
tarier ist nnr als Symptom des vorhandenen
Einigungswillens anzusehen, nicht als seine
endgüliigs Verwirklichung. Was zurzeit bitter
nottut, ist eine tatsächliche „Zusammenfassung
aller Kräfte, die heute in der Ostmark für
die bedrohten Bezirke und für das bedrohte
Deutschtum tätig sind". Eine derartige Zu¬
sammenfassung aller Kräfte bildet eine Kon¬
ferenz allein von Parlamentariern nicht, sie

[Spaltenumbruch]

mußte durch die Führer der Volksrats-
bewegung, durch selbstgewählte Vertreter der
Volksräte ergänzt und damit auf eine Grund¬
lage gestellt werden, die ihr das restlose Ver¬
trauen der gesamten Bevölkerung ohne Unter¬
schied der Parteien sichert. Denn Parteien
und Parteihader gibt eS leider auch hier
genug, und Gegensätze werden sich auch bei
einer Parlamentarischen Zusammenkunft von
Parteiführern bemerkbar machen. Auch die
Volksratsbewegnug hat selbstverständlich ihre
Gegner, namentlich von der ganz linken
Seite, aber sie ist stärker als jede Partei,
denn ihr fehlen in ihren einzelnen Organen
die Gegensätze, die schon heute z. B. die den
sozialoemokralischen Parteien ungehörigen
Arbeiterräte eines Ortes von denen anderer
trennen.

Unser gefährlichster Feind ist nicht der
Pole, das ist vielmehr unsere innere Zer¬
rissenheit. Niemals ist sie in ihren unmittel¬
baren Folgen bedrohlicher als hier in der
Ostmark, wo es handgreiflich um das Ganze,
um unsere Existenz als Volk geht. Diese
Gegensätze zu überbrücken, ist das vornehmste
Ziel der Volksratsbewegung und aus diesen-
Grunde muß ihr unmittelbarer Anteil an
der Leitung gegeben werden.

Der erste Schritt zur Einigung der Ost¬
mark ist durch den Zusammentritt der
Abgeordneten geschehen, hoffen wir, daß
der zweite und entscheidende bald folgen
wird.

[Ende Spaltensatz]
Ans den Deutschen UolKsrüten



[Beginn Spaltensatz]

Eine gewaltige Volkskundgelumg in
Grnndcnz lösten die unerhörten Friedens«
bedingungen aus, die ein haßerfüllter Feind
dem deutschen Volke diktiert. T-otz aller
Ungewißheit über das Schicksal der Provinz
Westpccußen lasten mit ungeheurer Wucht
die Zeitereignisse auf allen Gemütern, und
der Gedanke, daß rei« deutsche Gebiete durch
einen Federstrich zu Polen geschlagen werden
sollen, zeitigt eine Empörung und eine Ent¬
schlossenheit, die dem deutschen Volke immer
zu eigen war, wenn es galt, fremdes Joch
abzuschütteln. Mit Begeisterung war deshalb

[Spaltenumbruch]

die Einwohnerschaft der Stadt Graudenz am
gestrigen Dienstag der Aufforderung des
Deutschen Volksrates gefolgt, um durch eine
Massenkundgebung Protest gegen jede Ver¬
sklavung der Ostmark zu erheben und das
Bekenntnis abzulegen, daß sie treu zum
Deutschtum halten und daß sie fordere, daß
das, was bisher deutsch war, auch deutsch
bleiben muß! Heute freilich ist die bange
Ungewißheit schon zur Tatsache geworden:
die Feinde verlangen, daß die fast rein
deutsche Stadt Graudenz ohne Volksab¬
stimmung ohne weiteres an Polen abgetreten

[Ende Spaltensatz]
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[0519] Ans den deutschen Volksräten Nicht Regierungsvertreter, nicht Parteien, nicht Arbeiter- und Soldatenräte, auch nicht Parlamentarier haben bis jetzt die Ostmark vor dem schlimmsten gerettet, sondern die deutsche Bevölkerung hat sich davor durch eigene Kraft bewahrt, durch eigene Führer, die Volksrüte. In Posen, Westpreußen und Oberschlesien umfaßt die Vulksratsbewegung eine jede Provinz einende Organisation. Ostpreußen, das sich bis jetzt abseits von der großen Gefahr dünkte, fängt nunmehr an, sich auf sich selbst zu besinnen. Nun ist unlängst bei einer Besprechung von Persönlichkeiten in Danzig der Plan zur Ausführung gestellt worden, die einzelnen bisher nur in sich geschlossenen Provinzen durch Schaffung einer Gesamivertretung zu einem Zusammenschluß als Ostmark zu einen. Zunächst also als Borstufe sollte dies durch einen Zusammenschluß der ostmärkischen Par¬ lamentarier erfolgen. An sich wurde dieser Beschluß in der Ostmark freudig begrüßt, jedoch nur als Anfang der Ausführung dessen, was nottut. Die Konferenz der Parlamen¬ tarier ist nnr als Symptom des vorhandenen Einigungswillens anzusehen, nicht als seine endgüliigs Verwirklichung. Was zurzeit bitter nottut, ist eine tatsächliche „Zusammenfassung aller Kräfte, die heute in der Ostmark für die bedrohten Bezirke und für das bedrohte Deutschtum tätig sind". Eine derartige Zu¬ sammenfassung aller Kräfte bildet eine Kon¬ ferenz allein von Parlamentariern nicht, sie mußte durch die Führer der Volksrats- bewegung, durch selbstgewählte Vertreter der Volksräte ergänzt und damit auf eine Grund¬ lage gestellt werden, die ihr das restlose Ver¬ trauen der gesamten Bevölkerung ohne Unter¬ schied der Parteien sichert. Denn Parteien und Parteihader gibt eS leider auch hier genug, und Gegensätze werden sich auch bei einer Parlamentarischen Zusammenkunft von Parteiführern bemerkbar machen. Auch die Volksratsbewegnug hat selbstverständlich ihre Gegner, namentlich von der ganz linken Seite, aber sie ist stärker als jede Partei, denn ihr fehlen in ihren einzelnen Organen die Gegensätze, die schon heute z. B. die den sozialoemokralischen Parteien ungehörigen Arbeiterräte eines Ortes von denen anderer trennen. Unser gefährlichster Feind ist nicht der Pole, das ist vielmehr unsere innere Zer¬ rissenheit. Niemals ist sie in ihren unmittel¬ baren Folgen bedrohlicher als hier in der Ostmark, wo es handgreiflich um das Ganze, um unsere Existenz als Volk geht. Diese Gegensätze zu überbrücken, ist das vornehmste Ziel der Volksratsbewegung und aus diesen- Grunde muß ihr unmittelbarer Anteil an der Leitung gegeben werden. Der erste Schritt zur Einigung der Ost¬ mark ist durch den Zusammentritt der Abgeordneten geschehen, hoffen wir, daß der zweite und entscheidende bald folgen wird. Ans den Deutschen UolKsrüten Eine gewaltige Volkskundgelumg in Grnndcnz lösten die unerhörten Friedens« bedingungen aus, die ein haßerfüllter Feind dem deutschen Volke diktiert. T-otz aller Ungewißheit über das Schicksal der Provinz Westpccußen lasten mit ungeheurer Wucht die Zeitereignisse auf allen Gemütern, und der Gedanke, daß rei« deutsche Gebiete durch einen Federstrich zu Polen geschlagen werden sollen, zeitigt eine Empörung und eine Ent¬ schlossenheit, die dem deutschen Volke immer zu eigen war, wenn es galt, fremdes Joch abzuschütteln. Mit Begeisterung war deshalb die Einwohnerschaft der Stadt Graudenz am gestrigen Dienstag der Aufforderung des Deutschen Volksrates gefolgt, um durch eine Massenkundgebung Protest gegen jede Ver¬ sklavung der Ostmark zu erheben und das Bekenntnis abzulegen, daß sie treu zum Deutschtum halten und daß sie fordere, daß das, was bisher deutsch war, auch deutsch bleiben muß! Heute freilich ist die bange Ungewißheit schon zur Tatsache geworden: die Feinde verlangen, daß die fast rein deutsche Stadt Graudenz ohne Volksab¬ stimmung ohne weiteres an Polen abgetreten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/519>, abgerufen am 18.12.2024.