Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches schaffen. Aber zu einer Volkswehr gebraucht man das Volk, das Proletariat und Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Graf Brockdorff-Rcmtzau empfing So schlecht es uns geht, -- daß die deutsche <Seele, dieses klangreiche In¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Von Max Schmarotzer der Revolution. [Spaltenumbruch]
Adolf Plessner, der "Herausgeber" des [Ende Spaltensatz] Maßgebliches und Unmaßgebliches schaffen. Aber zu einer Volkswehr gebraucht man das Volk, das Proletariat und Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Graf Brockdorff-Rcmtzau empfing So schlecht es uns geht, — daß die deutsche <Seele, dieses klangreiche In¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Von Max Schmarotzer der Revolution. [Spaltenumbruch]
Adolf Plessner, der „Herausgeber" des [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0070" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335252"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_285" prev="#ID_284"> schaffen. Aber zu einer Volkswehr gebraucht man das Volk, das Proletariat und<lb/> nicht die Generale. Wenn ein Aufruf sich an die Soldaten, Offiziere und<lb/> Studenten richtete, so ist das eine Schamlosigkeit sondergleichen. (Begeistertes<lb/> Bravo I) Die Offiziere sind in unseren Augen keine erstklassiger Menschen und<lb/> wir wollen nicht mit ihnen an einem Strange ziehen, mag kommen, was da<lb/> wolle. Stehen wir nicht einig zusammen, so sind wir verloren. Der Arbeiter<lb/> darf nicht glauben, dasz die Soldaten, die jetzt Berlin vom Terrorismus befreien,<lb/> seine Feinde sind. Wir Soldaten sind auch Proletarier! (Bravo I) Wir wollen uns<lb/> mit den Arbeitern zusammenschlieszen, um unser so tief gebeugtes Volk wieder empor<lb/> zu richten. Mag es eine Unabsichtlichkeit gewesen sein, den jetzt anrückenden<lb/> Gardetruppen als Kennzeichen eine weiße Binde um den Arm zu legen, so müssen<lb/> wir doch energisch dagegen Einspruch erheben: denn damit setzen sie sich in den<lb/> schärfsten Widerspruch zur Berliner Garnison. Die ganze rote Armee ist von der<lb/> weißen Garde entwaffnet worden. (Pfuirufe.) Wir verlangen Schutz gegen diese<lb/> Elemente und wir müssen uns energisch davor hüten, von einem Extrem ins<lb/> andere zu fallen. Unser größter Feind ist nicht Spartakus, dessen terroristische<lb/> Akte wir nur bekämpfen, sondern unser schlimmster Feind ist die Reaktion. Wir<lb/> lehnen es auf das schroffste ab, unsere Waffen auszuliefern, um so mehr, da wir<lb/> nicht wissen, in welche Hände sie fallen."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_286"> Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Graf Brockdorff-Rcmtzau empfing<lb/> kürzlich einige Herren, um durch Verlesung einer Note mit dem für die Politik so<lb/> wichtigen Instrument der Presse in Fühlung zu treten. Der neue Chef des<lb/> Auswärtigen Amts führte unter anderm aus, daß, wie schwere Anforderungen<lb/> auch die nächste Zeit an uns stellen werde, ein Grund zum Verzweifeln nur dann<lb/> vorhanden sei, wenn wir uns selbst nicht die nötige Kraft zutrauen, als einiges<lb/> Volk zu den endgültigen Friedensverhandlungen zu gehen. Und gleichsam, als<lb/> wollte er neben der Hoffnung und dem Vertrauen in die Stärke der deutschen<lb/> Volksseele, das in diesen Worten liegt, bescheiden seine eigene Machtlosigkeit<lb/> dem augenblicklichen Chaos gegenüber bekennen, flocht er in seine Darlegung den<lb/> Gedanken: „Auf zertrümmerten Geigen konnte auch ein Sarasato nicht spielen."</p><lb/> <p xml:id="ID_287"> So schlecht es uns geht, — daß die deutsche <Seele, dieses klangreiche In¬<lb/> strument, zertrümmert sein sollte, will ich nicht glauben. Ihr Gehäuse ist un¬<lb/> ansehnlich geworden; einige Saiten sind überzogen, andere gesprungen. Männer,<lb/> die ihr Volk lieben und dessen Wohl über persönliche und parteiische Interessen<lb/> stellen, werden auch die Handhabe finden, seine Seele wieder tönen zu lassen. Sie<lb/> wandeln unter uns, wenn auch noch nicht erkennbar.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_288" next="#ID_289"> Von Max<lb/> Weber stammt, wenn ich nicht irre, die<lb/> treffende Unterscheidung zwischen solchen, die<lb/> für die, und solchen, die von der Revolution<lb/> leben. Zur zweiten Kategorie gehören neben<lb/> den „Männern der Tat" (KolsLnswismus<lb/> Asisticus) vor allem jene geistigen Schmarotzer,<lb/> die im Zeichen der Zensurfreiheit ihr Wider-<lb/> liebes Dasein fristen. Beispielsweise Herr</p> <div n="2"> <head> Schmarotzer der Revolution. </head> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_289" prev="#ID_288" next="#ID_290"> Adolf Plessner, der „Herausgeber" des<lb/> „Galgens", jener „Internationalen Zeitschrift<lb/> (siel) für alle kulturellen Interessen", die als<lb/> „Offizielles Publikationsorgan der deutschen<lb/> Sozialaristokratie" (Bund der Freien Deutsch-<lb/> lands) die innere Beziehung zu Revolution<lb/> und Titel durch kreischend rotes Papier und<lb/> das „Aristokratische" durch den selbst in<lb/> unseren Zeiten für sechs Druckspalten „außer-</p><lb/> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
schaffen. Aber zu einer Volkswehr gebraucht man das Volk, das Proletariat und
nicht die Generale. Wenn ein Aufruf sich an die Soldaten, Offiziere und
Studenten richtete, so ist das eine Schamlosigkeit sondergleichen. (Begeistertes
Bravo I) Die Offiziere sind in unseren Augen keine erstklassiger Menschen und
wir wollen nicht mit ihnen an einem Strange ziehen, mag kommen, was da
wolle. Stehen wir nicht einig zusammen, so sind wir verloren. Der Arbeiter
darf nicht glauben, dasz die Soldaten, die jetzt Berlin vom Terrorismus befreien,
seine Feinde sind. Wir Soldaten sind auch Proletarier! (Bravo I) Wir wollen uns
mit den Arbeitern zusammenschlieszen, um unser so tief gebeugtes Volk wieder empor
zu richten. Mag es eine Unabsichtlichkeit gewesen sein, den jetzt anrückenden
Gardetruppen als Kennzeichen eine weiße Binde um den Arm zu legen, so müssen
wir doch energisch dagegen Einspruch erheben: denn damit setzen sie sich in den
schärfsten Widerspruch zur Berliner Garnison. Die ganze rote Armee ist von der
weißen Garde entwaffnet worden. (Pfuirufe.) Wir verlangen Schutz gegen diese
Elemente und wir müssen uns energisch davor hüten, von einem Extrem ins
andere zu fallen. Unser größter Feind ist nicht Spartakus, dessen terroristische
Akte wir nur bekämpfen, sondern unser schlimmster Feind ist die Reaktion. Wir
lehnen es auf das schroffste ab, unsere Waffen auszuliefern, um so mehr, da wir
nicht wissen, in welche Hände sie fallen."
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Graf Brockdorff-Rcmtzau empfing
kürzlich einige Herren, um durch Verlesung einer Note mit dem für die Politik so
wichtigen Instrument der Presse in Fühlung zu treten. Der neue Chef des
Auswärtigen Amts führte unter anderm aus, daß, wie schwere Anforderungen
auch die nächste Zeit an uns stellen werde, ein Grund zum Verzweifeln nur dann
vorhanden sei, wenn wir uns selbst nicht die nötige Kraft zutrauen, als einiges
Volk zu den endgültigen Friedensverhandlungen zu gehen. Und gleichsam, als
wollte er neben der Hoffnung und dem Vertrauen in die Stärke der deutschen
Volksseele, das in diesen Worten liegt, bescheiden seine eigene Machtlosigkeit
dem augenblicklichen Chaos gegenüber bekennen, flocht er in seine Darlegung den
Gedanken: „Auf zertrümmerten Geigen konnte auch ein Sarasato nicht spielen."
So schlecht es uns geht, — daß die deutsche <Seele, dieses klangreiche In¬
strument, zertrümmert sein sollte, will ich nicht glauben. Ihr Gehäuse ist un¬
ansehnlich geworden; einige Saiten sind überzogen, andere gesprungen. Männer,
die ihr Volk lieben und dessen Wohl über persönliche und parteiische Interessen
stellen, werden auch die Handhabe finden, seine Seele wieder tönen zu lassen. Sie
wandeln unter uns, wenn auch noch nicht erkennbar.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Von Max
Weber stammt, wenn ich nicht irre, die
treffende Unterscheidung zwischen solchen, die
für die, und solchen, die von der Revolution
leben. Zur zweiten Kategorie gehören neben
den „Männern der Tat" (KolsLnswismus
Asisticus) vor allem jene geistigen Schmarotzer,
die im Zeichen der Zensurfreiheit ihr Wider-
liebes Dasein fristen. Beispielsweise Herr
Schmarotzer der Revolution.
Adolf Plessner, der „Herausgeber" des
„Galgens", jener „Internationalen Zeitschrift
(siel) für alle kulturellen Interessen", die als
„Offizielles Publikationsorgan der deutschen
Sozialaristokratie" (Bund der Freien Deutsch-
lands) die innere Beziehung zu Revolution
und Titel durch kreischend rotes Papier und
das „Aristokratische" durch den selbst in
unseren Zeiten für sechs Druckspalten „außer-
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