Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches erweitern möchte, müssen sie alle befriedigt werden, die vom Quell der Bilduna Maßgebliches ur> Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] A. Hoffman", und K. Hiinisch. Zur Ent¬ Das kollegiale Zusammenarbeiten der Die Geduld Konrad Hänischs, mit der er der gröblichste" kulturpolitischen Greueltaten Im ersten Januarheft der "Glocke" sucht Maßgebliches und Unmaßgebliches erweitern möchte, müssen sie alle befriedigt werden, die vom Quell der Bilduna Maßgebliches ur> Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] A. Hoffman», und K. Hiinisch. Zur Ent¬ Das kollegiale Zusammenarbeiten der Die Geduld Konrad Hänischs, mit der er der gröblichste» kulturpolitischen Greueltaten Im ersten Januarheft der „Glocke" sucht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335219"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_162" prev="#ID_161"> erweitern möchte, müssen sie alle befriedigt werden, die vom Quell der Bilduna<lb/> trinken wollen. Je dehnbarer die ganze Anlage des Lehrbetriebes ist, je sorg¬<lb/> fältiger die jeweilige Znsammensetzung der Hörerschaft und ihre wechselnden<lb/> Bedürfnisse beachtet werden, je feiner die Vorlesungen und Übungen vom Elementar¬<lb/> kursus bis zum Oberseminar und zum wissenschaftlichen Besprechungsabend<lb/> gegliedert und abgestuft werden, um so vollkommener wird die deutsche »Umversit?<lb/> lZxtenswn" ihre große Aufgabe erfüllen und, dank dem festen Zugreifen der<lb/> Regierung und hoffentlich der Opferwilligkeit deutscher Mitbürger und städtischer<lb/> Verwaltungen, ihr engliches Vorbild nicht bloß einholen, fondern überflügeln.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches ur> Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_163"> A. Hoffman», und K. Hiinisch. Zur Ent¬<lb/> stehungsgeschichte des Rsformprogramms des<lb/> preußischen Kultusministeriums, das Dr. Max<lb/> Hildebert Bochen in Ur. 50 der Grenzboten<lb/> einer interessanten Kritik unterzogen hat, er¬<lb/> halten wir von bestunterrichteter Seite einige<lb/> Einzelheiten, die wir unseren Lesern nicht<lb/> vorenthalten wollen, da sie ein merkwürdiges<lb/> Licht auf die Art und Weise werfen, wie im<lb/> Bannkreis Adolf Hoffmanns in Kultur „je-<lb/> nuicht" wurde. In später Stunde unmittelbar<lb/> vor einer Parteisitzung versammelte Hoffmann<lb/> einige seiner Getreuen im Ministerium um<lb/> sich und verlangte von ihnen als Unterlagen<lb/> sür ein Referat vor seinen „Jenossen" ein<lb/> Exposee über das neue Kulturprogramm.<lb/> Das in wenigen Minuten von einem der An¬<lb/> wesenden hingeworfene Konzept hat Hoffmann<lb/> alsdann als offiziöse Kundgebung des Kultus¬<lb/> ministeriums brühwarm der „Freiheit" zur<lb/> Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auch<lb/> die überstürzte Aufrollung der Entstaatlichung<lb/> der Kirche ist lediglich auf das Drängen<lb/> Hoffmanns zurückzuführen, der sogar damit<lb/> gedroht hat, die Frage nach Art des Doktor<lb/> Eisenbart durch Arbeiter- und Soldatenräte<lb/> „lösen" zu lassen.</p> <p xml:id="ID_164"> Das kollegiale Zusammenarbeiten der<lb/> beiden Kullurgewnltigen erinnert immer<lb/> mehr an die „Arbeitsteilung" zwischen einem,<lb/> der sich mit Petroleumkanne und Streich¬<lb/> hölzern als Brandstifter sich betätigt und<lb/> einem anderen, der mit Spritze und Lösch¬<lb/> eimer hinter ihm her ist, um das angerichtete<lb/> Unheil halbwegs wieder gut zu machen.</p> <p xml:id="ID_165" next="#ID_166"> Die Geduld Konrad Hänischs, mit der er<lb/> sich zu der Sysiphnsarbeit hergab, wenigstens</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_166" prev="#ID_165"> der gröblichste» kulturpolitischen Greueltaten<lb/> seines Zehn-Gebote^Jenossen die Spitze abzu-<lb/> biegen, verdient den Dank und die Anerkennung<lb/> gerade auch des bürgerlichen Lagers. Das heitere<lb/> Treiben Hoffmanns und der kleinen Propheten<lb/> aus seinem Stäbe — (der „Pressechef", weiland<lb/> „Friedhofsverwalter" Hnrndt mit seinen<lb/> stilistischen Fähigkeiten, die seines Meisters<lb/> Wahrhaft würdig sind, ist ein besonders<lb/> drolliger Koch in Neupreußens kulturpolitischer<lb/> Garküche) —nötigte Hänisch zu jenen dauernden<lb/> Nichtigstellungen, durch die die Öffentlich¬<lb/> keit bereits auf das freundbrüderliche Ver¬<lb/> hältnis der Hoffmann-Jüngerschaft und der<lb/> nicht von jeglicher Vernunft und Einsicht<lb/> unabhängigen Gefolgschaft Hänischs inner¬<lb/> halb des Kultusministeriums aufmerksam ge¬<lb/> worden ist.</p> <p xml:id="ID_167" next="#ID_168"> Im ersten Januarheft der „Glocke" sucht<lb/> Haenisch seine Partei von dem Vorwurf der<lb/> Religionsfeindschaft zu reinigen, indem er<lb/> mit großer Offenherzigkeit die auf die Kirche<lb/> und die Pflege der Religion bezüglichen Er¬<lb/> lasse der sozialistischen Regierung als kolossale<lb/> politische Dummheiten kennzeichnet. Er spricht<lb/> von „rechthaberischem Eigensinn", der das<lb/> Gute will und das Böse schafft, von „klein¬<lb/> bürgerlicher Beschränktheit, die sich Wunder<lb/> wie revolutionär dünkt, in Wirklichkeit aber<lb/> durch und durch reaktionär wirkt, die gern<lb/> von Weltrevolution faselt, tatsächlich aber<lb/> nicht über die Grenzen von Berlin O und<lb/> Berlin N hinauszusehen vermag", kurz er läßt<lb/> es nicht an Deutlichkeit fehlen, und man begreift<lb/> Wohl, daß er angesichts der „Kulturpolitik"<lb/> seines Ministerkollegen an dieser „ahnungs¬<lb/> losen Kleinbürgerei" verzweifeln möchte. Die</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
erweitern möchte, müssen sie alle befriedigt werden, die vom Quell der Bilduna
trinken wollen. Je dehnbarer die ganze Anlage des Lehrbetriebes ist, je sorg¬
fältiger die jeweilige Znsammensetzung der Hörerschaft und ihre wechselnden
Bedürfnisse beachtet werden, je feiner die Vorlesungen und Übungen vom Elementar¬
kursus bis zum Oberseminar und zum wissenschaftlichen Besprechungsabend
gegliedert und abgestuft werden, um so vollkommener wird die deutsche »Umversit?
lZxtenswn" ihre große Aufgabe erfüllen und, dank dem festen Zugreifen der
Regierung und hoffentlich der Opferwilligkeit deutscher Mitbürger und städtischer
Verwaltungen, ihr engliches Vorbild nicht bloß einholen, fondern überflügeln.
Maßgebliches ur> Unmaßgebliches
A. Hoffman», und K. Hiinisch. Zur Ent¬
stehungsgeschichte des Rsformprogramms des
preußischen Kultusministeriums, das Dr. Max
Hildebert Bochen in Ur. 50 der Grenzboten
einer interessanten Kritik unterzogen hat, er¬
halten wir von bestunterrichteter Seite einige
Einzelheiten, die wir unseren Lesern nicht
vorenthalten wollen, da sie ein merkwürdiges
Licht auf die Art und Weise werfen, wie im
Bannkreis Adolf Hoffmanns in Kultur „je-
nuicht" wurde. In später Stunde unmittelbar
vor einer Parteisitzung versammelte Hoffmann
einige seiner Getreuen im Ministerium um
sich und verlangte von ihnen als Unterlagen
sür ein Referat vor seinen „Jenossen" ein
Exposee über das neue Kulturprogramm.
Das in wenigen Minuten von einem der An¬
wesenden hingeworfene Konzept hat Hoffmann
alsdann als offiziöse Kundgebung des Kultus¬
ministeriums brühwarm der „Freiheit" zur
Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auch
die überstürzte Aufrollung der Entstaatlichung
der Kirche ist lediglich auf das Drängen
Hoffmanns zurückzuführen, der sogar damit
gedroht hat, die Frage nach Art des Doktor
Eisenbart durch Arbeiter- und Soldatenräte
„lösen" zu lassen.
Das kollegiale Zusammenarbeiten der
beiden Kullurgewnltigen erinnert immer
mehr an die „Arbeitsteilung" zwischen einem,
der sich mit Petroleumkanne und Streich¬
hölzern als Brandstifter sich betätigt und
einem anderen, der mit Spritze und Lösch¬
eimer hinter ihm her ist, um das angerichtete
Unheil halbwegs wieder gut zu machen.
Die Geduld Konrad Hänischs, mit der er
sich zu der Sysiphnsarbeit hergab, wenigstens
der gröblichste» kulturpolitischen Greueltaten
seines Zehn-Gebote^Jenossen die Spitze abzu-
biegen, verdient den Dank und die Anerkennung
gerade auch des bürgerlichen Lagers. Das heitere
Treiben Hoffmanns und der kleinen Propheten
aus seinem Stäbe — (der „Pressechef", weiland
„Friedhofsverwalter" Hnrndt mit seinen
stilistischen Fähigkeiten, die seines Meisters
Wahrhaft würdig sind, ist ein besonders
drolliger Koch in Neupreußens kulturpolitischer
Garküche) —nötigte Hänisch zu jenen dauernden
Nichtigstellungen, durch die die Öffentlich¬
keit bereits auf das freundbrüderliche Ver¬
hältnis der Hoffmann-Jüngerschaft und der
nicht von jeglicher Vernunft und Einsicht
unabhängigen Gefolgschaft Hänischs inner¬
halb des Kultusministeriums aufmerksam ge¬
worden ist.
Im ersten Januarheft der „Glocke" sucht
Haenisch seine Partei von dem Vorwurf der
Religionsfeindschaft zu reinigen, indem er
mit großer Offenherzigkeit die auf die Kirche
und die Pflege der Religion bezüglichen Er¬
lasse der sozialistischen Regierung als kolossale
politische Dummheiten kennzeichnet. Er spricht
von „rechthaberischem Eigensinn", der das
Gute will und das Böse schafft, von „klein¬
bürgerlicher Beschränktheit, die sich Wunder
wie revolutionär dünkt, in Wirklichkeit aber
durch und durch reaktionär wirkt, die gern
von Weltrevolution faselt, tatsächlich aber
nicht über die Grenzen von Berlin O und
Berlin N hinauszusehen vermag", kurz er läßt
es nicht an Deutlichkeit fehlen, und man begreift
Wohl, daß er angesichts der „Kulturpolitik"
seines Ministerkollegen an dieser „ahnungs¬
losen Kleinbürgerei" verzweifeln möchte. Die
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