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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den Deutschen volksrätcn

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übergeben. Alliierten haben tnelmehr Schutz
der Deutschen in den geräumten Gebieten
übernommen. Demarkationslinie greift end¬
gültigen Friedensverhandlungen nicht vor.
Hätte die Ostmark meinen seit mehreren
Monaten geäußerten dringenden Wünschen
auf eigene Organisation militärischer Ver¬
teidigung entsprochen, würde anderes Resultat
erreicht Morden sein.

Reichsminister Erzberger.

Darauf sandte der Deutsche Voltsrat
Tirschticgrl folgende Gca,cniinßcrungcn:

Minister Erzberger, Weimar.

Schlußsatz Antwort W. 362 vom 20. Fe¬
bruar hier sehr befremdet. Beweist völlige
Unkenntnis hiesiger Lage. Haben uns von
Anfang an gegen Polen organisiert und sie
bisher von unserem Gebiete ferngehalten.
Wenn Regierung mehr Interesse für uns,
wäre Resultat ein anderes. Fühlen uns
durch Vorwurf nicht getroffen. Trotz Waffen¬
stillstandes greifen Polen weiter an, rauben
und plündern weiter Protokoll folgt.

Der Deutsche Volksrat.

Diesem Telegrammwechsel fügt der
Deutsche Volksrat in einer Zuschrift an die
"Vossische Zeitung" noch folgende Bemer¬
kungen bei: "Was wir von dem Alliierten¬
schutz halten, ersparen wir uns zu sagen. Ein
Grenzschutz bestand bald nach der Revolution,
die pvsenschen Garnisonen waren auch belegt.
Sehr bald wurden aber auf Grund von Ver¬
handlungen zwischen Berlin und Posen die
reindeutschen Soldaten nach Hause.entlassen
und durch "Kaczmareks" (--- Polnische Sol¬
daten) ersetzt. Die heimkehrenden Truppen¬
teile wurden Prompt von den Polnischen
Soldatenräten und Truppen des 6. A. K.
entwaffnet. Wie sollten wir da "eigene
militärische Verteidigung" organisieren?
Sollten wir mit Schützenbüchsen gegen die
von den Polen geraubten Maschinengewehre
und Artillerie kämpfen oder mit Knüppeln?
Als Ende November v. I. Vertreter der
reindeutschen acht Randkreise Posens in Berlin
waren, wurden sie aus Selbsthilfe verwiesen,
Lieferung von Waffen und Munition aber
glatt abgelehnt."

Die Deutschen in der Stadt Berthchen
haben am 17. Februar an die Nationalver¬

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sammlung und die Reichsregierung in Weimar
eine Drahtung gerichtet, in der es heißt:

Die Gesamtheit der deutschen Bürger der
Stadt Berthchen erhebt flammenden Ein¬
spruch gegen die Einbeziehung Bentschens
in das Gebiet westlich der Demarkationslinie.
Berthchen ist der Ausgangspunkt von sechs
Bahnstrecken, der wichtigste Eisenbahnknoten¬
punkt Westposens. Völlige Abhängigkeit des
Eisenbahnverkehrs zwischen reindeutschen Ge¬
bieten von polnischer Willkür wäre die Folge.
Drei Fünftel der Einwohnerschaft Bentschens
ist deutsch. Schützt uns deutsche Einwohner
des hiesigen, in harten Kämpfen siegreich
verteidigten Gebiets gegen polnische Grausam¬
keit und Willkür.

Das reindeutsche, bei Berthchen gelegene
Dorf Strese Protestierte ebenfalls gegen die
drohende Gefahr, polnischer Willkür ausge¬
liefert zu werden. Was von polnischer Will¬
kür und Grausamkeit zu erwarten ist, habe
Strese in der Schreckensnacht des 11. Januar
erfahren.

Der Deutsche Volksrat in Culmsce ver¬
öffentlichte am 20. Februar folgenden Not¬
schrei:

Nach Siegen, die die ganze Welt in
Erstaunen und Verwunderung gesetzt haben,
brach Deutschland zusammen. Heute sind
wir gezwungen, unsere heilige Heimaterde
gegen fremde Eroberungsgelüste mit dem
Wort und der Schrift zu verteidigen. Wie
im Westen Elsaß-Lothringen -- uraltes
deutsches Land -- wieder vom Reiche los¬
gerissen werden soll, so sind im Osten die
Polen bestrebt, unzweifelhaft deutsches Land
mit einer unzweifelhaft deutschen Bevölkerung
vom Mutterlande loszureißen. Auch die
Provinz Westpreußen soll Polnischer Lünder-
gier zum Opfer fallen. Ganz Westpreußen
aber ist deutsches Land mit weit überwiegend
deutscher Bevölkerung. Einen Schlag in das
Gesicht der Gerechtigkeit würde dieser Länder¬
raub bedeuten. Das heutige Gebiet der
Provinz Westpreußen ist von 1230 an von
dem deutschen Ritterorden erobert worden.
Polen bewohnten dieses Gebiet damals nicht
und auch heute noch bilden sie hier die
Minderheit. 1 100 000 Deutsche und nur
000 000 Polen und Kaschuben bewohnen
diese Provinz. Zweihundert Jahre lang

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Aus den Deutschen volksrätcn

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übergeben. Alliierten haben tnelmehr Schutz
der Deutschen in den geräumten Gebieten
übernommen. Demarkationslinie greift end¬
gültigen Friedensverhandlungen nicht vor.
Hätte die Ostmark meinen seit mehreren
Monaten geäußerten dringenden Wünschen
auf eigene Organisation militärischer Ver¬
teidigung entsprochen, würde anderes Resultat
erreicht Morden sein.

Reichsminister Erzberger.

Darauf sandte der Deutsche Voltsrat
Tirschticgrl folgende Gca,cniinßcrungcn:

Minister Erzberger, Weimar.

Schlußsatz Antwort W. 362 vom 20. Fe¬
bruar hier sehr befremdet. Beweist völlige
Unkenntnis hiesiger Lage. Haben uns von
Anfang an gegen Polen organisiert und sie
bisher von unserem Gebiete ferngehalten.
Wenn Regierung mehr Interesse für uns,
wäre Resultat ein anderes. Fühlen uns
durch Vorwurf nicht getroffen. Trotz Waffen¬
stillstandes greifen Polen weiter an, rauben
und plündern weiter Protokoll folgt.

Der Deutsche Volksrat.

Diesem Telegrammwechsel fügt der
Deutsche Volksrat in einer Zuschrift an die
„Vossische Zeitung" noch folgende Bemer¬
kungen bei: „Was wir von dem Alliierten¬
schutz halten, ersparen wir uns zu sagen. Ein
Grenzschutz bestand bald nach der Revolution,
die pvsenschen Garnisonen waren auch belegt.
Sehr bald wurden aber auf Grund von Ver¬
handlungen zwischen Berlin und Posen die
reindeutschen Soldaten nach Hause.entlassen
und durch „Kaczmareks" (--- Polnische Sol¬
daten) ersetzt. Die heimkehrenden Truppen¬
teile wurden Prompt von den Polnischen
Soldatenräten und Truppen des 6. A. K.
entwaffnet. Wie sollten wir da „eigene
militärische Verteidigung" organisieren?
Sollten wir mit Schützenbüchsen gegen die
von den Polen geraubten Maschinengewehre
und Artillerie kämpfen oder mit Knüppeln?
Als Ende November v. I. Vertreter der
reindeutschen acht Randkreise Posens in Berlin
waren, wurden sie aus Selbsthilfe verwiesen,
Lieferung von Waffen und Munition aber
glatt abgelehnt."

Die Deutschen in der Stadt Berthchen
haben am 17. Februar an die Nationalver¬

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sammlung und die Reichsregierung in Weimar
eine Drahtung gerichtet, in der es heißt:

Die Gesamtheit der deutschen Bürger der
Stadt Berthchen erhebt flammenden Ein¬
spruch gegen die Einbeziehung Bentschens
in das Gebiet westlich der Demarkationslinie.
Berthchen ist der Ausgangspunkt von sechs
Bahnstrecken, der wichtigste Eisenbahnknoten¬
punkt Westposens. Völlige Abhängigkeit des
Eisenbahnverkehrs zwischen reindeutschen Ge¬
bieten von polnischer Willkür wäre die Folge.
Drei Fünftel der Einwohnerschaft Bentschens
ist deutsch. Schützt uns deutsche Einwohner
des hiesigen, in harten Kämpfen siegreich
verteidigten Gebiets gegen polnische Grausam¬
keit und Willkür.

Das reindeutsche, bei Berthchen gelegene
Dorf Strese Protestierte ebenfalls gegen die
drohende Gefahr, polnischer Willkür ausge¬
liefert zu werden. Was von polnischer Will¬
kür und Grausamkeit zu erwarten ist, habe
Strese in der Schreckensnacht des 11. Januar
erfahren.

Der Deutsche Volksrat in Culmsce ver¬
öffentlichte am 20. Februar folgenden Not¬
schrei:

Nach Siegen, die die ganze Welt in
Erstaunen und Verwunderung gesetzt haben,
brach Deutschland zusammen. Heute sind
wir gezwungen, unsere heilige Heimaterde
gegen fremde Eroberungsgelüste mit dem
Wort und der Schrift zu verteidigen. Wie
im Westen Elsaß-Lothringen — uraltes
deutsches Land — wieder vom Reiche los¬
gerissen werden soll, so sind im Osten die
Polen bestrebt, unzweifelhaft deutsches Land
mit einer unzweifelhaft deutschen Bevölkerung
vom Mutterlande loszureißen. Auch die
Provinz Westpreußen soll Polnischer Lünder-
gier zum Opfer fallen. Ganz Westpreußen
aber ist deutsches Land mit weit überwiegend
deutscher Bevölkerung. Einen Schlag in das
Gesicht der Gerechtigkeit würde dieser Länder¬
raub bedeuten. Das heutige Gebiet der
Provinz Westpreußen ist von 1230 an von
dem deutschen Ritterorden erobert worden.
Polen bewohnten dieses Gebiet damals nicht
und auch heute noch bilden sie hier die
Minderheit. 1 100 000 Deutsche und nur
000 000 Polen und Kaschuben bewohnen
diese Provinz. Zweihundert Jahre lang

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/352>, abgerufen am 01.09.2024.