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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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Westpreußen .ausstrecken. Wir können den
Polen nur sagen: Hände weg von Danzig!
Das wollen wir so laut und deutlich
sagen, daß man es auch in Paris hört.
Dies "Hände weg!" rufe ich den Polen
und Polenfreulnden zu, nicht nur als einen
Protest, sondern als eine Warnung. Ich
bin gestern und vorgestern in Danzig ge¬
wesen und bin gewiß -- es herrscht dort
ein Geist, der eine Landung polnischer
Scharen zu einem recht gefährlichen Ex¬
periment machen würde. Und dieser Geist
wird zur Tat werden, wenn man es trotz
aller Warnungen wagen würde.

Seien auch wir in Ostpreußen einig
in diesenr Geiste. Wir wollen keinen Frie¬
den, der deutsches Land polnisch macht.
Die deutsche Hand sollte verdorren, die
einen solchen Frieden unterschreibt. Und
das schöne ostpreußische Land, dieser ur¬
alte, felsenfeste, sturmerprobte und doch
letzte Damm einer Kultur, die nicht nur,
was deutscher Zunge ist, sondern über¬
haupt was Menschenantlitz trägt, zur
Ehre gereichen sollte, dieser stets opfer¬
willige Vorposten der europäischem Zivi¬
lisation soll vom Mutterlande abgeschnürt
werden. Das soll geschehen gerade in dem
Augenblicke, in dem das gemeinsame euro¬
päische Kulturwerk von einer neuen un¬
geheuren Gescchr bedroht wird, von der
Gefahr durch den Drachen des Kooialis-
rrins asiaticnis verschlungen zu werden.

In dieser tragischen Stunde seiner
an Zeiten der Nöte und Opfer, aber auch
an Zeiten des erhebenden Ruhmes über¬
reichen Geschichte blickt das deutsche Volk
geschlossen und entschlossen ins Antlitz
seiner Feinde und in die Zukunft. Das
jetzige Geschlecht wird sich seiner Vor¬
ahnen würdig zeigen, jener Menschen ger¬
manischen Blutes, die die frech geworde¬
nen Römer bezwangen, die den mongo¬
lischen Horden die Stirn boten, die die
Leiden des dreißigjährigen Krieges über¬
wanden, und die noch vor einem Jahr¬
hundert aus dem Nichts der napoleo¬
nischen Herrschaft schon einmal die über¬
menschliche Probe der Selbstbefreiung vor
der Welt und der Geschichte geliefert haben.

[Spaltenumbruch]

Nein, Borposten wollen wir bleiben,,
aber verlorener Posten wollen wir nicht
werden! Und deshalb bitte ich Sie, mir
mir in den Ruf einzustimmen: "Das
einige, freie deutsche Vaterland, es lebe
hoch!"

Hoch! Hoch! Viele tausend Stimmen
gaben begeistert Antwort.

Oberpräsident v. W a t o et i, den eben¬
falls eine mehrtausendköpfige Menge um¬
stand, führte folgendes aus:

In SchicksalstWen, wie solche die
deutsche Ostmark jetzt durchlebt, soll man
immer bestrebt sein, die Gefahren, die uns
'bedrohen, nicht als Einzelerscheinungen,
sondern als Teile des ganzen Wclt-
igesichehens zu !betyachten. Ostpreußen's
deutsches Schicksal ist von jeher von den
Beziehungen zu dem uns an einer langen,
ungeschützten Landgrenze berührenden
Slawentum abhängig gewesen. Das rus¬
sische Riesenreich war nach der Einver¬
leibung des größten Teils von Polen zur
Vormacht des gesamten Slawentums ge¬
worden. Wie jede im Innern unter dein
starken Druck eines absoluten Herrschers
stehende Großmacht wurde Rußland auf
den Weg ständiger Ausdehnung! seine?
Riesengebietes, ständiger Unterwerfung
neuer Stämme gedrängt. Rußland war,
ebenso wie in etwas anderer Art Eng¬
land und Frankreich, ein Staat imperia¬
listischer, auf gewaltsame Eroberung auf¬
gehender Expansionspolitik, also der Po-
litik, die das im Frieden jahrelang vor¬
bereitete, und im Kriege bis zur Voll¬
endung aufgebaute Lügensystem unserer
Feinde dem deutschen Volke wahrheits¬
widrig angedichtet hatte.

Unser deutsches, vor allem unser ost¬
preußisches Schicksal, hing davon ab,
die russische Ausdehnungssucht sich >mel?r
nach Europa gegen uns und unsere öst¬
reichischen Verbündeten oder nach Asien
gegen Indien und Japan richtete. Der
meisterhafte Schachzug Englands, die
russische Eroberungslust nach Nordosten >it
das Interessengebiet Japans abzulenken,
und dort durch Japan Heer und Flotte
gründlich niederschlagen zu lassen, lenkte

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Westpreußen .ausstrecken. Wir können den
Polen nur sagen: Hände weg von Danzig!
Das wollen wir so laut und deutlich
sagen, daß man es auch in Paris hört.
Dies „Hände weg!" rufe ich den Polen
und Polenfreulnden zu, nicht nur als einen
Protest, sondern als eine Warnung. Ich
bin gestern und vorgestern in Danzig ge¬
wesen und bin gewiß — es herrscht dort
ein Geist, der eine Landung polnischer
Scharen zu einem recht gefährlichen Ex¬
periment machen würde. Und dieser Geist
wird zur Tat werden, wenn man es trotz
aller Warnungen wagen würde.

Seien auch wir in Ostpreußen einig
in diesenr Geiste. Wir wollen keinen Frie¬
den, der deutsches Land polnisch macht.
Die deutsche Hand sollte verdorren, die
einen solchen Frieden unterschreibt. Und
das schöne ostpreußische Land, dieser ur¬
alte, felsenfeste, sturmerprobte und doch
letzte Damm einer Kultur, die nicht nur,
was deutscher Zunge ist, sondern über¬
haupt was Menschenantlitz trägt, zur
Ehre gereichen sollte, dieser stets opfer¬
willige Vorposten der europäischem Zivi¬
lisation soll vom Mutterlande abgeschnürt
werden. Das soll geschehen gerade in dem
Augenblicke, in dem das gemeinsame euro¬
päische Kulturwerk von einer neuen un¬
geheuren Gescchr bedroht wird, von der
Gefahr durch den Drachen des Kooialis-
rrins asiaticnis verschlungen zu werden.

In dieser tragischen Stunde seiner
an Zeiten der Nöte und Opfer, aber auch
an Zeiten des erhebenden Ruhmes über¬
reichen Geschichte blickt das deutsche Volk
geschlossen und entschlossen ins Antlitz
seiner Feinde und in die Zukunft. Das
jetzige Geschlecht wird sich seiner Vor¬
ahnen würdig zeigen, jener Menschen ger¬
manischen Blutes, die die frech geworde¬
nen Römer bezwangen, die den mongo¬
lischen Horden die Stirn boten, die die
Leiden des dreißigjährigen Krieges über¬
wanden, und die noch vor einem Jahr¬
hundert aus dem Nichts der napoleo¬
nischen Herrschaft schon einmal die über¬
menschliche Probe der Selbstbefreiung vor
der Welt und der Geschichte geliefert haben.

[Spaltenumbruch]

Nein, Borposten wollen wir bleiben,,
aber verlorener Posten wollen wir nicht
werden! Und deshalb bitte ich Sie, mir
mir in den Ruf einzustimmen: „Das
einige, freie deutsche Vaterland, es lebe
hoch!"

Hoch! Hoch! Viele tausend Stimmen
gaben begeistert Antwort.

Oberpräsident v. W a t o et i, den eben¬
falls eine mehrtausendköpfige Menge um¬
stand, führte folgendes aus:

In SchicksalstWen, wie solche die
deutsche Ostmark jetzt durchlebt, soll man
immer bestrebt sein, die Gefahren, die uns
'bedrohen, nicht als Einzelerscheinungen,
sondern als Teile des ganzen Wclt-
igesichehens zu !betyachten. Ostpreußen's
deutsches Schicksal ist von jeher von den
Beziehungen zu dem uns an einer langen,
ungeschützten Landgrenze berührenden
Slawentum abhängig gewesen. Das rus¬
sische Riesenreich war nach der Einver¬
leibung des größten Teils von Polen zur
Vormacht des gesamten Slawentums ge¬
worden. Wie jede im Innern unter dein
starken Druck eines absoluten Herrschers
stehende Großmacht wurde Rußland auf
den Weg ständiger Ausdehnung! seine?
Riesengebietes, ständiger Unterwerfung
neuer Stämme gedrängt. Rußland war,
ebenso wie in etwas anderer Art Eng¬
land und Frankreich, ein Staat imperia¬
listischer, auf gewaltsame Eroberung auf¬
gehender Expansionspolitik, also der Po-
litik, die das im Frieden jahrelang vor¬
bereitete, und im Kriege bis zur Voll¬
endung aufgebaute Lügensystem unserer
Feinde dem deutschen Volke wahrheits¬
widrig angedichtet hatte.

Unser deutsches, vor allem unser ost¬
preußisches Schicksal, hing davon ab,
die russische Ausdehnungssucht sich >mel?r
nach Europa gegen uns und unsere öst¬
reichischen Verbündeten oder nach Asien
gegen Indien und Japan richtete. Der
meisterhafte Schachzug Englands, die
russische Eroberungslust nach Nordosten >it
das Interessengebiet Japans abzulenken,
und dort durch Japan Heer und Flotte
gründlich niederschlagen zu lassen, lenkte

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[0430] Materialien zur ostdeutschen Frage Westpreußen .ausstrecken. Wir können den Polen nur sagen: Hände weg von Danzig! Das wollen wir so laut und deutlich sagen, daß man es auch in Paris hört. Dies „Hände weg!" rufe ich den Polen und Polenfreulnden zu, nicht nur als einen Protest, sondern als eine Warnung. Ich bin gestern und vorgestern in Danzig ge¬ wesen und bin gewiß — es herrscht dort ein Geist, der eine Landung polnischer Scharen zu einem recht gefährlichen Ex¬ periment machen würde. Und dieser Geist wird zur Tat werden, wenn man es trotz aller Warnungen wagen würde. Seien auch wir in Ostpreußen einig in diesenr Geiste. Wir wollen keinen Frie¬ den, der deutsches Land polnisch macht. Die deutsche Hand sollte verdorren, die einen solchen Frieden unterschreibt. Und das schöne ostpreußische Land, dieser ur¬ alte, felsenfeste, sturmerprobte und doch letzte Damm einer Kultur, die nicht nur, was deutscher Zunge ist, sondern über¬ haupt was Menschenantlitz trägt, zur Ehre gereichen sollte, dieser stets opfer¬ willige Vorposten der europäischem Zivi¬ lisation soll vom Mutterlande abgeschnürt werden. Das soll geschehen gerade in dem Augenblicke, in dem das gemeinsame euro¬ päische Kulturwerk von einer neuen un¬ geheuren Gescchr bedroht wird, von der Gefahr durch den Drachen des Kooialis- rrins asiaticnis verschlungen zu werden. In dieser tragischen Stunde seiner an Zeiten der Nöte und Opfer, aber auch an Zeiten des erhebenden Ruhmes über¬ reichen Geschichte blickt das deutsche Volk geschlossen und entschlossen ins Antlitz seiner Feinde und in die Zukunft. Das jetzige Geschlecht wird sich seiner Vor¬ ahnen würdig zeigen, jener Menschen ger¬ manischen Blutes, die die frech geworde¬ nen Römer bezwangen, die den mongo¬ lischen Horden die Stirn boten, die die Leiden des dreißigjährigen Krieges über¬ wanden, und die noch vor einem Jahr¬ hundert aus dem Nichts der napoleo¬ nischen Herrschaft schon einmal die über¬ menschliche Probe der Selbstbefreiung vor der Welt und der Geschichte geliefert haben. Nein, Borposten wollen wir bleiben,, aber verlorener Posten wollen wir nicht werden! Und deshalb bitte ich Sie, mir mir in den Ruf einzustimmen: „Das einige, freie deutsche Vaterland, es lebe hoch!" Hoch! Hoch! Viele tausend Stimmen gaben begeistert Antwort. Oberpräsident v. W a t o et i, den eben¬ falls eine mehrtausendköpfige Menge um¬ stand, führte folgendes aus: In SchicksalstWen, wie solche die deutsche Ostmark jetzt durchlebt, soll man immer bestrebt sein, die Gefahren, die uns 'bedrohen, nicht als Einzelerscheinungen, sondern als Teile des ganzen Wclt- igesichehens zu !betyachten. Ostpreußen's deutsches Schicksal ist von jeher von den Beziehungen zu dem uns an einer langen, ungeschützten Landgrenze berührenden Slawentum abhängig gewesen. Das rus¬ sische Riesenreich war nach der Einver¬ leibung des größten Teils von Polen zur Vormacht des gesamten Slawentums ge¬ worden. Wie jede im Innern unter dein starken Druck eines absoluten Herrschers stehende Großmacht wurde Rußland auf den Weg ständiger Ausdehnung! seine? Riesengebietes, ständiger Unterwerfung neuer Stämme gedrängt. Rußland war, ebenso wie in etwas anderer Art Eng¬ land und Frankreich, ein Staat imperia¬ listischer, auf gewaltsame Eroberung auf¬ gehender Expansionspolitik, also der Po- litik, die das im Frieden jahrelang vor¬ bereitete, und im Kriege bis zur Voll¬ endung aufgebaute Lügensystem unserer Feinde dem deutschen Volke wahrheits¬ widrig angedichtet hatte. Unser deutsches, vor allem unser ost¬ preußisches Schicksal, hing davon ab, die russische Ausdehnungssucht sich >mel?r nach Europa gegen uns und unsere öst¬ reichischen Verbündeten oder nach Asien gegen Indien und Japan richtete. Der meisterhafte Schachzug Englands, die russische Eroberungslust nach Nordosten >it das Interessengebiet Japans abzulenken, und dort durch Japan Heer und Flotte gründlich niederschlagen zu lassen, lenkte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/430>, abgerufen am 18.12.2024.