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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

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Darauf ging folgende Antwort ein:

Dem deutschen Volksrate Fordons und
der Umgegend spreche ich für die dem Aus¬
wärtigen Amt unter dem 23. März tele¬
graphisch übersandte Protestkundgebung gegen
die Gewaltpolitik unserer Feinde den ver¬
bindlichsten Dank aus. Ich bitte versichert
zu sein, daß die Rsichsregierung nach wie
vor ausschließlich die von ihr angenommenen
14 Punkte Wilsons als Grundlage für die
Friedensverhandlungen anerkannt und jeden
Versuch einer Vergewaltigung deutscher Inter¬
essen und deutscher Rechte mit aller Bestimmt¬
heit zurückweisen wird. Das Auswärtige Amt
begrüßt deshalb die in überwältigender Fülle
eingehenden Kundgebungen der Bevölkerung
mit besonderer Genugtuung, da unsere Unter¬
händler auf der Friedenskonferenz nur dann
Aussicht haben, ihrer schweren Aufgabe ge¬
recht zu werden, wenn sie den Nachweis zu
erbringen vermögen, daß die berechtigten
Ansprüche der Neichsregierung von dem un¬
erschütterlichen Willen des gesamten deutschen
Balles getragen werden.

Nach diesen Grundsätzen kann für den
von einer vorwiegend deutschen Bevölkerung
bewohnten Netzedistrikt keine Gefahr bestehen,
wofern im Falle der Anwendung des Selbst-
bestimmungsrechtes auf die Regelung der
territorialen Zugehörigkeitsfrage des Netze¬
distrikts jeder wahlberechtigte Deutsche, ob
Mann oder Frau, sich seiner Verantwortung
voll bewußt ist und sich durch keine Gründe
abhalten läßt, am Wahltage seiner Wahl-
Pflicht zu genügen. Es ist mit in erster
Linie Aufgabe der Behörden und Verbände
der lokalen Näteorganisationen und Berufs¬
vertretungen usw., die breiten Massen recht¬
zeitig darüber zu belehren, daß nicht weniger
als die Erhaltung ihrer völkischen, wirtschaft¬
lichen und kulturellen Existenz auf dem Spiele
steht. Auch muß der vielverbreiteten, durch¬
aus irrigen Auffassung entgegengetreten
werden, daß die Loslösung,vom Deutschen
Reiche für den betroffenen Bevölkerungsteil
eine Besserstellung im Bezug von Lebens¬
mitteln und Rohstoffen, sowie eine Befreiung
von den Kriegsschulden und Entschädigungs¬
verpflichtungen des alten Vaterlandes mit
Bernstorff. sich bringen würden.

[Spaltenumbruch]

Lobscns, den 28. März 1919. In einer
von etwa 300 Deutschen aus Lobsens und
Umgegend besuchten Versammlung wurde
folgende Kundgebung beschlossen und an das
Auswärtige Amt und Ministerium des Innern
gedrahtet:

ErzbergerS Haltung begründet ernste Be¬
fürchtung, daß Posener Land von Reichs-
regiermig Preisgegeben werden wird. Der
Netzedistrikt ist deutsch und muß deutsch
bleiben. Deutschland kann einen Frieden,
der uns zur Abtretung zwingt, nicht an¬
nehmen, denn Auslieferung der Ostmark an
Polen bedeutet Niederreißung des letzten
Dammes gegen den Bolschewismus. Wir
Deutschen von Lobsens und Umgegend wollen
uns nicht vergewaltigen lassen, sondern
fordern das Selbstbestimmungsrecht für uns.
Wir sind bereit, mit Gut und Blut für die
Erhaltung unserer Heimat einzutreten.

Deutscher Volksrat des Bezirks Lobsens.

An das Ministerium des Innern und an
die Oberste Heeresleitung:

"Erzberger will uns an Polen ver¬
schachern. Das lassen wir uns nicht gefallen.
Wir bleiben deutsch I Und wenn man unsere
Liebe zum deutschen Vaterlande nicht achtet,
werden wir aus eigener Kraft für Ehre und
Bestand unserer Heimat einzutreten wissen.

Deutscher Volksrat von Gr. Ncudovf
und Abt. Brühlsdorf."

Auswärtiges Amt, Berlin.

Der Deutsche Bauernrnt des Kreises
Hohcnsalza Nord ist empört über ErzbergerS
Preisgabe der Provinz Posen. Wir erwarten,
daß die Regierung das von unseren Vor¬
fahren aus polnischer Unkultur zu deutscher
Kultur gebrachte und seit Jahrhunderten
gegen das Polentum zäh verteidigte Land
dem Deutschtum unbedingt erhält. Wir
sind entschlossen, in aller Zukunft unsere
Heimat mit Waffengewalt zu schützen.

Deutscher Bauernrat. Riemer. Gutknecht.

Reichspräsident Ebert, Berlin.

Der schmähliche Verrat eines Neichs-
ministers am ostmärkischen Deutschtum hat
hier äußerste Erbitterung hervorgerufen.

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Aus den deutschen Volksräten

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Darauf ging folgende Antwort ein:

Dem deutschen Volksrate Fordons und
der Umgegend spreche ich für die dem Aus¬
wärtigen Amt unter dem 23. März tele¬
graphisch übersandte Protestkundgebung gegen
die Gewaltpolitik unserer Feinde den ver¬
bindlichsten Dank aus. Ich bitte versichert
zu sein, daß die Rsichsregierung nach wie
vor ausschließlich die von ihr angenommenen
14 Punkte Wilsons als Grundlage für die
Friedensverhandlungen anerkannt und jeden
Versuch einer Vergewaltigung deutscher Inter¬
essen und deutscher Rechte mit aller Bestimmt¬
heit zurückweisen wird. Das Auswärtige Amt
begrüßt deshalb die in überwältigender Fülle
eingehenden Kundgebungen der Bevölkerung
mit besonderer Genugtuung, da unsere Unter¬
händler auf der Friedenskonferenz nur dann
Aussicht haben, ihrer schweren Aufgabe ge¬
recht zu werden, wenn sie den Nachweis zu
erbringen vermögen, daß die berechtigten
Ansprüche der Neichsregierung von dem un¬
erschütterlichen Willen des gesamten deutschen
Balles getragen werden.

Nach diesen Grundsätzen kann für den
von einer vorwiegend deutschen Bevölkerung
bewohnten Netzedistrikt keine Gefahr bestehen,
wofern im Falle der Anwendung des Selbst-
bestimmungsrechtes auf die Regelung der
territorialen Zugehörigkeitsfrage des Netze¬
distrikts jeder wahlberechtigte Deutsche, ob
Mann oder Frau, sich seiner Verantwortung
voll bewußt ist und sich durch keine Gründe
abhalten läßt, am Wahltage seiner Wahl-
Pflicht zu genügen. Es ist mit in erster
Linie Aufgabe der Behörden und Verbände
der lokalen Näteorganisationen und Berufs¬
vertretungen usw., die breiten Massen recht¬
zeitig darüber zu belehren, daß nicht weniger
als die Erhaltung ihrer völkischen, wirtschaft¬
lichen und kulturellen Existenz auf dem Spiele
steht. Auch muß der vielverbreiteten, durch¬
aus irrigen Auffassung entgegengetreten
werden, daß die Loslösung,vom Deutschen
Reiche für den betroffenen Bevölkerungsteil
eine Besserstellung im Bezug von Lebens¬
mitteln und Rohstoffen, sowie eine Befreiung
von den Kriegsschulden und Entschädigungs¬
verpflichtungen des alten Vaterlandes mit
Bernstorff. sich bringen würden.

[Spaltenumbruch]

Lobscns, den 28. März 1919. In einer
von etwa 300 Deutschen aus Lobsens und
Umgegend besuchten Versammlung wurde
folgende Kundgebung beschlossen und an das
Auswärtige Amt und Ministerium des Innern
gedrahtet:

ErzbergerS Haltung begründet ernste Be¬
fürchtung, daß Posener Land von Reichs-
regiermig Preisgegeben werden wird. Der
Netzedistrikt ist deutsch und muß deutsch
bleiben. Deutschland kann einen Frieden,
der uns zur Abtretung zwingt, nicht an¬
nehmen, denn Auslieferung der Ostmark an
Polen bedeutet Niederreißung des letzten
Dammes gegen den Bolschewismus. Wir
Deutschen von Lobsens und Umgegend wollen
uns nicht vergewaltigen lassen, sondern
fordern das Selbstbestimmungsrecht für uns.
Wir sind bereit, mit Gut und Blut für die
Erhaltung unserer Heimat einzutreten.

Deutscher Volksrat des Bezirks Lobsens.

An das Ministerium des Innern und an
die Oberste Heeresleitung:

„Erzberger will uns an Polen ver¬
schachern. Das lassen wir uns nicht gefallen.
Wir bleiben deutsch I Und wenn man unsere
Liebe zum deutschen Vaterlande nicht achtet,
werden wir aus eigener Kraft für Ehre und
Bestand unserer Heimat einzutreten wissen.

Deutscher Volksrat von Gr. Ncudovf
und Abt. Brühlsdorf."

Auswärtiges Amt, Berlin.

Der Deutsche Bauernrnt des Kreises
Hohcnsalza Nord ist empört über ErzbergerS
Preisgabe der Provinz Posen. Wir erwarten,
daß die Regierung das von unseren Vor¬
fahren aus polnischer Unkultur zu deutscher
Kultur gebrachte und seit Jahrhunderten
gegen das Polentum zäh verteidigte Land
dem Deutschtum unbedingt erhält. Wir
sind entschlossen, in aller Zukunft unsere
Heimat mit Waffengewalt zu schützen.

Deutscher Bauernrat. Riemer. Gutknecht.

Reichspräsident Ebert, Berlin.

Der schmähliche Verrat eines Neichs-
ministers am ostmärkischen Deutschtum hat
hier äußerste Erbitterung hervorgerufen.

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[0440] Aus den deutschen Volksräten Darauf ging folgende Antwort ein: Dem deutschen Volksrate Fordons und der Umgegend spreche ich für die dem Aus¬ wärtigen Amt unter dem 23. März tele¬ graphisch übersandte Protestkundgebung gegen die Gewaltpolitik unserer Feinde den ver¬ bindlichsten Dank aus. Ich bitte versichert zu sein, daß die Rsichsregierung nach wie vor ausschließlich die von ihr angenommenen 14 Punkte Wilsons als Grundlage für die Friedensverhandlungen anerkannt und jeden Versuch einer Vergewaltigung deutscher Inter¬ essen und deutscher Rechte mit aller Bestimmt¬ heit zurückweisen wird. Das Auswärtige Amt begrüßt deshalb die in überwältigender Fülle eingehenden Kundgebungen der Bevölkerung mit besonderer Genugtuung, da unsere Unter¬ händler auf der Friedenskonferenz nur dann Aussicht haben, ihrer schweren Aufgabe ge¬ recht zu werden, wenn sie den Nachweis zu erbringen vermögen, daß die berechtigten Ansprüche der Neichsregierung von dem un¬ erschütterlichen Willen des gesamten deutschen Balles getragen werden. Nach diesen Grundsätzen kann für den von einer vorwiegend deutschen Bevölkerung bewohnten Netzedistrikt keine Gefahr bestehen, wofern im Falle der Anwendung des Selbst- bestimmungsrechtes auf die Regelung der territorialen Zugehörigkeitsfrage des Netze¬ distrikts jeder wahlberechtigte Deutsche, ob Mann oder Frau, sich seiner Verantwortung voll bewußt ist und sich durch keine Gründe abhalten läßt, am Wahltage seiner Wahl- Pflicht zu genügen. Es ist mit in erster Linie Aufgabe der Behörden und Verbände der lokalen Näteorganisationen und Berufs¬ vertretungen usw., die breiten Massen recht¬ zeitig darüber zu belehren, daß nicht weniger als die Erhaltung ihrer völkischen, wirtschaft¬ lichen und kulturellen Existenz auf dem Spiele steht. Auch muß der vielverbreiteten, durch¬ aus irrigen Auffassung entgegengetreten werden, daß die Loslösung,vom Deutschen Reiche für den betroffenen Bevölkerungsteil eine Besserstellung im Bezug von Lebens¬ mitteln und Rohstoffen, sowie eine Befreiung von den Kriegsschulden und Entschädigungs¬ verpflichtungen des alten Vaterlandes mit Bernstorff. sich bringen würden. Lobscns, den 28. März 1919. In einer von etwa 300 Deutschen aus Lobsens und Umgegend besuchten Versammlung wurde folgende Kundgebung beschlossen und an das Auswärtige Amt und Ministerium des Innern gedrahtet: ErzbergerS Haltung begründet ernste Be¬ fürchtung, daß Posener Land von Reichs- regiermig Preisgegeben werden wird. Der Netzedistrikt ist deutsch und muß deutsch bleiben. Deutschland kann einen Frieden, der uns zur Abtretung zwingt, nicht an¬ nehmen, denn Auslieferung der Ostmark an Polen bedeutet Niederreißung des letzten Dammes gegen den Bolschewismus. Wir Deutschen von Lobsens und Umgegend wollen uns nicht vergewaltigen lassen, sondern fordern das Selbstbestimmungsrecht für uns. Wir sind bereit, mit Gut und Blut für die Erhaltung unserer Heimat einzutreten. Deutscher Volksrat des Bezirks Lobsens. An das Ministerium des Innern und an die Oberste Heeresleitung: „Erzberger will uns an Polen ver¬ schachern. Das lassen wir uns nicht gefallen. Wir bleiben deutsch I Und wenn man unsere Liebe zum deutschen Vaterlande nicht achtet, werden wir aus eigener Kraft für Ehre und Bestand unserer Heimat einzutreten wissen. Deutscher Volksrat von Gr. Ncudovf und Abt. Brühlsdorf." Auswärtiges Amt, Berlin. Der Deutsche Bauernrnt des Kreises Hohcnsalza Nord ist empört über ErzbergerS Preisgabe der Provinz Posen. Wir erwarten, daß die Regierung das von unseren Vor¬ fahren aus polnischer Unkultur zu deutscher Kultur gebrachte und seit Jahrhunderten gegen das Polentum zäh verteidigte Land dem Deutschtum unbedingt erhält. Wir sind entschlossen, in aller Zukunft unsere Heimat mit Waffengewalt zu schützen. Deutscher Bauernrat. Riemer. Gutknecht. Reichspräsident Ebert, Berlin. Der schmähliche Verrat eines Neichs- ministers am ostmärkischen Deutschtum hat hier äußerste Erbitterung hervorgerufen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/440>, abgerufen am 01.09.2024.