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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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ZVozu brauchen wir die deutschen Volksräte?

Wo Güter neben dem Dorfe sind oder wo Dörfer zu Gutsbezirken gehören,
gehört auch eine Vertreiung des Großgrundbesitzes hinein. Mit einem Wort:
in den deutschen Volksräle müssen alle Interessen der deutschen Bevölkerung
vertreten sein. Ich bitte Sie, wenn Sie die Gründung in den einzelnen Ort¬
schaften vorgenommen haben, dieses an den Obmann des Volksratcs in Ratel
mitzuteilen, der dann das Weitere an die Zentrale in Bromberg leiten wird.
Es wird dann in der nächsten Zeit eine Delegiertenversammlung für den Kreis
Wirsitz zusammen gerufen. Diese Delegiertenversammlung wird den Voksrat
für den Kreis Wirsitz zu wählen haben. Aus den Volksräten der 12 Kreise
des Netzedistrikts wird dann der Bezirksvolksrat des Netzedistrikts zusammen¬
treten in einer Delegiertenversammlung von auch annähernd 100 bis 150
Personen und die werden in Bromberg zusammentreten und so werden wir in
einer Pyramide aufgebaut, heraus aus den breiten Schichten des Volkes bis
hinauf zur obersten Stelle einer Selbstverwaltung, einer deutschen Selbstver¬
waltung, die neben der polnischen befähigt ist, der Regierung, die ja auch
unparteiisch sein muß, unsern Willen aufzuzwingen und sie zu instruieren, das
Interesse des Deutschtums auch nachdrücklich zu vertreten. Es darf nicht wieder
vorkommen, daß einfach die polnischen Volksräle die deutsche Regierung über¬
rumpeln und kein Deutschtum vorhanden ist, das diese Regierung stützt. Wir
brauchen die deutschen Volksrüte, um die Bureaukratie stark zu machen im deutschen
Sinne. Meine Damen und Herren! In wenigen Monaten wird sich vielleicht
auch der Friede über Europa senken, wenn wir dann bei den Friedensverhand¬
lungen auftreten können mit 3000 deutschen Volksräten aus der Provinz Posen
und ebenso vielen aus der Provinz Westpreußen, dann werden die Herren an
dem grünen Tischen in Paris doch werken, daß hier auch Deutsche sind in der
Provinz und daß es nicht nur Polen gibt. Denn das ist das einzige Bild,
das die Leute davon haben, daß sie sich einbilden, eine deutsche Minderheit
säße hier und bedrücke die Polen. Wir werden durch unsere großen Volksräte
zeigen, daß wir 850 000 Deutsche in der Provinz Posen sind, die ihr Recht
verlangen und daß es unmöglich ist, den Weltfrieden anzubahnen, wenn das
Deutschtum in der Ostmark unterliegt. Dann werden wir auch ganz im Sinne
Wilsons dafür sorgen können, "daß alle klar umschriebenen nationalen An¬
sprüche die weitestgehende Befriedigung finden, die ihnen zuteil werden kmiR,
ohne neue oder die Verewigung alter Elemente von Zwist und Gegnerschaft,
die den Frieden Europas und somit der ganzen Welt wahrscheinlich bald wieder
stören würden". Meine Damen und HerrenI Wer fein Recht haben will,
muß auch den Mut haben, fein Recht zu fordern und zu betonen nach innen
und außen. Und deshalb nochmal, meine Damen und Herren:

Gründen Sie deutsche Volksrätel"




ZVozu brauchen wir die deutschen Volksräte?

Wo Güter neben dem Dorfe sind oder wo Dörfer zu Gutsbezirken gehören,
gehört auch eine Vertreiung des Großgrundbesitzes hinein. Mit einem Wort:
in den deutschen Volksräle müssen alle Interessen der deutschen Bevölkerung
vertreten sein. Ich bitte Sie, wenn Sie die Gründung in den einzelnen Ort¬
schaften vorgenommen haben, dieses an den Obmann des Volksratcs in Ratel
mitzuteilen, der dann das Weitere an die Zentrale in Bromberg leiten wird.
Es wird dann in der nächsten Zeit eine Delegiertenversammlung für den Kreis
Wirsitz zusammen gerufen. Diese Delegiertenversammlung wird den Voksrat
für den Kreis Wirsitz zu wählen haben. Aus den Volksräten der 12 Kreise
des Netzedistrikts wird dann der Bezirksvolksrat des Netzedistrikts zusammen¬
treten in einer Delegiertenversammlung von auch annähernd 100 bis 150
Personen und die werden in Bromberg zusammentreten und so werden wir in
einer Pyramide aufgebaut, heraus aus den breiten Schichten des Volkes bis
hinauf zur obersten Stelle einer Selbstverwaltung, einer deutschen Selbstver¬
waltung, die neben der polnischen befähigt ist, der Regierung, die ja auch
unparteiisch sein muß, unsern Willen aufzuzwingen und sie zu instruieren, das
Interesse des Deutschtums auch nachdrücklich zu vertreten. Es darf nicht wieder
vorkommen, daß einfach die polnischen Volksräle die deutsche Regierung über¬
rumpeln und kein Deutschtum vorhanden ist, das diese Regierung stützt. Wir
brauchen die deutschen Volksrüte, um die Bureaukratie stark zu machen im deutschen
Sinne. Meine Damen und Herren! In wenigen Monaten wird sich vielleicht
auch der Friede über Europa senken, wenn wir dann bei den Friedensverhand¬
lungen auftreten können mit 3000 deutschen Volksräten aus der Provinz Posen
und ebenso vielen aus der Provinz Westpreußen, dann werden die Herren an
dem grünen Tischen in Paris doch werken, daß hier auch Deutsche sind in der
Provinz und daß es nicht nur Polen gibt. Denn das ist das einzige Bild,
das die Leute davon haben, daß sie sich einbilden, eine deutsche Minderheit
säße hier und bedrücke die Polen. Wir werden durch unsere großen Volksräte
zeigen, daß wir 850 000 Deutsche in der Provinz Posen sind, die ihr Recht
verlangen und daß es unmöglich ist, den Weltfrieden anzubahnen, wenn das
Deutschtum in der Ostmark unterliegt. Dann werden wir auch ganz im Sinne
Wilsons dafür sorgen können, „daß alle klar umschriebenen nationalen An¬
sprüche die weitestgehende Befriedigung finden, die ihnen zuteil werden kmiR,
ohne neue oder die Verewigung alter Elemente von Zwist und Gegnerschaft,
die den Frieden Europas und somit der ganzen Welt wahrscheinlich bald wieder
stören würden". Meine Damen und HerrenI Wer fein Recht haben will,
muß auch den Mut haben, fein Recht zu fordern und zu betonen nach innen
und außen. Und deshalb nochmal, meine Damen und Herren:

Gründen Sie deutsche Volksrätel"




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[0204] ZVozu brauchen wir die deutschen Volksräte? Wo Güter neben dem Dorfe sind oder wo Dörfer zu Gutsbezirken gehören, gehört auch eine Vertreiung des Großgrundbesitzes hinein. Mit einem Wort: in den deutschen Volksräle müssen alle Interessen der deutschen Bevölkerung vertreten sein. Ich bitte Sie, wenn Sie die Gründung in den einzelnen Ort¬ schaften vorgenommen haben, dieses an den Obmann des Volksratcs in Ratel mitzuteilen, der dann das Weitere an die Zentrale in Bromberg leiten wird. Es wird dann in der nächsten Zeit eine Delegiertenversammlung für den Kreis Wirsitz zusammen gerufen. Diese Delegiertenversammlung wird den Voksrat für den Kreis Wirsitz zu wählen haben. Aus den Volksräten der 12 Kreise des Netzedistrikts wird dann der Bezirksvolksrat des Netzedistrikts zusammen¬ treten in einer Delegiertenversammlung von auch annähernd 100 bis 150 Personen und die werden in Bromberg zusammentreten und so werden wir in einer Pyramide aufgebaut, heraus aus den breiten Schichten des Volkes bis hinauf zur obersten Stelle einer Selbstverwaltung, einer deutschen Selbstver¬ waltung, die neben der polnischen befähigt ist, der Regierung, die ja auch unparteiisch sein muß, unsern Willen aufzuzwingen und sie zu instruieren, das Interesse des Deutschtums auch nachdrücklich zu vertreten. Es darf nicht wieder vorkommen, daß einfach die polnischen Volksräle die deutsche Regierung über¬ rumpeln und kein Deutschtum vorhanden ist, das diese Regierung stützt. Wir brauchen die deutschen Volksrüte, um die Bureaukratie stark zu machen im deutschen Sinne. Meine Damen und Herren! In wenigen Monaten wird sich vielleicht auch der Friede über Europa senken, wenn wir dann bei den Friedensverhand¬ lungen auftreten können mit 3000 deutschen Volksräten aus der Provinz Posen und ebenso vielen aus der Provinz Westpreußen, dann werden die Herren an dem grünen Tischen in Paris doch werken, daß hier auch Deutsche sind in der Provinz und daß es nicht nur Polen gibt. Denn das ist das einzige Bild, das die Leute davon haben, daß sie sich einbilden, eine deutsche Minderheit säße hier und bedrücke die Polen. Wir werden durch unsere großen Volksräte zeigen, daß wir 850 000 Deutsche in der Provinz Posen sind, die ihr Recht verlangen und daß es unmöglich ist, den Weltfrieden anzubahnen, wenn das Deutschtum in der Ostmark unterliegt. Dann werden wir auch ganz im Sinne Wilsons dafür sorgen können, „daß alle klar umschriebenen nationalen An¬ sprüche die weitestgehende Befriedigung finden, die ihnen zuteil werden kmiR, ohne neue oder die Verewigung alter Elemente von Zwist und Gegnerschaft, die den Frieden Europas und somit der ganzen Welt wahrscheinlich bald wieder stören würden". Meine Damen und HerrenI Wer fein Recht haben will, muß auch den Mut haben, fein Recht zu fordern und zu betonen nach innen und außen. Und deshalb nochmal, meine Damen und Herren: Gründen Sie deutsche Volksrätel"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/204>, abgerufen am 05.02.2025.