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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

Ur. 41 vom 6. April: "Unter die
deutsche Zivilbevölkerung Werden Waffen
verteilt, die gegen die Polen, falls sie sich
an diesen Zustimmungen nicht beteiligen
wollen, gebraucht werden sollen."

Ur. 38 vom 29. März: "In Lobau
wewen die Polen auf offenier Straße
belästigt, junge Mädchen wagen nicht
einmal, am hellen lichten Tage auszu¬
gehen."

Den- Polen wird die große Ge¬
fahr vorgespiegelt, daß die Deutschen
das von Wilson proklamierte Selbst¬
bestimmungsrecht der Völker nicht achten
werden. Sie gehen darauf aus, die Po¬
len um ihr Recht zu betrügen, sie wer¬
den bei einer etwa kommenden Volks¬
abstimmung d>le polnische Bevölkerung
so terrorisieren, daß sie von dem Rechte
der freien Stimmabgabe keinen Gebrauch
zu machen wagen würde, oder sie werden
das Wahlergebnis fälschen. Besonders
groß ist diese Gefahr in Westpreußen,
Ermland und Masuren. Daher muß un¬
bedingt gefordert werden, daß diese Ge¬
biete vorher von Ententetruppen besetzt
werden, damit der wahre Wille des
Volkes zum Ausdruck kommen könne. Die
Terrorisierung mancher alten polnischen
Volketeile sei sogar soweit vorgeschritten,
daß eine sofortige Abstimmung nicht
wünschenswert wäre. Erst nach min¬
destens 15jähriger Besetzung würden
z. B. d>le Masuren und Ermlcinder in der
Lage sein, unbeeinflußt von der verha߬
ten preußischen Vergangenheit sich frei
für die Zugehörigkeit zu Polen entschei¬
den zu können.

[Spaltenumbruch]

herrschende Regierung aufzufordern, sie
weist immer wieder darauf hin, daß die
Polen ihr Recht in Paris erhalten! wer¬
den, daß man warten müsse, aber aus
allen Artikeln läßt sie durchblicken, daß
die Polen auf unerwartete Wendungen
durch deutsche Tücke und Hinterlist ge¬
faßt' sein und sich deshalb bereit halten
müssen. Wozu? Die Antwort liegt nahe.
Sie ist aus der ganzen Tendenz der
polnischen Presse unschwer herauszulesen:
Das Beispiel der Posener nachzuahmen
und auf die Hilfe von Großpolen und
der Haller-Armee zu warten, um sich ihr
Recht selbst zu nehmen.

In Anbetracht der überaus kritischen
Zeitspanne, die die deutsche Ostmark jetzt
durchschreitet, fragt es sich, ob diese ge¬
fährliche Redefreiheit der polnischen Presse
noch länger geduldet werden könne. Im
besetzten Posen und in Kongreßpolen be¬
steht eine derartig weite Gegenseitigkeit
für die deutschen Zeitungen nicht. Sus-
pendicrungen und Unterdrückungen werden
>in weitesten Umfange geMh, und ti"
dortige deutsche Presse besitzt nicht einmal
das Recht der freien Kritik .geschweige
denn die Freiheit, etwa aufreizend und
versetzend zu wirken. Man muß sich doch
die Frage vorlegen,,ob wir uns nicht jode
Sicherung des Rückens verscherzen, wenn
wir zwar an der Front mit Gewehr bei
Fuß stehen, im Lande selbst jedoch ein"
zügellose polnische Presse das Deutsch¬
tum in schamloser verlogenster Weise in
den Staub zieht und versteckt und offen
auf den Aufruhr hinarbeitet. Die täg¬
lichen Schmäh- und Schandartikel ver*
giften nicht allein die polnischen Staats¬
bürger; das Gift sickert auch auf di-
deutschen Kreise durch. Durch eine zu¬
nächst unbewußte Massensuggestion wird
auch auf unserer Seite Wankelmut unb
Kleinmut gcoßgczüchtet, während auf der
anderen Seite auch die Gefahr naheliegt,
daß eine derartige Hetzpvesse die Kluft
zwischen Deutschen und Polen für ewige
Zeiten in unüberbrückbarer Weise erwei¬
tert. Das deutsch-polnische Problem,

[Ende Spaltensatz]

Durch diese unermüdliche, immer¬
während gleichmäßige Bearbeitung ; der
polnischen Massen wird der Boden für
Erreichung des Hauptzieles geebnet, näm¬
lich Zusammenschluß aller Polen im noch
nicht besetzten Gebiete .zur bestmöglichsten
Ausnutzung der durch die Entwickelung
der politischen Verhältnisse oder den
Spruch der Friedenskonferenz zu schaffen¬
den Lage. Die polnische Presse vermeidet
es, "u offener Gewalt gegen die noch


Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

Ur. 41 vom 6. April: „Unter die
deutsche Zivilbevölkerung Werden Waffen
verteilt, die gegen die Polen, falls sie sich
an diesen Zustimmungen nicht beteiligen
wollen, gebraucht werden sollen."

Ur. 38 vom 29. März: „In Lobau
wewen die Polen auf offenier Straße
belästigt, junge Mädchen wagen nicht
einmal, am hellen lichten Tage auszu¬
gehen."

Den- Polen wird die große Ge¬
fahr vorgespiegelt, daß die Deutschen
das von Wilson proklamierte Selbst¬
bestimmungsrecht der Völker nicht achten
werden. Sie gehen darauf aus, die Po¬
len um ihr Recht zu betrügen, sie wer¬
den bei einer etwa kommenden Volks¬
abstimmung d>le polnische Bevölkerung
so terrorisieren, daß sie von dem Rechte
der freien Stimmabgabe keinen Gebrauch
zu machen wagen würde, oder sie werden
das Wahlergebnis fälschen. Besonders
groß ist diese Gefahr in Westpreußen,
Ermland und Masuren. Daher muß un¬
bedingt gefordert werden, daß diese Ge¬
biete vorher von Ententetruppen besetzt
werden, damit der wahre Wille des
Volkes zum Ausdruck kommen könne. Die
Terrorisierung mancher alten polnischen
Volketeile sei sogar soweit vorgeschritten,
daß eine sofortige Abstimmung nicht
wünschenswert wäre. Erst nach min¬
destens 15jähriger Besetzung würden
z. B. d>le Masuren und Ermlcinder in der
Lage sein, unbeeinflußt von der verha߬
ten preußischen Vergangenheit sich frei
für die Zugehörigkeit zu Polen entschei¬
den zu können.

[Spaltenumbruch]

herrschende Regierung aufzufordern, sie
weist immer wieder darauf hin, daß die
Polen ihr Recht in Paris erhalten! wer¬
den, daß man warten müsse, aber aus
allen Artikeln läßt sie durchblicken, daß
die Polen auf unerwartete Wendungen
durch deutsche Tücke und Hinterlist ge¬
faßt' sein und sich deshalb bereit halten
müssen. Wozu? Die Antwort liegt nahe.
Sie ist aus der ganzen Tendenz der
polnischen Presse unschwer herauszulesen:
Das Beispiel der Posener nachzuahmen
und auf die Hilfe von Großpolen und
der Haller-Armee zu warten, um sich ihr
Recht selbst zu nehmen.

In Anbetracht der überaus kritischen
Zeitspanne, die die deutsche Ostmark jetzt
durchschreitet, fragt es sich, ob diese ge¬
fährliche Redefreiheit der polnischen Presse
noch länger geduldet werden könne. Im
besetzten Posen und in Kongreßpolen be¬
steht eine derartig weite Gegenseitigkeit
für die deutschen Zeitungen nicht. Sus-
pendicrungen und Unterdrückungen werden
>in weitesten Umfange geMh, und ti«
dortige deutsche Presse besitzt nicht einmal
das Recht der freien Kritik .geschweige
denn die Freiheit, etwa aufreizend und
versetzend zu wirken. Man muß sich doch
die Frage vorlegen,,ob wir uns nicht jode
Sicherung des Rückens verscherzen, wenn
wir zwar an der Front mit Gewehr bei
Fuß stehen, im Lande selbst jedoch ein«
zügellose polnische Presse das Deutsch¬
tum in schamloser verlogenster Weise in
den Staub zieht und versteckt und offen
auf den Aufruhr hinarbeitet. Die täg¬
lichen Schmäh- und Schandartikel ver*
giften nicht allein die polnischen Staats¬
bürger; das Gift sickert auch auf di-
deutschen Kreise durch. Durch eine zu¬
nächst unbewußte Massensuggestion wird
auch auf unserer Seite Wankelmut unb
Kleinmut gcoßgczüchtet, während auf der
anderen Seite auch die Gefahr naheliegt,
daß eine derartige Hetzpvesse die Kluft
zwischen Deutschen und Polen für ewige
Zeiten in unüberbrückbarer Weise erwei¬
tert. Das deutsch-polnische Problem,

[Ende Spaltensatz]

Durch diese unermüdliche, immer¬
während gleichmäßige Bearbeitung ; der
polnischen Massen wird der Boden für
Erreichung des Hauptzieles geebnet, näm¬
lich Zusammenschluß aller Polen im noch
nicht besetzten Gebiete .zur bestmöglichsten
Ausnutzung der durch die Entwickelung
der politischen Verhältnisse oder den
Spruch der Friedenskonferenz zu schaffen¬
den Lage. Die polnische Presse vermeidet
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[0472] Materialien zur ostdeutschen Frage Ur. 41 vom 6. April: „Unter die deutsche Zivilbevölkerung Werden Waffen verteilt, die gegen die Polen, falls sie sich an diesen Zustimmungen nicht beteiligen wollen, gebraucht werden sollen." Ur. 38 vom 29. März: „In Lobau wewen die Polen auf offenier Straße belästigt, junge Mädchen wagen nicht einmal, am hellen lichten Tage auszu¬ gehen." Den- Polen wird die große Ge¬ fahr vorgespiegelt, daß die Deutschen das von Wilson proklamierte Selbst¬ bestimmungsrecht der Völker nicht achten werden. Sie gehen darauf aus, die Po¬ len um ihr Recht zu betrügen, sie wer¬ den bei einer etwa kommenden Volks¬ abstimmung d>le polnische Bevölkerung so terrorisieren, daß sie von dem Rechte der freien Stimmabgabe keinen Gebrauch zu machen wagen würde, oder sie werden das Wahlergebnis fälschen. Besonders groß ist diese Gefahr in Westpreußen, Ermland und Masuren. Daher muß un¬ bedingt gefordert werden, daß diese Ge¬ biete vorher von Ententetruppen besetzt werden, damit der wahre Wille des Volkes zum Ausdruck kommen könne. Die Terrorisierung mancher alten polnischen Volketeile sei sogar soweit vorgeschritten, daß eine sofortige Abstimmung nicht wünschenswert wäre. Erst nach min¬ destens 15jähriger Besetzung würden z. B. d>le Masuren und Ermlcinder in der Lage sein, unbeeinflußt von der verha߬ ten preußischen Vergangenheit sich frei für die Zugehörigkeit zu Polen entschei¬ den zu können. herrschende Regierung aufzufordern, sie weist immer wieder darauf hin, daß die Polen ihr Recht in Paris erhalten! wer¬ den, daß man warten müsse, aber aus allen Artikeln läßt sie durchblicken, daß die Polen auf unerwartete Wendungen durch deutsche Tücke und Hinterlist ge¬ faßt' sein und sich deshalb bereit halten müssen. Wozu? Die Antwort liegt nahe. Sie ist aus der ganzen Tendenz der polnischen Presse unschwer herauszulesen: Das Beispiel der Posener nachzuahmen und auf die Hilfe von Großpolen und der Haller-Armee zu warten, um sich ihr Recht selbst zu nehmen. In Anbetracht der überaus kritischen Zeitspanne, die die deutsche Ostmark jetzt durchschreitet, fragt es sich, ob diese ge¬ fährliche Redefreiheit der polnischen Presse noch länger geduldet werden könne. Im besetzten Posen und in Kongreßpolen be¬ steht eine derartig weite Gegenseitigkeit für die deutschen Zeitungen nicht. Sus- pendicrungen und Unterdrückungen werden >in weitesten Umfange geMh, und ti« dortige deutsche Presse besitzt nicht einmal das Recht der freien Kritik .geschweige denn die Freiheit, etwa aufreizend und versetzend zu wirken. Man muß sich doch die Frage vorlegen,,ob wir uns nicht jode Sicherung des Rückens verscherzen, wenn wir zwar an der Front mit Gewehr bei Fuß stehen, im Lande selbst jedoch ein« zügellose polnische Presse das Deutsch¬ tum in schamloser verlogenster Weise in den Staub zieht und versteckt und offen auf den Aufruhr hinarbeitet. Die täg¬ lichen Schmäh- und Schandartikel ver* giften nicht allein die polnischen Staats¬ bürger; das Gift sickert auch auf di- deutschen Kreise durch. Durch eine zu¬ nächst unbewußte Massensuggestion wird auch auf unserer Seite Wankelmut unb Kleinmut gcoßgczüchtet, während auf der anderen Seite auch die Gefahr naheliegt, daß eine derartige Hetzpvesse die Kluft zwischen Deutschen und Polen für ewige Zeiten in unüberbrückbarer Weise erwei¬ tert. Das deutsch-polnische Problem, Durch diese unermüdliche, immer¬ während gleichmäßige Bearbeitung ; der polnischen Massen wird der Boden für Erreichung des Hauptzieles geebnet, näm¬ lich Zusammenschluß aller Polen im noch nicht besetzten Gebiete .zur bestmöglichsten Ausnutzung der durch die Entwickelung der politischen Verhältnisse oder den Spruch der Friedenskonferenz zu schaffen¬ den Lage. Die polnische Presse vermeidet es, »u offener Gewalt gegen die noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/472>, abgerufen am 27.07.2024.