Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Unterzeichner? deutsche Volk müsse sich belogen und betrogen fühlen, wenn man ihm jetzt weiteres Bezüglich Posens wurde vorher gesagt! "Nirgends im Osten Deutschlands 4. Öffentliche Reden: Neichsminister Graf Brockdorff-Nantzau am 12. März: "Die Reichsregierung stellt sich strikt auf den Standpunkt, daß für die Fehrenbach, Präsident der Nationalversammlung, am 25. April: "Wir werden auch nicht einen Frieden unterzeichnen, der das Saargebiet (Und wir fügen hinzu: auch Posen!) Minister des Innern Heine, Versammlung des Reichsverbandes Ostschutz "Unsere Friedensunterhändler sind nach Paris bestellt. Sie müssen wissen, Der Neichsverband Ostschutz nahm darauf folgende Entschließung an: "Die heutige vom Reichsverband Ostschutz nach dem Palasttheater in Berlin Unterzeichner? deutsche Volk müsse sich belogen und betrogen fühlen, wenn man ihm jetzt weiteres Bezüglich Posens wurde vorher gesagt! „Nirgends im Osten Deutschlands 4. Öffentliche Reden: Neichsminister Graf Brockdorff-Nantzau am 12. März: „Die Reichsregierung stellt sich strikt auf den Standpunkt, daß für die Fehrenbach, Präsident der Nationalversammlung, am 25. April: „Wir werden auch nicht einen Frieden unterzeichnen, der das Saargebiet (Und wir fügen hinzu: auch Posen!) Minister des Innern Heine, Versammlung des Reichsverbandes Ostschutz „Unsere Friedensunterhändler sind nach Paris bestellt. Sie müssen wissen, Der Neichsverband Ostschutz nahm darauf folgende Entschließung an: „Die heutige vom Reichsverband Ostschutz nach dem Palasttheater in Berlin <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335574"/> <fw type="header" place="top"> Unterzeichner?</fw><lb/> <p xml:id="ID_681" prev="#ID_680"> deutsche Volk müsse sich belogen und betrogen fühlen, wenn man ihm jetzt weiteres<lb/> zumutete. In den sieben Monaten seit dem Waffenstillstandsangebot hat Deutsch¬<lb/> land Unsagbares gelitten. Aber es kann keinen Frieden auf sich nehmen, der ihm<lb/> Unmögliches zumutet. Ein solcher würde der Negierung, würde der National¬<lb/> versammlung den Rückhalt im Volke nehmen, würde den Sieg des Bolschewismus,<lb/> den Untergang der europäischen Kultur bedeuten."</p><lb/> <p xml:id="ID_682"> Bezüglich Posens wurde vorher gesagt! „Nirgends im Osten Deutschlands<lb/> gibt es Gebiete, die von einer unzweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt sind.<lb/> Deutsche Kultur herrscht in ihnen' was dort geschaffen ist, ist deutscher Geistesarbeit<lb/> zu danken. Auch die jetzt außerhalb der Demarkationslinie liegenden Teile Posens<lb/> sind zum guten Teil überwiegend deutsch. Aus dem Zusammenhang mit Deutsch¬<lb/> land gerissen, würden sie aufs schwerste leiden, würden sie in jenen Zustand der<lb/> Unkultur zurücksinken, in dem sich die weitesten Teile Polens und Galiziens<lb/> befinden."</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 4. Öffentliche Reden:</head><lb/> <p xml:id="ID_683"> Neichsminister Graf Brockdorff-Nantzau am 12. März:</p><lb/> <p xml:id="ID_684"> „Die Reichsregierung stellt sich strikt auf den Standpunkt, daß für die<lb/> kommenden Friedensverhandlungen lediglich die vierzehn Punkte Wilsons die<lb/> Richtschnur zu bilden haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_685"> Fehrenbach, Präsident der Nationalversammlung, am 25. April:</p><lb/> <p xml:id="ID_686"> „Wir werden auch nicht einen Frieden unterzeichnen, der das Saargebiet<lb/> den Feinden ausliefert und Danzig den Polen zusprichtl"</p><lb/> <p xml:id="ID_687"> (Und wir fügen hinzu: auch Posen!)</p><lb/> <p xml:id="ID_688"> Minister des Innern Heine, Versammlung des Reichsverbandes Ostschutz<lb/> am 27. April: „Deutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 203 vom 28. April:</p><lb/> <p xml:id="ID_689"> „Unsere Friedensunterhändler sind nach Paris bestellt. Sie müssen wissen,<lb/> daß der Wille des Volkes hinter ihnen steht. Deshalb ist es gut, wenn jetzt<lb/> überall im deutschen Lande man sich klar macht, was man tut und was für<lb/> Pflichten man übernehmen kann, was möglich und was unmöglich ist. Wenn<lb/> wir heute gegen die bekannten Pläne der Feinde protestieren, so wollen wir bei<lb/> ihnen nicht um Gnade betteln. Wir sind geschlagene Männer, wollen uns aber<lb/> nicht betragen wie verprügelte Kinder. Auch wir Deutschen haben unser nationales<lb/> Recht. Darum protestier?» wir, daß Danzig und Westpreußen den Polen zugeteilt<lb/> werden soll, daß man das Saargebiet abreißen und das linksrheinische Gebiet<lb/> unter französische Herrschaft bringen will. Was Posen betrifft, so ist es die<lb/> deutsche Arbeit, die die Grenze zu ziehen hat, nicht alte Dokumente, weder die<lb/> von der dritten Teilung Polens noch von der ersten Schlacht bei Tannenberg.<lb/> Wo deutsche Kultur und Arbeit den Ausschlag gibt, ist das Land deutsch."</p><lb/> <p xml:id="ID_690"> Der Neichsverband Ostschutz nahm darauf folgende Entschließung an:</p><lb/> <p xml:id="ID_691" next="#ID_692"> „Die heutige vom Reichsverband Ostschutz nach dem Palasttheater in Berlin<lb/> einberufene von Tausenden von Personen ohne Unterschied der Partei besuchte<lb/> Versammlung protestiert angesichts der bevorstehenden Friedensverhandlungen mit<lb/> größter Entschiedenheit gegen jede Zerstückelung Deutschlands. Sie fordert einen<lb/> Frieden der Gerechtigkeit und Verständigung gemäß den Richtlinien des Präsidenten<lb/> Wilson und verlangt das Selbstbestimmungsrecht in unseren zweisprachigen Grenz¬<lb/> marken auch für die Deutschen. Die Versammlung weist mit Entrüstung besonders<lb/> die übertriebenen Ansprüche des Polentums auf die deutschen Ostgrenzen zurück,<lb/> da ihre Verwirklichung etwa drei Millionen deuischer Kulturpioniere unter das<lb/> Joch der Fremdherrschaft beugen und sie kultureller, wirtschaftlicher und sozialer<lb/> Verelendung preisgeben würden. Wie Danzig eine rein deutsche Stadt und<lb/> Westpreutzen überwiegend deutsch ist, so sind auch in Posen und Oberschlesien<lb/> deutscher Besitz, deutsche Bildung und deutsche Schaffenskraft von überwiegender<lb/> Bedeutung. Deutschland könnte den Verlust von Gebieten, in denen das deutsche</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0164]
Unterzeichner?
deutsche Volk müsse sich belogen und betrogen fühlen, wenn man ihm jetzt weiteres
zumutete. In den sieben Monaten seit dem Waffenstillstandsangebot hat Deutsch¬
land Unsagbares gelitten. Aber es kann keinen Frieden auf sich nehmen, der ihm
Unmögliches zumutet. Ein solcher würde der Negierung, würde der National¬
versammlung den Rückhalt im Volke nehmen, würde den Sieg des Bolschewismus,
den Untergang der europäischen Kultur bedeuten."
Bezüglich Posens wurde vorher gesagt! „Nirgends im Osten Deutschlands
gibt es Gebiete, die von einer unzweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt sind.
Deutsche Kultur herrscht in ihnen' was dort geschaffen ist, ist deutscher Geistesarbeit
zu danken. Auch die jetzt außerhalb der Demarkationslinie liegenden Teile Posens
sind zum guten Teil überwiegend deutsch. Aus dem Zusammenhang mit Deutsch¬
land gerissen, würden sie aufs schwerste leiden, würden sie in jenen Zustand der
Unkultur zurücksinken, in dem sich die weitesten Teile Polens und Galiziens
befinden."
4. Öffentliche Reden:
Neichsminister Graf Brockdorff-Nantzau am 12. März:
„Die Reichsregierung stellt sich strikt auf den Standpunkt, daß für die
kommenden Friedensverhandlungen lediglich die vierzehn Punkte Wilsons die
Richtschnur zu bilden haben."
Fehrenbach, Präsident der Nationalversammlung, am 25. April:
„Wir werden auch nicht einen Frieden unterzeichnen, der das Saargebiet
den Feinden ausliefert und Danzig den Polen zusprichtl"
(Und wir fügen hinzu: auch Posen!)
Minister des Innern Heine, Versammlung des Reichsverbandes Ostschutz
am 27. April: „Deutsche Allgemeine Zeitung" Ur. 203 vom 28. April:
„Unsere Friedensunterhändler sind nach Paris bestellt. Sie müssen wissen,
daß der Wille des Volkes hinter ihnen steht. Deshalb ist es gut, wenn jetzt
überall im deutschen Lande man sich klar macht, was man tut und was für
Pflichten man übernehmen kann, was möglich und was unmöglich ist. Wenn
wir heute gegen die bekannten Pläne der Feinde protestieren, so wollen wir bei
ihnen nicht um Gnade betteln. Wir sind geschlagene Männer, wollen uns aber
nicht betragen wie verprügelte Kinder. Auch wir Deutschen haben unser nationales
Recht. Darum protestier?» wir, daß Danzig und Westpreußen den Polen zugeteilt
werden soll, daß man das Saargebiet abreißen und das linksrheinische Gebiet
unter französische Herrschaft bringen will. Was Posen betrifft, so ist es die
deutsche Arbeit, die die Grenze zu ziehen hat, nicht alte Dokumente, weder die
von der dritten Teilung Polens noch von der ersten Schlacht bei Tannenberg.
Wo deutsche Kultur und Arbeit den Ausschlag gibt, ist das Land deutsch."
Der Neichsverband Ostschutz nahm darauf folgende Entschließung an:
„Die heutige vom Reichsverband Ostschutz nach dem Palasttheater in Berlin
einberufene von Tausenden von Personen ohne Unterschied der Partei besuchte
Versammlung protestiert angesichts der bevorstehenden Friedensverhandlungen mit
größter Entschiedenheit gegen jede Zerstückelung Deutschlands. Sie fordert einen
Frieden der Gerechtigkeit und Verständigung gemäß den Richtlinien des Präsidenten
Wilson und verlangt das Selbstbestimmungsrecht in unseren zweisprachigen Grenz¬
marken auch für die Deutschen. Die Versammlung weist mit Entrüstung besonders
die übertriebenen Ansprüche des Polentums auf die deutschen Ostgrenzen zurück,
da ihre Verwirklichung etwa drei Millionen deuischer Kulturpioniere unter das
Joch der Fremdherrschaft beugen und sie kultureller, wirtschaftlicher und sozialer
Verelendung preisgeben würden. Wie Danzig eine rein deutsche Stadt und
Westpreutzen überwiegend deutsch ist, so sind auch in Posen und Oberschlesien
deutscher Besitz, deutsche Bildung und deutsche Schaffenskraft von überwiegender
Bedeutung. Deutschland könnte den Verlust von Gebieten, in denen das deutsche
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