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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den Deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

eine unerhörte Vergewaltigung des Deutsch¬
tums im Osten, er legt daher Verwahrung
ein gegen die Preisgabe deutschen Bodens.
Er erwartet, daß alles daran gesetzt wird,
unsere Heimatprovinz dem Deutschen Reiche
zu erhalten und das; die Einstellung der
Polnischen Feindseligkeiten erzwungen wird.

Die Schubiner Deutschen telegraphierten
am 21. Februar an die Nationalversammlung
und an den Neichsminister Erzberger:

Schubin und Umgegend, zum Netzedistrikt
gehörend, noch immer von Polen besetzt.
Hunderte Flüchtlinge, aller Habe bar, seit
Wochen von den Angehörigen getrennt, er¬
bitten Rückkehr unter Garantie persönlicher
Freiheit und des Eigentums zu ermöglichen.

I. A.: Kitzler.

Aus Kolmar i. P. wurde um die ma߬
gebenden Stellen am 19. Februar gedrahtet:

Die Bedingungen des Waffenstillstandes
bedeuten, wenn erhoben zu Friedensbe¬
dingungen, für 500 000 Deutsche der Provinz
Posen Vergewaltigung und Untergang. Der
seit 300 Jahren deutschen Kreisstadt Kolmar
sind alle Lebensbedingungen von Süden ab¬
geschnitten. Der Deutsche Volksrat des Kreises
Kolmar in Posen mit 15 000 Mitgliedern
steht nach wie vor auf den von beiden Seiten
anerkannten Grundsätzen des Wilsonschen
Rechtsfriedens. Es kann deshalb die Zuge¬
hörigkeit der Provinz Posen nur durch Volks¬
abstimmung entschieden werden.

Der Deutsche Volksrnt. Fratzke, Rektor.
Der Deutsche Frauenrat. Ursula Hübinger.

Der Deutsche Volksrat Schönlante, Stadt
und Land/ erließ folgenden Protest:

Schönlcmke, 1,9. Februar. Die deutsche
Stadt Schönlcmke in Posen erhebt in ein¬
mütigem Protest aller ihrer Bürger ihre
Stimme. Vor unserer Stadt liegen die Pol¬
nischen Linien. Unser überwiegend deutscher
Kreis ist zerrissen, die Kreisstadt besetzt, die
Behörden verjagt. Der neue Waffenstillstand
gibt diesem Unrecht Dauer, er schützt unsere
deutschen Dörfer nicht vor Gewalttat, er
hindert uns nur, den deutschen Brüdern zu
helfen, die offenbares Unrecht leiden. Bleibt
das Unrecht, so wird im Ostland jetzt ein
Haß gesät, der einst mehr Geschlechtern Ver¬
derben bringt, als uns allein. Wir mahnen
und warnen alle die, die für die Zukunft zu
gez. Schönbeck. sorgen haben.

[Spaltenumbruch]

Die vereinigten deutschen Bolksriite der
Westkreise Posens sandten am 17. Februar
an die Nationalversammlung in Weimar, an
Generalfeldmarschall von Hindenburg, an die
preußische und an die Reichsregierung fol¬
gende Drahtung:

In Widerspruch mit dem 13. Artikel
Wilsons greifen die neuen Bedingungen des
Waffenstillstandes in das Schicksal der Pro¬
vinz Posen schon vor der Friedenskonferenz
ein. Die heute auf gastlichen schlesischen Boden
in Sagan versammelten deutschen Volksräte
Westposens erheben dagegen laut Einspruch.
Wir bedauern, daß tapfer verteidigte deutsche
Städte wie Berthchen, Neutomischel und Birn¬
baum der Polnischen Raubgier kampflos
überantwortet werden und die für das
ganze Wirtschaftsleben des Reiches wich¬
tige Bahnlinie Breslau--Rawitsch--Lissa--
Berthchen--Berlin Preisgegeben wird. Wir
verlangen, das dieser Verzicht auf der
Friedenskonferenz wieder rückgängig gemacht
wird und von den Wilsonschen Bedingungen
unter keinen Umständen zuungunsten des
deutschen Teiles der Provinz abgewichen wird.
Wir haben in berechtigter Abwehr der pol¬
nischen Übergriffe neue schwere Opfer an Gut
und Blut für unsere Heimat gebracht und
dadurch ein heiliges Anrecht, gehört zu
werden.

gez. Kriesel. Ritter.
Hentschke-Meseritz. Schlottke-Rawitsch.

Der Arbeiterrat und Vollzugsausschuß
Meserih drahtete am 18. Februar an die
Reichsregierung und die Waffenstillstands-
kommission:

Deutsche haben den Frieden in der Provinz
Posen nicht gestört. Andere Informationen
der Entente falsch. Werden Demarkations¬
linie, soweit sie dem heutigen Besitzstande
'entspricht, trotz starker Bedenken respektieren.
Nach bisherigem Verhalten der Polen ist an¬
zunehmen, daß sie sich, wie bisher, stets an
diese Anordnungen nicht kehren werden, zu¬
mal Polnischer Volksrat bekannt gemacht hat,
daß er Regierung Warschau nicht anerkenne.

Behalten uns daher unbedingt vor, Über¬
griffe der Polen auf daS Nachdrücklichste mit
Waffengewalt zurückzuweisen, und Grenzschutz
aufrecht zu erhalten. Entente muß Vertreter
nach hier schicken, Warschau hat keinen Zweck.

Erheben auch jetzt schon Einspruch gegen

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Aus den Deutschen Volksräten

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eine unerhörte Vergewaltigung des Deutsch¬
tums im Osten, er legt daher Verwahrung
ein gegen die Preisgabe deutschen Bodens.
Er erwartet, daß alles daran gesetzt wird,
unsere Heimatprovinz dem Deutschen Reiche
zu erhalten und das; die Einstellung der
Polnischen Feindseligkeiten erzwungen wird.

Die Schubiner Deutschen telegraphierten
am 21. Februar an die Nationalversammlung
und an den Neichsminister Erzberger:

Schubin und Umgegend, zum Netzedistrikt
gehörend, noch immer von Polen besetzt.
Hunderte Flüchtlinge, aller Habe bar, seit
Wochen von den Angehörigen getrennt, er¬
bitten Rückkehr unter Garantie persönlicher
Freiheit und des Eigentums zu ermöglichen.

I. A.: Kitzler.

Aus Kolmar i. P. wurde um die ma߬
gebenden Stellen am 19. Februar gedrahtet:

Die Bedingungen des Waffenstillstandes
bedeuten, wenn erhoben zu Friedensbe¬
dingungen, für 500 000 Deutsche der Provinz
Posen Vergewaltigung und Untergang. Der
seit 300 Jahren deutschen Kreisstadt Kolmar
sind alle Lebensbedingungen von Süden ab¬
geschnitten. Der Deutsche Volksrat des Kreises
Kolmar in Posen mit 15 000 Mitgliedern
steht nach wie vor auf den von beiden Seiten
anerkannten Grundsätzen des Wilsonschen
Rechtsfriedens. Es kann deshalb die Zuge¬
hörigkeit der Provinz Posen nur durch Volks¬
abstimmung entschieden werden.

Der Deutsche Volksrnt. Fratzke, Rektor.
Der Deutsche Frauenrat. Ursula Hübinger.

Der Deutsche Volksrat Schönlante, Stadt
und Land/ erließ folgenden Protest:

Schönlcmke, 1,9. Februar. Die deutsche
Stadt Schönlcmke in Posen erhebt in ein¬
mütigem Protest aller ihrer Bürger ihre
Stimme. Vor unserer Stadt liegen die Pol¬
nischen Linien. Unser überwiegend deutscher
Kreis ist zerrissen, die Kreisstadt besetzt, die
Behörden verjagt. Der neue Waffenstillstand
gibt diesem Unrecht Dauer, er schützt unsere
deutschen Dörfer nicht vor Gewalttat, er
hindert uns nur, den deutschen Brüdern zu
helfen, die offenbares Unrecht leiden. Bleibt
das Unrecht, so wird im Ostland jetzt ein
Haß gesät, der einst mehr Geschlechtern Ver¬
derben bringt, als uns allein. Wir mahnen
und warnen alle die, die für die Zukunft zu
gez. Schönbeck. sorgen haben.

[Spaltenumbruch]

Die vereinigten deutschen Bolksriite der
Westkreise Posens sandten am 17. Februar
an die Nationalversammlung in Weimar, an
Generalfeldmarschall von Hindenburg, an die
preußische und an die Reichsregierung fol¬
gende Drahtung:

In Widerspruch mit dem 13. Artikel
Wilsons greifen die neuen Bedingungen des
Waffenstillstandes in das Schicksal der Pro¬
vinz Posen schon vor der Friedenskonferenz
ein. Die heute auf gastlichen schlesischen Boden
in Sagan versammelten deutschen Volksräte
Westposens erheben dagegen laut Einspruch.
Wir bedauern, daß tapfer verteidigte deutsche
Städte wie Berthchen, Neutomischel und Birn¬
baum der Polnischen Raubgier kampflos
überantwortet werden und die für das
ganze Wirtschaftsleben des Reiches wich¬
tige Bahnlinie Breslau—Rawitsch—Lissa—
Berthchen—Berlin Preisgegeben wird. Wir
verlangen, das dieser Verzicht auf der
Friedenskonferenz wieder rückgängig gemacht
wird und von den Wilsonschen Bedingungen
unter keinen Umständen zuungunsten des
deutschen Teiles der Provinz abgewichen wird.
Wir haben in berechtigter Abwehr der pol¬
nischen Übergriffe neue schwere Opfer an Gut
und Blut für unsere Heimat gebracht und
dadurch ein heiliges Anrecht, gehört zu
werden.

gez. Kriesel. Ritter.
Hentschke-Meseritz. Schlottke-Rawitsch.

Der Arbeiterrat und Vollzugsausschuß
Meserih drahtete am 18. Februar an die
Reichsregierung und die Waffenstillstands-
kommission:

Deutsche haben den Frieden in der Provinz
Posen nicht gestört. Andere Informationen
der Entente falsch. Werden Demarkations¬
linie, soweit sie dem heutigen Besitzstande
'entspricht, trotz starker Bedenken respektieren.
Nach bisherigem Verhalten der Polen ist an¬
zunehmen, daß sie sich, wie bisher, stets an
diese Anordnungen nicht kehren werden, zu¬
mal Polnischer Volksrat bekannt gemacht hat,
daß er Regierung Warschau nicht anerkenne.

Behalten uns daher unbedingt vor, Über¬
griffe der Polen auf daS Nachdrücklichste mit
Waffengewalt zurückzuweisen, und Grenzschutz
aufrecht zu erhalten. Entente muß Vertreter
nach hier schicken, Warschau hat keinen Zweck.

Erheben auch jetzt schon Einspruch gegen

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[0349] Aus den Deutschen Volksräten eine unerhörte Vergewaltigung des Deutsch¬ tums im Osten, er legt daher Verwahrung ein gegen die Preisgabe deutschen Bodens. Er erwartet, daß alles daran gesetzt wird, unsere Heimatprovinz dem Deutschen Reiche zu erhalten und das; die Einstellung der Polnischen Feindseligkeiten erzwungen wird. Die Schubiner Deutschen telegraphierten am 21. Februar an die Nationalversammlung und an den Neichsminister Erzberger: Schubin und Umgegend, zum Netzedistrikt gehörend, noch immer von Polen besetzt. Hunderte Flüchtlinge, aller Habe bar, seit Wochen von den Angehörigen getrennt, er¬ bitten Rückkehr unter Garantie persönlicher Freiheit und des Eigentums zu ermöglichen. I. A.: Kitzler. Aus Kolmar i. P. wurde um die ma߬ gebenden Stellen am 19. Februar gedrahtet: Die Bedingungen des Waffenstillstandes bedeuten, wenn erhoben zu Friedensbe¬ dingungen, für 500 000 Deutsche der Provinz Posen Vergewaltigung und Untergang. Der seit 300 Jahren deutschen Kreisstadt Kolmar sind alle Lebensbedingungen von Süden ab¬ geschnitten. Der Deutsche Volksrat des Kreises Kolmar in Posen mit 15 000 Mitgliedern steht nach wie vor auf den von beiden Seiten anerkannten Grundsätzen des Wilsonschen Rechtsfriedens. Es kann deshalb die Zuge¬ hörigkeit der Provinz Posen nur durch Volks¬ abstimmung entschieden werden. Der Deutsche Volksrnt. Fratzke, Rektor. Der Deutsche Frauenrat. Ursula Hübinger. Der Deutsche Volksrat Schönlante, Stadt und Land/ erließ folgenden Protest: Schönlcmke, 1,9. Februar. Die deutsche Stadt Schönlcmke in Posen erhebt in ein¬ mütigem Protest aller ihrer Bürger ihre Stimme. Vor unserer Stadt liegen die Pol¬ nischen Linien. Unser überwiegend deutscher Kreis ist zerrissen, die Kreisstadt besetzt, die Behörden verjagt. Der neue Waffenstillstand gibt diesem Unrecht Dauer, er schützt unsere deutschen Dörfer nicht vor Gewalttat, er hindert uns nur, den deutschen Brüdern zu helfen, die offenbares Unrecht leiden. Bleibt das Unrecht, so wird im Ostland jetzt ein Haß gesät, der einst mehr Geschlechtern Ver¬ derben bringt, als uns allein. Wir mahnen und warnen alle die, die für die Zukunft zu gez. Schönbeck. sorgen haben. Die vereinigten deutschen Bolksriite der Westkreise Posens sandten am 17. Februar an die Nationalversammlung in Weimar, an Generalfeldmarschall von Hindenburg, an die preußische und an die Reichsregierung fol¬ gende Drahtung: In Widerspruch mit dem 13. Artikel Wilsons greifen die neuen Bedingungen des Waffenstillstandes in das Schicksal der Pro¬ vinz Posen schon vor der Friedenskonferenz ein. Die heute auf gastlichen schlesischen Boden in Sagan versammelten deutschen Volksräte Westposens erheben dagegen laut Einspruch. Wir bedauern, daß tapfer verteidigte deutsche Städte wie Berthchen, Neutomischel und Birn¬ baum der Polnischen Raubgier kampflos überantwortet werden und die für das ganze Wirtschaftsleben des Reiches wich¬ tige Bahnlinie Breslau—Rawitsch—Lissa— Berthchen—Berlin Preisgegeben wird. Wir verlangen, das dieser Verzicht auf der Friedenskonferenz wieder rückgängig gemacht wird und von den Wilsonschen Bedingungen unter keinen Umständen zuungunsten des deutschen Teiles der Provinz abgewichen wird. Wir haben in berechtigter Abwehr der pol¬ nischen Übergriffe neue schwere Opfer an Gut und Blut für unsere Heimat gebracht und dadurch ein heiliges Anrecht, gehört zu werden. gez. Kriesel. Ritter. Hentschke-Meseritz. Schlottke-Rawitsch. Der Arbeiterrat und Vollzugsausschuß Meserih drahtete am 18. Februar an die Reichsregierung und die Waffenstillstands- kommission: Deutsche haben den Frieden in der Provinz Posen nicht gestört. Andere Informationen der Entente falsch. Werden Demarkations¬ linie, soweit sie dem heutigen Besitzstande 'entspricht, trotz starker Bedenken respektieren. Nach bisherigem Verhalten der Polen ist an¬ zunehmen, daß sie sich, wie bisher, stets an diese Anordnungen nicht kehren werden, zu¬ mal Polnischer Volksrat bekannt gemacht hat, daß er Regierung Warschau nicht anerkenne. Behalten uns daher unbedingt vor, Über¬ griffe der Polen auf daS Nachdrücklichste mit Waffengewalt zurückzuweisen, und Grenzschutz aufrecht zu erhalten. Entente muß Vertreter nach hier schicken, Warschau hat keinen Zweck. Erheben auch jetzt schon Einspruch gegen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/349>, abgerufen am 01.09.2024.