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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Konservativismus, Deutschnationale Volkspartei und Weltrevolution

ludion von 1789, verteidigt den individualistischen Staatsgedanken mit seiner
zerbröckelten Wäblermasse als Volk und seinem mechanischen Parlamentarismus
als Regierungssystem. Unter dieser Flagge hat die Entente gekämpst und unter
Führung des Präsidenten Witsen gesiegt. Das geistige Band dieser Parteien sind
Ideen, in denen sich die Weisheit vergangener Zeiten auskristallisiert hat. Im
andern Lager stehen die Völker, die nicht ihre Vergangenheit verteidigen, sondern
ihre Zukunft suchen. Moeller van den Brück hat für diesen Gegensatz die glück-
liche Formel der alten und der jungen Völker gefunden. Die alten Völker haben
Ideen, die jungen Probleme. Und eben an der Tatsache, ob ein Volk noch
Probleme kennt, ob es noch imstande ist, sich als Anfang statt als Ende zu
sehen, eben daran entscheidet sich seine Fähigkeit, ob es noch jung ist oder doch
wieder jung zu werden vermag. Alte Völker siud konservativ im Sinne der
Reaktion, junge Völker sind revolutionär, wie die Blüte revolutionär ist, wenn
sie die Knospe, wie die Raupe revolutionär ist, wenn sie die Verpuppung sprengt.
Auch das organische Leben kennt seine Revolutionen, auch die gesunde Entlastung
kann nicht immer deu schroffen Bruch vermeiden. Entscheidend ist, ob nur
Schranken gesprengt werden, um neues starkes Leben zu entbinden, oder ob der
Kern selber sich in Fäulnis zersetzt. Konservativismus in jenem Sinne, der von
aller Reaktion weit ab liegt, Konservativismus, den auch die Jugend mitmache,?
kann, Konservativismus im Sinne einer wahrhaft gesunden Politik ist die Fort¬
entwicklung des bestandhaften Alten zu neuer Kraft und Stärke. Hier wird nicht
der hoffnungslose Versuch gemacht. Uberständiges und Todgeweihtes zu kurzfristigem
Fortbestande zu retten, hier herrscht der Mut, selbst liebgewohnte Formen preis¬
zugeben, um dem Wesentlichen die Wiedererstarkung zu gewährleisten.

An diesem Scheidewege stehen heute die Deutschkonservativen. Und alles
hängt an der Entscheidung, ob sie es in den Fingerspitzen haben, daß Liberalis¬
mus und Kapitalismus heute im Begriff sind reaktionär zu werden, daß der
Sozialismus die Idee der Zukunft ist, daß die Ideen der Weltrevolution von uns
nicht niederkartätscht, sondern aufgefangen und in die Bahnen unserer nationalen
Jdeenentwicklung geleitet werden müssen, wenn wir uns überhaupt noch in der
Welt behaupten, wenn wir nicht auch im geistigen Sinne zu Sklaven des nieder¬
gehenden Westens werden wollen. Welche varteitaktischen Forderungen sind damit
an die bisherige konservative Partei gestellt?

In erster Linie muß das alte irreführende Stichwort des Konservativismus
verlassen werden. In welcher Weise die bestehenden Organisationen taktisch ein¬
zugliedern sind, ist eine Frage für sich. Ihre Vergangenheit brauchen sie nicht
zu leugnen, und die bloße Namensänderung ist ein Mummenschanz, der aus der
Aufregung der Nevolutionstage erklärlich ist, im übrigen aber nach seiner politischen
Tragweite nicht überschätzt werden sollte. Ein relatives Recht zu halb selbst-
ständigen Fortbestands behält die Deutschkonservative Fraktion nur dann, wenn
es gelingt, die Deutschnationale Volkspartei zu dem auszugestalten, was sie ihrem
Namen nach für kann und ihrer taktischen Bestimmung nach sein müßte: zur
Blockpartei der größeren Rechten, die nicht nur die beiden konservativen Fraktionen,
sondern auch die nationalUbcrale und die klerikale Rechte mit umfaßt. Eine
Deutschkonservative Fraktion innerhalb einer Deutschnationalen Fraktion neben
einer Deutschen Volkspartei ist hingegen ein Unding. Hier muß endlich ganze
Arbeit gemacht werden.

Eine taktische Frage zweiten Ranges ist es dann, ob die zu schaffende
Blvckparlei der größeren Rechten gut daran tut, den Sammelnamen deutsch-
national beizubehalten, oder ob sie der Linken die taktische Annäherung dadurch
erleichtern kann, daß sie nicht nur wesentliche sozialistische Prvgrcnnmpunkte auf¬
nimmt und sich damit scharf unter Durchbrechung der "bürgerlichen Einheitsfront"
von den kapitalistischen Deutschdemokraien scheidet, sondern daß sie darüber hin¬
aus auch in ihrer Namengebung den Gedanken anklingen läßt, daß es ihr auf
etwas wirklich Neues, nämlich auf die Schaffung und Vertiefung einer echten


g*
Konservativismus, Deutschnationale Volkspartei und Weltrevolution

ludion von 1789, verteidigt den individualistischen Staatsgedanken mit seiner
zerbröckelten Wäblermasse als Volk und seinem mechanischen Parlamentarismus
als Regierungssystem. Unter dieser Flagge hat die Entente gekämpst und unter
Führung des Präsidenten Witsen gesiegt. Das geistige Band dieser Parteien sind
Ideen, in denen sich die Weisheit vergangener Zeiten auskristallisiert hat. Im
andern Lager stehen die Völker, die nicht ihre Vergangenheit verteidigen, sondern
ihre Zukunft suchen. Moeller van den Brück hat für diesen Gegensatz die glück-
liche Formel der alten und der jungen Völker gefunden. Die alten Völker haben
Ideen, die jungen Probleme. Und eben an der Tatsache, ob ein Volk noch
Probleme kennt, ob es noch imstande ist, sich als Anfang statt als Ende zu
sehen, eben daran entscheidet sich seine Fähigkeit, ob es noch jung ist oder doch
wieder jung zu werden vermag. Alte Völker siud konservativ im Sinne der
Reaktion, junge Völker sind revolutionär, wie die Blüte revolutionär ist, wenn
sie die Knospe, wie die Raupe revolutionär ist, wenn sie die Verpuppung sprengt.
Auch das organische Leben kennt seine Revolutionen, auch die gesunde Entlastung
kann nicht immer deu schroffen Bruch vermeiden. Entscheidend ist, ob nur
Schranken gesprengt werden, um neues starkes Leben zu entbinden, oder ob der
Kern selber sich in Fäulnis zersetzt. Konservativismus in jenem Sinne, der von
aller Reaktion weit ab liegt, Konservativismus, den auch die Jugend mitmache,?
kann, Konservativismus im Sinne einer wahrhaft gesunden Politik ist die Fort¬
entwicklung des bestandhaften Alten zu neuer Kraft und Stärke. Hier wird nicht
der hoffnungslose Versuch gemacht. Uberständiges und Todgeweihtes zu kurzfristigem
Fortbestande zu retten, hier herrscht der Mut, selbst liebgewohnte Formen preis¬
zugeben, um dem Wesentlichen die Wiedererstarkung zu gewährleisten.

An diesem Scheidewege stehen heute die Deutschkonservativen. Und alles
hängt an der Entscheidung, ob sie es in den Fingerspitzen haben, daß Liberalis¬
mus und Kapitalismus heute im Begriff sind reaktionär zu werden, daß der
Sozialismus die Idee der Zukunft ist, daß die Ideen der Weltrevolution von uns
nicht niederkartätscht, sondern aufgefangen und in die Bahnen unserer nationalen
Jdeenentwicklung geleitet werden müssen, wenn wir uns überhaupt noch in der
Welt behaupten, wenn wir nicht auch im geistigen Sinne zu Sklaven des nieder¬
gehenden Westens werden wollen. Welche varteitaktischen Forderungen sind damit
an die bisherige konservative Partei gestellt?

In erster Linie muß das alte irreführende Stichwort des Konservativismus
verlassen werden. In welcher Weise die bestehenden Organisationen taktisch ein¬
zugliedern sind, ist eine Frage für sich. Ihre Vergangenheit brauchen sie nicht
zu leugnen, und die bloße Namensänderung ist ein Mummenschanz, der aus der
Aufregung der Nevolutionstage erklärlich ist, im übrigen aber nach seiner politischen
Tragweite nicht überschätzt werden sollte. Ein relatives Recht zu halb selbst-
ständigen Fortbestands behält die Deutschkonservative Fraktion nur dann, wenn
es gelingt, die Deutschnationale Volkspartei zu dem auszugestalten, was sie ihrem
Namen nach für kann und ihrer taktischen Bestimmung nach sein müßte: zur
Blockpartei der größeren Rechten, die nicht nur die beiden konservativen Fraktionen,
sondern auch die nationalUbcrale und die klerikale Rechte mit umfaßt. Eine
Deutschkonservative Fraktion innerhalb einer Deutschnationalen Fraktion neben
einer Deutschen Volkspartei ist hingegen ein Unding. Hier muß endlich ganze
Arbeit gemacht werden.

Eine taktische Frage zweiten Ranges ist es dann, ob die zu schaffende
Blvckparlei der größeren Rechten gut daran tut, den Sammelnamen deutsch-
national beizubehalten, oder ob sie der Linken die taktische Annäherung dadurch
erleichtern kann, daß sie nicht nur wesentliche sozialistische Prvgrcnnmpunkte auf¬
nimmt und sich damit scharf unter Durchbrechung der „bürgerlichen Einheitsfront"
von den kapitalistischen Deutschdemokraien scheidet, sondern daß sie darüber hin¬
aus auch in ihrer Namengebung den Gedanken anklingen läßt, daß es ihr auf
etwas wirklich Neues, nämlich auf die Schaffung und Vertiefung einer echten


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[0111] Konservativismus, Deutschnationale Volkspartei und Weltrevolution ludion von 1789, verteidigt den individualistischen Staatsgedanken mit seiner zerbröckelten Wäblermasse als Volk und seinem mechanischen Parlamentarismus als Regierungssystem. Unter dieser Flagge hat die Entente gekämpst und unter Führung des Präsidenten Witsen gesiegt. Das geistige Band dieser Parteien sind Ideen, in denen sich die Weisheit vergangener Zeiten auskristallisiert hat. Im andern Lager stehen die Völker, die nicht ihre Vergangenheit verteidigen, sondern ihre Zukunft suchen. Moeller van den Brück hat für diesen Gegensatz die glück- liche Formel der alten und der jungen Völker gefunden. Die alten Völker haben Ideen, die jungen Probleme. Und eben an der Tatsache, ob ein Volk noch Probleme kennt, ob es noch imstande ist, sich als Anfang statt als Ende zu sehen, eben daran entscheidet sich seine Fähigkeit, ob es noch jung ist oder doch wieder jung zu werden vermag. Alte Völker siud konservativ im Sinne der Reaktion, junge Völker sind revolutionär, wie die Blüte revolutionär ist, wenn sie die Knospe, wie die Raupe revolutionär ist, wenn sie die Verpuppung sprengt. Auch das organische Leben kennt seine Revolutionen, auch die gesunde Entlastung kann nicht immer deu schroffen Bruch vermeiden. Entscheidend ist, ob nur Schranken gesprengt werden, um neues starkes Leben zu entbinden, oder ob der Kern selber sich in Fäulnis zersetzt. Konservativismus in jenem Sinne, der von aller Reaktion weit ab liegt, Konservativismus, den auch die Jugend mitmache,? kann, Konservativismus im Sinne einer wahrhaft gesunden Politik ist die Fort¬ entwicklung des bestandhaften Alten zu neuer Kraft und Stärke. Hier wird nicht der hoffnungslose Versuch gemacht. Uberständiges und Todgeweihtes zu kurzfristigem Fortbestande zu retten, hier herrscht der Mut, selbst liebgewohnte Formen preis¬ zugeben, um dem Wesentlichen die Wiedererstarkung zu gewährleisten. An diesem Scheidewege stehen heute die Deutschkonservativen. Und alles hängt an der Entscheidung, ob sie es in den Fingerspitzen haben, daß Liberalis¬ mus und Kapitalismus heute im Begriff sind reaktionär zu werden, daß der Sozialismus die Idee der Zukunft ist, daß die Ideen der Weltrevolution von uns nicht niederkartätscht, sondern aufgefangen und in die Bahnen unserer nationalen Jdeenentwicklung geleitet werden müssen, wenn wir uns überhaupt noch in der Welt behaupten, wenn wir nicht auch im geistigen Sinne zu Sklaven des nieder¬ gehenden Westens werden wollen. Welche varteitaktischen Forderungen sind damit an die bisherige konservative Partei gestellt? In erster Linie muß das alte irreführende Stichwort des Konservativismus verlassen werden. In welcher Weise die bestehenden Organisationen taktisch ein¬ zugliedern sind, ist eine Frage für sich. Ihre Vergangenheit brauchen sie nicht zu leugnen, und die bloße Namensänderung ist ein Mummenschanz, der aus der Aufregung der Nevolutionstage erklärlich ist, im übrigen aber nach seiner politischen Tragweite nicht überschätzt werden sollte. Ein relatives Recht zu halb selbst- ständigen Fortbestands behält die Deutschkonservative Fraktion nur dann, wenn es gelingt, die Deutschnationale Volkspartei zu dem auszugestalten, was sie ihrem Namen nach für kann und ihrer taktischen Bestimmung nach sein müßte: zur Blockpartei der größeren Rechten, die nicht nur die beiden konservativen Fraktionen, sondern auch die nationalUbcrale und die klerikale Rechte mit umfaßt. Eine Deutschkonservative Fraktion innerhalb einer Deutschnationalen Fraktion neben einer Deutschen Volkspartei ist hingegen ein Unding. Hier muß endlich ganze Arbeit gemacht werden. Eine taktische Frage zweiten Ranges ist es dann, ob die zu schaffende Blvckparlei der größeren Rechten gut daran tut, den Sammelnamen deutsch- national beizubehalten, oder ob sie der Linken die taktische Annäherung dadurch erleichtern kann, daß sie nicht nur wesentliche sozialistische Prvgrcnnmpunkte auf¬ nimmt und sich damit scharf unter Durchbrechung der „bürgerlichen Einheitsfront" von den kapitalistischen Deutschdemokraien scheidet, sondern daß sie darüber hin¬ aus auch in ihrer Namengebung den Gedanken anklingen läßt, daß es ihr auf etwas wirklich Neues, nämlich auf die Schaffung und Vertiefung einer echten g*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/111>, abgerufen am 01.09.2024.