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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen

Nicht ein italienisches Blatt, sondern das führende Organ der englischen
Liberalen, die "Daily News", brachte am 17. März die Notiz, daß, nach zuver¬
lässiger Quelle, die Großmächte wahrscheinlich den Beitritt des Papstes zum
Völkerband anregen werden, und, da diese Tatsache die Anerkennung der
Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles in sich schlösse, dürfte eine Lösung der
römischen Frage die nötige Folge sein. In Verbindung mit dieser Nachricht
gewänne der kurz zuvor stattgehabte Besuch des Kardinals Amedee, Erzbischofs
von Paris, nach dessen Unterredung mit Clemenceau, beim Pcipst erhöhte Bedeutung.
Dieser Besuch erweckte in diplomatischen Kreisen die Vermutung, es handele sich
um Besprechungen zwecks Wiederaufnahme der früheren Beziehungen zwischen
Frankreich und dem Vatikan in dem alten Umfange, wobei die Form noch un¬
entschieden bliebe, ob durch einen ständigen Gesandten oder durch gelegentliche
Beauftragung eines hohen Prälaten. Daß der letztere Modus von der italienischen
Negierung seit längerer Zeit beobachtet werde, berichtete dabei das "Giorncile
d'Italia". Der Vorschlag dieses offiziösen Organs, dem Papste im Völkerbunde
eine Aufnahme mit nur beratender Stimme zu bewilligen, -- wodurch die von
ihm bezweckten Bürgschaften für die Ausübung seiner Souveränitätsrechte natürlich
hinfällig geworden wären -- erweckte im Vatikan einen umgehenden Protest. --

Doch kehren wir noch einmal zur Stellung Venedikts des Fünfzehnten gegen¬
über der Friedenskonferenz zurückl Er selbst hat in seiner Weihnachtsansprache an
das Kardinalskolleg (1918) vor allem den Wunsch ausgesprochen, daß über der
Konferenz jener Geist schweben möge, dessen Hüter der Papst ist, und hat die
Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß ihre Beschlüsse nicht allein die Wieder¬
herstellung der Ordnung, sondern auch das Wiederaufblühen der gegenseitigen
Menschen- und Bruderliebe zwischen den Völkern herbeiführen werde. Den ge¬
rechten Beschlüssen des Weltkongresses sichere er die Unterstützung seines Einflusses
auf die Gläubigen zu; sie sollen der Welt einen, wirklichen und dauerhaften
Frieden bringen.

Die Tätigkeit des Papstes werde sich künftighin hauptsächlich folgenden
Gebieten zuwenden: Pflege und Unterricht der Kinder, Schutz und weise Leitung
der Arbeiter, geeignete Beratung und Aufmunterung der wohlhabenden Klassen
über gute Verwendungen von Reichtümern und Macht ("Köln. Volkszeitung" vom
31. Dezember 1918).

Die 14 Punkte des Wilsonschen Programms sind, nach einer Genfer Mit¬
teilung vom 1. Januar, des vollen Beifalls Benedikts sicher; im besonderen be¬
stehe der Papst auf vier Punkte: 1. Gewalt müsse dem Rechte weichen; 2. Keine
Nation dürfe von einer anderen unterdrückt werden; 3. Eine allgemeine Ab¬
rüstung müsse stattfinden; 4, Ein internationaler Gerichtshof eingerichtet werden.

Demgemäß proklamierte die "Italia", das Organ der lombardischen Kleri¬
kalen, am Tage nach Wilsons Vatikanbesuch, den Gedanken: Wie heute WUson
am Vorabend des Friedenskongresses bei seinem Besuch in Italien nicht den heiligen
Vater ignoriert, sondern ihm mit seinem Besuch eine Huldigung erwiesen hat,
so darf auch der Papst bei der Ausführung des großen Friedenswerkes nicht
ignoriert werden. Aber -- argumentiert das Blatt weiter -- des Papstes Be¬
teiligung darf nicht auf eine Vertretung bei der Konferenz beschränkt werden.
Vor allem muß der christliche Gedanke, den der Papst verkörpert, bei der Be¬
gründung der neuen Weltordnung zur Geltung kommen; und an früherer Stelle
betont das Blatt: der Heilige Stuhl habe keine eigenen politischen Vorteile zu
vertreten, er werde seine ganze Aufmerksamkeit der unparteiischen Wahrung der
Grundsätze höchster Gerechtigkeit bei der Neuordnung der Staaten zuwenden und
dementsprechend eine Vorzugsstellung einnehmen. Der Gesichtspunkt des Vatikans
könne nie dahin verdächtigt werden, daß er sich von politischen Vorteilen betei¬
ligter Kreise beeinflussen lasse: Sein Leitgedanke würde die bereits im August
19l7 in der Friedensnote mitgeteilte Losung sein, daß die moralische Kraft des
Rechts an Stelle der materiellen Kraft der Waffen treten muß. Er werde die
allgemeine Abrüstung, die Abschaffung der regulären Dienstpflicht befürworten.


Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen

Nicht ein italienisches Blatt, sondern das führende Organ der englischen
Liberalen, die „Daily News", brachte am 17. März die Notiz, daß, nach zuver¬
lässiger Quelle, die Großmächte wahrscheinlich den Beitritt des Papstes zum
Völkerband anregen werden, und, da diese Tatsache die Anerkennung der
Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles in sich schlösse, dürfte eine Lösung der
römischen Frage die nötige Folge sein. In Verbindung mit dieser Nachricht
gewänne der kurz zuvor stattgehabte Besuch des Kardinals Amedee, Erzbischofs
von Paris, nach dessen Unterredung mit Clemenceau, beim Pcipst erhöhte Bedeutung.
Dieser Besuch erweckte in diplomatischen Kreisen die Vermutung, es handele sich
um Besprechungen zwecks Wiederaufnahme der früheren Beziehungen zwischen
Frankreich und dem Vatikan in dem alten Umfange, wobei die Form noch un¬
entschieden bliebe, ob durch einen ständigen Gesandten oder durch gelegentliche
Beauftragung eines hohen Prälaten. Daß der letztere Modus von der italienischen
Negierung seit längerer Zeit beobachtet werde, berichtete dabei das „Giorncile
d'Italia". Der Vorschlag dieses offiziösen Organs, dem Papste im Völkerbunde
eine Aufnahme mit nur beratender Stimme zu bewilligen, — wodurch die von
ihm bezweckten Bürgschaften für die Ausübung seiner Souveränitätsrechte natürlich
hinfällig geworden wären — erweckte im Vatikan einen umgehenden Protest. —

Doch kehren wir noch einmal zur Stellung Venedikts des Fünfzehnten gegen¬
über der Friedenskonferenz zurückl Er selbst hat in seiner Weihnachtsansprache an
das Kardinalskolleg (1918) vor allem den Wunsch ausgesprochen, daß über der
Konferenz jener Geist schweben möge, dessen Hüter der Papst ist, und hat die
Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß ihre Beschlüsse nicht allein die Wieder¬
herstellung der Ordnung, sondern auch das Wiederaufblühen der gegenseitigen
Menschen- und Bruderliebe zwischen den Völkern herbeiführen werde. Den ge¬
rechten Beschlüssen des Weltkongresses sichere er die Unterstützung seines Einflusses
auf die Gläubigen zu; sie sollen der Welt einen, wirklichen und dauerhaften
Frieden bringen.

Die Tätigkeit des Papstes werde sich künftighin hauptsächlich folgenden
Gebieten zuwenden: Pflege und Unterricht der Kinder, Schutz und weise Leitung
der Arbeiter, geeignete Beratung und Aufmunterung der wohlhabenden Klassen
über gute Verwendungen von Reichtümern und Macht („Köln. Volkszeitung" vom
31. Dezember 1918).

Die 14 Punkte des Wilsonschen Programms sind, nach einer Genfer Mit¬
teilung vom 1. Januar, des vollen Beifalls Benedikts sicher; im besonderen be¬
stehe der Papst auf vier Punkte: 1. Gewalt müsse dem Rechte weichen; 2. Keine
Nation dürfe von einer anderen unterdrückt werden; 3. Eine allgemeine Ab¬
rüstung müsse stattfinden; 4, Ein internationaler Gerichtshof eingerichtet werden.

Demgemäß proklamierte die „Italia", das Organ der lombardischen Kleri¬
kalen, am Tage nach Wilsons Vatikanbesuch, den Gedanken: Wie heute WUson
am Vorabend des Friedenskongresses bei seinem Besuch in Italien nicht den heiligen
Vater ignoriert, sondern ihm mit seinem Besuch eine Huldigung erwiesen hat,
so darf auch der Papst bei der Ausführung des großen Friedenswerkes nicht
ignoriert werden. Aber — argumentiert das Blatt weiter — des Papstes Be¬
teiligung darf nicht auf eine Vertretung bei der Konferenz beschränkt werden.
Vor allem muß der christliche Gedanke, den der Papst verkörpert, bei der Be¬
gründung der neuen Weltordnung zur Geltung kommen; und an früherer Stelle
betont das Blatt: der Heilige Stuhl habe keine eigenen politischen Vorteile zu
vertreten, er werde seine ganze Aufmerksamkeit der unparteiischen Wahrung der
Grundsätze höchster Gerechtigkeit bei der Neuordnung der Staaten zuwenden und
dementsprechend eine Vorzugsstellung einnehmen. Der Gesichtspunkt des Vatikans
könne nie dahin verdächtigt werden, daß er sich von politischen Vorteilen betei¬
ligter Kreise beeinflussen lasse: Sein Leitgedanke würde die bereits im August
19l7 in der Friedensnote mitgeteilte Losung sein, daß die moralische Kraft des
Rechts an Stelle der materiellen Kraft der Waffen treten muß. Er werde die
allgemeine Abrüstung, die Abschaffung der regulären Dienstpflicht befürworten.


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[0140] Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen Nicht ein italienisches Blatt, sondern das führende Organ der englischen Liberalen, die „Daily News", brachte am 17. März die Notiz, daß, nach zuver¬ lässiger Quelle, die Großmächte wahrscheinlich den Beitritt des Papstes zum Völkerband anregen werden, und, da diese Tatsache die Anerkennung der Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles in sich schlösse, dürfte eine Lösung der römischen Frage die nötige Folge sein. In Verbindung mit dieser Nachricht gewänne der kurz zuvor stattgehabte Besuch des Kardinals Amedee, Erzbischofs von Paris, nach dessen Unterredung mit Clemenceau, beim Pcipst erhöhte Bedeutung. Dieser Besuch erweckte in diplomatischen Kreisen die Vermutung, es handele sich um Besprechungen zwecks Wiederaufnahme der früheren Beziehungen zwischen Frankreich und dem Vatikan in dem alten Umfange, wobei die Form noch un¬ entschieden bliebe, ob durch einen ständigen Gesandten oder durch gelegentliche Beauftragung eines hohen Prälaten. Daß der letztere Modus von der italienischen Negierung seit längerer Zeit beobachtet werde, berichtete dabei das „Giorncile d'Italia". Der Vorschlag dieses offiziösen Organs, dem Papste im Völkerbunde eine Aufnahme mit nur beratender Stimme zu bewilligen, — wodurch die von ihm bezweckten Bürgschaften für die Ausübung seiner Souveränitätsrechte natürlich hinfällig geworden wären — erweckte im Vatikan einen umgehenden Protest. — Doch kehren wir noch einmal zur Stellung Venedikts des Fünfzehnten gegen¬ über der Friedenskonferenz zurückl Er selbst hat in seiner Weihnachtsansprache an das Kardinalskolleg (1918) vor allem den Wunsch ausgesprochen, daß über der Konferenz jener Geist schweben möge, dessen Hüter der Papst ist, und hat die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß ihre Beschlüsse nicht allein die Wieder¬ herstellung der Ordnung, sondern auch das Wiederaufblühen der gegenseitigen Menschen- und Bruderliebe zwischen den Völkern herbeiführen werde. Den ge¬ rechten Beschlüssen des Weltkongresses sichere er die Unterstützung seines Einflusses auf die Gläubigen zu; sie sollen der Welt einen, wirklichen und dauerhaften Frieden bringen. Die Tätigkeit des Papstes werde sich künftighin hauptsächlich folgenden Gebieten zuwenden: Pflege und Unterricht der Kinder, Schutz und weise Leitung der Arbeiter, geeignete Beratung und Aufmunterung der wohlhabenden Klassen über gute Verwendungen von Reichtümern und Macht („Köln. Volkszeitung" vom 31. Dezember 1918). Die 14 Punkte des Wilsonschen Programms sind, nach einer Genfer Mit¬ teilung vom 1. Januar, des vollen Beifalls Benedikts sicher; im besonderen be¬ stehe der Papst auf vier Punkte: 1. Gewalt müsse dem Rechte weichen; 2. Keine Nation dürfe von einer anderen unterdrückt werden; 3. Eine allgemeine Ab¬ rüstung müsse stattfinden; 4, Ein internationaler Gerichtshof eingerichtet werden. Demgemäß proklamierte die „Italia", das Organ der lombardischen Kleri¬ kalen, am Tage nach Wilsons Vatikanbesuch, den Gedanken: Wie heute WUson am Vorabend des Friedenskongresses bei seinem Besuch in Italien nicht den heiligen Vater ignoriert, sondern ihm mit seinem Besuch eine Huldigung erwiesen hat, so darf auch der Papst bei der Ausführung des großen Friedenswerkes nicht ignoriert werden. Aber — argumentiert das Blatt weiter — des Papstes Be¬ teiligung darf nicht auf eine Vertretung bei der Konferenz beschränkt werden. Vor allem muß der christliche Gedanke, den der Papst verkörpert, bei der Be¬ gründung der neuen Weltordnung zur Geltung kommen; und an früherer Stelle betont das Blatt: der Heilige Stuhl habe keine eigenen politischen Vorteile zu vertreten, er werde seine ganze Aufmerksamkeit der unparteiischen Wahrung der Grundsätze höchster Gerechtigkeit bei der Neuordnung der Staaten zuwenden und dementsprechend eine Vorzugsstellung einnehmen. Der Gesichtspunkt des Vatikans könne nie dahin verdächtigt werden, daß er sich von politischen Vorteilen betei¬ ligter Kreise beeinflussen lasse: Sein Leitgedanke würde die bereits im August 19l7 in der Friedensnote mitgeteilte Losung sein, daß die moralische Kraft des Rechts an Stelle der materiellen Kraft der Waffen treten muß. Er werde die allgemeine Abrüstung, die Abschaffung der regulären Dienstpflicht befürworten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/140>, abgerufen am 18.12.2024.