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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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fort durch ein starkes Postenaufgebot von der
Außenwelt abgeschnitten. Selbst der Ver¬
kehr innerhalb des Hotels mit Vertretern der
dortigen deutschen Behörden sowie Telephon¬
gespräche waren nur im Beisein polnische^
Offiziere erlaubt. Freiherr von Rechenberg,
der Vorsitzende der deutschen Kommission,
legte sofort gegen diese unwürdige Behand¬
lung bei Noulens, dem Vorsitzenden der
interalliierten Kommission, wie dies in Trier
eb.nfalls geschehen war, scharfen Protest ein
und erklärte, die deutsche" Vertreter würden
an der für Freitag, den 7. März, anberaumten
Sitzung nicht teilnehmen, wenn die Polnischen
Anordnungen bestehen blieben. Auch die
deutsche WaffönstUlstandskommission in Spaa
erhob auf Anordnung des Neichsministers
Erzberger bei Undank Einspruch gegen das
Polnische Vorgehen. Nachdem hierauf die
Polnischen Maßnahmen zum Teil rückgängig
gemacht worden waren, haben die Sitzungen
der beiderseitigen Kommissionen am 7. März
im Schloß ihren Anfang genommen. Bericht¬
erstattung über die weiteren Sitzungen bleibt
vorbehalten, bis die bisher bestehenden
Schwierigkeiten der Nachrichtenübermittlung
behoben sein werden.

' Zurzeit finden nur Verhandlungen, auf
dem Gebiet des Verkehrswesens, der Ver¬
waltung und des Wirtschaftslebens statt. Die
militärischen Verhandlungen mußten ausge¬
setzt werden, da vorerst unüberbrückbare
Divergenzen eingetreten sind.

In den Verhandlungen zwischen den
deutschen und den interalliierten Unterhändlern
in Posen wurde zunächst beschlossen, das zu
bearbeitende Material einer militärischen und
einer zivilem Unterkommission zur Beratung
zu überweisen. Die Arbeiten der Unter¬
kommissionen stießen von vornherein auf
große Schwierigkeiten, da der Telegramm-
und Telephonverkehr der deutschen Mitglieder
mit der Heimat dauernde Stockungen und
Verzögerungen erlitt. Eine entschiedene
Wendung zum Besseren ist hierin trotz aller
deutschen Bemühungen noch nicht eingetreten.

Die militärische Nnterkommission trat noch
um 7. März zu einer Sitzung zusammen.
Der Vorschlag der Alliierten, an der Demar¬
kationslinie eine neutrale Zone von einem

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Kilometer Breite festzusetzen, wurde im Prinzip
angenommen. Doch kam es bezüglich der
weiteren alliierten Forderungen, von dieser
Zone aus die Artillerie auf 20 Kilometer
zurückzunehmen, zu keiner Einigung. Es
zeigte sich überhaupt, daß die Ententevertreter
entschlossen find, keinerlei Konzessionen zu
machen und die Bedingungen einfach zu
diktieren. Jeder deutsche Einwand wurde in
schärfster Form damit abgelehnt, daß die
Polen Verbündete der Entente seien und
diese die Aufgabe haben, Ruhe und Ordnung
zu schaffen. Als bis zum 10. März keine
Einigung über die Hauptfragen erzielt worden
war, reisten die militärischen Mitglieder der
deutschen Kommission von Posen ab, um sich
mit der Obersten Heeresleitung in Verbindung
zu setzen.

Wann die militärischen Verhandlungen
wieder aufgenommen werden, steht noch nicht
fest. Evenso ist es noch unbestimmt, ob in
der Unterkommission oder direkt in der Haupt-
kommission weiter über die militärischen
Fragen verhandelt werden wird.

Auch die Arbeiten der zivilem Unter¬
kommission, welche die Verkehrs-, Wirtschafts¬
und Geiselfragen behandeln, haben bisher
noch zu keinem Ergebnis geführt.

,
, Ueber die Behandlung, welche der deut¬
schen Kommission in der deutschen Stube
Posen durch die Polen Widersahren ist, er¬
hob General von Hammerstein auf Grund
eines Telegramms in der Vollsitzung vom
3. März1l)19 in Spaa scharfen Protest und
verlangte, daß der Kommission Freiheit der
Bewegung und des telephonischen Verkehrs
gewährt werde. Er erklärte weiter, >daß er
auf diese Frage später eingehen werde.

In der Vollsitzung vom 11. März in
Spaa forderte General von Hammerstein in
einer Note nochmals eine andere Behand¬
lung der deutschen Kommission in Posen
und außerdem die Gewährung der notwen¬
digen Verbindungen, damit sie arbeitsfähig
gemacht werde. Sodann Protestierte er in
der gleichen Note gegen Äußerungen des
Botschafters Noulens in einer Begrüßungs¬
ansprache an die Polnischen Behörden, von
denen die deutsche Kommission funkentele¬
graphisch Kenntnis erhalten hat. Noulens

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fort durch ein starkes Postenaufgebot von der
Außenwelt abgeschnitten. Selbst der Ver¬
kehr innerhalb des Hotels mit Vertretern der
dortigen deutschen Behörden sowie Telephon¬
gespräche waren nur im Beisein polnische^
Offiziere erlaubt. Freiherr von Rechenberg,
der Vorsitzende der deutschen Kommission,
legte sofort gegen diese unwürdige Behand¬
lung bei Noulens, dem Vorsitzenden der
interalliierten Kommission, wie dies in Trier
eb.nfalls geschehen war, scharfen Protest ein
und erklärte, die deutsche» Vertreter würden
an der für Freitag, den 7. März, anberaumten
Sitzung nicht teilnehmen, wenn die Polnischen
Anordnungen bestehen blieben. Auch die
deutsche WaffönstUlstandskommission in Spaa
erhob auf Anordnung des Neichsministers
Erzberger bei Undank Einspruch gegen das
Polnische Vorgehen. Nachdem hierauf die
Polnischen Maßnahmen zum Teil rückgängig
gemacht worden waren, haben die Sitzungen
der beiderseitigen Kommissionen am 7. März
im Schloß ihren Anfang genommen. Bericht¬
erstattung über die weiteren Sitzungen bleibt
vorbehalten, bis die bisher bestehenden
Schwierigkeiten der Nachrichtenübermittlung
behoben sein werden.

' Zurzeit finden nur Verhandlungen, auf
dem Gebiet des Verkehrswesens, der Ver¬
waltung und des Wirtschaftslebens statt. Die
militärischen Verhandlungen mußten ausge¬
setzt werden, da vorerst unüberbrückbare
Divergenzen eingetreten sind.

In den Verhandlungen zwischen den
deutschen und den interalliierten Unterhändlern
in Posen wurde zunächst beschlossen, das zu
bearbeitende Material einer militärischen und
einer zivilem Unterkommission zur Beratung
zu überweisen. Die Arbeiten der Unter¬
kommissionen stießen von vornherein auf
große Schwierigkeiten, da der Telegramm-
und Telephonverkehr der deutschen Mitglieder
mit der Heimat dauernde Stockungen und
Verzögerungen erlitt. Eine entschiedene
Wendung zum Besseren ist hierin trotz aller
deutschen Bemühungen noch nicht eingetreten.

Die militärische Nnterkommission trat noch
um 7. März zu einer Sitzung zusammen.
Der Vorschlag der Alliierten, an der Demar¬
kationslinie eine neutrale Zone von einem

[Spaltenumbruch]

Kilometer Breite festzusetzen, wurde im Prinzip
angenommen. Doch kam es bezüglich der
weiteren alliierten Forderungen, von dieser
Zone aus die Artillerie auf 20 Kilometer
zurückzunehmen, zu keiner Einigung. Es
zeigte sich überhaupt, daß die Ententevertreter
entschlossen find, keinerlei Konzessionen zu
machen und die Bedingungen einfach zu
diktieren. Jeder deutsche Einwand wurde in
schärfster Form damit abgelehnt, daß die
Polen Verbündete der Entente seien und
diese die Aufgabe haben, Ruhe und Ordnung
zu schaffen. Als bis zum 10. März keine
Einigung über die Hauptfragen erzielt worden
war, reisten die militärischen Mitglieder der
deutschen Kommission von Posen ab, um sich
mit der Obersten Heeresleitung in Verbindung
zu setzen.

Wann die militärischen Verhandlungen
wieder aufgenommen werden, steht noch nicht
fest. Evenso ist es noch unbestimmt, ob in
der Unterkommission oder direkt in der Haupt-
kommission weiter über die militärischen
Fragen verhandelt werden wird.

Auch die Arbeiten der zivilem Unter¬
kommission, welche die Verkehrs-, Wirtschafts¬
und Geiselfragen behandeln, haben bisher
noch zu keinem Ergebnis geführt.

,
, Ueber die Behandlung, welche der deut¬
schen Kommission in der deutschen Stube
Posen durch die Polen Widersahren ist, er¬
hob General von Hammerstein auf Grund
eines Telegramms in der Vollsitzung vom
3. März1l)19 in Spaa scharfen Protest und
verlangte, daß der Kommission Freiheit der
Bewegung und des telephonischen Verkehrs
gewährt werde. Er erklärte weiter, >daß er
auf diese Frage später eingehen werde.

In der Vollsitzung vom 11. März in
Spaa forderte General von Hammerstein in
einer Note nochmals eine andere Behand¬
lung der deutschen Kommission in Posen
und außerdem die Gewährung der notwen¬
digen Verbindungen, damit sie arbeitsfähig
gemacht werde. Sodann Protestierte er in
der gleichen Note gegen Äußerungen des
Botschafters Noulens in einer Begrüßungs¬
ansprache an die Polnischen Behörden, von
denen die deutsche Kommission funkentele¬
graphisch Kenntnis erhalten hat. Noulens

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[0373] Materialien zur ostdeutschen Frage fort durch ein starkes Postenaufgebot von der Außenwelt abgeschnitten. Selbst der Ver¬ kehr innerhalb des Hotels mit Vertretern der dortigen deutschen Behörden sowie Telephon¬ gespräche waren nur im Beisein polnische^ Offiziere erlaubt. Freiherr von Rechenberg, der Vorsitzende der deutschen Kommission, legte sofort gegen diese unwürdige Behand¬ lung bei Noulens, dem Vorsitzenden der interalliierten Kommission, wie dies in Trier eb.nfalls geschehen war, scharfen Protest ein und erklärte, die deutsche» Vertreter würden an der für Freitag, den 7. März, anberaumten Sitzung nicht teilnehmen, wenn die Polnischen Anordnungen bestehen blieben. Auch die deutsche WaffönstUlstandskommission in Spaa erhob auf Anordnung des Neichsministers Erzberger bei Undank Einspruch gegen das Polnische Vorgehen. Nachdem hierauf die Polnischen Maßnahmen zum Teil rückgängig gemacht worden waren, haben die Sitzungen der beiderseitigen Kommissionen am 7. März im Schloß ihren Anfang genommen. Bericht¬ erstattung über die weiteren Sitzungen bleibt vorbehalten, bis die bisher bestehenden Schwierigkeiten der Nachrichtenübermittlung behoben sein werden. ' Zurzeit finden nur Verhandlungen, auf dem Gebiet des Verkehrswesens, der Ver¬ waltung und des Wirtschaftslebens statt. Die militärischen Verhandlungen mußten ausge¬ setzt werden, da vorerst unüberbrückbare Divergenzen eingetreten sind. In den Verhandlungen zwischen den deutschen und den interalliierten Unterhändlern in Posen wurde zunächst beschlossen, das zu bearbeitende Material einer militärischen und einer zivilem Unterkommission zur Beratung zu überweisen. Die Arbeiten der Unter¬ kommissionen stießen von vornherein auf große Schwierigkeiten, da der Telegramm- und Telephonverkehr der deutschen Mitglieder mit der Heimat dauernde Stockungen und Verzögerungen erlitt. Eine entschiedene Wendung zum Besseren ist hierin trotz aller deutschen Bemühungen noch nicht eingetreten. Die militärische Nnterkommission trat noch um 7. März zu einer Sitzung zusammen. Der Vorschlag der Alliierten, an der Demar¬ kationslinie eine neutrale Zone von einem Kilometer Breite festzusetzen, wurde im Prinzip angenommen. Doch kam es bezüglich der weiteren alliierten Forderungen, von dieser Zone aus die Artillerie auf 20 Kilometer zurückzunehmen, zu keiner Einigung. Es zeigte sich überhaupt, daß die Ententevertreter entschlossen find, keinerlei Konzessionen zu machen und die Bedingungen einfach zu diktieren. Jeder deutsche Einwand wurde in schärfster Form damit abgelehnt, daß die Polen Verbündete der Entente seien und diese die Aufgabe haben, Ruhe und Ordnung zu schaffen. Als bis zum 10. März keine Einigung über die Hauptfragen erzielt worden war, reisten die militärischen Mitglieder der deutschen Kommission von Posen ab, um sich mit der Obersten Heeresleitung in Verbindung zu setzen. Wann die militärischen Verhandlungen wieder aufgenommen werden, steht noch nicht fest. Evenso ist es noch unbestimmt, ob in der Unterkommission oder direkt in der Haupt- kommission weiter über die militärischen Fragen verhandelt werden wird. Auch die Arbeiten der zivilem Unter¬ kommission, welche die Verkehrs-, Wirtschafts¬ und Geiselfragen behandeln, haben bisher noch zu keinem Ergebnis geführt. , , Ueber die Behandlung, welche der deut¬ schen Kommission in der deutschen Stube Posen durch die Polen Widersahren ist, er¬ hob General von Hammerstein auf Grund eines Telegramms in der Vollsitzung vom 3. März1l)19 in Spaa scharfen Protest und verlangte, daß der Kommission Freiheit der Bewegung und des telephonischen Verkehrs gewährt werde. Er erklärte weiter, >daß er auf diese Frage später eingehen werde. In der Vollsitzung vom 11. März in Spaa forderte General von Hammerstein in einer Note nochmals eine andere Behand¬ lung der deutschen Kommission in Posen und außerdem die Gewährung der notwen¬ digen Verbindungen, damit sie arbeitsfähig gemacht werde. Sodann Protestierte er in der gleichen Note gegen Äußerungen des Botschafters Noulens in einer Begrüßungs¬ ansprache an die Polnischen Behörden, von denen die deutsche Kommission funkentele¬ graphisch Kenntnis erhalten hat. Noulens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/373>, abgerufen am 18.12.2024.