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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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zurückgeben. Während der Verhandlungen in
Sachen der Verlängerung des Waffenstill¬
standes hat Marschall Fons anfänglich eine
Linie bestimmt, die auch ganz Oberschlesien
von Preußen abtrennte. Später zeigte er sich
auf die Bitten der Deutschen damit ein¬
verstanden, daß die Polen borläufig nur das
behalten sollen, was sie mit Gewalt weg¬
genommen haben (Anm. d. Red. d. Ztg.:
Später werden sie den Nest dessen erhalten,
was ihnen gehört).

Das Unterkommissariat für Schlesien lHerr
Rechtsanwalt Czapla in Beuthen) gibt ein
umfangreiches Schreiben in dieser Sache be¬
kannt, um die Bevölkerung darüber aufzu¬
klären. Der Endpassus desselben lautet
folgendermaßen:

Die anfängliche Forderung der Entente
betreffs der Demarkationslinie (der militä¬
rischen) erklärt ihr Vorhaben schon heute cmsge-
zeichnetin bezug aufdas Schicksal Oberschlesiens.

Die anfangs erwähnte Linie von Drozki
im Sycower Kreis, durch Kupp bis zur
Mündung der Malapcme in die Oder ist
dieselbe, welche die Ländereien in dem Milizer,
Sycower, Oleski und Oppelner Kreise mit
überwiegend polnischer Bevölkerung abgrenzt.
Alles, was östlich von dieser Linie liegt, soll
also den Preußen abgenommen werden. Es
ist bemerkenswert, daß Marschall Fons sich
genau nach unserer Nationalitätenkarte richtet,
wie diese z. B. von unseren größten Forschern
auf diesem Gebiete, dem Geistlichen Gregor
aus Tworkowv im Kreise Ratibor und dem
Professor Römer aus Lemberg, der jetzt in
Paris weilt, auf der Karte seines polnischen
Atlasses angegeben wird; die weitere "grüne
Linie" aber muß ihre weitere Fortsetzung von
der Mündung der Ponwa bis zur Oder sein
und im Westen des Kreises durch den Nie-
wodliner und Pradnicer Kreis gehen und
weiter noch einen Teil des Kreises Ratibor
bis zur tschechischen Grenze umfassen, all dies
soweit dort polnische Bevölkerung wohnt. Die
Ländereien, die also östlich von dieser Linie
liegen, müssen also als uns zuerkannte Pol¬
nische Ländereien angesehen werden.

Schließlich wird ja zwar die Friedens¬
konferenz entscheiden, aber schon heute ist die
Sache sozusagen beschlossen! Oberschlesien
war, ist und wird Polnisch bleiben.

[Spaltenumbruch]

Zur Festsetzung der Demarkationslinie be¬
merkt der "Kurjer Poznanski", daß schon die
Vertreter des Polnischen Obersten Volksrates
die Bestimmung einer Demarkationslinie vor¬
schlugen. Die deutsche Regierung verlangte
darauf die Zurückziehung der Polnischen
Truppen, was einer Ablehnung des Vor¬
schlages gleichkam. Da schon damals der
Negierung das Verlangen der Entente bekannt
war, die Feindseligkeiten einzustellen, so muß
man annehmen, daß die Negierung es vorzog,
dem Befehl der Entente zu gehorchen, als
sich mit den Polnischen "Aufrührern" zu
einigen. Die Demarkationslinie ist gleich¬
laufend mit den Polnisch-deutschen Stellungen
vom 6. d. Mes. Die ersten Vorschläge
Fonds waren günstigere, denn sie umfaßten
auch die Kreise Kreuzburg und Oels. Man
muß betonen, daß die Demarkationslinie eine
rein militärische ist, welche die Politischen
Grenzen, welche die Friedenskonferenz be¬
stimmen wird, in nichts berührt. Die Polen
werden im Interesse der Vermeidung weiteren
Blutvergießens sich den von der Entente
diktierten Waffenstillstandsbedingungen an¬
passen. Auch die deutsche Regierung wird
Wohl nachgeben. Es ist aber zweifelhaft, ob
der "Heimatsschutz" sich diesem Befehle unter¬
ordnen wird. Die Regierungsform auf den
vorläufig den Polen bestimmten Gebieten ist
in den Bestimmungen nicht bezeichnet. Das
bedeutet, daß der jetzige Tatbestand anerkannt
wird. Es bleiben allerdings noch die be¬
gründeten Forderungen unserer Brüder in
Ost- und Westpreußen und Oberschlesien übrig.
Wir werden nicht aufhören, weiterhin an diese
zu erinnern.

Ein sehr anschauliches Bild von der nach¬
gerade über jedes vernünftige Maß weit
hinausgehenden polnischen Begehrlichkeit
nach fremdem Land entwirft der "Kurjer
Poznans"", der in zwei Abhandlungen, die
in den Nummern 24 und 25 zu lesen sind
und einen Dr. Brzög zum Verfasser haben,
als Südgrenze des Polnischen Staates die
Karpathen in ihrer ganzen Ausdehnung
fordert.

Diese Grenze, so heißt es da, müßte an
Rumänien stoßen, mit dem sich Polen zweifel¬
los verbünden und Handelsbeziehungen an¬
knüpfen werde, wodurch es auch eine günstige

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zurückgeben. Während der Verhandlungen in
Sachen der Verlängerung des Waffenstill¬
standes hat Marschall Fons anfänglich eine
Linie bestimmt, die auch ganz Oberschlesien
von Preußen abtrennte. Später zeigte er sich
auf die Bitten der Deutschen damit ein¬
verstanden, daß die Polen borläufig nur das
behalten sollen, was sie mit Gewalt weg¬
genommen haben (Anm. d. Red. d. Ztg.:
Später werden sie den Nest dessen erhalten,
was ihnen gehört).

Das Unterkommissariat für Schlesien lHerr
Rechtsanwalt Czapla in Beuthen) gibt ein
umfangreiches Schreiben in dieser Sache be¬
kannt, um die Bevölkerung darüber aufzu¬
klären. Der Endpassus desselben lautet
folgendermaßen:

Die anfängliche Forderung der Entente
betreffs der Demarkationslinie (der militä¬
rischen) erklärt ihr Vorhaben schon heute cmsge-
zeichnetin bezug aufdas Schicksal Oberschlesiens.

Die anfangs erwähnte Linie von Drozki
im Sycower Kreis, durch Kupp bis zur
Mündung der Malapcme in die Oder ist
dieselbe, welche die Ländereien in dem Milizer,
Sycower, Oleski und Oppelner Kreise mit
überwiegend polnischer Bevölkerung abgrenzt.
Alles, was östlich von dieser Linie liegt, soll
also den Preußen abgenommen werden. Es
ist bemerkenswert, daß Marschall Fons sich
genau nach unserer Nationalitätenkarte richtet,
wie diese z. B. von unseren größten Forschern
auf diesem Gebiete, dem Geistlichen Gregor
aus Tworkowv im Kreise Ratibor und dem
Professor Römer aus Lemberg, der jetzt in
Paris weilt, auf der Karte seines polnischen
Atlasses angegeben wird; die weitere „grüne
Linie" aber muß ihre weitere Fortsetzung von
der Mündung der Ponwa bis zur Oder sein
und im Westen des Kreises durch den Nie-
wodliner und Pradnicer Kreis gehen und
weiter noch einen Teil des Kreises Ratibor
bis zur tschechischen Grenze umfassen, all dies
soweit dort polnische Bevölkerung wohnt. Die
Ländereien, die also östlich von dieser Linie
liegen, müssen also als uns zuerkannte Pol¬
nische Ländereien angesehen werden.

Schließlich wird ja zwar die Friedens¬
konferenz entscheiden, aber schon heute ist die
Sache sozusagen beschlossen! Oberschlesien
war, ist und wird Polnisch bleiben.

[Spaltenumbruch]

Zur Festsetzung der Demarkationslinie be¬
merkt der „Kurjer Poznanski", daß schon die
Vertreter des Polnischen Obersten Volksrates
die Bestimmung einer Demarkationslinie vor¬
schlugen. Die deutsche Regierung verlangte
darauf die Zurückziehung der Polnischen
Truppen, was einer Ablehnung des Vor¬
schlages gleichkam. Da schon damals der
Negierung das Verlangen der Entente bekannt
war, die Feindseligkeiten einzustellen, so muß
man annehmen, daß die Negierung es vorzog,
dem Befehl der Entente zu gehorchen, als
sich mit den Polnischen „Aufrührern" zu
einigen. Die Demarkationslinie ist gleich¬
laufend mit den Polnisch-deutschen Stellungen
vom 6. d. Mes. Die ersten Vorschläge
Fonds waren günstigere, denn sie umfaßten
auch die Kreise Kreuzburg und Oels. Man
muß betonen, daß die Demarkationslinie eine
rein militärische ist, welche die Politischen
Grenzen, welche die Friedenskonferenz be¬
stimmen wird, in nichts berührt. Die Polen
werden im Interesse der Vermeidung weiteren
Blutvergießens sich den von der Entente
diktierten Waffenstillstandsbedingungen an¬
passen. Auch die deutsche Regierung wird
Wohl nachgeben. Es ist aber zweifelhaft, ob
der „Heimatsschutz" sich diesem Befehle unter¬
ordnen wird. Die Regierungsform auf den
vorläufig den Polen bestimmten Gebieten ist
in den Bestimmungen nicht bezeichnet. Das
bedeutet, daß der jetzige Tatbestand anerkannt
wird. Es bleiben allerdings noch die be¬
gründeten Forderungen unserer Brüder in
Ost- und Westpreußen und Oberschlesien übrig.
Wir werden nicht aufhören, weiterhin an diese
zu erinnern.

Ein sehr anschauliches Bild von der nach¬
gerade über jedes vernünftige Maß weit
hinausgehenden polnischen Begehrlichkeit
nach fremdem Land entwirft der „Kurjer
Poznans«", der in zwei Abhandlungen, die
in den Nummern 24 und 25 zu lesen sind
und einen Dr. Brzög zum Verfasser haben,
als Südgrenze des Polnischen Staates die
Karpathen in ihrer ganzen Ausdehnung
fordert.

Diese Grenze, so heißt es da, müßte an
Rumänien stoßen, mit dem sich Polen zweifel¬
los verbünden und Handelsbeziehungen an¬
knüpfen werde, wodurch es auch eine günstige

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[0357] Pressestimmen zurückgeben. Während der Verhandlungen in Sachen der Verlängerung des Waffenstill¬ standes hat Marschall Fons anfänglich eine Linie bestimmt, die auch ganz Oberschlesien von Preußen abtrennte. Später zeigte er sich auf die Bitten der Deutschen damit ein¬ verstanden, daß die Polen borläufig nur das behalten sollen, was sie mit Gewalt weg¬ genommen haben (Anm. d. Red. d. Ztg.: Später werden sie den Nest dessen erhalten, was ihnen gehört). Das Unterkommissariat für Schlesien lHerr Rechtsanwalt Czapla in Beuthen) gibt ein umfangreiches Schreiben in dieser Sache be¬ kannt, um die Bevölkerung darüber aufzu¬ klären. Der Endpassus desselben lautet folgendermaßen: Die anfängliche Forderung der Entente betreffs der Demarkationslinie (der militä¬ rischen) erklärt ihr Vorhaben schon heute cmsge- zeichnetin bezug aufdas Schicksal Oberschlesiens. Die anfangs erwähnte Linie von Drozki im Sycower Kreis, durch Kupp bis zur Mündung der Malapcme in die Oder ist dieselbe, welche die Ländereien in dem Milizer, Sycower, Oleski und Oppelner Kreise mit überwiegend polnischer Bevölkerung abgrenzt. Alles, was östlich von dieser Linie liegt, soll also den Preußen abgenommen werden. Es ist bemerkenswert, daß Marschall Fons sich genau nach unserer Nationalitätenkarte richtet, wie diese z. B. von unseren größten Forschern auf diesem Gebiete, dem Geistlichen Gregor aus Tworkowv im Kreise Ratibor und dem Professor Römer aus Lemberg, der jetzt in Paris weilt, auf der Karte seines polnischen Atlasses angegeben wird; die weitere „grüne Linie" aber muß ihre weitere Fortsetzung von der Mündung der Ponwa bis zur Oder sein und im Westen des Kreises durch den Nie- wodliner und Pradnicer Kreis gehen und weiter noch einen Teil des Kreises Ratibor bis zur tschechischen Grenze umfassen, all dies soweit dort polnische Bevölkerung wohnt. Die Ländereien, die also östlich von dieser Linie liegen, müssen also als uns zuerkannte Pol¬ nische Ländereien angesehen werden. Schließlich wird ja zwar die Friedens¬ konferenz entscheiden, aber schon heute ist die Sache sozusagen beschlossen! Oberschlesien war, ist und wird Polnisch bleiben. Zur Festsetzung der Demarkationslinie be¬ merkt der „Kurjer Poznanski", daß schon die Vertreter des Polnischen Obersten Volksrates die Bestimmung einer Demarkationslinie vor¬ schlugen. Die deutsche Regierung verlangte darauf die Zurückziehung der Polnischen Truppen, was einer Ablehnung des Vor¬ schlages gleichkam. Da schon damals der Negierung das Verlangen der Entente bekannt war, die Feindseligkeiten einzustellen, so muß man annehmen, daß die Negierung es vorzog, dem Befehl der Entente zu gehorchen, als sich mit den Polnischen „Aufrührern" zu einigen. Die Demarkationslinie ist gleich¬ laufend mit den Polnisch-deutschen Stellungen vom 6. d. Mes. Die ersten Vorschläge Fonds waren günstigere, denn sie umfaßten auch die Kreise Kreuzburg und Oels. Man muß betonen, daß die Demarkationslinie eine rein militärische ist, welche die Politischen Grenzen, welche die Friedenskonferenz be¬ stimmen wird, in nichts berührt. Die Polen werden im Interesse der Vermeidung weiteren Blutvergießens sich den von der Entente diktierten Waffenstillstandsbedingungen an¬ passen. Auch die deutsche Regierung wird Wohl nachgeben. Es ist aber zweifelhaft, ob der „Heimatsschutz" sich diesem Befehle unter¬ ordnen wird. Die Regierungsform auf den vorläufig den Polen bestimmten Gebieten ist in den Bestimmungen nicht bezeichnet. Das bedeutet, daß der jetzige Tatbestand anerkannt wird. Es bleiben allerdings noch die be¬ gründeten Forderungen unserer Brüder in Ost- und Westpreußen und Oberschlesien übrig. Wir werden nicht aufhören, weiterhin an diese zu erinnern. Ein sehr anschauliches Bild von der nach¬ gerade über jedes vernünftige Maß weit hinausgehenden polnischen Begehrlichkeit nach fremdem Land entwirft der „Kurjer Poznans«", der in zwei Abhandlungen, die in den Nummern 24 und 25 zu lesen sind und einen Dr. Brzög zum Verfasser haben, als Südgrenze des Polnischen Staates die Karpathen in ihrer ganzen Ausdehnung fordert. Diese Grenze, so heißt es da, müßte an Rumänien stoßen, mit dem sich Polen zweifel¬ los verbünden und Handelsbeziehungen an¬ knüpfen werde, wodurch es auch eine günstige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/357>, abgerufen am 18.12.2024.