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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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großpolnischen Burg, der Residenz unseres
ganzen Gebietes weilen werden, erfüllt unsere
Herzen, eine große Freude,, das; wir diese
loben Gäste begrüßen können. Wir wollen
dies beredt nach außen zeigen, indem wir
unserer Stadt ein feiertägliches Aussehen
geben. Zu Ehren unserer Freunde sollen alle
öffentlichen Gebäude polnische Flaggen heraus¬
hängen, ganz Posen soll überhaupt einen
feierlichen Anstrich bekommen, indem es die
Vertreter der Entente mit polnischen und zu¬
gleich mit ihren eigenen Farben, den fran¬
zösischen, italienischen, englischen und ameri¬
kanischen begrüßt. Am Sonntag nachmittag
wird die feierliche Begrüßung der Gäste im
historischen Posener Rathaus stattfinden; die
verschiedenen Vereinigungen und Zünfte
Werden mit ihren Bannern ein Spalier vom
gewesenen kaiserlichen Schlosse bis zum Alten
Markt bilden. Weitere Einzelheiten werden
in den Zeitschriften oder besonderen Bekannt¬
machungen zur Kenntnis gebracht werden.
Einwohner und Einwohnerinnen von Posen I
Haltet überall musterhafte Ordnung, richtet
Euch genau und gehorsam wie echte Bürger
"ach den Verfügungen unserer polnischen Be¬
hörden, damit unsere Gäste durch diesen Besuch
bei uns den besten Eindruck davontragenI

Der Volksrat der Stadt Posen.

Diesen Aufruf versteht der "Dziennik
Poznanski" vom 1, März mit folgendem
Kommentar:

Posen bereitet sich vor für eine würdige
Aufnahme der Ententemission.

Morgen werden die hohen Reprä¬
sentanten Englands, Frankreichs, der Ver¬
einigten Staaten und Italiens in unserer
Stadt erscheinen, um unsere Verhältnisse
kennen zu lernen und die in Warschau be¬
gonnenen Verhandlungen weiterzuführen.

Unser Volk und die Allgemeinheit wird
die hohen Gäste mit Freude und Eifer be¬
grüßen, sowie nur ein von Ketten befreites
seine Erretter begrüßen kann, tie¬
sigen, die ihm nicht nur die Freiheit zurück¬
gegeben haben, sondern die außerdem mit
Freundschaft und Hilfe zu ihm kommen, um
°le eroberte Freiheit zu verankern und für
"mener zu sichern.

[Spaltenumbruch]

Augenscheinlich muß sich unser Volk anch
indicsem feierlichen Moment vergegenwärtigen,
daß sein weiteres Schicksal vor allen Dingen
von ihm selbst, seiner Energie, Vernunft und
Ausdauer abhängig ist, die es dem Wieder¬
aufbau seiner unabhängigen Existenz widmen
wird. Dieser Wiederaufbau wird ihm aber
durch die Hilfe der mächtigen Entente, deren
Vertreter zu uns kommen, ermöglicht und
erleichtert werden.

Der,,Knrjer Poznanski" vom g, März
schreibt in einem BegrüßungSartikel^ der für
die Loyalität der Polen seit Kriegsbeginn
dokumentarisch ist, unter anderem wie folgt:

"Die feierlich ausgeschmückte Burg deS
Przemyslaw begrüßt heute außergewöhnlich
hohe Gäste in ihren Mauern. ES kommen
zu uns die Vertreter der siegreichen Mächte
der Entente, Männer, die sich berühmt ge¬
macht haben durch ihren Verstand und Poli¬
tische Erfahrung, es kommen Generäle, die
sich einen Namen gemacht haben durch die
Heldentaten ihrer Armeen. . . .

ES ist das für uns ein freudiger und
bedeutungsvoller Augenblick, daß wir die
Vertreter derjenigen Mächte bei uns emp¬
fangen können, mit denen uns Gefühle herz¬
licher Freundschaft und heißer Dankbarkeit
verbinden. Vom ersten Moment des Krieges
an wandten sich die Sympathieen der Polen
im preußischen Teilgebiete elementcirisch denen
zu, von deren Seite sie einzig und allein
eine Befreiung hoffen konnten. Als das
nationale Leben unter der Wucht des Krieg?-
Zustandes, welches auch so schon eingeschränkt
war, ganz und gar kraftlos gemacht wurde,
wandte sich der Polnische Gedanke nach Westen
und schöpfte aus den Waffentaten der Entente
Trost und Kraft. Die Kriegsgeschichte der
heldenhaften Armee der Alliierten erweckte
Wohl nirgends außerhalb der Grenzen der
Ententemächte einen derartigen Widerhall wie
bei uns. Jede strategische Bewegung wurde
von uns mit zitterndem Herzen verfolgt: die
Erfolge der Entente waren unsere Erfolge,
ihre Niederlagen unsere Niederlagen, Traurig¬
keit und Freude, Sorge und Triumph teilte"
Wir mit jedem Schlag unseres Herzens.

Und über alles erhob sich der Glaube
an den endgültigen Sieg der Verbün¬
deten. Wir waren so fest überzeugt, daß die

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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großpolnischen Burg, der Residenz unseres
ganzen Gebietes weilen werden, erfüllt unsere
Herzen, eine große Freude,, das; wir diese
loben Gäste begrüßen können. Wir wollen
dies beredt nach außen zeigen, indem wir
unserer Stadt ein feiertägliches Aussehen
geben. Zu Ehren unserer Freunde sollen alle
öffentlichen Gebäude polnische Flaggen heraus¬
hängen, ganz Posen soll überhaupt einen
feierlichen Anstrich bekommen, indem es die
Vertreter der Entente mit polnischen und zu¬
gleich mit ihren eigenen Farben, den fran¬
zösischen, italienischen, englischen und ameri¬
kanischen begrüßt. Am Sonntag nachmittag
wird die feierliche Begrüßung der Gäste im
historischen Posener Rathaus stattfinden; die
verschiedenen Vereinigungen und Zünfte
Werden mit ihren Bannern ein Spalier vom
gewesenen kaiserlichen Schlosse bis zum Alten
Markt bilden. Weitere Einzelheiten werden
in den Zeitschriften oder besonderen Bekannt¬
machungen zur Kenntnis gebracht werden.
Einwohner und Einwohnerinnen von Posen I
Haltet überall musterhafte Ordnung, richtet
Euch genau und gehorsam wie echte Bürger
"ach den Verfügungen unserer polnischen Be¬
hörden, damit unsere Gäste durch diesen Besuch
bei uns den besten Eindruck davontragenI

Der Volksrat der Stadt Posen.

Diesen Aufruf versteht der „Dziennik
Poznanski" vom 1, März mit folgendem
Kommentar:

Posen bereitet sich vor für eine würdige
Aufnahme der Ententemission.

Morgen werden die hohen Reprä¬
sentanten Englands, Frankreichs, der Ver¬
einigten Staaten und Italiens in unserer
Stadt erscheinen, um unsere Verhältnisse
kennen zu lernen und die in Warschau be¬
gonnenen Verhandlungen weiterzuführen.

Unser Volk und die Allgemeinheit wird
die hohen Gäste mit Freude und Eifer be¬
grüßen, sowie nur ein von Ketten befreites
seine Erretter begrüßen kann, tie¬
sigen, die ihm nicht nur die Freiheit zurück¬
gegeben haben, sondern die außerdem mit
Freundschaft und Hilfe zu ihm kommen, um
°le eroberte Freiheit zu verankern und für
»mener zu sichern.

[Spaltenumbruch]

Augenscheinlich muß sich unser Volk anch
indicsem feierlichen Moment vergegenwärtigen,
daß sein weiteres Schicksal vor allen Dingen
von ihm selbst, seiner Energie, Vernunft und
Ausdauer abhängig ist, die es dem Wieder¬
aufbau seiner unabhängigen Existenz widmen
wird. Dieser Wiederaufbau wird ihm aber
durch die Hilfe der mächtigen Entente, deren
Vertreter zu uns kommen, ermöglicht und
erleichtert werden.

Der,,Knrjer Poznanski" vom g, März
schreibt in einem BegrüßungSartikel^ der für
die Loyalität der Polen seit Kriegsbeginn
dokumentarisch ist, unter anderem wie folgt:

„Die feierlich ausgeschmückte Burg deS
Przemyslaw begrüßt heute außergewöhnlich
hohe Gäste in ihren Mauern. ES kommen
zu uns die Vertreter der siegreichen Mächte
der Entente, Männer, die sich berühmt ge¬
macht haben durch ihren Verstand und Poli¬
tische Erfahrung, es kommen Generäle, die
sich einen Namen gemacht haben durch die
Heldentaten ihrer Armeen. . . .

ES ist das für uns ein freudiger und
bedeutungsvoller Augenblick, daß wir die
Vertreter derjenigen Mächte bei uns emp¬
fangen können, mit denen uns Gefühle herz¬
licher Freundschaft und heißer Dankbarkeit
verbinden. Vom ersten Moment des Krieges
an wandten sich die Sympathieen der Polen
im preußischen Teilgebiete elementcirisch denen
zu, von deren Seite sie einzig und allein
eine Befreiung hoffen konnten. Als das
nationale Leben unter der Wucht des Krieg?-
Zustandes, welches auch so schon eingeschränkt
war, ganz und gar kraftlos gemacht wurde,
wandte sich der Polnische Gedanke nach Westen
und schöpfte aus den Waffentaten der Entente
Trost und Kraft. Die Kriegsgeschichte der
heldenhaften Armee der Alliierten erweckte
Wohl nirgends außerhalb der Grenzen der
Ententemächte einen derartigen Widerhall wie
bei uns. Jede strategische Bewegung wurde
von uns mit zitterndem Herzen verfolgt: die
Erfolge der Entente waren unsere Erfolge,
ihre Niederlagen unsere Niederlagen, Traurig¬
keit und Freude, Sorge und Triumph teilte»
Wir mit jedem Schlag unseres Herzens.

Und über alles erhob sich der Glaube
an den endgültigen Sieg der Verbün¬
deten. Wir waren so fest überzeugt, daß die

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[0377] Materialien zur ostdeutschen Frage großpolnischen Burg, der Residenz unseres ganzen Gebietes weilen werden, erfüllt unsere Herzen, eine große Freude,, das; wir diese loben Gäste begrüßen können. Wir wollen dies beredt nach außen zeigen, indem wir unserer Stadt ein feiertägliches Aussehen geben. Zu Ehren unserer Freunde sollen alle öffentlichen Gebäude polnische Flaggen heraus¬ hängen, ganz Posen soll überhaupt einen feierlichen Anstrich bekommen, indem es die Vertreter der Entente mit polnischen und zu¬ gleich mit ihren eigenen Farben, den fran¬ zösischen, italienischen, englischen und ameri¬ kanischen begrüßt. Am Sonntag nachmittag wird die feierliche Begrüßung der Gäste im historischen Posener Rathaus stattfinden; die verschiedenen Vereinigungen und Zünfte Werden mit ihren Bannern ein Spalier vom gewesenen kaiserlichen Schlosse bis zum Alten Markt bilden. Weitere Einzelheiten werden in den Zeitschriften oder besonderen Bekannt¬ machungen zur Kenntnis gebracht werden. Einwohner und Einwohnerinnen von Posen I Haltet überall musterhafte Ordnung, richtet Euch genau und gehorsam wie echte Bürger "ach den Verfügungen unserer polnischen Be¬ hörden, damit unsere Gäste durch diesen Besuch bei uns den besten Eindruck davontragenI Der Volksrat der Stadt Posen. Diesen Aufruf versteht der „Dziennik Poznanski" vom 1, März mit folgendem Kommentar: Posen bereitet sich vor für eine würdige Aufnahme der Ententemission. Morgen werden die hohen Reprä¬ sentanten Englands, Frankreichs, der Ver¬ einigten Staaten und Italiens in unserer Stadt erscheinen, um unsere Verhältnisse kennen zu lernen und die in Warschau be¬ gonnenen Verhandlungen weiterzuführen. Unser Volk und die Allgemeinheit wird die hohen Gäste mit Freude und Eifer be¬ grüßen, sowie nur ein von Ketten befreites seine Erretter begrüßen kann, tie¬ sigen, die ihm nicht nur die Freiheit zurück¬ gegeben haben, sondern die außerdem mit Freundschaft und Hilfe zu ihm kommen, um °le eroberte Freiheit zu verankern und für »mener zu sichern. Augenscheinlich muß sich unser Volk anch indicsem feierlichen Moment vergegenwärtigen, daß sein weiteres Schicksal vor allen Dingen von ihm selbst, seiner Energie, Vernunft und Ausdauer abhängig ist, die es dem Wieder¬ aufbau seiner unabhängigen Existenz widmen wird. Dieser Wiederaufbau wird ihm aber durch die Hilfe der mächtigen Entente, deren Vertreter zu uns kommen, ermöglicht und erleichtert werden. Der,,Knrjer Poznanski" vom g, März schreibt in einem BegrüßungSartikel^ der für die Loyalität der Polen seit Kriegsbeginn dokumentarisch ist, unter anderem wie folgt: „Die feierlich ausgeschmückte Burg deS Przemyslaw begrüßt heute außergewöhnlich hohe Gäste in ihren Mauern. ES kommen zu uns die Vertreter der siegreichen Mächte der Entente, Männer, die sich berühmt ge¬ macht haben durch ihren Verstand und Poli¬ tische Erfahrung, es kommen Generäle, die sich einen Namen gemacht haben durch die Heldentaten ihrer Armeen. . . . ES ist das für uns ein freudiger und bedeutungsvoller Augenblick, daß wir die Vertreter derjenigen Mächte bei uns emp¬ fangen können, mit denen uns Gefühle herz¬ licher Freundschaft und heißer Dankbarkeit verbinden. Vom ersten Moment des Krieges an wandten sich die Sympathieen der Polen im preußischen Teilgebiete elementcirisch denen zu, von deren Seite sie einzig und allein eine Befreiung hoffen konnten. Als das nationale Leben unter der Wucht des Krieg?- Zustandes, welches auch so schon eingeschränkt war, ganz und gar kraftlos gemacht wurde, wandte sich der Polnische Gedanke nach Westen und schöpfte aus den Waffentaten der Entente Trost und Kraft. Die Kriegsgeschichte der heldenhaften Armee der Alliierten erweckte Wohl nirgends außerhalb der Grenzen der Ententemächte einen derartigen Widerhall wie bei uns. Jede strategische Bewegung wurde von uns mit zitterndem Herzen verfolgt: die Erfolge der Entente waren unsere Erfolge, ihre Niederlagen unsere Niederlagen, Traurig¬ keit und Freude, Sorge und Triumph teilte» Wir mit jedem Schlag unseres Herzens. Und über alles erhob sich der Glaube an den endgültigen Sieg der Verbün¬ deten. Wir waren so fest überzeugt, daß die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/377>, abgerufen am 01.09.2024.