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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Die Sonderstellung des Netzedistrikts

polnischen Bauernstand. Das polnische Nationalkomitee betrieb die Wahlen zu
einem besonderen Landtag in Posen, während das deutsche Nationalkomitee in
ganz Posen die Wahlen zur Nationalversammlung aufschrieb. Am 26. April
bestimmte der König noch genauer die Abgrenzung seiner Kabinettsorder vom
14. April. Die damit gezogene Demarkationslinie beruhte teils auf ethnischen,
leis auf strategischen Gesichtspunkten. Durch sie wurde die Festung Posen und
mit ihr ein Teil des überwiegend polnischen Kreises Posen noch zu dem deutschen
Gebiet zugezogen, das nun aus dem Netzedistrikt mit Ausnahme eines Teiles des
Kreises Jnowrazlaw, aus den Kreisen Birnbaum, Meseritz, Bomst, Fraustadt,
Sander, But, dem westlichen Teile der Kreise Obornik und Posen mit Stadt und
Festung Posen, dem südlichen Teil der Kreise Kröben und Krotoschin und der
Stadt Kempen bestehen sollte. Der übrige Teil sollte polnische Verwaltung unter
einem besonderen polnischen Regierungspräsidenten erhalten. Unter Bezugnahme
auf die Kabinettsorder vom 14. April nahm der Bundestag am 22. April die dort
bezeichneten Teile Posens nebst einem Teil der Kreise But und Kröben mit zu¬
sammen fast 600 000 Einwohnern in den Deutschen Bund auf, am 2. Mai dazu
ferner unter Bezugnahme auf die Kabinettsorder vom 26. April die Stadt und
Festung Posen mit dem dort bezeichneten Teil der Provinz mit fast 280 000
Einwohnern. Eine vorläufige Demarkationslinie auf Grund der Arbeiten des
Generals Pfuel wird am 12. Mai veröffentlicht.

Die ganze Posener Frage wurde dagegen in den Verhandlungen des Vor¬
parlaments und der Nationalversammlung aufs neue aufgerollte Die technische
Seite der Abgrenzungsfrage kommt auf dem Vorparlament noch nicht zur Erörte¬
rung. Dort stehen sich aber bereits die liberal-humanitären Polenschwärmer und
die Verfechter deutschnationaler und strategischer Gesichtspunkte gegenüber. Auf
den Vorschlag Heinrich von Gagerns wird die Abgrenzung noch nicht vor¬
genommen, die Frage der Zulassung der Posener Abgeordneten zur National¬
versammlung dem Legitimationsausschuß überlassen. Im Fünfziger-Ausschuß, der
die Nationalversammlung vorbereiten soll, fordert die Rechte die Anerkennung
der Bundestagsbeschlüsse vom 22. April und vom 2. Mai betr. Einbeziehung der
deutschen Teile Posens in den Deutschen Bund. Auch der Ausschuß überweist
die Frage der Nationalversammlung zur endgültigen Entscheidung. Die Wahl
zur Nationalversammlung kommt in dem diesseits der Demarkationslinie
gelegenen Teil Posens im Laufe des Mai zustande. Auf der Eröffnung des
Parlaments am 18. Mai waren acht Vertreter aus Czarnikau-Kolmar, Birnbaum-
Meseritz, Frauftadt-Bomst, Hohensalza, Schubin. Bromberg-Wirsitz, Bomst Meseritz,
Wirsitz-Kolmar anwesend. Die Vertreter für Posen Stadt und Land, Krotoschin
und But°Sander trafen erst später ein. In einem polnischen Wahlprotest war
immerhin die Bereitwilligkeit ausgesprochen, alle Landstriche an Deutschland
abzutreten, wo sich die Mehrzahl der Bevölkerung dafür erklären würde. Der
Kampf um die Teilnahmeberechtigung der Posener Abgeordneten zog sich noch
lange hin, endigte aber mit dem Sieg des Deutschtums, wobei 71 Abgeordnete
der Linken sich der Stimme enthielten. Die endgültige Festlegung der Demar¬
kationslinie wurde weiteren Erhebungen durch die Neichszentralgewalt vorbehalten.

Am 26. Oktober verwarf dagegen die preußische Nationalversammlung in
Berlin den Gedanken einer Demarkationslinie und beschloß auf den Antrag der
Linken, das Verhältnis der Provinz Posen zu Preußen solle bleiben wie bisher,
wobei in dem deutschen Teil eine große Erregung entstand. In Bromberg berief
der Zentralbürgerausschuß am 5. November eine Volksversammlung, die sich für
den Frankfurter Standpunkt der Absonderung des deutschen vom polnischen Teile
und des engen Anschlusses des deutschen Gebietes an Deutschland aussprach. Es
gingen eine Reihe Proteste nach Berlin, unter anderem vom deutschen Bürger¬
verein und vom Kreisbürgerausschuß in Bromberg und vom Zentralausschuß für
Wahrung deutscher Interessen im Westgürtel von Deutsch-Posen zu Meseritz. Die
Frankfurter Nationalversammlung erkannte die Berliner Beschlüsse nicht an.
Unterdessen waren die Ermittelungen betreffs der neuen Demarkationslinie zum


Die Sonderstellung des Netzedistrikts

polnischen Bauernstand. Das polnische Nationalkomitee betrieb die Wahlen zu
einem besonderen Landtag in Posen, während das deutsche Nationalkomitee in
ganz Posen die Wahlen zur Nationalversammlung aufschrieb. Am 26. April
bestimmte der König noch genauer die Abgrenzung seiner Kabinettsorder vom
14. April. Die damit gezogene Demarkationslinie beruhte teils auf ethnischen,
leis auf strategischen Gesichtspunkten. Durch sie wurde die Festung Posen und
mit ihr ein Teil des überwiegend polnischen Kreises Posen noch zu dem deutschen
Gebiet zugezogen, das nun aus dem Netzedistrikt mit Ausnahme eines Teiles des
Kreises Jnowrazlaw, aus den Kreisen Birnbaum, Meseritz, Bomst, Fraustadt,
Sander, But, dem westlichen Teile der Kreise Obornik und Posen mit Stadt und
Festung Posen, dem südlichen Teil der Kreise Kröben und Krotoschin und der
Stadt Kempen bestehen sollte. Der übrige Teil sollte polnische Verwaltung unter
einem besonderen polnischen Regierungspräsidenten erhalten. Unter Bezugnahme
auf die Kabinettsorder vom 14. April nahm der Bundestag am 22. April die dort
bezeichneten Teile Posens nebst einem Teil der Kreise But und Kröben mit zu¬
sammen fast 600 000 Einwohnern in den Deutschen Bund auf, am 2. Mai dazu
ferner unter Bezugnahme auf die Kabinettsorder vom 26. April die Stadt und
Festung Posen mit dem dort bezeichneten Teil der Provinz mit fast 280 000
Einwohnern. Eine vorläufige Demarkationslinie auf Grund der Arbeiten des
Generals Pfuel wird am 12. Mai veröffentlicht.

Die ganze Posener Frage wurde dagegen in den Verhandlungen des Vor¬
parlaments und der Nationalversammlung aufs neue aufgerollte Die technische
Seite der Abgrenzungsfrage kommt auf dem Vorparlament noch nicht zur Erörte¬
rung. Dort stehen sich aber bereits die liberal-humanitären Polenschwärmer und
die Verfechter deutschnationaler und strategischer Gesichtspunkte gegenüber. Auf
den Vorschlag Heinrich von Gagerns wird die Abgrenzung noch nicht vor¬
genommen, die Frage der Zulassung der Posener Abgeordneten zur National¬
versammlung dem Legitimationsausschuß überlassen. Im Fünfziger-Ausschuß, der
die Nationalversammlung vorbereiten soll, fordert die Rechte die Anerkennung
der Bundestagsbeschlüsse vom 22. April und vom 2. Mai betr. Einbeziehung der
deutschen Teile Posens in den Deutschen Bund. Auch der Ausschuß überweist
die Frage der Nationalversammlung zur endgültigen Entscheidung. Die Wahl
zur Nationalversammlung kommt in dem diesseits der Demarkationslinie
gelegenen Teil Posens im Laufe des Mai zustande. Auf der Eröffnung des
Parlaments am 18. Mai waren acht Vertreter aus Czarnikau-Kolmar, Birnbaum-
Meseritz, Frauftadt-Bomst, Hohensalza, Schubin. Bromberg-Wirsitz, Bomst Meseritz,
Wirsitz-Kolmar anwesend. Die Vertreter für Posen Stadt und Land, Krotoschin
und But°Sander trafen erst später ein. In einem polnischen Wahlprotest war
immerhin die Bereitwilligkeit ausgesprochen, alle Landstriche an Deutschland
abzutreten, wo sich die Mehrzahl der Bevölkerung dafür erklären würde. Der
Kampf um die Teilnahmeberechtigung der Posener Abgeordneten zog sich noch
lange hin, endigte aber mit dem Sieg des Deutschtums, wobei 71 Abgeordnete
der Linken sich der Stimme enthielten. Die endgültige Festlegung der Demar¬
kationslinie wurde weiteren Erhebungen durch die Neichszentralgewalt vorbehalten.

Am 26. Oktober verwarf dagegen die preußische Nationalversammlung in
Berlin den Gedanken einer Demarkationslinie und beschloß auf den Antrag der
Linken, das Verhältnis der Provinz Posen zu Preußen solle bleiben wie bisher,
wobei in dem deutschen Teil eine große Erregung entstand. In Bromberg berief
der Zentralbürgerausschuß am 5. November eine Volksversammlung, die sich für
den Frankfurter Standpunkt der Absonderung des deutschen vom polnischen Teile
und des engen Anschlusses des deutschen Gebietes an Deutschland aussprach. Es
gingen eine Reihe Proteste nach Berlin, unter anderem vom deutschen Bürger¬
verein und vom Kreisbürgerausschuß in Bromberg und vom Zentralausschuß für
Wahrung deutscher Interessen im Westgürtel von Deutsch-Posen zu Meseritz. Die
Frankfurter Nationalversammlung erkannte die Berliner Beschlüsse nicht an.
Unterdessen waren die Ermittelungen betreffs der neuen Demarkationslinie zum


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[0096] Die Sonderstellung des Netzedistrikts polnischen Bauernstand. Das polnische Nationalkomitee betrieb die Wahlen zu einem besonderen Landtag in Posen, während das deutsche Nationalkomitee in ganz Posen die Wahlen zur Nationalversammlung aufschrieb. Am 26. April bestimmte der König noch genauer die Abgrenzung seiner Kabinettsorder vom 14. April. Die damit gezogene Demarkationslinie beruhte teils auf ethnischen, leis auf strategischen Gesichtspunkten. Durch sie wurde die Festung Posen und mit ihr ein Teil des überwiegend polnischen Kreises Posen noch zu dem deutschen Gebiet zugezogen, das nun aus dem Netzedistrikt mit Ausnahme eines Teiles des Kreises Jnowrazlaw, aus den Kreisen Birnbaum, Meseritz, Bomst, Fraustadt, Sander, But, dem westlichen Teile der Kreise Obornik und Posen mit Stadt und Festung Posen, dem südlichen Teil der Kreise Kröben und Krotoschin und der Stadt Kempen bestehen sollte. Der übrige Teil sollte polnische Verwaltung unter einem besonderen polnischen Regierungspräsidenten erhalten. Unter Bezugnahme auf die Kabinettsorder vom 14. April nahm der Bundestag am 22. April die dort bezeichneten Teile Posens nebst einem Teil der Kreise But und Kröben mit zu¬ sammen fast 600 000 Einwohnern in den Deutschen Bund auf, am 2. Mai dazu ferner unter Bezugnahme auf die Kabinettsorder vom 26. April die Stadt und Festung Posen mit dem dort bezeichneten Teil der Provinz mit fast 280 000 Einwohnern. Eine vorläufige Demarkationslinie auf Grund der Arbeiten des Generals Pfuel wird am 12. Mai veröffentlicht. Die ganze Posener Frage wurde dagegen in den Verhandlungen des Vor¬ parlaments und der Nationalversammlung aufs neue aufgerollte Die technische Seite der Abgrenzungsfrage kommt auf dem Vorparlament noch nicht zur Erörte¬ rung. Dort stehen sich aber bereits die liberal-humanitären Polenschwärmer und die Verfechter deutschnationaler und strategischer Gesichtspunkte gegenüber. Auf den Vorschlag Heinrich von Gagerns wird die Abgrenzung noch nicht vor¬ genommen, die Frage der Zulassung der Posener Abgeordneten zur National¬ versammlung dem Legitimationsausschuß überlassen. Im Fünfziger-Ausschuß, der die Nationalversammlung vorbereiten soll, fordert die Rechte die Anerkennung der Bundestagsbeschlüsse vom 22. April und vom 2. Mai betr. Einbeziehung der deutschen Teile Posens in den Deutschen Bund. Auch der Ausschuß überweist die Frage der Nationalversammlung zur endgültigen Entscheidung. Die Wahl zur Nationalversammlung kommt in dem diesseits der Demarkationslinie gelegenen Teil Posens im Laufe des Mai zustande. Auf der Eröffnung des Parlaments am 18. Mai waren acht Vertreter aus Czarnikau-Kolmar, Birnbaum- Meseritz, Frauftadt-Bomst, Hohensalza, Schubin. Bromberg-Wirsitz, Bomst Meseritz, Wirsitz-Kolmar anwesend. Die Vertreter für Posen Stadt und Land, Krotoschin und But°Sander trafen erst später ein. In einem polnischen Wahlprotest war immerhin die Bereitwilligkeit ausgesprochen, alle Landstriche an Deutschland abzutreten, wo sich die Mehrzahl der Bevölkerung dafür erklären würde. Der Kampf um die Teilnahmeberechtigung der Posener Abgeordneten zog sich noch lange hin, endigte aber mit dem Sieg des Deutschtums, wobei 71 Abgeordnete der Linken sich der Stimme enthielten. Die endgültige Festlegung der Demar¬ kationslinie wurde weiteren Erhebungen durch die Neichszentralgewalt vorbehalten. Am 26. Oktober verwarf dagegen die preußische Nationalversammlung in Berlin den Gedanken einer Demarkationslinie und beschloß auf den Antrag der Linken, das Verhältnis der Provinz Posen zu Preußen solle bleiben wie bisher, wobei in dem deutschen Teil eine große Erregung entstand. In Bromberg berief der Zentralbürgerausschuß am 5. November eine Volksversammlung, die sich für den Frankfurter Standpunkt der Absonderung des deutschen vom polnischen Teile und des engen Anschlusses des deutschen Gebietes an Deutschland aussprach. Es gingen eine Reihe Proteste nach Berlin, unter anderem vom deutschen Bürger¬ verein und vom Kreisbürgerausschuß in Bromberg und vom Zentralausschuß für Wahrung deutscher Interessen im Westgürtel von Deutsch-Posen zu Meseritz. Die Frankfurter Nationalversammlung erkannte die Berliner Beschlüsse nicht an. Unterdessen waren die Ermittelungen betreffs der neuen Demarkationslinie zum

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/96>, abgerufen am 05.02.2025.