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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

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land, das schon genügend Verbrechen auf dem
Gewissen habe, sich nun eines neuen schuldig
gemacht hätte, und darüber entsetzt die Hände
zu ringen?


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der jüngsten Bedingungen des Waffenstill¬
stands bestimmt, d.iß den Polen alles, was
von ihnen besetzt wurde, zuerkannt werden
soll. Wurde ihnen auch gesagt, wie die
Deutschen berechtigterweise fragen, daß sie
ihre Hand nun ebenfalls nicht mehr weiter
ausstrecken dürfen, und wenn schon eine Linie
festgesetzt wird, diese von beiden Seiten inne¬
gehalten werden muß?

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würden. Und dennoch wurde da als eine


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Danzig und Polen. Von zuverlässiger
Seite läge sich die "Post" aus Warschau
melden, daß auf der imernationalen Sozia-
listenkonferenz in Bern in der polnischen
Angelegenheit die folgende Entschließung
gefußt wurde: "Bei der Errichtung eines
unabhängigen Polens, das entsprechend den
vierzehn Punkten Wilsons die Teile mit
einer zweifellos Polnischen Bevölkerung um¬
fassen soll, muß die Grenzfestsetzung im
deutsche" Osten auf Grund einer Volks¬
abstimmung in den national- und sprach¬
gemischten Gebieten erfolgen. Die Sprach¬
grenze Deutschlands erfordert Vermeidung
einer Abtrennn g Ost- und Westpreutzens
und widerstreitet der Zusprechung eines
Landstreifens bis zur Ostsee an die Polen.
Die Weichsel wird für Polen ein sicherer
und freier Zugang zum Meere durch das
deutsche Danzig unter Aussicht des Völker¬
bundes werden." Auch auf der Pariser
Konferenz hat man sich mit der Frage be-
schäftigt. Wie dein "Tag" aus Basel tele¬
graphiert wird, meldet darüber das italienische
Blatt "Jtolia": Die Polnische Regierung
verlangte auf der letzten Sitzung der P.iriser
Konferenz, daß die neuen Waffenstillstands¬
bedingungen für die Deutschen die Besatzung
von Danzig einhalten sollten. Die alliierten
Vertreter haben jedoch dieses Polnische An¬
Ansinnen abgewiesen.

(Tyorncr "Presse" v. 25. Febr.)

General DuvvntS Mission. Ueber den
Aufenthalt des Generals Dupont in Posen
entnehmen wir einer Mitteilung von matz¬
gebender polnischer Seite folgende Einzel¬
heiten:

"General Dupont wünschte sich zu über¬
zeugen, ob die Polen bereit wären, den
Kampf mit den Deutschen einzustellen und
steh l,er Entscheidung des Marschalls Fons
mnstclMch der Bildung einer DemarkationS-
Ume zu fügen. Es stellte sich als not¬
wendig heraus, die an allen Kampfabschnitten
vestehenden, Verhältnisse genau zu Prüfen
und einen Überblick über die Gebiete zu ge-

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winnen, die zu räumen und die anderseits
zu besetzen seien. Auch der Gedanke, eine
neutrale Zone auf beiden Seile" der De¬
markationslinie zu schaffen, wurde erwogen.
Die Polnischen Zivil- und Militärbehörden
brachten hinsichtlich der vom Morschall Fons
diüierten Bedingungen Wünsche zum Aus-
t>und. die von den Interessen der polnischen
Be ölkerung eingegeben waren. General
Dupont versprach, diese Wünsche den ma߬
gebenden Instanzen vorzulegen. Angesichts
der Disziplinlosigkeit des Heimcilschutze's seien
alle Änderungen in der Kampflinie un¬
vorteilhaft und zwar sowohl vom Stand¬
punkte der militärische" Interessen als auch
mit Rüasicht auf das Wohl der Bevölkerung.
Außerdem schilderte das Kommissariat des
Polnischen Obersten Volksrates dem General
Dupont die beklagenswerte Lage der polni¬
schen Bevölkerung außerhalb der Kampflinie
in Schlesien. West- und Ostpreußen, wie im
inneren Deutschland. Das Kommissariat
richtete zu Händen des Generals Dupont
die genau begründete Bitte an die Koalition,
sich der polnischen Mitbrüder anzunehmen
und ihnen politische Freiheit, insbesondere
aber freien Verkehr mit den gesamten
übrigen Polen und den rechtmäßigen polni¬
schen Behörden zu gewährleisten."

(Pos. N. Nachr. v. 26. Febr.)

Aus vielen Ortschaften Westpreußens
laufen Nachrichten ein, daß die polnischen
Kricacrvercine unter Leitung von Offizieren
und Unteroffizieren exorzieren und regel¬
rechte Felddienstübungen abhalten, also eine
Tätigkeit entfalten, die weit über das Ziel
der Voltswehren hinausgeht. Aus einem
auigefundenen Aufruf, der im Januar den
leitenden polnischen Stellen Westpreußens
zugesandt wurde, ist die Aufgabe dieser
Polnischen K-iegervereine klar ersichtlich,
denn hier wird ausdrücklich zur Bildung
einer polnischen Armee aufgefordert. Schon
jetzt haben die Polen sämtliche öffentlichen
Ämter auf dem Papier besetzt. Als Ober¬
landesgerichtspräsident ist der Rechtsanwalt
Laszewski in Aussicht genommen, Post und

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land, das schon genügend Verbrechen auf dem
Gewissen habe, sich nun eines neuen schuldig
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der jüngsten Bedingungen des Waffenstill¬
stands bestimmt, d.iß den Polen alles, was
von ihnen besetzt wurde, zuerkannt werden
soll. Wurde ihnen auch gesagt, wie die
Deutschen berechtigterweise fragen, daß sie
ihre Hand nun ebenfalls nicht mehr weiter
ausstrecken dürfen, und wenn schon eine Linie
festgesetzt wird, diese von beiden Seiten inne¬
gehalten werden muß?

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Danzig und Polen. Von zuverlässiger
Seite läge sich die „Post" aus Warschau
melden, daß auf der imernationalen Sozia-
listenkonferenz in Bern in der polnischen
Angelegenheit die folgende Entschließung
gefußt wurde: „Bei der Errichtung eines
unabhängigen Polens, das entsprechend den
vierzehn Punkten Wilsons die Teile mit
einer zweifellos Polnischen Bevölkerung um¬
fassen soll, muß die Grenzfestsetzung im
deutsche» Osten auf Grund einer Volks¬
abstimmung in den national- und sprach¬
gemischten Gebieten erfolgen. Die Sprach¬
grenze Deutschlands erfordert Vermeidung
einer Abtrennn g Ost- und Westpreutzens
und widerstreitet der Zusprechung eines
Landstreifens bis zur Ostsee an die Polen.
Die Weichsel wird für Polen ein sicherer
und freier Zugang zum Meere durch das
deutsche Danzig unter Aussicht des Völker¬
bundes werden." Auch auf der Pariser
Konferenz hat man sich mit der Frage be-
schäftigt. Wie dein „Tag" aus Basel tele¬
graphiert wird, meldet darüber das italienische
Blatt „Jtolia": Die Polnische Regierung
verlangte auf der letzten Sitzung der P.iriser
Konferenz, daß die neuen Waffenstillstands¬
bedingungen für die Deutschen die Besatzung
von Danzig einhalten sollten. Die alliierten
Vertreter haben jedoch dieses Polnische An¬
Ansinnen abgewiesen.

(Tyorncr „Presse" v. 25. Febr.)

General DuvvntS Mission. Ueber den
Aufenthalt des Generals Dupont in Posen
entnehmen wir einer Mitteilung von matz¬
gebender polnischer Seite folgende Einzel¬
heiten:

„General Dupont wünschte sich zu über¬
zeugen, ob die Polen bereit wären, den
Kampf mit den Deutschen einzustellen und
steh l,er Entscheidung des Marschalls Fons
mnstclMch der Bildung einer DemarkationS-
Ume zu fügen. Es stellte sich als not¬
wendig heraus, die an allen Kampfabschnitten
vestehenden, Verhältnisse genau zu Prüfen
und einen Überblick über die Gebiete zu ge-

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winnen, die zu räumen und die anderseits
zu besetzen seien. Auch der Gedanke, eine
neutrale Zone auf beiden Seile» der De¬
markationslinie zu schaffen, wurde erwogen.
Die Polnischen Zivil- und Militärbehörden
brachten hinsichtlich der vom Morschall Fons
diüierten Bedingungen Wünsche zum Aus-
t>und. die von den Interessen der polnischen
Be ölkerung eingegeben waren. General
Dupont versprach, diese Wünsche den ma߬
gebenden Instanzen vorzulegen. Angesichts
der Disziplinlosigkeit des Heimcilschutze's seien
alle Änderungen in der Kampflinie un¬
vorteilhaft und zwar sowohl vom Stand¬
punkte der militärische» Interessen als auch
mit Rüasicht auf das Wohl der Bevölkerung.
Außerdem schilderte das Kommissariat des
Polnischen Obersten Volksrates dem General
Dupont die beklagenswerte Lage der polni¬
schen Bevölkerung außerhalb der Kampflinie
in Schlesien. West- und Ostpreußen, wie im
inneren Deutschland. Das Kommissariat
richtete zu Händen des Generals Dupont
die genau begründete Bitte an die Koalition,
sich der polnischen Mitbrüder anzunehmen
und ihnen politische Freiheit, insbesondere
aber freien Verkehr mit den gesamten
übrigen Polen und den rechtmäßigen polni¬
schen Behörden zu gewährleisten."

(Pos. N. Nachr. v. 26. Febr.)

Aus vielen Ortschaften Westpreußens
laufen Nachrichten ein, daß die polnischen
Kricacrvercine unter Leitung von Offizieren
und Unteroffizieren exorzieren und regel¬
rechte Felddienstübungen abhalten, also eine
Tätigkeit entfalten, die weit über das Ziel
der Voltswehren hinausgeht. Aus einem
auigefundenen Aufruf, der im Januar den
leitenden polnischen Stellen Westpreußens
zugesandt wurde, ist die Aufgabe dieser
Polnischen K-iegervereine klar ersichtlich,
denn hier wird ausdrücklich zur Bildung
einer polnischen Armee aufgefordert. Schon
jetzt haben die Polen sämtliche öffentlichen
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landesgerichtspräsident ist der Rechtsanwalt
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[0359] Kleine Nachrichten land, das schon genügend Verbrechen auf dem Gewissen habe, sich nun eines neuen schuldig gemacht hätte, und darüber entsetzt die Hände zu ringen? der jüngsten Bedingungen des Waffenstill¬ stands bestimmt, d.iß den Polen alles, was von ihnen besetzt wurde, zuerkannt werden soll. Wurde ihnen auch gesagt, wie die Deutschen berechtigterweise fragen, daß sie ihre Hand nun ebenfalls nicht mehr weiter ausstrecken dürfen, und wenn schon eine Linie festgesetzt wird, diese von beiden Seiten inne¬ gehalten werden muß? würden. Und dennoch wurde da als eine Aleine Nachrichten Danzig und Polen. Von zuverlässiger Seite läge sich die „Post" aus Warschau melden, daß auf der imernationalen Sozia- listenkonferenz in Bern in der polnischen Angelegenheit die folgende Entschließung gefußt wurde: „Bei der Errichtung eines unabhängigen Polens, das entsprechend den vierzehn Punkten Wilsons die Teile mit einer zweifellos Polnischen Bevölkerung um¬ fassen soll, muß die Grenzfestsetzung im deutsche» Osten auf Grund einer Volks¬ abstimmung in den national- und sprach¬ gemischten Gebieten erfolgen. Die Sprach¬ grenze Deutschlands erfordert Vermeidung einer Abtrennn g Ost- und Westpreutzens und widerstreitet der Zusprechung eines Landstreifens bis zur Ostsee an die Polen. Die Weichsel wird für Polen ein sicherer und freier Zugang zum Meere durch das deutsche Danzig unter Aussicht des Völker¬ bundes werden." Auch auf der Pariser Konferenz hat man sich mit der Frage be- schäftigt. Wie dein „Tag" aus Basel tele¬ graphiert wird, meldet darüber das italienische Blatt „Jtolia": Die Polnische Regierung verlangte auf der letzten Sitzung der P.iriser Konferenz, daß die neuen Waffenstillstands¬ bedingungen für die Deutschen die Besatzung von Danzig einhalten sollten. Die alliierten Vertreter haben jedoch dieses Polnische An¬ Ansinnen abgewiesen. (Tyorncr „Presse" v. 25. Febr.) General DuvvntS Mission. Ueber den Aufenthalt des Generals Dupont in Posen entnehmen wir einer Mitteilung von matz¬ gebender polnischer Seite folgende Einzel¬ heiten: „General Dupont wünschte sich zu über¬ zeugen, ob die Polen bereit wären, den Kampf mit den Deutschen einzustellen und steh l,er Entscheidung des Marschalls Fons mnstclMch der Bildung einer DemarkationS- Ume zu fügen. Es stellte sich als not¬ wendig heraus, die an allen Kampfabschnitten vestehenden, Verhältnisse genau zu Prüfen und einen Überblick über die Gebiete zu ge- winnen, die zu räumen und die anderseits zu besetzen seien. Auch der Gedanke, eine neutrale Zone auf beiden Seile» der De¬ markationslinie zu schaffen, wurde erwogen. Die Polnischen Zivil- und Militärbehörden brachten hinsichtlich der vom Morschall Fons diüierten Bedingungen Wünsche zum Aus- t>und. die von den Interessen der polnischen Be ölkerung eingegeben waren. General Dupont versprach, diese Wünsche den ma߬ gebenden Instanzen vorzulegen. Angesichts der Disziplinlosigkeit des Heimcilschutze's seien alle Änderungen in der Kampflinie un¬ vorteilhaft und zwar sowohl vom Stand¬ punkte der militärische» Interessen als auch mit Rüasicht auf das Wohl der Bevölkerung. Außerdem schilderte das Kommissariat des Polnischen Obersten Volksrates dem General Dupont die beklagenswerte Lage der polni¬ schen Bevölkerung außerhalb der Kampflinie in Schlesien. West- und Ostpreußen, wie im inneren Deutschland. Das Kommissariat richtete zu Händen des Generals Dupont die genau begründete Bitte an die Koalition, sich der polnischen Mitbrüder anzunehmen und ihnen politische Freiheit, insbesondere aber freien Verkehr mit den gesamten übrigen Polen und den rechtmäßigen polni¬ schen Behörden zu gewährleisten." (Pos. N. Nachr. v. 26. Febr.) Aus vielen Ortschaften Westpreußens laufen Nachrichten ein, daß die polnischen Kricacrvercine unter Leitung von Offizieren und Unteroffizieren exorzieren und regel¬ rechte Felddienstübungen abhalten, also eine Tätigkeit entfalten, die weit über das Ziel der Voltswehren hinausgeht. Aus einem auigefundenen Aufruf, der im Januar den leitenden polnischen Stellen Westpreußens zugesandt wurde, ist die Aufgabe dieser Polnischen K-iegervereine klar ersichtlich, denn hier wird ausdrücklich zur Bildung einer polnischen Armee aufgefordert. Schon jetzt haben die Polen sämtliche öffentlichen Ämter auf dem Papier besetzt. Als Ober¬ landesgerichtspräsident ist der Rechtsanwalt Laszewski in Aussicht genommen, Post und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/359>, abgerufen am 18.12.2024.