Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Aus den deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] sunt dem Ergebnis der im Dezember statt- 1. An die Waffenstillstandskommission in Trier. 2. An die deutsche Nationalbersammlung in Weimar. 3. An die deutsche Reichsregierung. Es wird überrreicht: 1. Das Ergebnis einer nationalen 2. Eine kurze Darstellung der Geschichte 3. Ein Protest des deutschen Volksrats Wir stehen nach wie vor auf dem Wilson- Wie aus Anlage 2 ersichtlich, besitzt der Wir können das Streben der Polen, die nicht anerkennen, da wir auf dem Boden des Danzig. Nachdem in Marienburg am Aus den deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] sunt dem Ergebnis der im Dezember statt- 1. An die Waffenstillstandskommission in Trier. 2. An die deutsche Nationalbersammlung in Weimar. 3. An die deutsche Reichsregierung. Es wird überrreicht: 1. Das Ergebnis einer nationalen 2. Eine kurze Darstellung der Geschichte 3. Ein Protest des deutschen Volksrats Wir stehen nach wie vor auf dem Wilson- Wie aus Anlage 2 ersichtlich, besitzt der Wir können das Streben der Polen, die nicht anerkennen, da wir auf dem Boden des Danzig. Nachdem in Marienburg am <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335807"/> <fw type="header" place="top"> Aus den deutschen Volksräten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1916" prev="#ID_1915"> sunt dem Ergebnis der im Dezember statt-<lb/> gefundenen nationalen Abstimmung dem<lb/> Protest beigefügt werden soll. Außerdem<lb/> wurde in einem besonderen Protest dagegen<lb/> Stellung genommen, daß die Polen<lb/> in den besetzten Gebieten des<lb/> KreisesSteue r n beitreiben. Herr<lb/> Justizrat Raphael legte hierauf die unten<lb/> folgende Resolution vor, die einstimmig an¬<lb/> genommen wurde.</p> <list> <item> 1. An die Waffenstillstandskommission in<lb/> Trier.</item> <item> 2. An die deutsche Nationalbersammlung<lb/> in Weimar.</item> <item> 3. An die deutsche Reichsregierung.<lb/> Es wird überrreicht:</item> </list> <p xml:id="ID_1917"> 1. Das Ergebnis einer nationalen<lb/> Abstimmung über die zukünftige Zu¬<lb/> gehörigkeit des Kreises Kolmar i. P;</p> <p xml:id="ID_1918"> 2. Eine kurze Darstellung der Geschichte<lb/> des Kreises .Kolmar i. P. nach seiner deutsch¬<lb/> nationalen Entwicklung;</p> <p xml:id="ID_1919"> 3. Ein Protest des deutschen Volksrats<lb/> des Kreises Kolmar i. P gegen eine Einver¬<lb/> leibung des Kreises in den polnischen Staats-<lb/> t'erbaut, den eine nur2,Mürz 1Se9 abgehaltene<lb/> Volksversammlung einstimmig wie folgt be¬<lb/> schlossen hat:</p> <p xml:id="ID_1920"> Wir stehen nach wie vor auf dem Wilson-<lb/> schen Programm des SelbstbestimmnngSrechts<lb/> der Völker und haben in diesem Sinne eine<lb/> Abstimmung herbeigeführt, .deren Ergebnis<lb/> mis Material unter Ur. 1 überreicht wird. Der<lb/> Kreis hat 45 000 Einwohner. Hierbon haben<lb/> wehr als 11000 Erwachsene, über zwanzig<lb/> Jahre, sich unbedingt für das Verbleiben<lb/> im deutschen Reichsverband erklärt. Da die<lb/> Abstimmung in den von den Polen besetzten<lb/> Gebieten unterbunden wurde, entspricht das<lb/> Ergebnis der Gesamtzahl der deutschen<lb/> Eingesessenen von 36000 Seelen. Nach<lb/> »llsn früheren Volkszählungen sind stets<lb/> über 80 Prozent der Bevölkerung als<lb/> deutsch ermittelt worden. Über 80 Prozent<lb/> des Grund und Bodens befinden sich in<lb/> deutsche» Händen. Die gesamte Industrie<lb/> ist deutsch.</p> <p xml:id="ID_1921"> Wie aus Anlage 2 ersichtlich, besitzt der<lb/> Kreis eine alte deutsche Kultur.</p> <p xml:id="ID_1922" next="#ID_1923"> Wir können das Streben der Polen, die<lb/> Rega als strategische Grenze zu gewinnen,</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1923" prev="#ID_1922"> nicht anerkennen, da wir auf dem Boden des<lb/> Wilsonschen Borschlages des Völkerbundes<lb/> stehen, wonach von Natur befestigte Grenzen<lb/> in Zukunft keine Bedeutung haben werden.<lb/> Wir müßten es als eine schwere Vergewal¬<lb/> tigung ansehen, wenn durch den Friedens¬<lb/> kongreß 80 Prozent Deutscher 20 Prozent<lb/> Polen untergeordnet würden. Damit würden<lb/> Zustände geschaffen werden, die den Keim zu<lb/> ewigen Unruhen in sich tragen und zu un¬<lb/> absehbaren Folgen führen und insofern auch<lb/> den heißersehnten Weltfrieden dauernd ge¬<lb/> fährden würden.</p> <p xml:id="ID_1924" next="#ID_1925"> Danzig. Nachdem in Marienburg am<lb/> 2. März die Gründung des Deutschen Volks¬<lb/> rats von Westpreußen unter dem Vorsitz des<lb/> ArchivratS Dr. Kaufmann-Danzig als Vor¬<lb/> sitzenden und AmtsgerichlsratHoffmann-Neuen-<lb/> burg, Fabrikant Krause-Thorn und Pfarrer<lb/> Müller-Schönsee als Beisitzer erfolgt war,<lb/> fand am 23. März in Danzig eine zweite<lb/> Tagung statt. Nachdem die Teilnehmer sich<lb/> bereits am Vorabend im Danziger Hof zu<lb/> einer zwanglosen Zusammenkunft vereinigt<lb/> hatten, wurde die Hauptsitzung am Sonntag<lb/> früh im Artushof durch eine Begrüßungs¬<lb/> ansprache des Vorsitzenden Archivrat Kauf¬<lb/> mann eröffnet, der sich noch die Begrüßungs'<lb/> reden des Oberpräsidenten der Provinz West-<lb/> Preußen v. Jagow und des Oberbürger¬<lb/> meisters von Danzig Dr. Süden anschlössen.<lb/> Alsdann ergriff Archivrnt Dr. Kaufmann das<lb/> Wort zu einem interessanten wissenschaftlichen<lb/> Vortrag, der die historischen Ansprüche der<lb/> Polen auf Westpreußen schlagkräftig wider¬<lb/> legte. Die anschließenden Berichte der Ob¬<lb/> männer der einzelnen Deutschen Volksräte<lb/> brachten ein interessantes Material über die<lb/> Stimmung in der Provinz zusammen. Nach<lb/> Schluß der Vormittagssitzung fand eine von<lb/> 60 000 Personen besuchte eindrucksvolle Kund¬<lb/> gebung unter Beteiligung aller Parteien bis<lb/> zur äußersten Linken statt, in der Dauzigs<lb/> deutsche Einwohnerschaft gegen die drohende<lb/> Vergewaltigung durch den Polnischen Im¬<lb/> perialismus protestierte. Unter den zahl¬<lb/> reichen Tischreden, die bei dem gemeinsamen<lb/> Mittagsessen der Volksratsverlreter gehalten<lb/> wurden, lösten insbesondere die warmen<lb/> Worte des Arbeitervertreters Ewert-Danzig<lb/> lebhaften Beifall aus, der den Zusammen-</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Aus den deutschen Volksräten
sunt dem Ergebnis der im Dezember statt-
gefundenen nationalen Abstimmung dem
Protest beigefügt werden soll. Außerdem
wurde in einem besonderen Protest dagegen
Stellung genommen, daß die Polen
in den besetzten Gebieten des
KreisesSteue r n beitreiben. Herr
Justizrat Raphael legte hierauf die unten
folgende Resolution vor, die einstimmig an¬
genommen wurde.
1. An die Waffenstillstandskommission in
Trier.
2. An die deutsche Nationalbersammlung
in Weimar.
3. An die deutsche Reichsregierung.
Es wird überrreicht:
1. Das Ergebnis einer nationalen
Abstimmung über die zukünftige Zu¬
gehörigkeit des Kreises Kolmar i. P;
2. Eine kurze Darstellung der Geschichte
des Kreises .Kolmar i. P. nach seiner deutsch¬
nationalen Entwicklung;
3. Ein Protest des deutschen Volksrats
des Kreises Kolmar i. P gegen eine Einver¬
leibung des Kreises in den polnischen Staats-
t'erbaut, den eine nur2,Mürz 1Se9 abgehaltene
Volksversammlung einstimmig wie folgt be¬
schlossen hat:
Wir stehen nach wie vor auf dem Wilson-
schen Programm des SelbstbestimmnngSrechts
der Völker und haben in diesem Sinne eine
Abstimmung herbeigeführt, .deren Ergebnis
mis Material unter Ur. 1 überreicht wird. Der
Kreis hat 45 000 Einwohner. Hierbon haben
wehr als 11000 Erwachsene, über zwanzig
Jahre, sich unbedingt für das Verbleiben
im deutschen Reichsverband erklärt. Da die
Abstimmung in den von den Polen besetzten
Gebieten unterbunden wurde, entspricht das
Ergebnis der Gesamtzahl der deutschen
Eingesessenen von 36000 Seelen. Nach
»llsn früheren Volkszählungen sind stets
über 80 Prozent der Bevölkerung als
deutsch ermittelt worden. Über 80 Prozent
des Grund und Bodens befinden sich in
deutsche» Händen. Die gesamte Industrie
ist deutsch.
Wie aus Anlage 2 ersichtlich, besitzt der
Kreis eine alte deutsche Kultur.
Wir können das Streben der Polen, die
Rega als strategische Grenze zu gewinnen,
nicht anerkennen, da wir auf dem Boden des
Wilsonschen Borschlages des Völkerbundes
stehen, wonach von Natur befestigte Grenzen
in Zukunft keine Bedeutung haben werden.
Wir müßten es als eine schwere Vergewal¬
tigung ansehen, wenn durch den Friedens¬
kongreß 80 Prozent Deutscher 20 Prozent
Polen untergeordnet würden. Damit würden
Zustände geschaffen werden, die den Keim zu
ewigen Unruhen in sich tragen und zu un¬
absehbaren Folgen führen und insofern auch
den heißersehnten Weltfrieden dauernd ge¬
fährden würden.
Danzig. Nachdem in Marienburg am
2. März die Gründung des Deutschen Volks¬
rats von Westpreußen unter dem Vorsitz des
ArchivratS Dr. Kaufmann-Danzig als Vor¬
sitzenden und AmtsgerichlsratHoffmann-Neuen-
burg, Fabrikant Krause-Thorn und Pfarrer
Müller-Schönsee als Beisitzer erfolgt war,
fand am 23. März in Danzig eine zweite
Tagung statt. Nachdem die Teilnehmer sich
bereits am Vorabend im Danziger Hof zu
einer zwanglosen Zusammenkunft vereinigt
hatten, wurde die Hauptsitzung am Sonntag
früh im Artushof durch eine Begrüßungs¬
ansprache des Vorsitzenden Archivrat Kauf¬
mann eröffnet, der sich noch die Begrüßungs'
reden des Oberpräsidenten der Provinz West-
Preußen v. Jagow und des Oberbürger¬
meisters von Danzig Dr. Süden anschlössen.
Alsdann ergriff Archivrnt Dr. Kaufmann das
Wort zu einem interessanten wissenschaftlichen
Vortrag, der die historischen Ansprüche der
Polen auf Westpreußen schlagkräftig wider¬
legte. Die anschließenden Berichte der Ob¬
männer der einzelnen Deutschen Volksräte
brachten ein interessantes Material über die
Stimmung in der Provinz zusammen. Nach
Schluß der Vormittagssitzung fand eine von
60 000 Personen besuchte eindrucksvolle Kund¬
gebung unter Beteiligung aller Parteien bis
zur äußersten Linken statt, in der Dauzigs
deutsche Einwohnerschaft gegen die drohende
Vergewaltigung durch den Polnischen Im¬
perialismus protestierte. Unter den zahl¬
reichen Tischreden, die bei dem gemeinsamen
Mittagsessen der Volksratsverlreter gehalten
wurden, lösten insbesondere die warmen
Worte des Arbeitervertreters Ewert-Danzig
lebhaften Beifall aus, der den Zusammen-
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