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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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Heere werden von diesem Geiste angesteckt
und ganz Europa der Schauplatz der fürchter¬
lichsten Weltkatastrophe werden, für die die
Verantwortung allein die Entente trägt.

Die Deutschen der Ostmark erkennen klar,
das; die seitens unserer Gegner jetzt vertretene
Anschauung, daß alles, was im Jahre 1772
in polnischer Hand gewesen ist, wieder pol¬
nisch werden müsse, nichts anderes bedeutet,
uls die Absicht, Preußen wirtschaftlich zu
ruinieren und das deutsche Volk unter den
Einfluß einer Suggestion zu bringen, unter
der es sich mit dem Gedanken der Poloni-
sierung größerer Teile Preußens allmählich
'abfinden soll. Die Deutschen werden, durch
die Erfahrungen seit dem Oktober-Waffen¬
stillstand mit der Entente gewitzt, dieser
Suggestion nicht erliegen, sondern weisen jede
dahin zielende Absicht einmütig zurück. Die
Möglichkeit wirtschaftlicher und sonstiger Zu¬
sammenarbeit zwischen Deutschen und Polen in
p'cußischen Gebietsteilen hat sich als durchführ¬
bar erwiesen. Ein großer Teil der preußischen
Polen verlangt, in klarer Erkenntnis, daß ein
Zusammenschluß mit dem früheren russischen
Polen Zustände für die jetzt deutschen Polen
schaffen wird, die sie in jeder Beziehung wirt¬
schaftlich um Jahrzehnte zurückwerfen werden,
daß die weitere Zugehörigkeit Posens zum
Deutschen Reiche gewährleistet wird.

Das deutsche Volk, das nicht besiegt ist,
Sündern den Kampf aus Mangel um Roh¬
stoffen und Hunger hat einstellen müssen, ver¬
langt seinerseits, daß die deutschen Polen, die
"ach Schluß des Weltkrieges und Abschluß
des Waffenstillstandes mit der Entente den
Aufstand erregt haben, mit ihrer Forderung
"ach deutschem Besitz zurückgewiesen werden.
Wird die Entente widerrechtlich die Annexion
Pahens oder eines Teiles desselben oder
anderer Gebietsteile Preußens dekretieren, so
Kird damit ein offenkundiger Necht-Zbruch ge¬
schaffen, der in der Geschichte ewig gebraut-
"wrkt erscheinen wird; denn die russischen
Polen haben im November l9Is gelobt, zu
Deutschland im Kampf gegen die Entente zu
stehen. Nur so ist die Schaffung des selb¬
ständigen Staatengebildes Polen möglich
gewesen.

Die Grenze muß von Männern festgelegt
°eben, die die gründlichste Kenntnis der

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lokalen Verhältnisse besitzen. Dazu erscheinen
nicht genügend unterrichtete Regierungs¬
vertreter nicht geeignet. Insbesondere wird
zur Vertretung der deutschen Interessen ver¬
langt, daß aufrechte, feste und nicht von
vornherein durch PolnischeFamilienbeziehungen
beeinflußte deutsche Männer die Unterhand¬
lungen führen bezw. an ihnen teilnehmen.
Unsere Unterhändler müssen die Machtmittel/
die wir noch in den Händen haben, aus¬
zuspielen bereit sein. Wer von vornherein
auf dem Standpunkt steht, uns seien infolge
unserer Beziehungen zur Entente die Hände
gebunden, ist kein Unterhändler; er muß von
seinem Platze fort!

Eine kraftvolle Entschließung wurde am
11. März in der Brombcrner Ortsgruppe
der Deutsche" Volkspmtci angenommen und
an die Reichsregierung, die Nalionalveisamm-
lung und den Minister Erzberger gesamte.
Sie lautet:

Die deutsche Ostmark ist nicht der Über¬
zeugung, daß die Waffenstillstandskommission
die deutschen Interessen gegenüber den ziel¬
bewußter Machenschaften unserer Feinde ge¬
bührend wahrnimmt. Eine tausendtöpsige
Versammlung der Deutschen Volkspartei
fordert insbesondere nach Bekanntwerden der
Auffassungen Nechenbergs über politische
Notwendigkeiten im Osten seine sofortige
Abberufung. Sie fordert deshalb weiterhin
seine Ersetzung durch einen Mann, dessen
deutsche Gesinnung unzweifelhaft feststeht
und von dem man nach seiner ganzen Ver¬
gangenheit ein völliges Vertrautsein mit den
Verhältnissen und Bedürfnissen der deutschen
Ostmark erwarten kann. Denn es Handelt
sich für uns nicht allein um Befreiung von
einer gegenwärtigen Sorge, sondern auch
um Wahrung unverbrüchlicher deutscher Rechte
für die Zukunft.

In der Sitzung des Bromber^er Arbeiter¬
und Soldntenrats vom 11. März machte der
Vorsitzende Langrock einige Mitteilungen.
Danach habe der Vollzugsausschuß bei der
am vorigen Donnerstag auf der hiesigen
Regierung statigefundenen Konferenz mit der
jetzt in Posen befindlichen deutschen Kom¬
mission den Eindruck gewonnen, daß die
hierfür bestimmten Männer zum Teil nickt
die nötige Sachkenntnis besitzen, um die

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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Heere werden von diesem Geiste angesteckt
und ganz Europa der Schauplatz der fürchter¬
lichsten Weltkatastrophe werden, für die die
Verantwortung allein die Entente trägt.

Die Deutschen der Ostmark erkennen klar,
das; die seitens unserer Gegner jetzt vertretene
Anschauung, daß alles, was im Jahre 1772
in polnischer Hand gewesen ist, wieder pol¬
nisch werden müsse, nichts anderes bedeutet,
uls die Absicht, Preußen wirtschaftlich zu
ruinieren und das deutsche Volk unter den
Einfluß einer Suggestion zu bringen, unter
der es sich mit dem Gedanken der Poloni-
sierung größerer Teile Preußens allmählich
'abfinden soll. Die Deutschen werden, durch
die Erfahrungen seit dem Oktober-Waffen¬
stillstand mit der Entente gewitzt, dieser
Suggestion nicht erliegen, sondern weisen jede
dahin zielende Absicht einmütig zurück. Die
Möglichkeit wirtschaftlicher und sonstiger Zu¬
sammenarbeit zwischen Deutschen und Polen in
p'cußischen Gebietsteilen hat sich als durchführ¬
bar erwiesen. Ein großer Teil der preußischen
Polen verlangt, in klarer Erkenntnis, daß ein
Zusammenschluß mit dem früheren russischen
Polen Zustände für die jetzt deutschen Polen
schaffen wird, die sie in jeder Beziehung wirt¬
schaftlich um Jahrzehnte zurückwerfen werden,
daß die weitere Zugehörigkeit Posens zum
Deutschen Reiche gewährleistet wird.

Das deutsche Volk, das nicht besiegt ist,
Sündern den Kampf aus Mangel um Roh¬
stoffen und Hunger hat einstellen müssen, ver¬
langt seinerseits, daß die deutschen Polen, die
"ach Schluß des Weltkrieges und Abschluß
des Waffenstillstandes mit der Entente den
Aufstand erregt haben, mit ihrer Forderung
"ach deutschem Besitz zurückgewiesen werden.
Wird die Entente widerrechtlich die Annexion
Pahens oder eines Teiles desselben oder
anderer Gebietsteile Preußens dekretieren, so
Kird damit ein offenkundiger Necht-Zbruch ge¬
schaffen, der in der Geschichte ewig gebraut-
"wrkt erscheinen wird; denn die russischen
Polen haben im November l9Is gelobt, zu
Deutschland im Kampf gegen die Entente zu
stehen. Nur so ist die Schaffung des selb¬
ständigen Staatengebildes Polen möglich
gewesen.

Die Grenze muß von Männern festgelegt
°eben, die die gründlichste Kenntnis der

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lokalen Verhältnisse besitzen. Dazu erscheinen
nicht genügend unterrichtete Regierungs¬
vertreter nicht geeignet. Insbesondere wird
zur Vertretung der deutschen Interessen ver¬
langt, daß aufrechte, feste und nicht von
vornherein durch PolnischeFamilienbeziehungen
beeinflußte deutsche Männer die Unterhand¬
lungen führen bezw. an ihnen teilnehmen.
Unsere Unterhändler müssen die Machtmittel/
die wir noch in den Händen haben, aus¬
zuspielen bereit sein. Wer von vornherein
auf dem Standpunkt steht, uns seien infolge
unserer Beziehungen zur Entente die Hände
gebunden, ist kein Unterhändler; er muß von
seinem Platze fort!

Eine kraftvolle Entschließung wurde am
11. März in der Brombcrner Ortsgruppe
der Deutsche» Volkspmtci angenommen und
an die Reichsregierung, die Nalionalveisamm-
lung und den Minister Erzberger gesamte.
Sie lautet:

Die deutsche Ostmark ist nicht der Über¬
zeugung, daß die Waffenstillstandskommission
die deutschen Interessen gegenüber den ziel¬
bewußter Machenschaften unserer Feinde ge¬
bührend wahrnimmt. Eine tausendtöpsige
Versammlung der Deutschen Volkspartei
fordert insbesondere nach Bekanntwerden der
Auffassungen Nechenbergs über politische
Notwendigkeiten im Osten seine sofortige
Abberufung. Sie fordert deshalb weiterhin
seine Ersetzung durch einen Mann, dessen
deutsche Gesinnung unzweifelhaft feststeht
und von dem man nach seiner ganzen Ver¬
gangenheit ein völliges Vertrautsein mit den
Verhältnissen und Bedürfnissen der deutschen
Ostmark erwarten kann. Denn es Handelt
sich für uns nicht allein um Befreiung von
einer gegenwärtigen Sorge, sondern auch
um Wahrung unverbrüchlicher deutscher Rechte
für die Zukunft.

In der Sitzung des Bromber^er Arbeiter¬
und Soldntenrats vom 11. März machte der
Vorsitzende Langrock einige Mitteilungen.
Danach habe der Vollzugsausschuß bei der
am vorigen Donnerstag auf der hiesigen
Regierung statigefundenen Konferenz mit der
jetzt in Posen befindlichen deutschen Kom¬
mission den Eindruck gewonnen, daß die
hierfür bestimmten Männer zum Teil nickt
die nötige Sachkenntnis besitzen, um die

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[0381] Materialien zur ostdeutschen Frage Heere werden von diesem Geiste angesteckt und ganz Europa der Schauplatz der fürchter¬ lichsten Weltkatastrophe werden, für die die Verantwortung allein die Entente trägt. Die Deutschen der Ostmark erkennen klar, das; die seitens unserer Gegner jetzt vertretene Anschauung, daß alles, was im Jahre 1772 in polnischer Hand gewesen ist, wieder pol¬ nisch werden müsse, nichts anderes bedeutet, uls die Absicht, Preußen wirtschaftlich zu ruinieren und das deutsche Volk unter den Einfluß einer Suggestion zu bringen, unter der es sich mit dem Gedanken der Poloni- sierung größerer Teile Preußens allmählich 'abfinden soll. Die Deutschen werden, durch die Erfahrungen seit dem Oktober-Waffen¬ stillstand mit der Entente gewitzt, dieser Suggestion nicht erliegen, sondern weisen jede dahin zielende Absicht einmütig zurück. Die Möglichkeit wirtschaftlicher und sonstiger Zu¬ sammenarbeit zwischen Deutschen und Polen in p'cußischen Gebietsteilen hat sich als durchführ¬ bar erwiesen. Ein großer Teil der preußischen Polen verlangt, in klarer Erkenntnis, daß ein Zusammenschluß mit dem früheren russischen Polen Zustände für die jetzt deutschen Polen schaffen wird, die sie in jeder Beziehung wirt¬ schaftlich um Jahrzehnte zurückwerfen werden, daß die weitere Zugehörigkeit Posens zum Deutschen Reiche gewährleistet wird. Das deutsche Volk, das nicht besiegt ist, Sündern den Kampf aus Mangel um Roh¬ stoffen und Hunger hat einstellen müssen, ver¬ langt seinerseits, daß die deutschen Polen, die "ach Schluß des Weltkrieges und Abschluß des Waffenstillstandes mit der Entente den Aufstand erregt haben, mit ihrer Forderung "ach deutschem Besitz zurückgewiesen werden. Wird die Entente widerrechtlich die Annexion Pahens oder eines Teiles desselben oder anderer Gebietsteile Preußens dekretieren, so Kird damit ein offenkundiger Necht-Zbruch ge¬ schaffen, der in der Geschichte ewig gebraut- "wrkt erscheinen wird; denn die russischen Polen haben im November l9Is gelobt, zu Deutschland im Kampf gegen die Entente zu stehen. Nur so ist die Schaffung des selb¬ ständigen Staatengebildes Polen möglich gewesen. Die Grenze muß von Männern festgelegt °eben, die die gründlichste Kenntnis der lokalen Verhältnisse besitzen. Dazu erscheinen nicht genügend unterrichtete Regierungs¬ vertreter nicht geeignet. Insbesondere wird zur Vertretung der deutschen Interessen ver¬ langt, daß aufrechte, feste und nicht von vornherein durch PolnischeFamilienbeziehungen beeinflußte deutsche Männer die Unterhand¬ lungen führen bezw. an ihnen teilnehmen. Unsere Unterhändler müssen die Machtmittel/ die wir noch in den Händen haben, aus¬ zuspielen bereit sein. Wer von vornherein auf dem Standpunkt steht, uns seien infolge unserer Beziehungen zur Entente die Hände gebunden, ist kein Unterhändler; er muß von seinem Platze fort! Eine kraftvolle Entschließung wurde am 11. März in der Brombcrner Ortsgruppe der Deutsche» Volkspmtci angenommen und an die Reichsregierung, die Nalionalveisamm- lung und den Minister Erzberger gesamte. Sie lautet: Die deutsche Ostmark ist nicht der Über¬ zeugung, daß die Waffenstillstandskommission die deutschen Interessen gegenüber den ziel¬ bewußter Machenschaften unserer Feinde ge¬ bührend wahrnimmt. Eine tausendtöpsige Versammlung der Deutschen Volkspartei fordert insbesondere nach Bekanntwerden der Auffassungen Nechenbergs über politische Notwendigkeiten im Osten seine sofortige Abberufung. Sie fordert deshalb weiterhin seine Ersetzung durch einen Mann, dessen deutsche Gesinnung unzweifelhaft feststeht und von dem man nach seiner ganzen Ver¬ gangenheit ein völliges Vertrautsein mit den Verhältnissen und Bedürfnissen der deutschen Ostmark erwarten kann. Denn es Handelt sich für uns nicht allein um Befreiung von einer gegenwärtigen Sorge, sondern auch um Wahrung unverbrüchlicher deutscher Rechte für die Zukunft. In der Sitzung des Bromber^er Arbeiter¬ und Soldntenrats vom 11. März machte der Vorsitzende Langrock einige Mitteilungen. Danach habe der Vollzugsausschuß bei der am vorigen Donnerstag auf der hiesigen Regierung statigefundenen Konferenz mit der jetzt in Posen befindlichen deutschen Kom¬ mission den Eindruck gewonnen, daß die hierfür bestimmten Männer zum Teil nickt die nötige Sachkenntnis besitzen, um die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/381>, abgerufen am 18.12.2024.